Das Haus Nr. 9 in der Dalwigker Straße ist ein 1913 von dem Gastwirt Carl Meier errichteter Ziegelsteinbau mit Fachwerkelementen in der Altstadt von Korbach. [1] Den im Jahr 1798 errichteten Vorgängerbau hat Meier im gleichen Jahr abreißen lassen. Das Haus bzw. der Vorgängerbau sind seit 1839 im Besitz der Familie Meier, die seit dem Jahr 1838 dieser Zeit hier eine Gastwirtschaft betreibt. Nach der "Waage" (Marktplatz 5) und der "Krone" (Lengefelder Straße 3) ist die Gaststätte "Am Dalwigker Tor" die drittälteste Gastwirtschaft in Korbach und die älteste, die ununterbrochen von einer Familie betrieben wird.
1. Erster bekannter Eigentümer des Vor-Vorgängerbaus war der Metzgermeister Johannes Dulfigge (* 12.08.1625; begr. 27.10.1680), Sohn des Metzgermeisters Johannes Dulfigge (Bürger 1605) und der Else Nelle. Sie wurde als Hexe hingerichtet. Ein Bruder des Johannes war Ditmar Dulfigge (konf. 1623; Bürger 1637), der ebenfalls als Hexer hingerichtet wurde. Dasselbe Schicksal erlitt seine Frau, Catharina Leye, die im Jahre 1669 als Hexe hingerichtet wurde. [2] Johannes Dulfigge erwarb 1645 die Bürgerrechte und hatte mindestens drei Kinder: Nr. 2, Michael Dulfigge und Magdalena Dulfigge (Professor-Bier-Straße 17).
2. 1680 erbte der Metzgermeister Johannes Dulfigge (* um 1650; begr. 11.03.1728, 78 Jahre), Sohn von Nr. 1, das Haus. Er heiratete am 15. Juni 1686 Anna Margarethe Goette (~ 22.12.1661; begr. 18.12.1716). Sie war die Tochter des Pfennigmeisters Johannes Goette (Dalwigker Straße 7) und der Juliane Vierordt. Johannes Dulfigge erwarb 1680 die Bürgerrechte und war zeiweise Ratsmitglied.
3. 1728 erbte der Metzger Johann Henrich Dulfigge (~ 01.01.1693; begr. 27.09.1745, 52 Jahre) das Haus. Er war der Sohn von Nr. 2, erwarb 1728 die Bürgerechte und blieb ledig.
4. 1745, nach dem Tod von Nr. 3, fiel das Haus an dessen Schwager, den Metzgermeister Johannes Hagenbusch (~ 26.07.1705; 27.03.1761). Er war der Sohn des Johannes Hagenbusch, der Ältere, (Marktplatz 1) und der Anna Maria Schotte. Hagenbusch bewohnte das elterliche Haus Marktplatz 1. Er erwarb die 1730 die Bürgerrechte und wird als Ratsgewandter genannt. Am 9. November 1729 heiratete er Anna Catharina Dulfigge (~ 22.04.1701; 05.06.1750, 49 Jahre), Tochter von Nr. 2. Eine zweite Ehe ging er am 27. Januar 1758 mit Elisabeth Margarethe Stempel aus Goddelsheim ein. Hagenbusch veräußerte das Haus noch im gleichen Jahr an Nr. 5.
5. 1745 erwarb der Kaufmann Peter Adolph Rocholl (* 09.08.1700 in Radevormwald; 29.06.1754) das Haus. Er war der Sohn des Bernhard Rocholl und dessen zweiter Ehefrau Maria Eva Volkmann, beide aus Radevormwald. Rocholl erhielt im Jahr 1725 die Bürgerrechte und ehelichte am 2. Januar 1726 Margarethe Christine Möller (* 1706; 20.01.1764 in Soest), Tochter von Franz Möller (Dalwigker Str. 5) und Maria Margarethe Scriba. Rocholl war seit 1726 auch Eigentümer des Hauses Dalwigker Str. 5. Das vorliegende Haus hat er nicht bezogen, sondern verkaufte es sofort wieder an Nr. 6.
6. 1745 kaufte der Rotgerbermeister Henrich Friedrich Samuel Beste (~ 13.12.1722; 29.12.1789, 66 Jahre) das Haus. Er war der Sohn des Johann Christoph Besser aus Dorfitter und der Anna Catharina Neumann. Am 10. November 1744 ging er die Ehe mit Maria Elisabeth Baptist (* um 1720 in Mühlhausen/Waldeck; 19.11.1783, 63 Jahre) ein und erwarb im selben Jahr die Bürgerrechte.
7. 1786 wurde der Sohn von Nr. 6, der Soldat Johann Georg Gabriel Beste (~ 29.03.1750; 28.03.1819, 69 Jahre), als neuer Eigentümer verzeichnet. Er heiratete um 1786 in Usseln Maria Catharina Bender (* um 1740 in Usseln; 05.07.1819). Sie wurde am 8. Juli, am Tage des Kiliansmarktes, begraben. Beste hat 1798 das alte Haus abtragen ein neues Haus errichten lassen. Seit 1786 hatte er die Bürgerrechte inne.
8. 1819 erbte der Sohn von Nr. 7, der Landbote Georg Henrich Christian Beste, der Jüngere (* 01.10.1787; 22.11.1838) das Haus. Er war Bürger seit 1818 und in erster Ehe verheiratet mit Maria Elisabeth Querl (* 10.01.1778 in Willingen; 06.12.1831 an "Auszehrung"), Tochter des Andreas Querl in Willingen. Eine zweite Ehe ging er am 18. Juli 1832 mit Maria Charlotte Querl (* 04.04.1800 in Willingen; 04.07.1852) ein, Schwester der ersten Ehefrau.
9. 1839 wurde der Leinenweber und Gastwirst Georg Henrich Christian Wilhelm Meier (* 29.01.1817; 20.06.1884) als neuer Eigentümer des Hauses eingetragen. Er war der Sohn des Leinenwebermeisters Henrich Justus Meier und der Maria Henriette Benn. Meier erwarb 1838 die Bürgerechte und eröffnete im gleichen die heute noch in dem Haus bestehende Gastwirtschaft Meier. Am 22. April 1838 heiratete er Friederike Elisabeth Beste (* 04.08.1819; 04.12.1887), Tochter von Nr. 8. Meier war von 1849 bis 1852 Schützenkönig.
10. 1885 erbte der Gast- und Landwirt Johann Georg Friedrich Carl Meier (* 12.04.1841; 07.06.1909) das Haus, Sohn von Nr. 9. Er ehelichte am 18. Februar 1877 Caroline Theodore Louise Schumacher (* 15.12.1854; 05.06.1905); Tochter des Schlossermeisters Johann Georg Friedrich Schumacher und der Johanette Lisette Louise Frese. Meier war Veteran der des preußisch-österreichischens Krieges von 1866 und des deutsch-französistischen Krieges von 1870/71.
11. 1909 erbte der Gast- und Landwirt Carl Christian Wilhelm Georg Johann Ernst Meier (* 21.06.1879; vermisst seit 1916 bei Verdun/Frankreich) das Haus, Sohn von Nr. 10. Er heiratete am 13. November 1908 Luise Caroline Auguste Henriette Johanne Emilie Stiehl (* 31.01.1880; nach 1960), Tochter des Bäckermeisters Christian Stiehl (Lengefelder Str. 14) und der Auguste Weber. Carl Meier ließ das 1798 von Nr. 7 errichtete Haus abreißen und 1913 das heute noch bestehende Haus erbauen.
12. 1948 wurde Karl Wilhelm Meier (* 15.03.1909; 1967), Sohn von Nr. 11, neuer Eigentümer. Er heiratete am 8. Januar 1942 Bertha Weidemann (* 20.10.1915 in Nieder-Waroldern; nach 1960), Tochter des Karl Christian Friedrich Weidemann in Nieder-Waroldern und der Johannette Backhaus aus Flechtdorf.
13. Zu den weiteren Eigentümerwechseln vgl. die Webseite der Gaststätte "Am Dalwigker Tor". [3]
Im Sommer 2017 begannen rückwärtig, an der zur Grabenstraße gelegenen Hausseite, die Arbeiten an einem Erweiterungsbau für das Hotel. [4] Die Arbeiten wurden zum Hessentag 2018 abgeschlossen.
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[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 7, Dalwigker Straße - Am Butterturm - Grabenstraße - Entengasse - Tränkestraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1960, S. 27-29. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] Vgl. Ralf FLAGMEIER, Hexenprozesse und sozialer Wandel in Korbach, in: Geschichtsblätter für Waldeck, 79. Band (1991), S. 67-118, mit Nachweisen aus den Akten des Staatsarchivs Marburg und des Stadtarchivs Korbach, S. 67-118 [101]; vgl. auch Mein Waldeck, Beilage der "Waldeckischen Landeszeitung" für Heimatfreunde, Nr. 4/1990 und Nr. 21/2000: Die "Katthagenhexe".
[3] Webseite der Gaststätte "Am Dalwigker Tor" (Stand: 11. Oktober 2025).
[4] Lutz BENSELER, Hotel Am Dalwigker Tor in Korbach erweitert: Sieben neue Zimmer, Online-Ausgabe der Waldeckischen Landeszeitung vom 10. Juli 2017; ders., "Mehr Betten für Gäste", in; Waldeckische Landeszeitung, Ausgabe vom 11. Juli 2017, S. 5.