Das Haus Nr. 4 am Marktplatz ist ein im 17. Jahrhundertes errichtetes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach. [1] Das genaue Baujahr ist nicht bekannt. Vom 17. bis Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich in dem Gebäude das Gasthaus "Zum Stern".
1. Erster bekannter Eigentümer war der "Sternwirt" Michael Friesleben (* um 1642; begr. 31.12.1699, 57 Jahre). Er war seit 1669 Bürger und wird auch als Kastenprovisor und Rotgerber genannt. Seine erste Ehefrau hieß Anna Erich, Geburtsname unbekannt (* um 1641; begr. 05.10.1682, 41 Jahre). Eine zweite Ehe ging er am 15. November 1683 mit Emerentia Im Thorn (* um 1653; begr. 22.04.1727, 74 Jahre) ein, Tochter des Christoph Im Thorn (Professor-Kümmell-Straße 13) und der Elisabeth Secherwin/Schewegen [2] aus Sachsenhausen.
2. Durch Eheschließung ging das Haus im Jahr 1700 auf Henricus Mergart (* 1661 in Wolfhagen; begr. 16.05.1706, 45 Jahre) über, indem er am 9. November 1700 Anna Erich Friesleben (~ 25.05.1676; begr. 16.09.1728) heiratete, Tochter von Nr. 1. Mergart übernahm das Gasthaus "Zum Stern" von seinem Schwiegervater.
3. Ebenfalls durch Heirat erwarb im Jahr 1707 Johann Georg Rautzenberg (* um 1674 in Dahlhausen/Amt Wetter/Grafschaft Mark; begr. 27.09.1739, 65 Jahre) das Gebäude, indem er sich am 1. März 1707 mit der Witwe Anna Erich Friesleben, Witwe von Nr. 2, vermählte. Rautzenberg erwarb 1707 die Bürgerrechte, war 1715 Pfennigmeister und in den Jahren 1719, 1721 und 1723 Unterbürgermeister. Er ging am 24. Januar 1732 eine zweite Ehe mit Catharina Elisabeth Kielmann (* um 1686; begr. 07.05.1760, 74 Jahre). Sie war die Schwester des Lic. und Landrichters Dr. iur (i.u.d.) Henrich Gottfried Kielmann in Korbach, der vorher Stadtsyndicus in Hattingen war.
4. 1740 Henrich Christoph Rautzenberg
5. 1746 Henrich August Hartwig
6. 1754 Bernhardus Rauch
7. 1775 Josias Henrich Justus Rauch
8. 1780 Franz Günther Samuel Range
9. 1788 Georg Gottfried Range
10. 1811 Carl Wilhelm Mann
11. 1830 Henrich Friedrich Christian Mirk
12. 1832 Henrich Christian Philipp Goette
13. 1837 Christian Wilhelm Leberecht Esau
14. 1855 Rudolf Friedrich Wilhelm Hartwig
15. 1865 Clemens Ludwig Ernst von Hadeln
16. 1879 kaufte der Lederhändler Jakob Kugelmann (* 04.03.1838 in Höringhausen; gest. 05.07.1901) das Haus. Er war der Sohn des Moses Kugelmann (* 1803 in Sachsenhausen; gest. ?) und der Reichell/Rahel Jacob aus Höringhausen (* ?; gest. 08.01.1889). Sein Bruder war der Metzger Michael Kugelmann (Stechbahn 34). Er zog 1873 von Höringhausen nach Korbach. Am 15. Juli 1878 heiratete er in Ahlen/Westf. Miriam Auerbach (* 21.03.1855 in Ahlen; gest. 18.02.1917 in Moers), Tochter des Lohgerbers Marcus Auerbach und er Sophie Sternberg in Ahlen. Seine Witwe und die Kinder zogen in den Jahren 1906 bis 1909 nach Moers. Das Paar hatte neun Kinder:
a) Selma Kugelmann (* 02.08.1876; gest. ?). Sie ehelichte am 24. Oktober 1904 in Korbach den Metzger Max Salm (* 06.07.867 in Neuß; † ?), Tochter des Metzgers Meyer Salm und der Amalie Schieren in Neuß. Das Paar lebte nicht in Korbach.
b) Julie Kugelman (* 02.06.1878; gest. 14.05.1936 in Krefeld). Sie heiratete 919 in Moers den Möbelhändler Josef Winter. Er war der Witwer ihrer Schwester Alma. Das Paar hatte zwei Töchter.
c) Hedwig Kugelmann (* 15.03.1880; gest. 24.07.1957 in Argentinien). Sie heiratete am 22. Juni 1906 den Duisburger Schuhhändler Max Rosenberg (* 18.05.1877 in Niedermeister/Hofgeismar; gest. 20.02.1961 in Köln), Sohn des Kaufmanns Selig Rosenberg und der Helene Kugelmann, Witten/Ruhr. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor:aa) Fritz Kugelmann (* 13.09.1907 in Duisburg; gest. 16.05.1940 Konzentrationslager Oranienburg). Grab auf dem alten Friedhof in Dortmund.
bb) Helene Kugelmann (* 23.07.1909 in Duisburg; gest. ?), verheiratet seit 1932 in Essen mit dem Zahnarzt Dr. Erich Melchior.
cc) Ernst Kugelmann (* 26.09.1912 in Duisburg; gest. 1951 in Argentinien).d) Helene Kugelmann (* 18.05.1883; gest. 13.04.1933 in Düsseldorf), heiratete am 29. Oktober 1908 den Textilkaufmann Julius Busack (* 10.02.1880 in Darup; gest. ?), Sohn des Handelsmanns Philipp Busack, zuletzt Darup, und der Ida Stein, zuletzt Detmold). Das Paar hatte zwei Töchter und zwei Söhne; keine weiteren Daten bekannt.
e) Alma Kugelmann (* 02.01.1886; gest. 19.01.1914 in Moers), verheiratet mit Josef Winter aus Moers, zwei Töchter.
f) Max Kugelmann (* 04.06.1887; gest. 20.12.1922 in Moers)
g) Hugo Kugelmann (* 26.04.1889; gest. 06.06.1889)
h) Julius Kugelmann (* 02.01.1894; gest. 13.01.1894)
i) Siegfried Kugelmann (* 12.04.1896; gest. 16.08.1960 USA), verheiratet mit Maria Schwer/Selwa (* 30.11.1906; gest. 05.05.1999). Das Paar hatte zwei Töchter. Siegfried Kugelmann verzog mit seiner Mutter 1909 nach Moers. Später betrieb er dort in der Steinstraße ein Schuhgeschäft. Im Mai 1936 emigrierte die Familie in die USA. Dort nannte er sich Fred Kugelmann.
17. Im Jahr 1907 erwarb der Bäckermeister Wilhelm Heinrich Christian Schönhard (* 07.03.1867; † 18.03.1943) das Haus. Er war der Sohn des Schieferdeckers Georg Friedrich Wilhelm Christian Schönhard und der Maria Christiane Wilhelmine Graebe. Ihm gehörte zuvor das Haus Stechbahn 32 und davor das Gebäude Oberstraße 8. Am 3. November 1895 vermählte er sich mit Emma Trummel (* 31.12.1870; † 29.01.1905), Tochter des Zimmermeisters Louis Trummel und der Louise Wille. Eine zweite Ehe ging er am 4. November 1905 mit Antonie Drehmann (* 04.12.1879; † 11.09.1930) ein, Tochter des Schornsteinfegermeisters Adolf Drehmann und der Cäcilie Hartmann.
18. 1921 kaufte der Schmiedemeister Heinrich Weinreich (* 05.09.1888; † nach 1960) das Anwesen. Er war der Sohn des Schmiedemeisters Heinrich Weinreich (Am Steinhaus 2) und der Luise Caroline Christiane Daubert. Am 6. September 1919 ging er die Ehe mit Marie Fisseler (* 24.03.1894 in Goldhausen; † ) ein, Tochter des Maurermeisters Friedrich Fisseler und der Luise Friedewald, beide aus Goldhausen.
Im Jahr 1939 wurde das Haus wie folgt beschrieben: [3]
"Wohnhaus. Dreigeschossig, Fachwerk. Obergeschoß und zwei Giebelgeschosse vorgekragt. Quergebälkprofil Kehle und Wulst. 8 Gefache. Eckpfosten mit geschnitzten Ranken. Erdgeschoß massiv. Satteldach mit S-Pfannen in Schiefereinfassung. Giebelseite zur Straße. An linker Hausecke schmiedeeisernes Aushängeschild mit Pferd. 18. Jh."
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[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 6, Kirchplatz - Marktplatz - Enser Straße - Katthagen - Kleine Gasse, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1960, S. 15-18. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben. MEDDING (wie Anm. 3) datiert das Haus in das 18. Jahrhundert.
[2] THOMAS (wie Anm. 1) gibt die Schreibweise "Scherwin" an. Bei Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 1, Professor-Kümmell-Straße und Klosterstraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1956, S. 26-28, wird der Name "Schewegen" geschrieben.
[3] Wolfgang MEDDING (Bearb.) in: Friedrich BLEIBAUM (Hrsg.), Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Kassel, Neue Folge, Dritter Band, Kreis des Eisenberges, Kassel 1939, S. 140.