Heinrich Pampis von Itter (* vor 1213; † nach 1238).
Heinrich Pampis wird dem edelfreien Geschlecht derer von Itter zugerechnet. Er ist zwischen 1213 und 1238 mehrfach bezeugt. Eine genaue Verortung in der Stammfolge der Herren von Itter ist nicht möglich, insbesondere sind seine Eltern sowie eventuelle Nachkommen und Geschwister urkundlich nicht belegt. Er gehört zur Generation des Sibodo I., Hermann Penceler, Dietmar, Hermann II., Sibodo II. und Konrad I. von Itter und könnte somit deren Bruder oder Vetter sein. In privaten Ahnentafeln werden mitunter Gerlach von Itter (von Medebach) oder Folbertus von Itter als mögliche Väter sowie eine Jutta, deren Todesjahr zumeist mit 1234 angegeben wird, als mögliche Ehefrau genannt. Für diese Annahmen fehlen jedoch - soweit ersichtlich - urkundliche Belege.
Es wird vermutet, daß Heinrich Pampis der Vater der Gertrud von Itter war. [1] Begründet wird diese Ansicht damit, daß der älteste Sohn Gertruds, Heinrich, aus deren Ehe mit Werner II. von Bischofshausen der Tradition gemäß nach dessen Großvater mütterlicherseits, Heinrich Pampis, getauft sei und er auf einem von ihm beurkundeten Kaufvertrag vom 7. Mai 1257 ein dreieckiges Wachssiegel mit dem Abbild eines Löwen und der Umschrift "HEINRICUS (de) IT'RE" verwendete. [2] Weitere Angehörige der Familie von Itter mit dem Namen "Heinrich" sind in der in Frage kommenden Generation zwar nicht bekannt. Dieser Umstand zwingt jedoch nicht zu dem Schluß, Heinrich Pampis sei Gertruds Vater gewesen.
Heinrich wird in den überlieferten Urkunden zumeist nur "Heinrich Pampis" genannt. Jedoch erscheint er in einem Vertrag aus dem Jahr 1213, mit dem Erzbischof Siegfried II. von Mainz einen Friedensschluß zwischen mehreren Adligen beurkundet, als Zeuge und zeichnet dort mit "Heinricus Pampis de Itere". [2a] KOPP [3] und ihm folgend WENCK [4] halten dies für eine Unrichtigkeit in der Abschrift und bestreiten seine Zugehörigkeit zur Familie von Itter, mit der Begründung, er komme im übrigen nie in einer Familiensache der Herren von Itter vor.
In einer in Fritzlar ausgestellten Urkunde vom 2. September 1223 erscheint Heinrich Pampis erneut als Zeuge. In dem Dokument beurkundet Siegfried II., Erzbischof von Mainz, einen zwischen ihm und dem Grafen von Witgenstein geschlossen Vergleich über die Beilegung eines Streits. [5] In einer Urkunde aus dem Jahr 1225, in der Volkwin von Waldeck dem Kloster Aulesburg alle von seinen Vorfahren erworbenen Güter bestätigt, wird Heinrich Pampis neben Konrad von Itter und Sibodo von Itter als Zeuge aufgeführt und als "miles" (Ritter, Edelknecht) bezeichnet. [6] Heinrich Pampis wird ferner in einem Vertrag zum Jahr 1227 genannt, demzufolge Landgraf Ludwig IV. von Hessen und Thüringen dem Kloster Oberwerbe zwei Hufen zu Basdorf überließ, welche der Edle Heinrich Pampis von Itter von ihm zu Lehen und afterverlehnt hatte. [7] In einer Urkunde vom 14. April 1227 wird festgehalten, daß Volkwin und Adolf von Schwalenberg (Waldeck) mit 100 Rittern und Knappen Buße tun gegenüber Wilbrand, Bischof von Paderborn; sie erhalten Verzeihung und Rückgabe ihrer fürstlich paderborn'schen Güter. Hier werden u.a. Heinrich Pampis (Henric Pampis) und Werner von Bischofshausen (Wernherus de Bischopeshusen) als Zeugen angeführt. [8] Am 9. März 1231 beurkundet Erzbischof Heinrich von Köln in Soest, daß der Edle Adolf von Waldeck zugunsten des Klosters Küstelberg auf das Patronatsrecht über die Kirche zu Medebach verzichtet hat. Heinrich Pampis wird auch in dieser Urkunde als einer der Zeugen vermerkt. [9]
Private Ahnenforscher, die ihre Vorfahren in den Herren von Löwenstein und von Itter gefunden und ihre Forschungsergebnisse im Internet veröffentlicht haben, versuchen mitunter weitere Verbindungen in die Vergangenheit zu knüpfen. In den meisten Fällen werden hierbei die Abstammungslinien bis zu den Karolingern geführt und zwar über die mutmaßlichen Vorfahren der Herren von Itter, den Esikonen, deren Stammvater Asig möglicherweise mit Ida von Herzfeld verheiratet war, die eine Nachfahrin Karl Martells gewesen sein könnte. Ferner wird der Versuch unternommen, über Gepa von Itter eine Herkunft der Herren von Itter aus der Familie der Grafen von Werl-Arnsberg zu konstruieren [10] , die ihrerseits über eine mütterliche Linie Verbindung zum Haus Burgund und dem westfränkischen Königshaus gehabt hätten. Zwar stützen einige Indizien derlei Vermutungen, sie sind jedoch weit von einem Beweis entfernt. Die Quellenlage gestattet es nicht, in der Genealogie der Herren von Itter über das 11. Jahrhundert hinaus in die Vergangenheit vorzudringen. Bereits das Verwandtschaftsverhältnis zwischen Heinrich Pampis und Gertrud von Itter und Heinrichs Zugehörigkeit zur Familie von Itter stellen sich lediglich als plausibel dar, sind jedoch nicht hinreichend durch Urkunden belegt. Weitere Verbindungen zum europäischen Hochadel des Frühmittelalters sind rein spekulativ.
[1] Friedrich SCHUNDER, Die von Loewenstein - Geschichte einer hessischen Familie, Lübeck 1955, Band 1, S. 18, 29 ("wahrscheinlich"), 31; Freiherr G. SCHENK ZU SCHWEINSBERG, Beiträge zur Geschichte und Genealogie des hessischen Adels, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Neue Folge, Zweiter Band (Band 12), Kassel 1869, S. 43 [53] ("höchst wahrscheinlich"), [56] ("wahrscheinlich").
[2] SCHUNDER (wie Anm. 1), Band 1, Seite 18, 31; Band 2 - Regesten und Urkunden 1160-1539, Regest Nr. 23 (S. 23-24); SCHENK ZU SCHWEINSBERG (wie Anm. 1), S. 56, der lediglich "HEINRICUS I..E" zu entziffern vermag und der Ansicht ist, es sei höchstens Raum für zwei weitere Buchstaben. Das Original der Urkunde wird im Staatsarchiv Marburg, Kloster Kappel, aufbewahrt. Druck: Karl E. DEMANDT (Bearb.), Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Fritzlar im Mittelalter, Marburg 1939, Nr. 37, S. 232 f. Der Löwe war das Wappentier derer von Itter, während die Familie von Bischofshausen ursprünglich ein Zinnenmuster, später kombiniert mit einem Lilienstäbchen, im Wappen führte, vgl. SCHUNDER (wie Anm. 1), Band 1, S. 17-18.
[2a] Valentin Ferdinand von GUDEN: Codex diplomaticus exhibens anecdota Moguntiaca ius Germanicum, et S.R.I. Historiam illustrantia, Band 1, Göttingen 1743, Nr. CLXII (S. 425 [430]).
[3] Johann Adam KOPP, Kurze historische Nachrichten von den Herren zu Itter, herausgegeben von Carl Philipp Kopp, Marburg 1751, S. 40.
[4] Helfrich Bernhard WENCK, Hessische Landesgeschichte, Band 2, Frankfurt und Leipzig 1789, S. 1065. KOPP und WENCK war jedoch offenbar die o.g. Urkunde vom 7. Mai 1257 nicht bekannt.
[5] Johann Friedrich BÖHMER, Regesten zur Geschichte der Mainzer Erzbischöfe von Bonifatius bis Uriel von Gemmingen, 742?-1514, bearbeitet und herausgegeben von Cornelius WILL, Innsbruck 1886, S. 185.
[6] Eckhard G. FRANZ (Bearb.), Kloster Haina, Regesten und Urkunden. Band 1: 1144-1300, Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen Bd. 9/5, Marburg 1962, S. 27; WENCK(wie Anm. 4), Urkundenband zu Band 2, Nr. CVI (S. 144-145).
[7] Hans PATZE, Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen, Band 1, Mitteldeutsche Forschungen, Bd. 22, Köln/Graz 1962, Seite 319 u. Fn. 162, 163.
[8] Roger WILMANS (Bearb.), Westfälisches Urkundenbuch, Band 4, Teil 1, Die Urkunden des Bistums Paderborn von 1201-1240, herausgegeben vom Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Münster 1874, Nr. 152.
[9] Th. ILGEN (Bearb.), Westfälisches Urkundenbuch, Band 7, Teil 1, Die Urkunden des kölnischen Westfalens von 1200-1237, herausgegeben vom Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Münster 1901, Nr. 386 m.w.N.
[10] Michael Bentler, Gepa von Itter - eine geborene Gräfin von Arnsberg-Werl, in: Blick in unsere Großgemeinde, Unsere Heimat, Nr. 99, Geschichtsverein Itter-Hessenstein, Vöhl-Dorfitter, Juli 2000.