Carl Klapp um 1920. Privatarchiv.
Carl (Karl) Heinrich Klapp, (* 10. Februar 1857 in Nieder-Wildungen; † 12. Oktober 1932 in Bad Wildungen), war ein Schuhmachermeister in Bad Wildungen.
Carl Klapp war das älteste Kind der Eheleute Eitel Moritz Klapp und der Christiane Elisabeth Höhle, beide aus Nieder-Wildungen stammend.
Im Jahre 1884 gründete er in dem von ihm erworbenen Haus in der Brunnenstraße 43 ein Schuhgeschäft mit angeschlossener Reparaturwerkstatt. Ein Großteil der Kundschaft rekrutierte sich vorn Lande, sie schätzte vor allem die sehr soliden zweileistigen Krafft'schen Landschuhe, das Paar 9 Mark. Klapp war eine herausragende Persönlichkeit im öffentlichen Leben der Stadt. 1919 war er Führer des Arbeiter- und Soldatenrates und zählte zu den ersten Männern der SPD Wildungens. Einige Male beherbergte er Philipp Scheidemann in seinem Hause. Heute besitzt Uhrmachermeister Volkwein das Gebäude. [1]
Er belebte Anfang des 20. Jahrhunderts den für Wohltätigkeitszwecke gegründeten, zwischenzeitlich eingeschlafenen "Bürgerverein" wieder, um kommunalpolitische Angelegenheiten zu erörtern.[2] Der Vorsitzende Klapp, von seinen Gegnern als überspannter "Gernegroß, der mit aller Gewalt etwas aus sich machen wolle" verspottet, nutzte das Forum nicht nur zur Stimmungsmache gegen die Politik von Gemeindevorstand und Gemeindedrat, sondern auch zur Verbreitung sozialdemokratischer Ideen.[3] Zulauf und Anerkennung verschaffte ihm jedoch weniger sein Parteibuch als seine scharfzüngige Kritik an den städtischen Einrichtungen, so daß weite Teile der Bevölkerung den Eindruck gewannen, er sei "der einzige Mann [...], der den Mut habe, offen die Meinung zu sagen".[4]
Bereits um die Jahrhundertwende bekannte sich Klapp offen zur Sozialdemokratie und nahm regelmäßig als Delegierter und Vertrauensmann im Wahlkreis Waldeck-Pyrmont an Bezirksparteitagen, Versammlungen und Schulungsveranstaltungen in Kassel und Umgebung teil.[4a] Während des 1. Weltkrieges half Klapp, die Wildunger Kriegsjugendwehr auszubilden und initiierte Sammlungen für die Familien minderbemittelter Kriegsteilnehmer. [4b] Am 18. November 1918 eröffnete Carl Klapp im Hotel zur Königsquelle die erste Vollversammlung des Wildunger Arbeiter- und Soldatenrates und gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß er jetzt an die Spitze dieser neuen Bewegung haben treten können. Bei der anschließenden Wahl wurde er zu einem der sechs Mitglieder des Arbeiterrates und zugleich zu dessen Vorsitzendem gewählt.[5] Nach der Neuwahl des Landtags für Waldeck und Pyrmont am 9. März 1919 trat Carl Klapp am 12. März 1919 als Vorsitzender der Arbeiter- und Soldatenrates zurück und aus dem Rat aus. Er erklärte, daß aus seiner Sicht die Aufgabe des Rates mit der Wahl der neuen Landesvertretung erfüllt sei.[6] Er blieb weiter in der SPD aktiv.
Carl Klapp war in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts Vorsitzender des Sportvereins Viktoria, dem Vorläufer des heutigen VfL Bad Wildungen. Der Verein hatte das Ackergrundstück auf dem Sonderrain käuflich erworben, um darauf einen Sportplatz anzulegen, konnte das Eigentum daran aber nicht in das Grundbuch eintragen lassen, weil der Verein noch keine eigene Rechtspersönlichkeit erlangt hatte. Folglich wurde das Grundstück auf den Namen des Vorsitzenden Carl Klapp in das Grundbuch eingetragen. Nachdem der Verein am 01.01.1900 durch Inkrafttreten des BGB selbst rechtsfähig geworden war, ließ Carl Klapp das Grundstück im Grundbuch auf den Verein umschreiben.[7] Hieraus entwickelte sich die Legende, Carl Klapp habe das Grundstück geschenkt oder gestiftet.[8] In den 1960er Jahren schlug daher die SPD-Fraktion in Bad Wildungen vor, eine in Sichtweite befindliche Straßenkreuzung "Carl-Klapp-Platz" zu taufen, mit der Begründung, Carl Klapp habe dem Sportverein Viktoria den Sportplatz an der Odershäuser Straße (heute Herkules-Markt) geschenkt.[9]
Klapp war Mitglied des Waldeckischen Geschichtsvereins, Mitglieds-Nr. 126. [10]
Am 28. Oktober 1888 heiratete Carl Klapp in Nieder-Wildungen die seit dem 26. Oktober 1887 verwitwete Sophie Charlotte Braun, geborene Briele.[11] Mit ihr hatte er drei Kinder:
Karl Klapp jun.
Loni Schlözer, geborene Klapp
Helene Bax, geborene Klapp.
Helene heiratete Gustav Bax, den Sohn des Bäckermeisters Heinrich Bax, der einige Häuser weiter sein Geschäft betrieb (Brunnenstraße 31).
[1] Alle Angaben aus: Gerhard KESSLER, Bad Wildungen in alten Ansichten, Band 2, Zaltbommel/Niederlande, 1992, Nr. 9.
[2] Karl MURK, Die Anfänge der Sozialdemokratie in Waldeck (1890-1929), in: Geschichtsblätter für Waldeck, Band 86 (1998), S. 161-200 [171].
[3] MURK (wie Anm. 2), mit Quellenangabe: Vgl. WLZ Nr. 168 vom 2. Dezember 1910 und Nr. 77 vom 1. April 1911; Berichte des Kreisamtmanns des Eder-Kreises an den Landesdirektor vom 29. September 1910 und vom Oktober 1911 (Staatsarchiv Marburg 122, Nr. 1877).
[4] MURK (wie Anm. 2), mit Quellenangabe: Vgl. Bericht des Kreisamtmanns des Eder-Kreises, Bad Wildungen, Oktober 1911 (Staatsarchiv Marburg 122, 1877).
[4a] MURK (wie Anm. 2), S. 166, mit Quellenangabe: Vgl. Bericht vom 11. Hessischen Provinzialparteitag der SPD, Ausschnitt aus dem "Volksblatt für Hessen und Waldeck" Nr. 48 vom 26. Februar 1901 (StAM 165, Nr. 706).
[4b] MURK (wie Anm. 2), S. 174, mit Quellenangabe: vgl. Bericht des Kreisamtmanns des Eder-Kreises an den Landesdirektor, Bad Wildungen, 8. Oktober 1914 (StAM 122, Nr. 1877).
[5] Wildunger Zeitung vom 19.11.1918; vgl. Heimatmuseum Bad Wildungen (Hrsg.), Ausgewählte Quellen zur Geschichte des Arbeiter- und Soldatenrates Bad Wildungen, Museumspädagogische Quellenhefte, Heft 6 (1988), zusammengestellt von Bernd WELLER, S. 11 (Scan der Dokumente); vgl. auch Bernd WELLER, Arbeiter- und Soldatenräte, in: Bad Wildungen - Die Geschichte von Stadt und Bad, Magistrat der Stadt Wildungen (Hrsg.), Bad Wildungen 1992, S. 137-149 und "Von Arbeiterpartei zur Volkspartei: Streifzug durch SPD-Geschichte in Waldeck, Langer Weg in Mitte der Gesellschaft, Die älteste noch bestehende Partei Deutschlands blickt heute auf ihre 150-jährige Tradition zurück: die SPD.", in: Waldeckische Landeszeitung vom 22.05.2013.
[6] Vgl. Heimatmuseum Bad Wildungen (Hrsg.) (wie Anm. 5), S. 22, 25.
[7] Schriftliche Auskunft (E-Mail) des Stadtarchivs Bad Wildungen, Herr Manfred Hülsebruch, vom 21. Februar 2013.
[8] Vgl. KESSLER (wie Anm. 1).
[9] Schriftliche Auskunft (E-Mail) des Stadtarchivs Bad Wildungen, Herr Manfred Hülsebruch, vom 21. Februar 2013.
[10] Geschichtsblätter für Waldeck und Pyrmont, Band 2 (1902), Mitglieder des Geschichtsvereins für Waldeck und Pyrmont, S. 156-165 [160].
[11] Schriftliche Auskunft (E-Mail) des Stadtarchivs Bad Wildungen, Herr Manfred Hülsebruch, vom 19. Februar 2013, basierend auf den Kirchen- und Standesregistern.