Hans Henrich Löwenstein, (* in Niederelsungen (?); † 1683 (?) in Harbshausen (?)).
Hans Henrich Löwenstein war - möglicherweise - der Sohn des Johannes (Hans) Löwenstein und dessen Frau Gerdrut.[1]
Für die bislang - hier nicht belegte - Abstammung von Johannes (von) Löwenstein sprechen die Lebensdaten, der Vorname Hans - als Kurzform von Johannes - und der Umstand, daß der Vorname Johannes in den kommenden fünf Generationen Verwendung findet, ebenso in der Familie seines mutmaßlichen Bruders Jost Löwenstein. Auffällig ist, daß sowohl ein Sohn des Jost Löwenstein als auch der älteste Sohn Hans Henrichs auf den Namen "Johann Jost" getauft wurden, die mutmaßlichen Cousins also die gleichen Vornamen trugen. Ferner gibt es - soweit ersichtlich - in Nordhessen keine Familie Löwenstein - mit Ausnahme von jüdischen Trägern dieses Namens -, die sich nicht auf den Zweig aus Niederelsungen und Breuna zurückführen läßt, also gänzlich andere Wurzeln hat.[2]
Mit seiner Frau Anna Elisabeth (* 1631, † 27.11.1693 in Harbshausen) [3] hatte er mindestens folgende Kinder:
Johann Jost Löwenstein (~ 7. Sonntag nach Trinitatis [23.07.?] 1664; † ?) [4]
Johann Berthold Löwenstein (* 1667; † 23.11.1741 in Harbshausen) [5]
Hans Adrian (?) Löwenstein (~ 9. Sonntag nach Trinitatis [22.07.?] 1671; † ?) [6]
Johann Jacob Löwenstein (~ 27. Juni (?) 1676; † ?) [7]
Auffallend ist, daß bereits in den Kirchenbüchern des 17. Jahrhunderts für diesen Zweig die moderne Schreibweise "Löwenstein" zu finden ist, während in anderen Familien oftmals noch ältere Namensformen vorherrschen (Lewinsteyn, Lewinstein, Lewenstein, Leywensteyn, Leybensteyn, Lebenstein, Loewenstein, Lebensteyn).
Es ist unklar, was Hans Henrich Löwenstein bewogen hat, nach Harbshausen zu ziehen, denn das Dorf lag zwischen 1630 und 1650 infolge des Dreißigjährigen Krieges wüst. Erst zwischen 1650 und 1652 begann die Neubesiedlung mit 5-6 Einwohnern.[8] Im Jahr 1652 wird das Kirchenbuch begonnen.[8a] Schon 1664 wird hierin die Taufe seines Sohnes Johann Jost vermerkt. Da sich in den Kirchenbüchern Harbshausens auch kein Todeseintrag über Hans Henrich findet, ist fraglich, ob er dort dauerhaft gewohnt hat und gestorben ist oder ob sein Aufenthalt in Harbshausen nur vorübergehend war. Daß ein Zusammenhang mit der Verwaltung alter Lehensrechten bestanden haben könnte, die die Familie von Löwenstein in Harbshausen zahlreich hatte, [9] ist nicht ersichtlich, wie überhaupt eine (entfernte) Abstammung Hans Henrichs aus der adeligen Familie von Löwenstein bzw. von den "Halben von Löwenstein" aus Niederelsungen und Breuna derzeit nicht nachgewiesen ist.
Möglicherweise war Hans Henrich Löwenstein aber kein Neusiedler in Harbshausen, sondern ist nach dem 30-jährigen Krieg in das Dorf zurückgekehrt.
Es ist nicht überliefert, wo die Familie Löwenstein, die über mindestens vier Generationen und wenigstens 100 Jahre lang in Harbshausen ansässig war, ihr Haus hatte. Doch gab es bis Anfang des 20. Jahrhunderts in der heutigen Dorfstraße 9 einen Gasthof "Zum Löwen", welcher von einem Herrn Wagner mit dem Hausnamen "Löwe" betrieben wurde.[10] Im Jahre 1914 wurde das Bauernhaus nebst Gasthof von dem Immighäuser Schmied Christian Höbel übernommen und hieß seitdem "Gasthaus Höbel".[11] In dem Gasthaus gab es früher zum Herdanschluß in der Küche einen großen Schornstein. Als dieser Schornstein abgebrochen wurde, kam ein großer Kalkstein zum Vorschein, der dort eingemauert war. In ihm war der Name "Löwenstein" eingemeißelt. Der Stein hat noch lange vor der Höbelschen Gaststätte gestanden. Zwischen 1933 und 1945 ist er entfernt worden, weil man glaubte, er weise auf Juden hin.[12] Ob dieser Stein auf die Familie des Hans Henrich Löwenstein hinweist und diese in dem Haus gewohnt hat oder ob der Stein - wie GÖBEL (unten Anm. 8) vermutet - auf die Ritterfamilie von Löwenstein hindeutet, die in Harbshausen begütert war, läßt sich nicht mehr feststellen. Ferner steht nicht fest, ob dieser Stein ursprünglich Teil jenes Haus oder eines Vorgängerbaus war oder als Spolie wiederverwendet worden ist, früher also einem anderen Bauwerk zugehörig war.
[1] Herkunft und Lebensdaten des Hans Henrich Löwenstein beruhen auf Überlieferungen in der Familie und konnten bislang nur teilweise durch Urkunden, Kirchenbucheinträgen, etc., bestätigt werden. Die Verbindung zu Ludwig Löwenstein wurde hergestellt durch August Löwenstein, damals Quellhofstraße 110 in Kassel (Scan der Mitteilung, vermutlich aus den 1960er Jahren). Eine schriftliche Auskunft des evangelischen Pfarramts Kirchlotheim, Kreis Frankenberg/Eder, vom 24.03.1934 und 30.01.1935, Pfarrer F. Fischer (Scan der Urkunden) bestätigt, daß Hans Henrich Löwenstein der Vater des Johann Berthold Löwenstein war. Die von August Löwenstein stammende Information, er sei 1683 gestorben und Sohn des Ludwig Löwenstein, ist jedoch bislang nicht durch Urkunden belegt. Gegen eine Abstammung von Ludwig sprechen die Lebendaten seiner Frau und seiner Kinder, die darauf hindeuten, daß Hans Henrich und Ludwig der gleichen Generation angehörten, daher möglicherweise Brüder oder Vettern waren. Daß Hans Henrich Löwenstein in direkter Linie von Hermann (Halber von) Löwenstein abstamme, wird zwar auch behauptet in: Helmut NICOLAI (Hrsg.)/Wilhelm HELLWIG/Ingeborg MOLDENHAUER (Bearb.), Waldeckische Wappen - Beiträge zur Familiengeschichte, Teil 2 - Bürgerwappen, Arolsen 1987, Nr. 266, S. 258. Diese Angabe beruht jedoch auf den vorgenannten unsicheren Familienüberlieferungen. Schon die Anfang der 1930er Jahre begonnene Familienforschung vermutete, daß Hans Henrich Löwenstein Sohn des Johannes (von) Löwenstein sei. Die Quelle dieser Annahme ist jedoch nicht überliefert. Der Evangelische Kirchenkreis Wolfhagen hat am 4. September 2013 per E-Mail die Auskunft erteilt, man habe über Hans Henrich Löwenstein "bisher keine Eintragungen feststellen" können.
[2] Im benachbarten Ort Vöhl ist bereits zum 23. Mai 1569 ein Grebe (Bürgermeister) namens Lewenstein bezeugt, der Urfehde schwörte, weil er an einer Schlägerei beteiligt war (vgl. Bernd KRÖPELIN [Bearb.], Korbacher Urkunden - Regesten, Band 2, Stadtarchiv Korbach [Hrsg.] 2002, S. 38, Nr. 579). Ferner ist eine Emma Löwenstein (* 11.07.1875 in Vöhl; † 01.02.1904), Tochter des Schreinermeisters Wilhelm Löwenstein aus Vöhl und der Marie Pfeifferling aus Sachsenhausen, belegt (Hermann THOMAS [Bearb.], Die Häuser in Alt-Korbach und Ihre Besitzer, Heft 9, Stadtarchiv Korbach [Hrsg.] 1962, S. 62). 1899 betrieb eine "Witwe Löwenstein" eine Gastwirtschaft in Vöhl (Mein Waldeck, Beilage der "Waldeckischen Landeszeitung" für Heimatfreunde Nr. 7/2002). In Mengeringhausen ist ein um 1781 in Vöhl geborener und am 18.01.1836 in Mengeringhausen verstorbener Schneidermeister Jost Heinrich Löwenstein bezeugt (Herbert VOIGT/Christian MEUSER [Bearb.], Waldeckische Ortssippenbücher, Band 89, Mengeringhausen, Waldeckischer Geschichtsvereins e.V. [Hrsg.], Bad Arolsen 2014, S. 340, Nr. 4482). In Vöhl wurde im Jahr 1856 ein Jeremias Löwenstein zum Bürgermeister gewählt. Ein Zusammenhang ist wahrscheinlich, da Harbshausen und Vöhl nur rund drei Kilometer Luftlinie auseinanderliegen. Vielleicht stammt Hans Henrich Löwenstein ursprünglich aus Vöhl.
[3] Der Vorname der Ehefrau ist sowohl in einem Taufeintrag von Pfingstdienstag 1667 (Scan) als auch anläßlich ihres Begräbnisses am 27. November 1693 im Kirchenbuch erwähnt.
[4] Eintrag im Kirchenbuch Kirchlotheim (mit Filialgemeinde Harbshausen).
[5] Eintrag im Kirchenbuch Kirchlotheim (mit Filialgemeinde Harbshausen).
[6] Eintrag im Kirchenbuch Kirchlotheim (mit Filialgemeinde Harbshausen).
[7] Eintrag im Kirchenbuch Kirchlotheim (mit Filialgemeinde Harbshausen).
[8] Helmut GÖBEL, 750 Jahre Harbshausen am Edersee 1245-1995, Korbach 1994, S. 29, 46.
[8a] Walter KLOPPENBURG, Die Kirchenbücher in Waldeck-Pyrmont und Itter, in: Geschichtsblätter für Waldeck und Pyrmont, Band 35 (1935), S. 141-172 [164].
[9] Vgl. GÖBEL (wie Anm. 8).
[10] GÖBEL (wie Anm. 8), S. 20. Hausnamen deuten oftmals auf den früheren Eigentümer hin.
[11] GÖBEL (wie Anm. 8), S. 20; Waldeckische Landeszeitung, Ausgabe vom 25. März 2010: "Karl Höbel schließt seine Gaststätte" (Online-Ausgabe vom 24.03.2010) und in: Waldeckische Landeszeitung, Menschen 2010 (Online-Ausgabe).
[12] GÖBEL (wie Anm. 8), S. 20.