Catharina von Waldeck (* um 1530 in Einbeck; † 1597 in Oberense?).
Catharina war eines von acht Kindern aus der - wohl nicht ehelichen - Beziehung des Bischofs von Münster und Osnabrück, Franz von Waldeck, und der Einbecker Kaufmannstochter Anna Polmann.[1] Um 1552 heiratete sie den Kaufmann Hermann Becker, genannt Hameke, aus Warendorf.[2] Die Beziehungen zwischen den Familien waren vielleicht zunächst geschäftlicher Natur, könnten aber auch dadurch geknüpft worden sein, daß Franz von Waldeck die Stadt Warendorf für eine Woche belagert und die dortige Täuferbewegung niedergeschlagen hat. Catharinas Großvater väterlicherseits, Barthold Polmann, war Leinwandhändler und Gildemeister der Leineweber in Einbeck.[3]
Mit Hermann Becker soll Catharina folgende Kinder gehabt haben:
Engelbert Becker [4]
Anna Hameken, verh. I. Arndt Scheibler, II. Moritz Colbacher [5]
Georg [6]
Ursula [7]
Catharina Leusmann, geb. Becker (um 1570 - 1597)
Mit Schreiben vom 3. Oktober 1555 unterrichtet Graf Johann I. zu Waldeck, ein Cousin Catharinas, deren Ehemann Hermann Becker zu Korbach darüber, daß Catharinas Mutter, Anna Polmann, die Absicht habe, erneut zu heiraten. [8]
Am 18. Oktober 1574 erklärt Hermann Becker, genannt Hameke, zu Warendorf, mit seiner Frau, daß sie die auf dem von ihnen angekauften Grendelkamp haftende Rente übernehmen wollen.[9]
Später ist sie mit ihrer Familie in der Grafschaft Waldeck zu finden. Nach einer verbreiten Ansicht sei Catharina dort Dienerin der Gräfin Maria, Witwe des Grafen Josias I. von Waldeck-Eisenberg gewesen [10] und sei eine zweite Ehe mit dem Korbacher Stadtrichter Conrad Leusmann eingegangen.[11] Die Hochzeit fand am 15. Januar 1592 in Korbach statt. [12] Zur Feier verfaßte Heinrich Ruselius ein Gedicht von 396 Versen.[13] Nach anderer, zutreffender Auffassung war Catharinas gleichnamige Tochter die Ehefrau des Conrad Leusmann und Dienerin der Gräfin Maria. [14] Für diese Annahme spricht, daß Catharina von Waldeck bei Eingehung dieser zweiten Ehe bereits um die 60 Jahre alt gewesen sein müßte, zwischen ihren beiden Eheschließungen etwa 40 Jahre lägen, während der Bräutigam Konrad Leusmann bei der Hochzeit erst 25 Jahre alt gewesen wäre. [15] Allerdings ist auch Catharinas Tochter Anna noch im fortgeschrittenen Alter von 70 Jahre eine zweite Ehe mit einem jungen Mann, Moritz Colbacher, eingegangen.[16]
Für die Annahme, daß nicht Catharina, sondern deren Tochter die Braut war, spricht jedoch ein Schreiben der Gräfin Maria vom 3. Januar 1592 an die Mitglieder der gräflichen Familie betreffend die Hochzeit ihrer Dienerin Catharina Hameken, Tochter des verstorbenen Hermann Hameken in Warendorf. Am gleichen Tag schrieb sie an ihre Tante, ihre Dienerin verlobe sich mit Conrad, des Heinrich Leusmann Sohn, die Hochzeit sei künftigen Sonntag.[17] Zudem sind aus der Ehe zwischen Conrad Leusmann und Catharina drei Kinder bezeugt, als deren Mutter Catharina von Waldeck aus Altersgründen nicht infrage kommt.[18]
Catharina "Hameke" Leusmann, geborene Becker, war zugleich die Cousine 2. Grades des verstorbenen Ehemannes ihrer Herrin. Sowohl Catharina als auch Josias I. von Waldeck waren Urenkel des Grafen Philipp II. von Waldeck.
Im Juli 1597 brach in Korbach die Pest aus, 541 Menschen starben an der Seuche. [19] Auch Catharina, die sich auf die den Grafen von Waldeck gehörenden Burg Oberense zurückgezogen hatte, wurde ein Opfer der Epidemie.[20] Sie wurde an der Kirche von Niederense begraben. [21]
[1] Hans-Joachim BEHR, Franz von Waldeck 1491-1553. Sein Leben in seiner Zeit, Teil 1: Darstellung, Münster 1996, S. 480; Wilhelm KOHL (Bearb.), Germania Sacra, Neue Folge 37,3, Bistum Münster 7, Die Diözese 3, Berlin 2003, S. 555-556. Der Nachname der Mutter ist auch in den Varianten Pohlmann, Poelmann, Polemann, Polmanns und Polmans überliefert.
[2] Hermann STEINMETZ, Die Waldeckischen Beamten vom Mittelalter bis zur Zeit der Befreiungskriege, in: Geschichtsblätter für Waldeck, 51. Band (1959), S. 41-91 [48-49 = Nr. 67] und 56. Band (1964), S. 8-151 [71-72 = Nr. 178, 111 = Nr. 340]; Hans-Joachim BEHR (wie Anm. 1); ders.: Teil 2: Urkunden und Akten, Münster 1998, S. 533 und Anm. 705; ders. Graf Franz von Waldeck (1491-1553) - dreimal geistlicher Fürst in Westfalen, Waldeckische Historische Hefte, Band 4, Waldeckischer Geschichtsverein (Hrsg.), Bad Arolsen 1999, S. 64; KOHL (wie Anm. 1), S. 555. Percy Ernst SCHRAMM, Die Vorfahren des Kaufmanns Justus Ruperti, in: Norddeutsche Familienkunde - Zeitschrift der AG Genealogische Verbände in Niedersachsen, 1. Jahrgang, Göttingen 1952, S. 1-10 [7, Nr. 584, 585]; BEHR, KOHL und SCHRAMM geben den Beinamen Beckers mit "Hamcke" an.
[3] BEHR (wie Anm. 1), Teil 1, S. 480.
[4] SCHRAMM (wie Anm. 2). Diese Stammfolge ist allerdings umstritten. Vgl. die Ausführungen zu Engelbert Becker.
[5] STEINMETZ (wie Anm. 2), 56. Band, S. 67 (Nr. 171), S. 71 (Nr. 178), S. 111 (Nr. 340); Helmut NICOLAI (Hrsg.)/Wilhelm HELLWIG/Ingeborg MOLDENHAUER (Bearb.), Waldeckische Wappen, Beiträge zur Familiengeschichte, Teil 3, Wappen der waldeckischen Städte und Großgemeinden, Familienwappen und Hausmarken, Waldeckische Forschungen, Band 5, Waldeckischer Geschichtsverein (Hrsg.), Arolsen 1991, S. 206 (Hameke)
[6] STEINMETZ (wie Anm. 2), 56. Band, S. 72.
[7] STEINMETZ (wie Anm. 2), 56. Band, S. 72.
[8] BEHR (wie Anm. 2), Teil 2, S. 533 (Nr. 399); ders. (wie Anm. 2), Waldeckische Historische Hefte, S. 103. In dem Brief findet sich die Schreibweise "Polmans".
[9] Stadtarchiv Münster, Archive der Stadt Münster, fürstbischofliche Zeit (bis 1802), Ratsarchiv (altes Archiv), Privilegien (A I), A1A Ratsarchiv (Altes Archiv), XIII Nr. 154 (Link zum Online-Findbuch des Stadtarchivs Münster).
[10] STEINMETZ (wie Anm. 2), 51. Band, S. 49; 56. Band, S. 72.
[11] KOHL (wie Anm. 2); Wolfgang MEDDING, Korbach - Die Geschichte einer deutschen Stadt, 2. Auflage, Korbach 1980, S. 199; STEINMETZ (wie Anm. 2), 51. Band, S. 48. Der Name ist auch in den Varianten Konrad Leussmann und Leußmann überliefert.
[12] STEINMETZ (wie Anm. 2), 51. Band, S. 48 und 56. Band, S. 72.
[13] STEINMETZ (wie Anm. 2), 51. Band, S. 49, unter Hinweis auf: Louis Curtze (Hrsg.), Beiträge zur Geschichte der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont, Band 3 (1871), S. 49.
[14] Friedrich Josef HEIDENREICH, Die Familie Leusmann und ihr Verwandtenkreis, in: Hessische Familienkunde, Band 17, Heft 7, 1985, Sp. 333-352 [345]; STEINMETZ (wie Anm. 2), 51. Band, S. 48-49, 64. Band, S. 71-72. STEINMETZ gibt den Vornamen des Ehemannes mit Curt III.Leusmann an. NICOLAI/HELLWIG/MOLDENHAUER (wie Anm. 5); vgl. auch Deutsches Geschlechterbuch, genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien, Quellen- und Sammelwerk mit Stammfolgen deutscher bürgerlicher Geschlechter, Band 57, Limburg a. d. Lahn 2000, S. 206, 219.
[15] STEINMETZ (wie Anm. 2), 51. Band, S. 48, nimmt 1560 als Geburtsjahr des Conrad Leusmann an. Gestorben sei er am 18.12.1615 im Alter von 48 Jahren. Studiert habe er 1585 in Marburg, 1587 in Wittenberg, später in Helmstedt (Jahr unbekannt), sowie 1589 in Heidelberg.
[16] STEINMETZ (wie Anm. 2).
[17] HEIDENREICH (wie Anm. 14).
[18] Vgl. HEIDENREICH (wie Anm. 14).
[19] MEDDING (wie Anm. 11)
[20] MEDDING (wie Anm. 11); BEHR (wie Anm. 1), Teil 1, S. 480.
[21] STEINMETZ (wie Anm. 2), 56. Band, S. 72; HEIDENREICH (wie Anm. 14). Auch hinsichtlich Todeszeitpunkt und -ort gehen STEINMETZ und HEIDENREICH davon aus, daß diese Daten nicht auf Catharina, sondern auf ihre gleichnamige Tochter zutreffen.