Das Haus Nr. 12 in der Klosterstraße ist ein aus ursprünglich zwei Baukörpern bestehendes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach. [1] Der linke/östliche Teil wurde im 18. Jahrhundert erbaut. Der rechte/westliche Teil wurde um 1845 als Scheune errichtet und später ebenfalls zu einem Wohnhaus umgebaut.
Bis zum Jahr 1764 standen an dieser Stelle zwei Wohnhäuser. Das an das Grundstück Nr. 10 angrenzende Haus wurde abgerissen und zu einem Garten gemacht. Das an das Grundstück Nr. 14a angrenzende Haus wird im Brandkassenregister von 1784 noch als Wohnhaus aufgeführt. Von Ende des 18. Jahrhunderts bis 1845 wurde dieser linke/östliche Teil als Scheune verwendet. 1845 hat der damalige Eigentümer das Gebäude wieder zu einem Wohnhaus umgebaut und auf dem zum Haus Nr. 10 gelegenen Gartenplatz eine Scheune anbauen lassen. Als Gebälk soll das Holz eines in Rhena abgerissenen Gebäudes verwendet worden sein. Im Jahr 1930 wurde dieser rechte/westliche Teil des Hauses erneut umgebaut (Aufstockung und Einbau eines Ladens).
Der an Nr. 10 angrenzende Gebäudeteil
1. Erster bekannter Eigentümer dieses früheren Hauses war der Schuhmachermeister Antonius Schultze (* 1645; † 30.05.1738), Bürger 1674.
2. Im Jahr 1718 wird der Schuhmacher Henricus Schultze (~ 31.01.1682; † 04.10.1741) als neuer Eigentümer verzeichnet. Er war der Sohn von Nr. 1 und heiratete am 19. Oktober 1708 Catharina Elisabeth Flamme (* 1680; † 29.08.1742), Tochter des Johannes Flamme und dessen Frau Anna Liese, Geburtsname unbekannt.
3. 1742 Johann Georg Friedrich Schultze
4. 1764 Johann Christoph Limpert
Der an Nr. 14a angrenzende Gebäudeteil
1. Erster bekannter Eigentümer dieses Hauses war Ende des 17. Jahrhunderts Christoph Bangert (* 1642; † 13.05.1698). Er war Holzknecht im Lengefelder Wald. Seine erste Ehefrau hieß Maria Magdalena, Geburtsname unbekannt († 14.06.1688). Am 27. November 1688 ging er eine zweite Ehe mit Anna Catharina Jäger (* um 1660 in Twiste; † 24.05.1705), Tochter des Johann Justus Jäger aus Twiste.
2. 1694/95 Josias Wolrald Winant und Christoph Bangert
3. Stadt Korbach
4. 1709 Johannes Hermann Reuter
5. 1716 Johannes Reuter
6. 1722 Johann Ludwig Bohne
7. 1726 Franz Ditmar Gockel
8. 1747 Franz Philipp Gockel
9. 1764 Johann Christoph Limpert
10. Ca. 1832 Johann Christian Wilhelm Schleicher
11. 1859 Christian Wilhelm Frese
12. 1867 Carl Heinrich Frese
13. 1915 Louise Friederike Caroline Wilhelmine Frese
14. 1943 Erbengemeinschaft Frese
15. Um 1960 (?). Schneidermeister Heinz-Ewald Beil (* 04.02.1934; † 15.02.2007 [2] ), Sohn des Mathias Beil und der Maria Magdalena, genannt Alwine, Schoenhofen. Das genaue Jahr des Erwerbs des Gebäudes durch Beil wird bei THOMAS/WILKE (wie Anm. 1) nicht genannt. In der 1956 erschienenen Erstauflage, S. 57, ist noch Nr. 14 als Eigentümer genannt. 1962 war Beil jedoch an der Gründung des Nachbarschaftsvereins "Klosterbrüder" beteiligt, [3] so dass er das Haus vielleicht um 1960 erwarb. Seit 1959 war er als selbständiger Schneidermeister tätig. Von 1960 bis 1972 war er Mitglied im Vorstand der Herrenschneider-Innung Waldeck und führte die Innung anschließend bis 1990 als Obermeister an. [4] 1977 wurde er erstmals Stadtverordneter. [5] Von 1981 bis 1993 gehörte er dem Magistrat an. Nach einer politischen Pause war er seit 2001 erneut Stadtverordneter. Am Haus findet sich noch heute ein schmiedeeiseres Wappenschild mit dem Namenszug "H.E. Beil" und einer Schere sowie Nadel und Faden.
In einen Balken des Hauses, der aus einem abgebrochenen Gebäude in Rhena stammen soll, ist ein "Viehsegen" eingeschnitzt:
"Alle das Vie das hiek geth aus und ein
da gebe Gott Glück und Segen bei"
In der Literatur wird die Inschrift anders zitiert: [6]
"Alle das Vieh, das hie geht aus und ein, da gäbe Gott Glück und Segen drein".
Vielleicht wurde die Inschrift anlässlich der Erneuerung des Anstrichs leicht verändert. Das ist bei einigen Häusern in Korbach festzustellen (vgl. Am Steinhaus 1, Lengefelder Str. 3).
Anklicken für größere Versionen.
[1] Hermann THOMAS/Karl WILKE (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 1, Professor-Kümmell-Straße und Klosterstraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.), 2. Auflage 1996, S. 104-107. Soweit nicht anders vermerkt, sind alle folgenden Angaben hieraus entnommen. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben bzw. begraben. Im Band 1 der "Häuserbücher", auch in der hier verwendeten 2. Auflage, sind überwiegend Geburts- und Todestage angegeben, obwohl bis Mitte/Ende des 18. Jahrhunders in der Regel lediglich das Tauf- und Begräbnisdatum vermerkt wurde. In den anderen "Häusernbüchern" ist diesem Umstand Rechnung getragen. Es ist anzunehmen, daß die in Band 1 angegebenen Daten ebenfalls überwiegend Tauf- und Begräbnistage sind.
[2] Traueranzeigen, HNA - Hessisch-Niedersächsische Allgemeine, Ausgaben vom 21.02.2007 und 28.03.2007.
[3] Korbacher Express, Informationsblatt der Freien Wählergemeinschaft Korbach, Nr. 5.
[4] Traueranzeige, HNA, Ausgabe vom 21.02.2007.
[5] Korbacher Express (wie Anm. 3).
[6] Hausinschriften in Korbach, in: Mein Waldeck, Beilage der "Waldeckischen Landeszeitung" für Heimatfreunde, Nr. 13/1997; THOMAS/WILKE (wie Anm. 1) zitieren die Inschrift wie heute zu lesen (siehe Lichtbild), aber "gäbe" statt "gebe".