Das Haus Nr. 3 in der Kilianstraße ist ein um 1700 errichtetes, 1955 vollständig modernisiertes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach [1] Das Haus wurde bis Mitte des 20. Jahrhunderts stets durch Erbschaft oder Eheschließung übertragen.
1. Erster bekannter Eigentümer und wahrscheinlicher Bauherr war der Pfarrer zu Neukirchen Johannes Range (* ?; † 14.04.1719 in Neukirchen). Er war der Sohn des Bürgermeisters He(i)nrich Range (Am Steinhaus 1) und der Anna Elisabeth Hagenbusch. Er war verheiratet mit einer Clara Gertrud, Geburtsname unbekannt († 14.01.1741 in Neukirchen). Johannes Range hatte mindestens einen Bruder, dem das Haus Lengefelder Straße zwischen 14 und 16 gehörte.
2. Durch Eheschließung erwirbt 1720 der Goldarbeiter Gottfried Nelle (~ 28.11.1692; † 08.06.1769) das Haus, indem er am 11. Juni des Jahres Felicitas Range (* um 1694 in Neukirchen; begr. 18.09.1733, 39 Jahre) heiratete, Tochter von Nr. 1. Sie erwarb 1720 die Bürgerrechte, ihr Mann 1718. Gottfried Nelle war der Sohn des Kaufmanns Wolrad Nelle (Enser Straße 1) und der Angella Pohlmann aus Ottlar. Eine zweite Ehe ging er am 3. Dezember 1734 Anna Martha Sybille Gramschütz (* um 1701 in Züschen; † 27.01.1760, 59 Jahre) ein.
3. Gleichfalls durch Heirat wird 1765 der Schneidermeister Friedrich Jacob Schmidt (~ 23.01.1737; † 05.05.1807) neuer Eigentümer. Er vermählte sich am 20. Februar 1765 Maria Catharina Nelle (~ 18.12.1744; † 09.08.1796), Tochter von Nr. 2. Schmidt war der Sohn des Leiendeckers Gabriel Schmidt in Battenberg.
4. 1808 erscheint der Schneidermeister Johann Jacob Knoche (* um 1765 in Vöhl; † 23.04.1843, 78 Jahre) als Hausbesitzer. Er war der Sohn des Johann Henrich Knoche in Vöhl. Am 18. Juni 1794 vermählte er sich mit Maria Christiane Schmidt (* 18.04.1770; † 25.12.1834), Tochter von Nr. 3.
5. Am 19. September 1823 heiratete der Schneidermeister Johann Wilhelm Grebe (* 23.2.1798; † 23.10.1850) Johanna Wilhelmine Christiane Knoche (* 26.12.1798; † 28.01.1862), älteste Tochter von Nr. 4, und erwarb hierdurch das Eigentüm an dem Haus. Grebe war der Sohn des Ackermanns Friedrich Grebe zu Gembeck und der Maria Elisabeth Emde. Er erwarb 1823 die Bürgerrechte und war im gleichen Jahr Dechant der Schneidergilde.
6. 1851 ging das Haus auf den Schreinermeister Johann Christian Friedrich Brühmann (* 25.12.1822; † 18.02.1885) über. Er war der Sohn des Ackermanns Johannes Brühmann (Enser Straße 5) und der Johanna Catharina Franzisca Schumacher. Am 17. August 1851 heiratete er Henriette Friederike Christiane Wilhelmine Grebe (* 04.07.1829; † 16.07.1909), Tochter von Nr. 5. Das Paar hatte acht Kinder:
a) Carl Louis Wilhelm Brühmann (* 02.11.1852; † 22.07.1938), unten Nr. 7
b) Christian Friedrich Heinrich Brühmann (1854-1915), Violinenstraße 16 , später Stechbahn 5
c) Johanna Brühmann (* 17.03.1856; † ? ), verheiratet in Köln [2]
d) Auguste Brühmann (* 29.06.1858; † ), verheiratete Renner
e) Carl Brühmann (* 1863; † ), zog nach Homberg/Efze, war dort Postschaffner
f) Wilhelm Brühmann (* 1866; † ), betrieb in Münster einen Zigarrenladen gegenüber dem "Kaiserhof"
g) Louise Brühmann (* 1868; † ), arbeitete als Dienstmagd in Frankfurt, verheiratete Müller, betrieb mit ihrem Mann eine Gastwirtschaft in Frankfurt/Main
h) Albert Brühmann (* 02.07.1875; † ), war als u.a. als Möbelpacker in Frankfurt tätig, zuletzt als Gastwirt in Hamburg
7. 1892 erhielt der Schreinermiester Carl Louis Wilhelm Brühmann (* 02.11.1852; † 22.07.1938), ältester Sohn von Nr. 6, das Haus. Er vermählte sich in Adorf mit Caroline Wilke (~ 23.11.1867 in Adorf; † 11.12.1901), Tochter des Christian Wilke und der Christiane Pohlmann, beide aus Adorf. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor: [3]
a) Emma Brühmann (* 16.03.1893; † nach 1950 USA), wanderte 1911/12 nach Amerika aus und lernte auf der Überfahrt ihren späteren Ehemann August Heimann kennen, der im "Kaiserhof" in Münster Koch gelernt hatte. Die Eheleute Heimann lebten in Chicago und arbeiteten dort im "Boulevard-Restaurant", dessen Leitung sie wohl auch übernahmen.
b) Meta Brühmann (* 15.09.1895; † nach 1950 USA), folgte ihrer Schwester 1914 nach Chicago, ca. 1919 heiratete sie William Giebl und gründete mit ihm die Zoohandlung "William's bird store"
c) Ludwig Brühmann (* 09.03.1897; † Januar 1969 USA), lernte von 1912 bis 1915 das Schreinerhandwerk in Kassel, wurde nach dem Ende der Ausbildung zum Militärdienst herangezogen und kehrte nach langer Kriegsgefangenschaft erst um 1920 nach Korbach zurück. Von Dezember 1921 bis Mai 1923 war er als Schreiner bei der "Mitteldeutschen Gummiwarenfabrik Louis Peter AG" (heute Continental) tätig und wanderte um 1925 nach Amerika aus. Dort nannte er sich Louis Bruehmann, fand zunächst bei seiner Schwester Emma in Chicago Aufnahme und erbeitete sich als Bauschreiner einigen Wohlstand.
d) Caroline Brühmann (* 11.12.1901; † ), wollte ebenfalls zu ihren Geschwistern in die USA auswandern, heiratete dann jedoch Martin Schüttler und blieb in Korbach.
Bei der Geburt von Caroline starb die Mutter. Am 13. April 1902 ging Louis Brühmann eine zweite Ehe mit Karoline Bartmann (* 03.11.1877 in Adorf; † 1961) ein, Tochter des Wegewärters Friedrich Bartmann und der Karoline Büddefeld, beide aus Adorf. Aus dieser Ehe gingen weitere vier Kinder hervor: [4]
a) Fritz Brühmann (* 1905; † USA), lernte in der "Mitteldeutschen Gummiwarenfabrik Louis Peter AG" (heute Continental) Schlosser und wanderte 1923 ebenfalls in die USA aus.
b) Margarethe Brühmann (* 1907; † nach 1961), unten Nr. 8
c) Bertha Brühmann (* 15.02.1911; † ), lernte Kindergärtnerin, war in Marburg, Oberneuland (bei Bremen) und auf Norderney berufstätig, kehrte nach Korbach zurück und heiratete 1942 Gustav Brübach
d) Wilhelm Brühmann (* 1914; † 26.12.1943), lernte in der Korbacher Schreinerei Bernhard Thiele den Schreinerberuf (Gesellenbrief 1933), wo er bis zu seiner Einberufung in die Wehrmacht tätig war. 1943 starb er beim Untergang des Schlachtschiffs Scharnhorst.
8. Im Jahr 1954 wurde das Eigentum auf Margarethe Jahnes, geborene Brühmann (* 24.02.1907; † nach 1961) übertragen, Tochter von Nr. 7 aus zweiter Ehe. Sie heiratete am 26. November 1932 den Schlossermeister Karl Jahnes (* 26.08.1902 in Barmen; † nach 1961), Sohn des Karl Jahnes aus Wega und der Lisette Frese aus Neukirchen..
9. Die weiteren Eigentümerwechsel sind hier nicht bekannt.
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[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 8, Rathausgasse - Im Paß - Im Tempel - Kilianstraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1961, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1961, S. 94-96. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] Alle folgenden Angaben über die sechs jüngsten Kinder der Eheleute Christian Brühmann/Wilhelmine Grebe nach: Axel LINDLOFF, Handwerk in der Industrialisierung: Eine kleinstädtische Schreinerei zwischen Anpassung und Verdrängung, Waldeckische Forschungen, Wissenschaftliche Reihe des Waldeckischen Geschichtsvereins, Band 7, Arolsen 1995, S. 66-67.
[3] LINDLOFF (wie Anm. 2), S. 68.
[4] LINDLOFF (wie Anm. 2), S. 68-69.