St. Nikolai / Nikolaikirche (Korbach)

Die Nikolaikirche im Dezember 2016.
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Glockengeläut der Nikolaikirche:

Die Kirche St. Nikolai zu Korbach, zumeist einfach Nikolaikirche genannt, ist ein evangelisches Gotteshaus, das von 1359 bis 1461 im Stil der Gotik errichtet worden ist. [1] Sie steht in der neuen Stadt von Korbach, in der nach ihr benannten Kirchstraße. Sie ist eines der Wahrzeichen der Stadt und nach der Kilianskirche deren zweitgrößter Sakralbau.

Geschichte

Der Vorgängerbau

Schon vor der Errichtung der gegenwärtigen Kirche stand an gleicher Stelle eine St. Nikolaus Kapelle. Sie wird mit der Anlage der Oberneustadt (ab ca. 1200) errichtet worden sein. [2] 1346 wird die Kapelle zuerst genannt. In diesem Jahr versprach der Weihbischof von Paderborn, zugleich im Namen der Bischöfe von Paderborn, Osnabrück und Brandenburg allen denjenigen, die an bestimmten Festtagen die Kapelle St. Nikolaus auf der Neustadt besuchen würden, 40 Tage Ablaß. [3] Von der alten Kapelle ist auf dem Dachboden der heutigen Kirche an der östlichen Turmwand noch das Giebelgesims zu sehen. Seine Mitte liegt etwa 50 cm nördlich von der Turmwandmitte und etwa 110 cm nordölich von der Mittelachse der heutigen Kirche, die ihrerseits etwa 60 cm südlich von der Mittelachse des Turms liegt. Die Schrägen des alten Giebelgesimeses, dessen Spitze etwa 5,20 m über den Langhausmauern liegt, schneiden die nördliche Turmkante 90 cm über der Höhe der Seitenschiffsmauern, die südliche Turmkante 90 cm darunter. In der westlichen Abschlußwand des südlichen Seitenschiffs sind zwei kreisrunde ornamentierte Steine eingemauert, die vielleicht Gewölbeschlußsteine der alten Kapelle anzusehen sind. [4]

Die gotische Kirche

Auch die gegenwärtige Kirche behielt zunächst noch die Bezeichnung St.-Nikolaus-Kapelle bei (1502, 1541, 1571). 1432 wird sie als „Gotishuse sinte Klaus" erwähnt, 1489 „Kirche" genannt. Sie war vor der Reformation Filial der Altstadtpfarrei von St. Kilian und wurde durch einen Kaplan bedient. Schon 1281 wird ein Kaplan genannt, 1512 gab es deren zwei, welche Inhaber zweier Altäre der St.-Nikolaus-Kirche waren. 1359 wird der Turm errichtet. Um 1450 wird auch die Kirche von der Gräfin Elisabeth, Tochter des Grafen Heinrich VII. von Waldeck und hinterlassener Witwe des Grafen Johann von Ziegenhain und Nidda, neu erbaut. In diesem Jahr stiftet Johannes Ringk, ein gebürtiger Korbacher, Bürger zu Köln, zum Bau der Nikolai-Kirche 6000 rheinische Goldgulden. Schon 1454 wird der Chor vollendet. In unmittelbarem Anschluß hieran erfolgt die Errichtung des Langhauses, das um 1460 mit der Errichtung des Dachstuhls vollendet wurde. Eine dendrochronologische Untersuchung von Holzproben aus dem Dachstuhl hat ergeben, daß die Bäume für den Dachstuhl des Chores zwischen Herbst 1456 und Frühjahr 1457 gefällt und im Laufe des Jahres 1457 von den Zimmerleuten verbaut worden sind. Die Bäume für den Dachstuhl des Langhauses wurden zwischen Herbst 1460 und Frühjahr 1461 geschlagen und noch 1461 verbaut. [5]

Um diese Zeit wird auch der St.-Nikolaus-Altar in der Nikolai-Kapelle in der Neustadt genannt, und im Jahre 1467 finden bereits zwei weitere Altäre, der St.-Liborius-Altar und der Maria-Magdalena-Altar, Erwähnung. Es werden folgende Altäre der Nikolai-Kirche urkundlich genannt: St.-Nikolaus-Altar um 1460, 1496, 1512; Frühmesse-Altar 1482, 1485; St.-Anna-Altar 1502; St.-Maria-Magdalena-Altar 1467, 1482, 1512, 1533, 1553; St.-Marien-Altar (vielleicht mit dem vorigen identisch) 1519, 1543, 1579; St.-Liborius-Altar 1467, 1541; St.-Matthias-Altar 1543,1559. Daneben werden noch genannt: St.-Johannes-Altar, Altar in der Gerkammer, Johannes-Ringks-Altar, Johannes-Sonnenscheins-Altar. Neben dem 1518 gemalten Altartriptychon auf dem Hochaltar befand sich ehemals an der Ostseite der Kirche „ein schön gemaltes Bild" mit der Jahreszahl „1519". Es wurde 1819, da es sehr verdorben sei, aus der Kirche entfernt. In der noch vorhandenen Nische in der Nordwand des nördlichen Seitenschiffes befand sich ehemals ein „heiliges Grab" aus der Erbauungszeit der Kirche. Die Figuren waren schon im 18. Jh. nicht mehr vorhanden. 1546 ließ Graf Wolrad II. in der Nähe der Kanzel einen gräflichen Kirchenstand errichten. An seiner Brüstung waren 16 Wappen und Namen adliger Familien gemalt (jetzt im Heimatmuseum). Ende des 18. Jh. wurde der fürstliche Kirchenstand an die Südseite der Kirche vor den Chor verlegt. Im Jahre 1602 wurde die Empore an der Nordseite des Schiffes erbaut und in den Jahren 1609/17 mit den Namen und Wappen angesehener Korbacher Familien versehen. 1640 wird an der Nordseite des Chores eine Begräbnisstätte für die Eisenberger Linie der gräflichen Familie angelegt und als erster Graf Wolrad IV. beigesetzt. An der gleichen Stelle ließ 1692 die Fürstin Elisabeth Charlotte für ihren verstorbenen Gemahl, den Fürsten Georg Friedrich von Waldeck — wie Varnhagen berichtet — im auftrag der Generalstaaten der Niederlande, in deren Diensten er als Generalfeldmarschall und Kommandant der Feste Maastricht gestanden hatte, das große Grabepitaph von dem Bildhauer Heinrich Pape nach einem Entwurf des Waldecker Goldschmiedes Georg Friedrich Esau aus Mengeringhausen errichten. Es wurde von dem Meister im ehemaligen Kloster zu Korbach gearbeitet. Schon 1663 war von den Meistern Liborius Mercken und Hans Burchard aus Rhoden der Turmhelm wiederhergestellt worden. Am 5. April 1702 wurde der Turmhelm durch Blitzschlag in Brand gesetzt. Er wurde noch im gleichen Jahr von den Meistern Franz Schönhard und Chr. Wendel wieder errichtet. Das Kreuz wurde zu Kleinern, der Wetterhahn zu Frankenberg gearbeitet. Eine Urkunde darüber wurde im Knauf der Turmspitze untergebracht. Sie ist 1776 erneuert worden. 1725 wurde die Turmgalerie wegen Baufälligkeit von dem Baumeister Richter aus Korbach abgenommen. Schon 1581/82 wurde durch den Orgelbauer Johann Staperneune aus Münster eine Orgel für die Kirche geschaffen. Diese wurde 1682 von Johann Polken aus Meschede repariert. Die Kirche erhielt in den Jahren 1742—44 eine neue Orgel von dem Orgelbauer Joh. Friedr. Schäfer aus Wolfhagen. Die gegenwärtige Orgel von Ed. Vogt in Korbach, 1912. Die Kirche wurde 1753 grundlegend restauriert, hierüber wurde am Pfeiler des Südportals eine heute nicht mehr vorhandene Inschrift angebracht, welche lautete: „Renovirt bei Zeiten Herrn Johannes Schumacher Kirchenprov. Anno 1753". Das Kircheninnere wurde 1802 wiederhergestellt. Eine umfassende Wiederherstellung erfolgte 1912/13 durch den Architekten und Baurat Karl Siebold. Das Schiff wurde im Stil des Historismus aufwendig ausgemalt. Bei der Sanierung 1964/65 wurde die Farbenpracht wieder entfernt und der Innenraum schlichter ausgestaltet sowie die Heizungsanlage erneuert.

2020 soll der Innenraum für mehr als 2 Millionen Euro saniert und neu gestaltet werden, insbesondere die Heizungs- und Beleuchtungstechnik. Im Chorraum sollen Konvektoren installiert werden, um die Altarbilder, die durch die bisherige Heizung stark gelitten haben, besser vor Temperaturschwankungen zu schützen. In die Bausubstanz wird dabei tief eingegriffen: Schächte sollen in den Boden eingelassen und das gesamte Fußbodenniveau erhöht werden. Auch der Innenanstrich soll erneut verändert werden. Um mehr Raum "zum Agieren und für Begegnungen" zu schaffen, sollen die Bankreihen reduziert werden. Bereits zum Hessentag 2018 waren im Chorraum der Altar und Grabplatten beiseitegeräumt worden, um den Raum "flexibler nutzbar zu machen." Schließlich soll die Treppe vom Turm zum Langhaus begradigt und verbreitert werden. [6]

Die an der Nordostseite der Kirche befindliche zweigeschossige Kapelle, ursprünglich „Gerkammer" genannt, diente als Sakristei und war vom Thor aus zugänglich. Nach Anlage des Fürst-Georg-Friedrich-Grabmals wurde der Eingang an die Ostseite des Schiffes verlegt, doch wurde auch dieser später zugemauert und der Eingang an der östlichen Außenmauer der Kapelle angebracht. Sie dient heute als Heizraum für die Kirche. Der gedeckte Aufgang zur Orgelempore an der Nordseite des Turmes wurde 1912 erbaut. 1971 erhielt der Kirchturm einen neuen Kirchturmhahn. [7]

Architektur

Grundriß.

Quadratischer Westturm, gotisch, mit Wendeltreppe im Mauerwerk der Südostecke, moderner Treppenanbau im Norden. Dreischiffiges Langhaus, spätgotische Halle von vier Jochen, etwas nach Süden aus der Achse des Turmes gerückt - daran Chor aus zwei Vorjochen und 5/8-5chluß, in gleicher Breite mit dem Mittelschiff. An Nordseite des Chores ein jüngerer, zweistöckiger Sakristeianbau, heute als Heizraum benutzt. Äußeres: Kalksteinbau aus mergeligem korbacher Material. Turm und Chor aus sauber bearbeitetem, das Langhaus aus gröberem Quaderwerk. An allen Bauteilen Zangenlöcher. Turm. Schlank aufsteigendes Massiv mit hohem Untergeschoß und niedrigem, oberhalb eines Kaffgesimses wenig zurückgesetztem Obergeschoß. Hoher, dreifach abgestufter Sockel mit Fasen und Kehlabdeckung, Westportal von zwei mit Fialen bekrönten Pfeilerchen flankiert. Tiefe, spitzbogige Schräglaibung, reich profiliert mit kehlen zwischen Birnstäben und äußerem Wulst. Darüber Wimperge mit Blendmaßwerk, Krabben und Kreuzblume. Die Öffnung unterteilt in Türe mit geradem Sturz auf Kehlkonsolen und dreiteiliges Fenster mit Kleebogenmaßwerk. Beide in Kehlgewände. Zwischensturz in gotischen Majuskeln bez. ANNO DOMINI MXXXLIX (1359) MUNIN. Über dem Kaffgesims als Sohlbank allseitig je ein Spitzbogenfenster in tief gekehlter Schräglaibung mit Kehlgewände, das südliche und das östliche dreiteilig, mit feingliederigem Maßwerk aus Pässen und Kleebögen, das westliche außerdem waagerecht unterteilt, der untere Teil mit rundbogigem Nasenmaßwerk. Turmabschluß etwas eingezogen: Über Kehlsims allseitig ein Dreieckgiebel mit gekehltem Nandprofil und Kreuzblumen. Um Fuß der Giebel je zwei eiförmige Luken, in der Spitze je ein gekehltes Spitzbogenfensterchen mit Nasen. An den Ecken Wasserspeier. Achtseitiger Spitzhelm, verschiefert, erheblich nach Westen zu geneigt. Langhaus. Sockel an Nordseite mit Fase und Kehle, im Süden mit gekehlter Schräge abgedeckt. Schlanke, dreiteilige Spitzbogenfenster in Schräglaibung, mit Kehlgewände. Ein gleiches über Nordportal. Maßwerk aus Kleebögen, Pässen und Fischblasen. Die Portale spitzbogig. Ihre gebrochene Laibung im Süden mit Wulst und Birnstab zwischen Kehlen profiliert, im Norden mit Wulst und Kehlen. Steinmetzzeichen am Südportal, am Nordportal und an dem Pfeiler rechts von ihm wie nebenstehend unter b. Die Strebepfeiler besitzen drei Nücksprünge mit Schrägabdeckung über Kehlprofil, am oberen läuft das Profil um, Giebelpultdächer. Als Traufprofil eine Wulstkehle. Satteldach in deutscher Schieferdeckung. Über das Gstfenster des südlichen Seitenschiffes vgl. Chor. Chor. Dreiteilige Spitzbogenfenster in tief gekehlter Schräglaibung, mit Kehlgewände, Maßwerk ähnlich wie am Langhaus. Sohlbank in Verbindung mit einem auch die Pfeiler umziehenden Kaffgesims. Dieses an der Ostwand des Südschiffes fortgeführt. Darüber zweiteiliges Fenster im Profil der Chorfenster. Pfeiler und Traufgesims wie am Langhaus. Um Südostpfeiler Inschrifttafel, bezeichnet in gotischen Minuskeln bzw. Unfangsmajuskel: Anno dm. mccccinno 1454). Unter dem Fenster der Gstwand Spitzbogen-Nische, profiliert in Kehle und Stab, mit Kleebogenmaßwerk. — Satteldach mit Astwalmen, deutsche Schieferdeckung.

Sakristei

Zweigeschossiger quaderbau ohne Verband mit Chor und nördlichem Seitenschiff. Breiter Kehlsockel, ebenso gebildete Traufe, die an dem Halbgiebel des Pultdaches hochläuft. Im Erdgeschoß spitzbogige Fenster in tief gekehlter Schräglaibung, mit gekehltem Gewände und Kleebogenmaßwerk. Das Fenster der Ostseite dreiteilig, im Unterteil zur Türe umgewandelt. Im Obergeschoß gegen Norden zwei rechteckige, zweigeteilte Fenster; ihr Gewände mit umlaufender Fase, im übrigen gekehlt. Die Teilfenster spitzbogig, mit Nasenmaßwerk. Gegen Osten kleine spitzbogige Einstiegluke mit gekehltem Gewände. Zum Dachraum führt eine kleine Rechtecköffnung mit gefastem Gewände. Das Dach verschiefert, desgleichen die über dem Dachansatz hinausragenden Pultdächer der im übrigen völlig eingebauten Strebepfeiler des Chores.

Inneres. Turm.

Über Erdgeschoßhalle Kreuzgewölbe mit doppelt gekehlten, in den Raumecken verlaufenden Rippen; ungewöhnlich großer Scheitelring. Portal und Fenster in gerader, spitzbogig geschlossener Laibungsnische mit gekehlten Kanten. In der Laibung Loch für Verschlußbalken. Der Westnische entspricht im Osten in Breite und Höhe der hohe schmale Zugang zum Mittelschiff; im Oberteil durch moderne Orgelrückwand verbaut. In seiner südlichen Laibungswand lag der ursprüngliche Zugang zur Turmtreppe. Die alte eisenbeschlagene Holztüre wieder verwandt. Sandsteinplatten-Fußboden. Wände und Rippen leicht geschlemmt, mit nachgezogenen Fugen. Gewölbekappen geputzt und schabloniert. — Die Wendeltreppe mit steinernen Blockstufen. Ein Mauerdurchbruch führt zu dem fensterlosen Raum oberhalb des Gewölbes, von da aus gelangt man durch eine Pforte (in höhe Balkenlage der älteren Kirche?) und weiter über Stufen innerhalb der Mauerdicke zum Dachboden des Schiffes. Ein zweiter Austritt aus der Wendeltreppe führt zu dem Glockengeschoß. Die Fenster in spitzbogiger, gerader Laibung. Die Treppe verspringt im obersten Lauf nach Norden und endigt in Höhe der Mauerkrone an einem Austritt zu dem nicht mehr vorhandenen Turmumgang. In der den Lauf abschließenden Mauerwange ein Flachrelief in Sandstein (H. 0,45 m, Br. 0,49 m). Ein derb-naturalistisches Bildnis eines Mönchskopfes mit Kapuze im Profil nach rechts blickend. Gotisch, 15. Jh. Der Turmhelm mit mehrgeschossiger Balkenlage, Strebekreuzen und Kaiserstiel.

Langhaus

Das sehr streng und ohne Stich und Busung gebildete Gewölbe ruht auf Rundpfeilern, denen im Osten und westen halbrunde Wandpfeiler entsprechen. Die abgestuften Sockel mit flacher Kehle, die der Triumphbogenpfeiler mit gekehlter Schräge abgedeckt. Die Kämpferplatten mit Fase, Unterkehle und halsring, die der Triumphbogenpfeiler überdies mit Kehle und Wülsten profiliert. Die schmalen Scheidebägen und Gurte — die der Seitenschiffe sind gestelzt — mit flachem Kehlprofil. An den Triumphbogenpfeilern Ansätze für niedriger geplant gewesene Scheidebögen. Die Rippen gekehlt. Runde Schlußsteine. Wände und Gewölbekappen geputzt und getüncht, z. T. schabloniert. Pfeiler und Gewölbespstem leicht geschlemmt und gequadert. Kirchendach: Die Scheidewände sind bis in die höhe der Kußenwände hochgeführt, die Gewölbe sind dazwischen eingespannt, so daß die Kappen mit ihren waagerechten Scheitellinien unterhalb der Hauptbalkenlage liegen bleiben. An der Turmwand ist als Steingrat die An- satzlinie für das Dach der älteren Kirche, die im Gegensatz zur heutigen in der Turmachse gesessen hat, erkennbar. Sein First lag etwa in halber höhe des heutigen Kirchendaches. Dieses mit dreigeschossigem Kehlbalkenstuhl, in den unteren Geschossen doppelt, im obersten einfach stehend. Die unterste Kehlbalkenlage ist über dem Mittelschiff unterbrochen, so daß ein hoher freier Raum offen bleibt. Die verbleibenden Stichbalken sind weder an den über die Scheidewände gestellten Stützen noch am Sparrenauflager auf Rühme gelegt, sondern sie sind dort nur eingezapft und hier aufgeblattet. Dazu Schrägstreben als Sparrenstützen. Am Chor Runddienste mit Sockel und Kapitell entsprechend denen am Triumphbogen. Sie tragen ein Gewölbe, das dem im Langhaus gleich gebildet ist. Hier auch gekehlte Wandbögen, die im Langhaus fehlen. An der Nordwand sind die Dienste durch die Pilaster des dort eingebauten Grabmales ersetzt. Profil der Fenster wie im Langhaus. Laibungskante mit Platte. Sohlbank an Unterseite tief gekehlt, darunter flache Wandnische in Fensterbreite. Das System ist ganz das gleiche wie in der Kilianskirche. Fußboden in den Vorjochen mit Fliesenbelag, an Thorstufe und im Thorhaupt Sandsteinplatten. — Dreigeschossiger Kehlbalkendachstuhl, das untere Geschoß dreifach, die oberen einfach stehend. Die untere Kehlbalkenlage liegt nicht auf seitlichen Kähmen, sondern besitzt für jeden Balken ein Paar bis unter die Sparren durchstoßender Stützen. Auf diese sind die Kehlbalken aufgeblattet. Sakristei. Das Erdgeschoß trägt Kreuzgewölbe, gekehlte Kippen und Gurten über vielseitigen gekehlten Spitzkonsolen, im westlichen Joch zerstört. Die Fenster mit gekehltem Gewände in tiefer gerader Laibung von erheblich größerer Breite. An der nördlichen eine mit drei Achteckseiten über Spitzkonsole vorspringende Piscina. Sandsteinplattenfußboden. Wände z. T. verputztes Quaderwerk, Gewölbekappen Bruchstein, unverputzt. Das Obergeschoß über Mauerabsatz für den nicht mehr vorhandenen Fußboden. Die Fenster in flachbogiger Schräglaibung mit Sitznischen. Die Einstiegluke in gerade geschlossener Schräglaibung, mit Kehlgewände. Die Wände zum größten Teil noch verputzt.

Literatur

Bilder

Anmerkungen

[1] Alle Angaben, soweit nicht anders angegeben, nach Werner MEYER-BARKHAUSEN, Alte Städte zwischen Main und Weser: Corbach, Verlag H.W. Urspruch, Korbach 1923, S. 34-50, und Wolfgang MEDDING (Bearb.) in: Friedrich BLEIBAUM (Hrsg.), Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Kassel, Neue Folge, Dritter Band, Kreis des Eisenberges, Kassel 1939, S. 119-129; ders., Baudenkmäler und Kunstschätze der 1000-jährigen Stadt Korbach, Ludwig BING (Hrsg.), Korbach (ca. 1980); ders. Korbach - Die Geschichte einer deutschen Stadt, 2. Auflage 1980, S. 106-109 und S. 112-130.
[2] MEDDING/BLEIBAUM (wie Anm. 1) datieren die Anlage der Neustadt und die Errichtung der Kapelle um das Jahr 1265.
[3] MEDDING/BLEIBAUM (wie Anm. 1); MEYER-BARKHAUSEN (wie Anm. 1), S. 52, Anm. 3.
[4] MEYER-BARKHAUSEN (wie Anm. 1), S. 52, Anm. 3.
[5] Karl SCHILLING, Nikolaikirche wird 1461 vollendet - Holzproben aus dem Dachstuhl des Korbacher Gotteshauses erlauben eine genaue Datierung, in: Waldeckische Landeszeitung, Ausgabe vom 2. Januar 2018, S. 5.
[6] Julia RENNER, Zwei Millionen für Sanierung - Umfassende Pläne fürs Innere der Nikolaikirche: Heizung, Beleuchtung, Anstrich und Licht neu, in Waldeckische Landeszeitung, Ausgabe vom 26.07.2018, S. 7.
[7] Hermann BING, Von Kirchturmhähnen und Hahnenfesten, in: Mein Waldeck, Beilage der "Waldeckischen Landeszeitung" für Heimatfreunde, Nr. 18/1990.