Das Haus Nr. 5 in der Enser Straße ist ein 1732 von Otto Henrich Schumacher und seiner Frau Anna Elisabeth Schneider errichtetes diemelsächsisches Bauernhaus in der Altstadt von Korbach. [1] Es ist eines von nur zwei Häusern dieses Typs in Korbach. [2] Bis zur Neunumerierung der Häuser in den 1920er Jahren trug das Haus die Nr. 247.
1. Über den Vorgängerbau ist nichts bekannt. Wahrscheinlich hatte er - wie auch die benachbarten Gebäude Enser Straße 7 und Katthagen 13 - die Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges und den großen Stadtbrand von 1664 überdauert. [3] Der Erbauer des heutigen Gebäudes, Otto Henrich Schumacher, war bereits seit 1711 Eigentümer des Vorgängerbaus, der ab 1660 schon seinem Vater, Johann Conrad Schumacher, gehörte. Es ist nicht wahrscheinlich, daß nach dem Dreißigjährigen Krieg bzw. nach 1664 ein Neubau errichtet worden, dieser aber schon 1732 wieder durch einen Nachfolgebau ersetzt worden ist. Otto Henrich Schumacher hatte an seinem neuen Haus nicht lange Freude, er starb genau zwei Jahre nach der Fertigstellung des Gebäudes (Juli 1734). Das Haus blieb bis zu ihrem Tod 1746 im Eigentum seiner Witwe Anna Elisabeth.
2. 1747 wurde der Sohn von Nr. 1, Peter Conrad Jeremias Schumacher als neuer Eigentümer eingetragen.
3. Im Jahre 1793, kurz vor ihrem Tod (1794), übereignete die Witwe von Nr. 2, Catharina Elisabeth Querl, das Haus an den gemeinsamen Sohn Johann Dietmar Schumacher.
4. Da Johann Dietmar Schumacher und seine Frau Maria Elisabeth Emde nur eine einzige Tochter hatten - Johanna Catharina Franzisca Schumacher - ging das Eigentum an dem Haus 1817 auf deren Ehemann, den Ackermann Johannes Brühmann (* 06.12.1775 in Immighausen; † 28.11.1855), über. Er war der Sohn des Johann Hartmann Brühmann in Immighausen und der Anna Catharina Kamm aus Rhadern. [4]
5. 1849 wurde Georg Heinrich Christian Brühmann (* 13.06.1819; † 16.08.1898), Sohn von Nr. 4, neuer Eigentümer des Hauses. Er heiratete am 12. März 1848 Caroline Wilhelmine Catharine Friedrike Schreiber (* 03.10.1822; † 01.09.1891), Tochter des Braumeisters Johann Justus Schreiber und der Maria Christiane Eleonore Grebe.
6. Mit Heinrich Brühmanns Tod erbten dessen Söhne, Johann Carl Wilhelm Brühmann (* 12.05.1848; † 24.02.1926) und Friedrich Wilhelm Heinrich Brühmann (* 22.06.1862; † 09.01.1953) das Anwesen. Beide blieben unverheiratet und kinderlos.
7. Mit dem Tode Friedrich Brühmanns im Jahr 1953 ging das Eigentum an dem Haus auf dessen Vetter, den Landwirt Heinrich Schreiber (* 03.12.1914; † ?), über. Er war der Sohn des Oberpostschaffners Heinrich Schreiber und der Emma Nebe. Schreiber siedelte seinen Hof jedoch bereits 1954 in die Frankenberger Landstraße aus.
8. 1954 erwarb der aus Schlesien vertriebene Fuhrunternehmer Rudolf Scholz (* 13.12.1903 in Salzbrunn; † ?) das Haus. Er war der Sohn des Robert Scholz und der Anna Post aus Salzbrunn. Am 14. Februar 1929 hatte er in Weißstein, Kreis Waldenburg/Schlesien, Margarethe Ventzuky (* 27.04.1906 in Quolsdorf; † ?) geheiratet, Tochter des Louis Ventzky und der Elsbeth Gottschalk, beide aus Oberschlesien.
9. Schon 1957 veräußerte Scholz das Haus an den ebenfalls aus Schlesien stammenden Walzenführer Max Bittner (* 28.01.1915 in Breslau; † ?), Sohn des Paul Bittner aus Plohe/ Kreis Strehlen und der Anna Bullig aus Schweinebraten [Swinibrod/Schweinfurt] / Kreis Strehlen. Er hatte am 28. Mai 1937 eine Tochter (* 23.02.1923) des Landwirts Karl Griesel und der Anna Ritter, beide aus Nordenbeck, geheiratet.
10. Die weiteren Eigentümerwechsel sind hier nicht bekannt.
Im Güterverzeichnis von 1757, S. 344, wird das Haus wie folgt beschrieben:
"Wohnhaus in der Enser Straße zwischen Hofrat Waldeck (Nr. 3) und Bürgermeister Roth (Nr. 7), Garten hinter dem Hause. Das Haus hat das Brau- und das Pfirchrecht."
Das Brandkassenregister von 1784 enthält unter Nr. 4 folgende Informationen über das Gebäude:
"Ackermann Conrad Peter Jeremias Schumacher; Wohnhaus, Fachwerk, 40 x 38 Fuß groß; Brandkassenwert 200 Taler."
Im Jahr 1939 wird das Haus wie folgt umschrieben: [5]
"Niedersächsisches Bauernhaus mit Tenne. Dreigeschossig, Fachwerk. Obergeschoß und zwei Giebelgeschosse vorgekragt. Quergebälkprofil Kehle, Wulst. 11x10 Gefache. Satteldach mit S-Pfannen. Giebelseite zur Straße. Prächtig geschnitztes Tennentor mit Rollwerkornamenten. Am Sturz Inschrift mit Jahreszahl 1732."
1997 wurde das alte Tennentor durch eine moderneres, aber gleichwohl stilgerechtes Tor ersetzt. Entgegen der Ansicht von OSTERHOLD (wie Anm. 2) handelte es sich bei dem entfernten Tennentor jedoch nicht um das ursprüngliche Tor, sondern um eine Schöpfung des 20. Jahrhunderts. Auf Lichtbildern, die zwischen 1920 und 1930 gefertigt wurden, ist zu erkennen, daß damals ein noch älteres Tor vorhanden war.
An der rückwärtigen Giebelseite ist das Fachwerk nicht freigelegt sondern derzeit (2015) mit modernem, braunen Wellblech verblendet. Dort grenzt das Haus an moderne Garagen. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts fanden sich hier die rückwärtigen Gärten der Häuser Nr. 5, 7 und Katthagen Nr. 13.
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[1] Soweit nicht anders angegeben sind alle Angaben entnommen aus: Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 6, Kirchplatz - Marktplatz - Enser Straße - Katthagen - Kleine Gasse, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1960, S. 61-62. Falls nicht anders vermerkt, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben bzw. begraben.
[2] Das andere ist das etwas versteckt im Tempel liegende Haus Nr. 14. Vgl. Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 8, Rathausgasse - Im Paß - Im Tempel - Kilianstraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1961, S. 83. In der Literatur heißt es zumeist, das Haus Enser Straße 5 sei das einzige Gebäude in Korbach im niedersächsischen Stil.
[3] Hans OSTERHOLD (Bearb.), Meine Stadt - Korbacher Bauten erzählen Stadtgeschichte, Magistrat der Stadt Korbach (Hrsg.), 4. Auflage 2011, S. 30, vermutet hingegen, der Vorgängerbau sei beim Stadtbrand von 1664 zerstört worden, da dieser in unmittelbarer Nähe, im Hause Stechbahn 36, ausgebrochen war. Das ist jedoch nicht wahrscheinlich, da der Brand sich infolge Südwindes nach Norden ausbreitete und die südlich gelegenen Häuser verschonte. Sogar das Gebäude Am Steinhaus 1, in unmittelbarer Nähe zum Brandherd, wurde nur teilweise beschädigt.
[4] Peter KNORR (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 41, Immighausen, Waldeckischer Geschichtsverein e.V. Arolsen (Hrsg.) 1990, S. 208, Nr. 162.
[5] Wolfgang MEDDING in: Friedrich BLEIBAUM (Hrsg.), Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Kassel, Neue Folge, Dritter Band, Kreis des Eisenberges, Kassel 1939, S. 136.