Der Nationalpark Kellerwald-Edersee im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg ist ein 57,38 km² großer und südlich des Edersees gelegener Nationalpark im Nordteil des Mittelgebirges Kellerwald. Seit dem 25. Juni 2011 ist das Buchenwald-Gebiet des Nationalparks Teil der UNESCO-Weltnaturerbestätte Buchenurwälder in den Karpaten und alte Buchenwälder in Deutschland. Die Nationalparkverwaltung befindet sich im östlich des Parks gelegenen Bad Wildungen.
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Die Begriffe Nationalpark und Urwald führen bei den Besuchern mitunter zu Mißverständnissen und Fehlvorstellungen über Aussehen und Struktur des Waldes.
Die Schlagworte "Urwaldsteig" und "Buchenurwald" können zu der Annahme führen, der Nationalpark sei ganz oder in Teilen eine Art "Dschungel" mit Jahrhunderte alten Baumriesen, hohem Totholzanteil, dichtem Unterholz sowie reicher Vogel- und Säugetierwelt. Tatsächlich ist nur ein sehr geringer Teil des Nationalparks Urwald in dem Sinne, daß der Wald in historischer Zeit nicht von Menschen genutzt worden ist. Hierbei handelt es sich ganz überwiegend um die zur Eder abfallenden Steilhänge, auf denen eine Waldbewirtschaftung nicht möglich war (z.B. Wooghölle, Uhrenkopf, Kanzel, Kahle Haardt). An diesen felsigen und nährstoffarmen Steilhängen konnten sich jedoch auch die Baumgesellschaften nur eingeschränkt entwickeln. So finden sich an diesen Steilhängen zwar vielfach sehr alte, häufig bizarr gewachsene Buchen und Eichen, die indes ein sehr aufgelockertes Bild bieten, das auf den Laien einen wenig urwaldhaften Eindruck macht. Dies nicht zuletzt deshalb, weil die zum Edersee abfallenden Steinhänge in unmittelbarer Nähe zu der stark touristisch genutzten Wasserfläche und der um den Edersee herum führenden Straßen liegen, also in unmittelbarer Sicht- und Hörweite der "Zivilisation".
Obgleich der Landkreis Waldeck-Frankenberg im Vergleich zu anderen Gebieten der westdeutschen Bundesländer mit 85 Einwohnern je km² vergleichsweise dünn besiedelt ist und der Nationalpark einer der wenigen in Deutschland ist, der nicht von Verkehrswegen und Siedlungen durchbrochen wird, sondern ein geschlossenes Waldgebiet bildet, ist die Schutzfläche keineswegs unbeeinträchtigt von Verkehrslärm. Mit Ausnahme eines kurzen Abschnitts im Norden des Parks, zwischen Asel-Süd und Brinkhausen, ist das gesamte Waldgebiet von Kreis- und Bundesstraßen umgeben, die zum Teil direkt an den Nationalparkgrenzen entlang führen. Zudem liegen 12 Dörfer unmittelbar an der Grenze des Parks. Diese enge Nachbarschaft zu Siedlungen und Verkehrswegen hat zur Folge, daß es nur wenige Gebiete innerhalb des Parks gibt, in denen der Besucher von Motorenlärm verschont bleibt. Insbesondere die stark von Motorrädern befahrene Ederseerandstraße verursacht im Norden des Parks im Sommerhalbjahr eine starke Lärmbelastung bis tief in den Wald hinein. Im Westen des Parks schallt die ebenfalls stark von Motorrädern und Lkw befahrene Bundesstraße 252 in den Nationalpark. Das Gebiet rund um den Edersee ist zudem bei Piloten von Kleinflugzeugen beliebt, so daß auch in den Tiefen des Nationalparks mit Motorenlärm von oben zu rechnen ist. Die Lärmbelastung ist außerhalb der Touristensaison, im Herbst und Winter, zwar wesentlich geringer. Dafür bietet der überwiegend mit Laubwald bestückte Park im Winterhalbjahr aufgrund der in dieser Zeit kaum vorhandenen "lebenden" Vegetation, einen weniger ansprechenden und urwaldartigen Anblick.
Doch auch im Sommerhalbjahr zeichnen sich gerade die als Unesco-Weltkulturerbe ausgewiesenen Kernstücke des Parks, die Hainsimsen-Buchenwälder, durch eine weitgehend fehlende Krautschicht aus und stellen sich als parkartige Hallenbuchenwälder dar, die dem ungeschulten Auge ihr vergleichsweise hohes Alter nur selten verraten. Der Boden der Hainsimsenbuchenwälder besteht ganzjährig überwiegend aus der braunen Totlaubschicht, die unter den dichten Kronendächern der Buchen nur selten Kräutern, Gräsern, Blumen und Büschen hinreichend Licht bietet. Die hochaufragenden Rotbuchen mit Höchstaltern von derzeit etwa 200 Jahren weisen auch in diesem Alter selten den Charakter alter Baumriesen auf, wie ihn der Besucher vielleicht von einem Urwald erwartet. Die Bäume haben überwiegend einen regelhaften Wuchs und verfügen nur selten über einen beachtlichen Stammdurchmesser und Umfang, wie sie der Vorstellung von besonders alten Baumriesen entsprechen. Der Totholzanteil, insbesondere die Zahl der sturm- und altersbedingt umgefallenenen großen Bäume, ist zur Zeit nur wenig größer als in einem Wirtschaftswald, so daß die Hainsimsen-Buchenwälder in den Kernzonen des Parks noch einen ausgeprochen "aufgeräumten" , gelegentlich parkartigen und mitunter monokulturellen Eindruck vermitteln und einen "Eingenerationenwald" überwiegend gleichaltriger Bäume zeigen, mit geringem Anteil an jungen und mittelalten Bäumen. Hinzu tritt, daß abgestorbene und umgestürzte Buchen im Vergleich zu Eichen oder Fichten relativ schnell zersetzt werden, somit nicht jahrzehntelang als Totholz eine stetig wachsende Bodenbedeckung bilden.
Viel eher der Vorstellung von einem Urwald entsprechen die nach den Nationalparkzielen eher weniger gewünschten Waldgemeinschaften der Laub- und Nadelmischwälder. Insbesondere die Fichtenbestände wurden, da anfälliger für Windwurf, bereits stark gelichtet und weisen deshalb einen hohen Totholzanteil auf. Die so geschaffenen natürlichen Lichtungen werden sehr schnell von Gräsern, Kräutern, Pilzen, Blumen, Sträuchern und jungen Laubbäumen besiedelt, so daß hier bereits in den vergangenen 25 Jahren mehrschichtige, abwechslungsreiche, weitgehend undurchdringliche Pflanzengemeinschaften entstanden sind, die augenscheinlich auch einen höheren Anteil an Insekten, Vögeln und Säugetieren aufweisen.
Obschon einige Naturschutzgebiete bereits seit Jahrzehnten aus der Bewirtschaftung genommen sind, ist der größte Teil des Parks noch immmer von klar voneinander abgrenzbaren Flurstücken und Waldparzellen geprägt, die die früheren wirtschaftlichen Nutzungsarten klar erkennen lassen. Nur sehr langsam greifen diese Parzellen an ihren Rändern ineinander.
Zu den Zielen des Nationalparks gehört es, einen alten Buchenurwald entstehen und "Natur Natur sein" zu lassen. Hierbei wird jedoch nicht berücksichtigt, daß die Buche erst nach der letzten Eiszeit, somit in naturgeschichtlich jüngster Zeit, vor etwa 5.000 Jahren, das heutige Nordhessen wieder besiedelt hat, also nach dem Menschen hier wieder heimisch geworden ist. Zudem waren diese Urwälder bin das späte Mittelalter mit Großsäugern wie Auerochsen, Wisenten, Elchen, Bären, Wölfen und Luchsen besiedelt und dürften somit ein gänzlich anderes Aussehen als heute gehabt haben. Ferner steht zu vermuten, daß die erstgenannten Pflanzenfresser in größeren Verbänden durch die Wälder gezogen sind. Statt der geschlossenen dichten Bewaldung von heute sind lichtere, parkartige Waldgesellschaften als Folge der starken Beäsung anzunehmen. Der Bestand an Wild wird im Nationalpark künstlich durch Bejagung klein gehalten, um die vermeintlich "natürliche" Waldentwicklung nicht zu gefährden. Ein Wald ohne seine natürliche Fauna ist jedoch weder ein naturnaher Wald noch ein "Urwald", sondern eine ebenfalls von Menschen beeinflußte, künstliche Waldform. Der Mensch kann die natürliche Entwicklung nicht durch die Regulierung der Wildbestände in Form regelmäßiger Abschüsse simulieren, da es keine Erkenntnisse darüber gibt, wie ein mitteleuropäischer Wald in seiner Struktur ohne jeden menschlichen Einfluß unter den derzeitigen klimatischen Bedingungen aussähe. Ferner wird bei den Nationalparkzielen nicht deutlich, welches Waldbild man vor Augen hat. Nachdem die Buche erst seit wenigen tausend Jahren wieder in unseren Breiten heimisch ist, der Wald ab dem Hochmittelalter jedoch einer starken menschlichen Nutzung als Jagdgebiet und Holzlieferant unterlag, kann wohl nur das "Idealbild" eines von Menschen wenig beeinflußten Buchenwaldes aus der Zeit der Antike und des frühen Mittelalters gemeint sein, während derer die o.g. Großsäuger noch zahlreich vorhanden waren und den Wald nach ihren Bedürfnissen geformt haben. Naturhistorisch betrachtet handelt es sich hierbei jedoch nur um eine äußerst kurze Periode von zwei- bis dreitausend Jahren. Dieser Buchenwald - so er überhaupt in der vermuteten Form jemals bestanden hat - kann indes wegen einer spätestens seit dem Mittelalter sich durch menschlichen Einfluß erheblich veränderten Fauna, namentlich dem Wegfall pflanzenfressender Großsäuger und ihrer Prädatoren, nicht mehr entstehen; zumal nicht auf einer relativ kleinen Fläche von 57 km², umgeben von einer im übrigen dicht besiedelten Kultur- und Industrielandschaft, deren Siedlungsflächen und Verkehrswege die Bildung und den Zug großer Herden von Pflanzenfressern nicht zuläßt. So handelt es sich letztlich um ein "Kleinbiotop", das sich nur unter den Bedingungen der umgebenden menschlichen Umwelt entwickeln kann. In diesem Sinne wird der Nationalpark auch auf lange Sicht tatsächlich ein "Park" bleiben und sich nicht zu einem natürlichen Urwald entwickeln, wie er ohne menschlichen Einfluß und menschlich gestaltete Umgebung bei den derzeitigen klimatischen Verhältnissen wahrscheinlich zu erwarten wäre.
Parkgröße
Eine Neuvermessung des Parkgebiets von 2009 ergab, dass der Nationalpark Kellerwald-Edersee 57,38 km² groß ist. Damit ist er der zweitkleinste Nationalpark in Deutschland, dafür jedoch nicht von Verkehrswegen, Siedlungen oder landwirtschaftlichre Fläche durchbrochen, sondern ein geschlossenes Waldgebiet.
Lage
Der Nationalpark Kellerwald-Edersee, der im westlichen Teil Nordhessens etwa 40 km (Luftlinie) südwestlich von Kassel liegt, bedeckt einen kleinen nördlichen Teil des Kellerwaldes. Sein Gebiet ist ungefähr deckungsgleich mit der Bergregion der Ederhöhen, die sich unter anderem südlich des Edersees ausbreitet. Der Park, der in seinen Grenzen unbesiedelt ist, befindet sich innerhalb der Grenzen des Naturparks Kellerwald-Edersee.
Der Nationalpark liegt südlich des Edersees zwischen den Städten und Gemeinden Waldeck (Nordosten), Edertal (Osten), Bad Wildungen (Ostsüdosten), Frankenau (Südsüdwesten) und Vöhl (Nordwesten), deren Gebiete in den Park reichen. Etwas entfernt befinden sich die Städte Korbach (Nordwesten), Naumburg (Nordosten), Fritzlar (Osten) und Frankenberg (Südwesten). Der Park bildet ein Gebiet zwischen den folgenden Ortschaften (im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden): Bringhausen, Rehbach, Hemfurth-Edersee, Affoldern, Mehlen, Giflitz, Kleinern, Gellershausen (alle zu Edertal), Frebershausen (zu Bad Wildungen), Frankenau, Altenlotheim (zu Frankenau), Schmittlotheim und Kirchlotheim, Harbshausen und Asel-Süd (alle zu Vöhl).
Im Westen, Norden und Osten grenzt der Nationalpark an das Tal der Eder, in dem der Edersee und der Affolderner See liegen, im Südosten und Süden an jenes des Wesebachs und im Südwesten und Westen neben dem Edertal an das Tal der Lorfe.
Etwas nördlich vom Nationalpark liegt oberhalb dem Südufer des Edersees der Wildpark Edersee mit der Greifvogelstation Greifenwarte Wildpark Edersee und dem Buchenwald-Informationszentrum Fagutop.
Naturräumliche Zuordnung
Der Nationalpark Kellerwald-Edersee gehört in der naturräumlichen Haupteinheitengruppe Westhessisches Bergland (Nr. 34) und in der Haupteinheit Kellerwald (344) zur Untereinheit Große Hardt (344.3), wobei Ausläufer im Norden in die Untereinheit Ederseetrog (344.4), im Osten in die Untereinheit Wildunger Bergland (344.2), im Süden in die Untereinheit Mittelkellerwald (344.1) und im Westen in der Untereinheit Niederkellerwald (344.5) in den Naturraum Lotheimer Täler (344.51) reichen.
Die Große Hardt, das Gebiet des Nationalparks, wird auch als Hohe Hardt, Hardt, Ederhöhen, Ederberge (nicht zu Verwechseln mit dem Ederbergland bei Battenberg) oder – im Mittelalter – als Hochgewälde bezeichnet.
Die stark hügeligen, fast vollständig mit Wald bedeckten Ederberge bestehen aus über 50 einzelnen, mehr oder weniger großen und bis 626,4 m ü. NHN hohen Bergen. Berge und Höhenlage
Der niedrigste Punkt des Nationalparks Kellerwald-Edersee liegt am Rand des Edertals beim Ortsrand von Affoldern unweit bzw. unterhalb der Staustufe des Affolderner Sees auf 194 m, seine höchste Stelle mit 626,4 m auf dem Traddelkopf.
Die höchsten Berge des Nationalparks und der Ederhöhen sind – sortiert nach Höhe in Meter (m) über Normalhöhennull (NHN)[2]:
Traddelkopf (626,4 m)
Ahornkopf (604,1 m) – südwestlicher Ausläufer des Traddelkopfs mit Naturschutzgebiet Ruhlauber
Dicker Kopf (603,7 m)
Talgang (566,1 m)
Locheiche (557,3 m) – nordöstlicher Ausläufer des Traddelkopfs
Quernst (ca. 545 m) – mit Ruine Quernstkirche (bei 535 m), Quernstkapelle und Aussichtsturm
Ochsenwurzelskopf (542,2 m)
Ermerod / Peterskopf (539,2 m / 506,6 m), mit Oberbecken der Pumpspeicherwerke Waldeck
Friedrichskopf (528,5 m) – Südausläufer des Talgangs
Gewässer
Fließgewässer, die den Nationalpark Kellerwald-Edersee bzw. die Ederhöhen einrahmen bzw. darin entspringen, sind (im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden):
Eder (Zufluss der Fulda)
Banfebach (Zufluss des/der Edersees/Eder)
Keßbach (Zufluss des Banfebachs)
Große Küche (Zufluss des Keßbachs)
Kleine Küche (Zufluss der Großen Küche)
Bleibach (Zufluss des Banfebachs)
Mellbach, Rehbach (Zuflüsse des/der Edersees/Eder)
Wesebach (Zufluss der Eder)
Wesebach-Zuflüsse: Haarbach, Schrummbach, Haimbach, Heimbach, Bartenbach, Kesselbach, Eschelbach, Klingesebach, Dreisbach, Ebach, Quernstgrund, Sasselbach
Lorfe (Lorfebach; Zufluss der Eder)
Elsbach (Zufluss der Lorfe)
Hundsbach (Zufluss des/der Edersees/Eder)
Bärenbach (Zufluss des/der Edersees/Eder)
Stillgewässer im Nationalpark Kellerwald-Edersee bzw. in den Ederhöhen sind:
Edersee (am Nordrand)
Affolderner See (am Nordostrand)
die Hochspeicherbecken der Pumpspeicherwerke Waldeck
Frühe Waldgeschichte
Durch die Eiszeiten wurden alle vorher bestehenden Wälder vernichtet. Zu einer Wiederbewaldung der Kellerwaldregion kam es erst nach Ende der letzten Eiszeit. Entsprechend der langsamen Klimaverbesserung wanderten nach und nach neue Baumarten ein.
Im Alleröd-Interstadial ab 11.400 v. u. Z. entstand eine Tundra mit Wacholdern (Juniperus communis) und Weidenbüschern (Salix), die sich zu einem lichten Kiefern- (Pinus sylvestris), Birken- (Betula pendula), Wacholderwald weiterentwickelte.
In der Periode des Präboreals (9610 bis 8690 v. u. Z.) entstand ein haselnussreicher Kiefern- und Birkenwald.
Im Boreal (8690 bis 7270 v. u. Z.) dominierte Eichenmischwald (Quercus petraea, Quercus robur) mit vielen Ulmen (Ulmus glabra), Linden (Tilia platyphyllos, Tilia cordata) und Haseln (Corylus avellana).
Das feucht-warme Atlantikum (7.270–3.710 v. u. Z.) bildete das nacheiszeitliche Klimaoptimum. In dieser Periode wanderte die Buche (Fagus sylvatica) nach Mitteleuropa ein, die sich auf Kosten der Ulme und der Linde ausbreitete. Es entstand dichter Buchenurwald mit Eichen.
In den folgenden Perioden des Holozäns, dem Subboreal (3.710–450 v. u. Z.) und dem Subatlantikum (450 v. u. Z. bis heute) wurde das Klima kälter und kontinentaler. Seit dieser Zeit dominierte die Rotbuche fast vollständig das Waldbild.
Bis zum Mittelalter war der Kellerwald und insbesondere die Ederhöhen eine weitgehend menschenleere Waldwildnis. Menschen lebten nur am Rande des Gebietes. Insbesondere die sehr fruchtbare Fritzlarer Börde am Unterlauf der Eder ist seit dem Neolithikum kontinuierlich besiedelt. Im heutigen Nationalparkgebiet liegen südöstlich vom Berg Hardt (394 m) und nordöstlich von dessen Südsüdwestnachbar Bettelkopf (ca. 435 m) je ein Hügelgrab aus der Bronzezeit. Sie werden der Kultur der Streitaxtleute zugerechnet.
Mittelalter und frühe Neuzeit
Zwischen den Vöhler Ortsteilen Kirchlotheim im Norden und Schmittlotheim im Süden befinden sich östlich oberhalb der Eder und etwas südlich vom dortigen Hagenstein (Loreley des Edertals; 373,5 m) Reste einer Burg aus dem 8. Jahrhundert, die als Burg am Backofen bezeichnet wird. Sie wurde im Zusammenhang mit den Sachsenkriegen (772–804) Karls des Großen angelegt und vermutlich bereits vor der Fertigstellung aufgegeben, da sie nicht mehr benötigt wurde, als Karl den Krieg gegen die Sachsen gewann. Heute ist nur noch der doppelte Wallgraben erkennbar.
Eine dichtere Besiedlung der Kellerwaldregion ist erst für die Jahre ab 700 u. Z. nachgewiesen. In drei großen Siedlungswellen drangen die Menschen bis 1200 in den bis dahin unberührten Urwald vor. Die letzte dieser Wellen erreichte auch die Ederberge, also das heutige Nationalparkgebiet. Dort entstanden die Dörfer Eselsbach, am Hundsbach im Gebrannten gelegen, Eschenbruch etwas östlich des Fahrentriesches, Wellenhausen im oberen Banfebachtal bei der Quernst, Denninghausen im Bleibachtal östlich des Himbeerkopfes, sowie Bodenscheid und Banfe im unteren Banfebachtal. Aufgrund der schlechten Böden konnten sich diese Dörfer nicht lange halten und fielen bis spätestens 1470 wüst. Ihre Rodungsinseln wurden von den Bauern der umliegenden Dörfer als Wiesen und Weiden genutzt. Es entstanden sogenannte Triescher.
In den Ederhöhen liegen auf dem Berg Talgang mitten im Wald die Ruinen der Quernstkirche, die um 800 auf einem alten germanischen Heiligtum, einem heiligen Hain, errichtet wurde. Sie war fast bis zur Reformation, die hier 1526 eingeführt wurde, die einzige Kirche der zahlreichen Kellerwalddörfer. Neben den oben genannten Dörfern der Dritten Siedlungsperiode gehörten ursprünglich zu ihrem Gemeindegebiet die Stadt Frankenau sowie die Dörfer Altenlotheim, Frebershausen, Gellershausen, Bringhausen und Asel. Die Quernstkirche wurde seit 1528 nicht mehr genutzt und verfiel. Heute sind nur noch bewachsene Schutthaufen zu erkennen.
Eine weitere frühchristliche Höhenkirche ist die Siegelskirche, die wohl ebenfalls an der Stelle eines vorchristlichen heiligen Hains gegründet wurde. Im Unterschied zur Quernstkirche erlangte sie allerdings keine Bedeutung, sondern sie war vermutlich eher eine kleine Kapelle, die vor allem bei Prozessionen aufgesucht wurde. Der Name der Kirche leitet sich wohl vom altdeutschen Personennamen Siegold ab. Die Siegelskirche stand auf dem Berg Bracht im sogenannten Mariental, also dem oberen Bärenbachtal am Rande einer Wiese. Noch 1864 sah der Kirchlotheimer Pfarrer Bingmann Mauerreste im Mariental, die er der Siegelskirche zuordnete. Gut 100 Jahre später konnte der Heimatforscher Walter Zarges den Standort der Kirche jedoch nicht mehr sicher lokalisieren.
Auf dem Berg Himmelreich im Süden des heutigen Nationalparks fand am 20. Juli 1760 als Teil des Siebenjährigen Krieges ein Gefecht zwischen hessischen und französischen Truppen statt. In diesem Gefecht starb Johann Justus Dehnert aus Röddenau, ein Unteroffizier des Hessischen Jägercorps. Er wurde von seinen Angehörigen direkt auf dem Himmelreich beigesetzt. Bis heute wird das Grab von den Nachkommen der Familie Dehnert gepflegt und kann besichtigt werden. Die Stelle heißt Dehnerts Grab.
Seit dieser Zeit soll es auf dem Himmelreich spuken. Berichtet wird, dass Leute häufig Schlachtengeschrei, Hörnerklang, Feldmusik und großes Wehklagen der Verwundeten gehört haben. Ein Schreiner, der von Frebershausen nach Frankenau unterwegs war, sah auf dem Himmelreich des Nachts sogar "2 Glieder Soldaten in bunten Uniformen mit aschfahlen Gesichtern, wie in Fels gehauen, stehen".
Der Wald selbst wurde im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit intensiv und ungeregelt genutzt. Insbesondere wurden Hausschweine in den Wald getrieben, um sie mit Bucheckern und Eicheln zu mästen. Streuabfuhr, die ungeregelte Entnahme von Brenn- und Bauholz, die Köhlerei, Nutzung der Eichenrinde als Gerberlohe und Jagd bewirkten, dass der Wald im 18. Jahrhundert als verwüstet („devastiert“) bezeichnet wurde.
Neuzeit ab 1800: Der Kellerwald als Jagdgebiet
Erst ab 1800 begannen systematische Aufforstungen; im Unterschied zu vielen anderen Regionen allerdings hauptsächlich wieder mit Buchen und kaum mit Nadelbäumen. Im ganzen 19. Jahrhundert gab es heftige Konflikte um die Waldnutzung zwischen der verarmten Bevölkerung und den Forstbehörden. Wilderei und Waldfrevel, also unerlaubte Holzgewinnung, waren weit verbreitet. Zeitweise musste die kurfürstliche Regierung von Hessen-Kassel Soldaten zum Schutze der Wälder abstellen. An diese Zeit erinnern sich die Einwohner der umliegenden Dörfer noch heute. Unvergessen ist z. B. die Gestalt des in Bringhausen ansässigen waldeckschen Oberförsters Karl Kruhöffer (1821–1893), der wegen seiner lauten Stimme nur der Waldbölker genannt wurde. Er war in der Lage, seinen Waldarbeitern über zwei Täler hinweg Anweisungen zuzubrüllen! Gegen Wilderei ging er unnachgiebig vor. Sein Grab liegt auf dem Daudenberg am Sauermilchplatz.
Politisch war die Kellerwaldregion eine lange Zeit zwischen dem Fürstentum Waldeck, Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt zersplittert. Als Folge des Deutschen Krieges annektierte Preußen im Jahr 1866 das Kurfürstentum Hessen-Kassel und das zu Hessen-Darmstadt gehörende Hessische Hinterland. Waldeck kam 1929 zu Preußen.
Die Ederhöhen waren das bevorzugte Jagdrevier der Waldecker Fürsten. Da der Wildbestand durch Fütterungen künstlich sehr hoch gehalten wurde, waren die Schäden für die Bauern der umliegenden Dörfer enorm, zumal es im Fürstentum Waldeck keine Entschädigung für Wildschäden gab. Um diese in Zukunft zu vermeiden, wurde der waldecksche Teil der Ederhöhen im Jahr 1894 durch ein Gatter eingezäunt, das 1934 auf die ehemals hessischen Teile erweitert wurde und damit eine Fläche 47,46 km² einnahm. Auch in der Zeit des Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit diente die Region hauptsächlich als Jagdgebiet. Es wurden repräsentative Staatsjagden durchgeführt. Von 1963 bis 1984 war das Wildgatter Edersee offiziell ein Wildschutzgebiet.[4]
In Richtung Naturschutz Naturschutzgebiet
Im Jahr 1989 wurden mehrere große Naturschutzgebiete eingerichtet, so dass wenigstens Teile der Altbuchenwälder unter Schutz gestellt werden konnten. Dies sind die NSGs Arensberg-Bärenbachtal-Fahrentriesch, Dicker Kopf, Hagenstein, Rabenstein und Ruhlauber. 1990 wurde das Gebiet des Wildgatters ein Wald- und Landschaftsschutzgebiet, 1991 der Gipfel der Locheiche als Bannwald ausgewiesen und 1998 das Waldschutzgebiet Gatter Edersee und weitere Flächen in der Größe von 5.724 ha als FFH-Gebiet bei der Europäischen Union gemeldet.
1991 stellte der Verein Pro Nationalpark-Kellerwald e. V. ein Konzept für einen Nationalpark im Bereich des Waldschutzgebietes und mit einem Teilbereich im südlichen Kellerwald vor. Nach langjährigen schwierigen Diskussionen wurde der Nationalpark Kellerwald-Edersee am 1. Januar 2004 gegründet und am 25. Mai 2004 offiziell eröffnet. Dies geschah erst nach mehrjähriger Forderung durch Umweltgruppen wie NABU, BUND, WWF und Greenpeace.
Am 1. Februar 2007 erfolgte die Meldung als Weltnaturerbe bei der UNESCO. Im Oktober 2007 begann die Zertifizierung als erster deutscher Nationalpark nach den internationalen Kriterien der IUCN (Internationale Union zum Schutz der Natur). Am 10. März 2011 erhielt der Nationalpark als erstes deutsches Großschutzgebiet die offizielle Zertifizierung für die Kategorie II der IUCN-Richtlinie.[5]
Am 18. Januar 2008[6] wurde das NationalparkZentrum Kellerwald zwischen Vöhl-Herzhausen und -Kirchlotheim, direkt an der Bundesstraße 252, eröffnet.
Teile des Nationalparks, insbesondere die Rotbuchenwälder mit alten Bäumen und die wenigen noch vorhandenen Urwaldreste wurden am 25. Juni 2011 in das UNESCO-Weltnaturerbe aufgenommen[7], zusammen mit Buchenwäldern in den Nationalparks Hainich, Grumsiner Forst und Jasmund sowie des Serrahner Teils des Müritz-Nationalparks.[8] Insgesamt gehören im Kellerwald 1467,1 ha des 5738 ha großen Parkgebietes zur Naturerbefläche.[9]
Flora
Die charakteristische Waldgesellschaft des Nationalparks ist der bodensauere Hainsimsen-Rotbuchenwald. Er wächst vor allem auf sauren, nährstoffarmen Standorten und hat nur eine lückige Krautschicht. Frühlingsblüher wie Buschwindröschen (Anemone nemorosa) finden sich selten. Charakterart dieser Waldgesellschaft ist die Weißliche Hainsimse (Luzula luzuloides). Oberhalb von 500 m Höhe treten montane Hainsimsen-Buchenwälder auf, in denen auch der Bergahorn (Acer pseudoplatanus), und – deutlich seltener – die Gemeine Esche, die Bergulme und andere Baumarten der höheren Mittelgebirge zu finden sind.
Auf nährstoffreicheren Standorten kommt kleinflächig der Waldmeister- und Perlgras-Buchenwald vor.
Hinzu kommen eine Vielzahl besonderer Wälder wie Eichen-Trockenwald, Eichen-Hainbuchenwald sowie Blockschutt- und Hangwälder mit Winter- und Sommerlinde und anderen Edellaubhölzern, wie Ahorn, Ulme und Hainbuche. An den Steilhängen des Edersees gibt es zahlreiche Silikatfelsfluren mit der europaweit hoch gefährdeten Pfingst-Nelke. In den Tälern wachsen bachbegleitende Erlen-Eschenwälder.
Neben den Waldstandorten gibt es über 200 ha Driesche (ehemalige Hutungen) und Waldwiesen entlang der Bäche. Hier wachsen unter anderem Arnika, Heidenelke, Waldläusekraut, Teufelskralle und Breitblättriges Knabenkraut. Insgesamt gibt es im Nationalpark über 550 Farn- und Blütenpflanzen. Bisher konnten außerdem 326 Großpilzarten nachgewiesen werden. Die Flechten sind mit bisher 270 Arten vertreten. Funga
Im Rahmen eines zehnjährigen Beobachtungszeitraumes wurden insgesamt 613 Arten von Großpilzen nachgewiesen. Davon sind 42 % Holzzersetzer, 26 % Zersetzer von Laub- und Nadelstreu, 27 % bilden Mykorrhiza und 5 % sind Halbparasiten. Die Diversität an Arten ist deutlich geringer als in anderen Buchenurwäldern in den Karpaten oder in Deutschland wie Hainich. Dies wird mit einer geringeren Zahl an Baumarten (32 Arten im Vergleich zu 53 in Hainich) und am relativ geringen Anteil an Totholz erklärt.[10] Von den gefundenen Arten sind fünf Arten (Ästiger Stachelbart, Hohenbuehelia auriscalpium, Flacher Schillerporling (Inonotus cuticularis), Ischnoderma resinosum und Bepuderter Holztrichterling (Ossicaulis lignatilis)) von hohem Naturwert.[10] Spongipellis pachyodon und Xylobolus frustulatus werden von der IUCN als vom Aussterben bedroht (critically endangered) eingestuft.[10]
Fauna
Die heimischen Großsäugetiere sind mit Rothirsch, Reh und Schwarzwild vertreten. Hinzu kommen die 1935 ausgesetzten Wildarten Mufflon und Damwild. Insgesamt beherbergt der Nationalpark 44 Säugerarten, darunter Fuchs, Dachs, Baum- und Steinmarder, Iltis, Hermelin und Mauswiesel. Auch Feldhase, Igel, Siebenschläfer und Haselmaus kommen vor. 1934 wurde erstmals in Europa der Waschbär am Edersee ausgesetzt, der sich seitdem über die Grenzen von Nordhessen hinweg ausbreitet. Im Jahr 2007 wurde die seit 60 Jahren als in der Region ausgestorben geltende Wildkatze (Felis silvestris) nachgewiesen.
Im Nationalpark leben 15 der 24 in Deutschland vorkommenden Fledermausarten. Darunter Große Bartfledermaus, Braunes Langohr und die besonders gefährdeten Arten Großes Mausohr und Bechsteinfledermaus.
Zudem leben 75 Brutvogelarten im Nationalpark. Der größte Brutvogel im Gebiet ist der Schwarzstorch. In den Felshängen brütet der Uhu. Weitere Eulenarten sind Waldkauz, Waldohreule, Raufußkauz und seltener der Sperlingskauz. Die Spechte sind mit sechs der sieben mitteleuropäischen Spechtarten vertreten. Seit 1989 brütet der Kolkrabe im Nationalpark, weiterhin gibt es baumbrütende Dohlen. Auch Hohltaube und Waldschnepfe sind anzutreffen. Trauerschnäpper, Gartenrotschwanz, Neuntöter und Großer Raubwürger sind weitere Besonderheiten des Nationalparks.
Bis heute wurden im Nationalpark 876 Käferarten gezählt. Die Käfer sind insbesondere mit Alt- und Totholzbewohnern vertreten. Sieben nur in Urwäldern vorkommende Arten, darunter der Eremit kommen vor. Die Schmetterlinge wurden in den vergangenen 15 Jahren durch ehrenamtliche Forschung erfasst. Bisher sind 822 Arten bekannt. Baumartenzusammensetzung und Waldzustand
Die zwischen 2007 und 2009 vorgenommene permanente Stichprobeninventur ergab für den Nationalpark folgende Baumartenzusammensetzung und Verjüngung: Baumart Anteil in % Verjüngung pro ha (Pflanzen) Rotbuche 65 3831 Trauben- und Stieleiche 9 168 Andere Laubbäume[11] 3 1519 Gemeine Fichte 11 326 Waldkiefer 3 4 Andere Nadelbäume[12] 9 31
Auffällig bei der Verjüngung ist der hohe Anteil der Rotbuche und anderer Laubbäume, während die Nadelbäume und die zwei Eichenarten nur eine geringe Rolle spielen. Dies lässt erwarten, dass der Nadelwaldanteil in der nächsten Waldgeneration stark zurückgehen wird.
63,4 % der Waldfläche des Nationalparks entsprechen von ihrer Baumartenzusammensetzung her der natürlichen Waldvegetation. Dies sind die verschiedenen Buchenwälder, die Linden-Ahorn-Schluchtwälder sowie Hainsternmieren-Erlenwälder. Weitere 7,6 % Waldfläche kommen der natürlichen Waldvegetation nahe. Dies sind naturnahe Laubmischwälder wie Birken-Eichenwald oder Eichen-Hainbuchenwald. Auf weitere 18 % wachsen Laub-Nadel-Mischwälder. Sie sind deutlich von der natürlichen Waldvegetation entfernt. 10,1 % der Bestände sind reine Nadelwälder und damit sehr deutlich von der natürlichen Waldvegetation entfernt.
Auffällig ist zudem der hohe Anteil der Buchenwälder über 160 Jahre. Er beträgt im Nationalpark bereits über 20 % (Stand 2009). Im Bundesdurchschnitt sind nur 0,9 % der Buchenwälder älter als 160 Jahre. Der Park befindet sich am Beginn eines mittel- bis langfristigen Reifeprozesses, so dass die jetzt im Vergleich zu Wirtschaftswäldern nur leicht erhöhte Totholzmenge erheblich zunehmen wird. Es wird aber mehrere Waldgenerationen und damit mehrere 100 Jahre dauern, bis sich ein wirklicher Urwald entwickelt.[13][14]
Der Traddelkopf, im Volksmund auch die Traddel genannt, ist mit 626,4 m Höhe der höchste Berg des Nationalparks. Er erhebt sich mehr als 300 Meter aus dem Wesebachtal bei Gellershausen. Insbesondere in den oberen Regionen des Berges wächst mehr als 200 Jahre alter, montaner Hainsimsen-Buchenwald, mit vielen Bergahornen. Die Buchenwälder des Traddelkopfes gehören zu den ältesten des Nationalparks überhaupt und setzen sich fort am benachbarten Ahornkopf.
Der 604,1 m hohe Ahornkopf ist die westliche Fortsetzung des Traddelkopfes und der zweithöchste Berg des Nationalparks. Hier liegt das bereits seit 1989 unter Naturschutz stehende Waldgebiet Ruhlauber. Dessen Buchenwälder wurden zwischen 1830 und 1840 begründet und sind demnach zwischen 170 und 180 Jahre alt. Die Höhe der Bäume beträgt teils über 30 Meter. Seit Unterschutzstellung ist eine zweite Baumschicht herangewachsen, so dass aus einem gleichförmigen Hallenwald ein mehrschichtiger Bestand wurde. An einigen Stellen wachsen auch Bergahorne. In der Nähe des Platzes Frankenauer Tor liegt eine ehemalige Wolfsgrube und ein Grenzstein von Hessen-Kassel und Waldeck.
Arensberg
Der 459,6 m hohe und langgestreckte Arensberg hat einen hohen Anteil an alten und naturnahen Wäldern. Diese sind allerdings der Öffentlichkeit meistens nicht mehr zugänglich.
Als Wooghölle wird der Nordabhang des Berges bezeichnet, wo er steil zum Edersee abfällt. Dieses Gebiet ist – soweit die Aufzeichnungen reichen – niemals vom Menschen genutzt worden und war immer mit Wald bedeckt, selbst in der Phase der größten Entwaldung in der frühen Neuzeit. Auf 10 ha Fläche findet sich also ein tatsächlicher Urwald. Aufgrund der Nordexposition bekommt dieser Hang sehr wenig Sonne ab. Deshalb hat sich dort ein Schluchtwald entwickelt, der vor allem aus Buche (Fagus sylvatica) und Edellaubbäumen wie Bergahorn (Acer pseudoplatanus), Spitzahorn (Acer platanoides), Sommerlinde (Tilia platyphyllos), Bergulme (Ulmus glabra), Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) und Hainbuche (Carpinus betulus) besteht. Der Urwaldsteig Edersee führt ein Stück weit durch die Wooghölle.
Auf dem anschließenden nördlichen Hochplateau sind einige mehr als 200 Jahre alte Buchenwälder erhalten geblieben, die ebenfalls zu den höchsten den Nationalparks gehören. Sehr naturnahe, teils urwüchsige Waldkomplexe befinden sich auch am Ost- und Westabhang des Berges. Es sind Schluchtwald und Buchen-Trockenwald. Dieses Gebiet ist nach Frede urwaldartig und ebenfalls nie vom Menschen genutzt worden.
Zusammengenommen bezeichnet der NABU wegen dieser Waldkomplexe den Arensberg als das Tafelsilber des Nationalparks. Hier sollen sich bevorzugt Rothirsch und Wildkatze aufhalten, sowie der Schwarzstorch brüten. Die auf dem Arensberg gelegene Waidmannsheil-Hütte, eine Jagdhütte, wurde bereits abgerissen.[15]
Weitere Altbuchen- und naturnahe Wälder
Weitere Altbuchenwälder im Nationalpark befinden sich auf dem Dicken Kopf, der Locheiche, dem Geismarsberg, der Bracht, dem Hegeberg, der Hardt (Berg) und dem Salzkopf. Viele diese Wälder sind für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich.
Urtümliche, urwaldartige Waldtypen (ohne Buchenalthölzer) finden sich noch auf dem Rabenstein mit natürlichem Eichen-Hainbuchen-Wald, dem Weißen Stein, dem Daudenberg mit einer sehr großen Blockschutthalde, dem Hohen Stoßkopf, dem Ringelsberg, und dem Hagenstein, der „Loreley des Edertals“.[16] Fahrentriesch
Der Fahrentriesch ist der größte der Triescher des Nationalparks und liegt bei Altenlotheim auf etwa 450 m Höhe auf einem Hochplateau zwischen Bracht, Arensberg, Ascherberg und Kronberg. Er gehörte zur Rodungsinsel des 1332 wüst gefallenen Dorfes Eschenbruch. Allerdings lag dieses Dorf nicht direkt auf dem Fahrentriesch, sondern etwas weiter östlich auf dem Eschertriesch (inzwischen aufgeforstet) und dem Waldgebiet „Baustelle“. Vermutlich wurde diese Dorflage wegen der besseren Wasserversorgung gewählt.
Auf dem Fahrentrisch liegen in seinem zentralen Teil größere Bestände an Borstgrasrasen mit Vorkommen an Besenheide, Wacholdern, einzelnen Fichten und Lärchen. Hier wachsen auch Arnika, Besenheide, Heidenelke, Heidelbeere und Deutscher Ginster. In den äußeren Gebieten liegen Rotschwingel-Rotstraußgras-Wiesen, Glatthaferwiesen, Frischwiesen, Feuchtwiesen und Streuobstwiesen. Noch weiter außen, an den Hängen des Kronbergs und im Bärenbachtal zwischen Bracht und Arensberg wurden im 20. Jahrhundert große Flächen mit Fichten aufgeforstet. Diese wurden im Vorfeld der Nationalparkgründung bereits aufgelichtet. Die restlichen, noch stehenden Bäume sind 2007 durch den Orkan Kyrill umgeworfen worden.
Die Wiesen werden durch Beweidung mit Schafen und durch Mahd offen gehalten. Auf den anderen Freiflächen entwickelt sich langsam wieder Vorwald aus Birken und Rotem Holunder (Sambucus racemosa). An den Wegen wurden Alleen von Ebereschen angepflanzt
.Auf den Wiesen leben seltene Vögel wie Neuntöter, Raubwürger, Heidelerche und Goldammer, Reptilien wie Waldeidechse, Zauneidechse und Schlingnatter und Insekten wie der Große Heidegrashüpfer, die Gefleckte Keulenschrecke und der Nachtigall-Grashüpfer.
Auf den Wiesen wachsen mehrere, sehr große und ausladende Hutebuchen sowie eine große Sommerlinde und zahlreiche Gemeine Fichten und Lärchen.
Eine gewöhnliche Schutzhütte am Fahrentriesch wurde abgebaut und durch eine alte Wildfütterung ersetzt, die zu einer Informations- und Schutzhütte umgebaut wurde. Ende März 2012 bauten eine Gruppe dänischer Jugendlicher diese Fütterung am Fahrentriesch unentgeltlich wieder auf (siehe Buchenblatt 1/2012). Im Jahr 2013 wurden Texttafeln angebracht und Bänke aufgestellt.
Weitere Triescher, auf denen teilweise ebenfalls seltene Tier- und Pflanzenarten leben, sind der Tannendriesch bei Gellershausen, der Quernsttriesch mit den Ruinen der Quernstkirche und der Quernstkapelle, der Damentriesch mit einer Wiese namens Hasenhute und der Heiligenstocktriesch. Die letzten drei Triescher liegen in der Nähe von Frankenau.
Nationalpark-Ziel
Ziel des Nationalparks Kellerwald-Edersee ist es, den in seiner Größe und Naturnähe für Westeuropa einmaligen Rotbuchenwald dauerhaft unter Schutz zu stellen. Nach dem Motto „Natur Natur sein lassen“ soll sich hier die Wildnis von morgen entwickeln. Schon heute erfüllt der Nationalpark die Kriterien der IUCN (Internationale Union zum Schutz der Natur), wonach mindestens 75 % der Fläche ohne menschliche Eingriffe der eigenen, natürlichen Dynamik (Prozessschutz) zu überlassen sind.
Nach der Zonierungsplanung für den Nationalpark gehören etwa 85 % seiner Fläche zur Naturzone, für die Prozessschutz besteht und in der keine Eingriffe des Menschen mehr erfolgen.
Die Entwicklungszone nimmt 10 % der Parkfläche ein. Hier sollen durch vorsichtige Lenkungsmaßnahmen natürliche Entwicklungen angestoßen bzw. gefördert oder naturferne Zustände schrittweise renaturiert werden. Darunter fallen etwa die Entfernung von standortfremden Gehölzen wie Douglasien, ein Umbau von reinen Nadelforsten, die Entfernung von Verrohrungen sowie der Abbau von jagdlichen und forstwirtschaftlichen Einrichtungen. Nach Erreichen dieser Ziele wird die Entwicklungszone in die Naturzone überführt. Das Wildgatter wird seit 2013 schwerpunktmäßig entfernt und steht gegenwärtig nur noch teilweise. Es wird 2015 vermutlich vollständig abgebaut sein.
Die dauerhafte Pflege- und Managementzone macht 5 % der Parkfläche aus. Hierunter fallen vor allem wertvolle Kulturlandschaftsbiotope wie Waldwiesentäler, Hutungen und Triescher die durch Mahd oder Beweidung vor allem mit Heidschnucken dauerhaft offen gehalten werden sollen.[17]
Nach überschlägigen Berechnungen gehören im Jahr 2014 bereits 92 % der Fläche zur Naturzone. Die Entwicklungszone ist demnach auf 3 % geschrumpft.
Da gegenwärtig im Nationalpark keine großen Beutegreifer wie Luchs, Wolf oder Braunbär leben, ist es erforderlich, den Bestand der Wildtierarten Rotwild, Damwild, Rehwild, Muffelwild und Schwarzwild durch die Jagd zu regulieren, um die Verbissbelastung des Waldes in vertretbaren Grenzen zu halten und eine Naturverjüngung zu ermöglichen bzw. Wildschäden in den umliegenden Feldern zu vermeiden. Die hier als Wildtiermanagement bezeichnete Jagd richtet sich nach ökologischen Erfordernissen und findet zeitlich reduziert statt. Jagdarten sind die Drückjagd und die koordinierte Ansitzjagd. Ziel ist es, die Tiere auch am Tag dem Besucher erlebbar zu machen.[18]
Weiteres Ziel des Nationalparks ist die Umweltbildung und die stille Erholung sowie die Forschung.
Durch den Kellerwald bzw. Nationalpark Kellerwald-Edersee führen mehrere Fernwanderwege:
darunter Abschnitte des Kellerwaldsteigs, einem etwa 156 km langen Rundwanderweg, der die Berge und Orte vom National- und Naturpark Kellerwald-Edersee miteinander verbindet. Er führt im Bereich des Nationalparks von Frankenau zur Quernst und dann im Süden des Gebietes an den verschiedenen Trieschern wie Damentriesch, Heiligenstocktriesch und Fahrentriesch vorbei ins Elsebachtal und dann über den Hagenstein nach Kirchlotheim, wo er den Nationalpark verlässt. Außerdem existiert seit 2005 der Urwaldsteig Edersee, der auf etwa 68 km Länge rund um den Edersee führt, wobei er an dessen nördlichen Ufer durch die Trockeneichenwälder und durch den südlich des Stausees gelegenen Nationalpark verläuft. Hier führt er in Gebiete, in denen häufig Urwaldrelikte und naturnahe Wälder vorkommen. Dies sind insbesondere der Hagenstein, der Berg Hardt, der Salzkopf, der Ringelsberg, das Urwaldgebiet Wooghölle auf dem Arensberge, der Daudenberg mit seiner Blockhalde, der Dicke Kopf mit dem Waldgebiet Borndellen (Quellental) und der Ochsenwurzelskopf. Der 184 km lange Lulluspfad führt über den Traddelkopf zur Bathildishütte mitten im Nationalpark, anschließend wendet er sich ins Banfebachtal, um dann über den Fahrentriesch bis nach Schmittlotheim auf dem gleichen Weg wie der Kellerwaldsteig zu verlaufen.
Der Kellerwaldsteig und der Lulluspfad verlaufen zu großen Teilen auf Forstwegen, der Urwaldsteig dagegen häufig auf schmalen Wegen, die zurückgebaut wurden. An manchen Stellen ist besonders letzterer sehr steil.
Darüber hinaus führen auch noch einige Rundwanderwege von den zahlreichen Wandererparkplätzen in und durch den Nationalpark. Sie sind in der Regel etwa 10 km lang und nach Tieren oder Pflanzen benannt, so gibt es zum Beispiel einen Fledermausweg und einen Ebereschenweg.
Am 30. Juli 2010 wurde im dem Nationalpark benachbarten Naturpark nordnordwestlich des Edertaler Ortsteils Rehbach der TreeTopWalk – Der Baumkronenweg am Edersee eröffnet. Er ist 250 m lang, bis 30 m hoch und bietet unter anderem Aussicht auf den Edersee. Dem Pfad vorgelagert ist der nahe dem Wildpark Edersee beginnende und 800 m lange Eichhörnchenpfad.
Zu den offiziell ausgewiesenen Rundwanderwegen gehören:
Verkehrsanbindung und Verkehrskonzept
Straßen
Zu erreichen ist der Nationalpark Kellerwald-Edersee auf mehreren Landes- oder Kreisstraßen, die von der westlich in Nord-Süd-Richtung im Edertal den Park tangierenden Bundesstraße 252, von der einiges nördlich und jenseits des Edersees verlaufenden B 251, von der etwas östlich im Gebiet der Gemeinde Edertal am Park vorbeiführenden B 485 und von der etwas südlich im Kellerwald angelegten B 253 abzweigen:
Etwa entlang dem Nordrand des Nationalparks bzw. entlang dem Südufer des Edersees führen zwei nicht miteinander verbundene Stichstraßen: aus Richtung Westen von Herzhausen an der B 252 über Harbshausen nach Asel-Süd die Kreisstraße 59 (alle zu Vöhl) und aus Richtung Osten von Hemfurth-Edersee über Rehbach nach Bringhausen (alle zu Edertal) die K 35; Hemfurth-Edersee liegt an den ineinander übergehenden Landesstraßen 3084 und 3086, die jeweils nördlich vorbei am Affolderner See und Edersee nach Herzhausen führen, so dass man den Edersee nördlich umfahren kann. Bei Schmittlotheim zweigt die südwestlich vorbei am Park führende L 3085 ab, die in Frankenau die von dort durch das Wesebachtal zur Gemeinde Edertal an der B 485 führende L 3332 kreuzt, so dass man den Park umfahren kann.
Im Zusammenhang mit der Ausweisung des Nationalparks wurden am Rand umliegender Ortschaften zahlreiche neue Wandererparkplätze mit vor Ort stehenden Informationstafeln mit Überschrift Nationalpark angelegt; zudem gibt es an den Parkrändern einige ältere Parkplätze. Sie alle können als Ausgangs- und Zielpunkt für Touren in das Parkgebiet genutzt werden.
Die im Rahmen der Nationalparkausweisung entstanden Parkplätze sind bzw. liegen am/in/an der:
Kirchlotheim
NationalparkZentrum Kellerwald bei Kirchlotheim
Himmelsbreite bei Harbshausen
Asel-Süd
Kirchweg bei Bringhausen
Peterskopf bei Hemfurth
Dinkelsburg bei Mehlen
Trifthütte bei Kleinern mit einem Info-Schmetterling
Grillhütte bei Gellershausen
Quernstgrund bei Frebershausen
Euler/Quernst (nahe Talgang) bei Frankenau
Mittelrück bei Altenlotheim
Koppe bei Altenlotheim
Elsebach bei Schmittlotheim