Carl Casimir Wirsing

Carl Casimir Wirsing (getauft 11. August 1703 in Berleburg [1] ; † 7. September 1760 in Bergheim [2] oder begraben 7. September 1760 in Arolsen [3] ).

Leben

Wirsing wurde am 11. November 1717 in die Lateinische Schule in Halle aufgenommen; als Heimatort wird Berleburg, als Beruf des Vaters "Haushofmeister" angegeben.[4] Der Vater war somit wahrscheinlich der bereits Anfang des 18. Jahrhunderts mehrfach genannte Hofrat Felix Hannibal Wirsing,[5] wofür auch der zweite Vorname ("Felix") des erstgeborenen Sohnes des Carl Casimir Wirsing spricht. Ein weiteres Indiz für die Abstammung ist sein zweiter Vorname "Casimir", den er zu Ehren des Dienstherrn seines Vaters, Graf Casimir zu Sayn-Wittgenstein, erhalten haben könnte, der, wie später Carl Casmir, zum Studium nach Halle/Saale entsandt worden war.

Carl Casimir führte die Titel "Hofrat", "Advocatus Ordinarius" und "Kommissionsrat". [6] In einer Urkunde vom 18.08.1751 wird er "Fürstl. Löwensteinscher Hofrat und Gräfl. Waldeckischer Rat zu Bergheim" genannt.[7] Wie schon sein Schwiegervater, Regierungsrat Otto Friedrich Schumacher, dürfte er somit beruflich in der Umgebung der waldeckischen Fürstenfamilie anzusiedeln sein. In den Jahren 1729-1733 ist er unter den neu zugelassenen Advokaten und Prokuratoren genannt.[8] 1733 ist er als Regierungsadvokat bezeugt und wird in dieser Eigenschaft als Generalbevollmächtigter für die Lengefelder Besitzungen der in Mecklenburg wohnenden Schwestern Maria Magdalena und Juliane Elisabeth Rauchbar bestellt.[9]

Am 8. Februar 1735 heiratete er Christiana Sophia Schumacher (1717-1768).[10] Sie wird in den Kirchenbüchern als "die Frau Hofköchin" bezeichnet.[11] Mit ihr hatte er sieben Kinder: [12]

Casimir Felix He(i)nrich Christian Wirsing (1736-?)
Anna Elisabeth Hohmann, geborene Wirsing (1737-1788)
Johann Friedrich Wirsing (1739-1812), Kaufmann in Amsterdam
Christian Ernst Wirsing (*/† 1741)
Wilhelmine Charlotte Wirsing (1743-?) I. mit Neumann, Hofrat, II. mit Weißenbruch, Hofrat
Sophia Elisabeth Christine Wirsing (*/† 1748)
Maria Eleonora Emilia Bode, geborene Wirsing (1749-?), verheiratet mit Johann Henrich Bode, Sekretär (zu Wilhelmsthal?), Eltern des Georg Friedrich Benjamin Bode (* 29.09.1772).

Casimir Felix Friedrich und Anna Elisabeth wurden in Arolsen geboren, Johann Friedrich und Christian Ernst im benachbarten Helsen. 1737 klagt der Verwalter Stilgebauer in Laubach wegen Pachtkündigung und Rechnungslegung gegen eine Frau von Spiegel und den Kommissionsrat Wirsing. [13] Spätestens ab 1743 lebte die Familie in Bergheim im Edertal, wo die jüngsten drei Kinder zur Welt kamen.[14] Schon in den Jahren 1742/43 ist eine Klage des bergheimischen Justitiars Wirsing gegen Jakob Menge wegen dessen Weigerung, sein Haus weiterhin an den Gerichtsvogt zu vermieten, bezeugt.[15] Dies könnte - neben dem zum Jahr 1751 genannten Titel "Gräfl. Waldeckischer Rat zu Bergheim" - ein Hinweis darauf sein, daß Carl Casimir im Dienst des Grafen Josias I. von Waldeck-Bergheim stand. Hierfür spricht, daß Josias I. das Schloß Bergheim bewohnte und mit Dorothea Sophie zu Solms-Rödelheim und Assenheim verheiratet war. Die Ehe wurde 1725 in Assenheim (heute Ortsteil von Niddatal) geschlossen. Im Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Ludwigsburg, wird die in den Jahren 1750 bis 1758 geführte Korrespondenz zwischen "Graf Josias von Waldeck" und dem "waldeckischen Hofrat J.J. Wirsing zu Assenheim" aufbewahrt. [16] Möglicherweise ist "C. C." (Carl Casimir) Wirsing gemeint, zumal dieser offenbar auch in Diensten des Fürstenhauses Löwenstein-Wertheim stand. Im Jahr 1750 verkauft Carl Casimir Wirsing ein Wohnhaus in Arolsen für 2000 Reichsthaler an den Fürsten Carl von Waldeck; der Kaufpreis wird jedoch erst Jahre später an seine Erben in Form der Abtretung einer landwirtschaftlichen Obligation entrichtet.[17] Zum 3. Januar 1754 ist er im Kirchenbuch der Korbacher Neustadt (St. Nikolai) unter der Bezeichnung "Waldeckischer Hofrat zu Bergheim" als Taufpate des Carl Wilhelm Schumacher genannt.[18]

Carl Casimirs mutmaßlicher Vater Felix Hannibal Wirsing führte 1726 einen Rechtsstreit vor dem Reichskammergericht mit August Graf zu Sayn-Wittgenschein über die Zehntfreiheit des "Gutes Wirsing" bei Christianseck (heute Ortsteil von Bad Berleburg). [19] Carl Casimirs Schwester dürfte somit Anna Elisabeth Wirsing gewesen sein, welche um 1725 Carl Otto Hambach heiratete, einen illegitimen Sohn der Gräfin Juliane Margarethe von Sayn-Wittgenstein, Schwester des Grafen Casimir zu Sayn-Wittgenstein, die Mitglied der sogenannten Buttlarschen Rotte war. [20]

Anmerkungen

[1] Archiv der Franckeschen Stiftungen zu Halle - Projekt Franckes Schulen (in dem verlinkten Datensatz wird als Geburtsort irrtümlich "Perleberg" in der Prignitz angegeben, hingegen in einem anderen Datensatz "Berleburg" [heute: Bad Berleburg]. Letzteres dürfte zutreffend sein). Archiv der Franckeschen Stiftungen (Halle/Saale): AFSt/S L 2, S. 115.
[2] Robert WETEKAM (Bearb.), Waldeckische Ortsippenbücher, Band 11, Helsen (einschließlich der Sippen von Arolsen 1652-1751), Waldeckischer Geschichtsverein (Hrsg.), Arolsen 1968, Nr. 4066.
[3] Karl HEBELER/Helmut KATHÖWER/Ernst-Friedrich GALLENKAMP (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 82, Bergheim, Deutsche Ortssippenbücher, Reihe A, Band 379, Waldeckischer Geschichtsverein e.V. (Hrsg.), Bad Arolsen 2008, Nr. 2398.
[4] Archiv der Franckeschen Stiftungen zu Halle (wie Anm. 1).
[5] Vgl. Hessische Biografie, Carl Otto Hambach.
[6] HEBELER/KATHÖWER/GALLENKAMP (wie Anm. 3); WETEKAM (wie Anm. 2).
[7] Martin RUDOLPH (Bearb.), Korbacher Bürgerfamilien - Die Nachkommen des Korbacher Bürgermeisters Curt Schumacher, 1585-1660, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1976, S. 66.
[8] Reinhard KÖNIG (Bearb.), Repertorien des Staatsarchivs Marburg, Bestand 121, Waldeckische Regierung 1706-1887 mit Vorakten ab 1476, Band 2, Marburg 1981, S. 538, Nr. 223.
[9] KÖNIG (wie Anm. 8), Band 1, S. 309, Nr. 5508.
[10] HEBELER/KATHÖWER/GALLENKAMP (wie Anm. 3); WETEKAM (wie Anm. 2); RUDOLPH (wie Anm. 6).
[11] HEBELER/KATHÖWER/GALLENKAMP (wie Anm. 3).
[12] HEBELER/KATHÖWER/GALLENKAMP (wie Anm. 3). Bei WETEKAM (wie Anm. 2), sind nur die ersten fünf Kinder genannt.
[13] KÖNIG (wie Anm. 8), Band 1, S. 326, Nr. 5622.
[14] HEBELER/KATHÖWER/GALLENKAMP (wie Anm. 3).
[15] KÖNIG (wie Anm. 8), Band 1, S. 40, Nr. 3365.
[16] Link zum Bestand des Staatsarchivs Ludwigsburg.
[17] KÖNIG (wie Anm. 8), Band 3, S. 892, Nr.8231.
[18] RUDOLPH (wie Anm. 7), S. 103.
[19] Vgl. Wilfried REININGHAUS (Bearbeiter), Das Staatsarchiv Münster und seine Bestände, herausgegeben im Auftrage des Kultusministeriums von Nordrhein-Westfalen, Münster 1964, S. 449.
[20] Vgl. Hessische Biografie: Carl Otto Hambach; Ulrich LAMPERT, (Johann) Andreas Kempffer - Hebräist und Pfarrer 1655-1743, in: Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete, Heft 49 (1973), S. 36-42 [41].