Das Schreibersche Haus ist eines der ältesten Häuser in der Schloßstraße in Bad Arolsen (Nr. 24).
Das Gebäude wurde 1717 vom Baumeister Julius Ludwig Rothweil als Muster für ein großes Beamtenhaus erbaut. Erster Bewohner war der Waldeckische Regierungsrat Otto Friedrich Schumacher (1676-1734). 1723 wird er als Hauseigentümer genannt, weil sein Keller voll Wasser war und Rothweil den Auftrag erhielt, den Kanal in die "Grafft" (Schloßgraben) richtig auszuführen. [1] Nach Schumachers Tod besaßen das Haus seine Erben (1741).[2] Von 1751 bis 1760 waren die italienischen Weinhändler Pietro Brentano und später dessen Schwiegersohn Domenico Andree Hausbesitzer. Vom letzteren kaufte der Geheime Rat Wilhelm Hermann (1725-1805) das Anwesen und bewohnte es 25 Jahre. Anschließend wurde Fürst Friedrich von Waldeck Eigentümer, der das Haus umbaute und zwei Sonnenflügel anfügte (1785-1795). So entstand ein Club- und Gesellschaftshaus im frühklassizistischen Stil. Die wertvolle Innenausstattung geht auf den Hofbildhauer Friedrich Valentin (1752-1819) zurück. Im Jahre 1869 erwarb der Finanzrat Adolf Schreiber (1813-1896), Sohn des Landrates Daniel Schreiber, das Anwesen, das hiernach für 110 Jahre im Familienbesitz blieb. Die Stadt Arolsen kaufte das Denkmal im Jahr 1979 von den Nachfahren, führte eine aufwendige Restaurierung durch und erschloß es als Museum. 2013 sicherte der Erwerb des Hauses durch die Hannelore- und Heinz-Jürgen-Schäfer-Stiftung den weiteren Betrieb als Museum.
2019 fielen in dem Haus schwere Wasserschäden auf, die über Jahre verkannt worden waren. Die mehr als 300 Jahre alten Eichenbalken erwiesen sich als morsch und von Pilz befallen, so daß eine langwierige und teure Sanierung erfolgen muß. Die Kosten wollen sich die die Hannelore- und Hans-Jürgen-Schäfer-Stiftung sowie die Stadt Bad Arolsen teilen und zugleich um Spenden werben. Ein Teil des Wasserschadens ist von einer Versicherung abgedeckt. Im Zuge der laufenden Sanierungsarbeiten wurde weitere Bauschäden entdeckt. In der Zwischendecke zwischen der erstem und zweiten Etage sind zwei Balken angefault. Im Musikzimmer hat ein tragender Balken kaum noch Auflage mehr auf dem Mauerwerk. Grund ist wahrscheinlich ein alter Wasserschaden in dem darüber liegenden Badezimmer. Auch im Festsaal mit seinen barocken Stuckornamenten mußten Stahlstützen montiert und ein Rollgerüst aufgebaut werden. Wahrscheinlich hat die Trocknungsanlage in den darüber liegenden Räumen über Jahre Wasser verloren, das in die Decke eingesickert ist und Balken geschädigt hat. Dadurch sind Stuckdecken, Wände, Fußböden, etc. in Gefahr. Ursache für die Schäden ist möglicherweise eine nicht fach- und denkmalgerechte Sanierung Anfang der 1980er Jahre. So wurden Heizungsrohre unter die Bodenplatte im Erdgeschoss, darauf eine schwere Dämmschicht und darauf wieder ein mit Eisen bewährter Estrich verlegt. Offenbar konnte über Jahre Wasser aus den Rohren austreten und sich im ganzen Erdgeschoß verbreiten, ohne bemerkt zu werden. Der Schaden wurde erst offensichtlich, als die frisch ausgetragene Fassadenfarbe nach kurzer Zeit wieder abblätterte. [4]
Die im Stil des frühen Klassizismus ausgestattete Belletage wird auch zu Kabinettausstellungen genutzt. Der Festsaal wurde von Johann Friedrich Valentin, dem ersten Lehrmeister Christian Daniel Rauchs, mit figürlichen und ornamentalen Schnitzereien ausgestattet.
Im Dachgeschoß befindet sich heute die Geschäftsstelle und Bibliothek des Waldeckischen Geschichtsvereins.
[1] Helmut NICOLAI, Arolsen - Lebensbild einer deutschen Residenzstadt, Glücksburg 1954, S. 65.
[2] NICOLAI (wie Anm. 1).
[3] Sandra SIMSHÄUSER, Musterhaus für bessere Höflingen - Das Schreiber'sche wurde vor 300 Jahren als eines der ersten in der neuen Residenzstadt bezogen, in: Waldeckische Landeszeitung, Ausgabe vom 12. Januar 2017, S. 6.
[4] Alle Angaben nach: Elmar SCHULTEN, Palais Schreiber ist ein Sanierungsfall: Mehrere Wasserschäden im Gebälk, in: Waldeckische Landeszeitung, Online-Ausgabe vom 31. Juli 2019; Elmar SCHULTEN, Mehrere Wasserschäden im Gebälk - Schreibersches Haus wurde über Nacht Großbaustelle und braucht nun Hilfe, in: Waldeckische Landeszeitung, Druckausgabe vom 1. August 2019.