Das Haus Nr. 13 in der Professor-Kümmell-Straße war ein 1798 von Friedrich Ludwig Buhl errichtetes und 1970 abgerissenes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach. [1]
Das Gebäude war 1798 an die Stelle von zwei abgerissenen Häusern gesetzt worden, die hier nachfolgend als Nr. 13a und Nr. 13b bezeichnet werden.
Haus Nr. 13a
Dieses Gebäude grenzte an das Haus Professor-Kümmell-Straße 11 und war zwischen 1664 und 1690 auf die Brandstätte eines beim Stadtbrand von 1664 zerstörten Vorgängerbaus gesetzt worden. Im Rauchfanghühnerregister von 1691 ist es bereits verzeichnet.
1. Zum Zeitpunkt des Brandes von 1664 wohnte an dieser Stelle Christoph im Thorn (~ 27.08.1619; † ?), Bürger 1651. Er war der Sohn des Cunrad im Thorn (Bürger 1595) und verheiratet mit Elisabeth Schewegen/Scherwin [2] aus Sachsenhausen, Bürgerin 1651. Aus der Ehe gingen wenigstens zwei Kinder hervor:
a) Emerentia im Thorn (* um 1653; begr. 22.04.1727) ⚭ Michael Friesleben (Marktplatz 4)
b) Anna Catharina im Thorn (* um 1660; begr. 14.01.1716, 66 1/2 Jahre) ⚭ Johann Christoph Bertold (Heumarkt 3)
2. Nachfolger im Eigentum wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt Georg Samuel Hampe (* 1644; † 17.11.1706). Er war Bürger seit 1674, Hofbäckermeister in Arolsen und im Jahr 1695 Dechant der Bäckergilde in Korbach. Er war wahrscheinlich der Erbauer des Hauses Nr. 13a. Der Name seiner Frau ist nicht bekannt. Er hatte jedoch mindestens drei Kinder:
a) Johann Valentin Hampe, Nr. 3
b) Anna Margerethe Hampe, Nr. 4
c) Anna Catharina Hampe ⚭ Johann Georg Jäger, Ascher 2
Samuel Hampe war der Bruder des Tonjes Hampe (Professor-Kümmell-Straße 2) und wahrscheinlich auch verwandt mit dem Bäckermeister Zacharias Hampe (Stechbahn 21).
3. Um 1710 wird der Bäckermeister Johann Valentin Hampe (~ 31.05.1680; † 14.12.1729) als neuer Eigentümer verzeichnet. Am 5. Februar 1710 heiratete er Anna Elisabeth Seiffert aus Goddelsheim. [3] Hampe war 1713 Dechant der Bäckergilde in Korbach. Wahrscheinlich war er mit seiner Schwester Anna Margarethe (Nr. 4) Erbe des Hauses geworden.
4. Der Schneidermeister Johann Wilhelm Zölzer (* 1687 in Welleringhausen; † 04.06.1753) erwarb 1722 eine Hälfte des Hauses, wahrscheinlich durch die am 4. Februar 1722 geschlossene Ehe mit der Tochter von Nr. 2 und der Schwester von Nr. 3, Anna Margerethe Hampe (~ 15.04.1692; † 10.07.1757). Später erhielt er auch die andere Hälfte von Nr. 3.
5. 1742 erwarb der Schuhmachermeister Johannes Philipp Mirk (~ 16.01.1718; † 09.07.1756) das Haus, nachdem er am 31. August 1741 die Tochter von Nr. 4, Maria Elisabeth Zölzer (~ 06.01.1723; † ?), geheiratet hatte. Er war der Sohn des Schneidermeisters Samuel Mirk und der Eva Katharina Krahn. Im Jahr 1742 erhielt er die Bürgerrechte.
6. Im Jahr 1757 kaufte der Bäckermeister Henrich Samuel Lückel (~ 01.1.1723; † 21.12.1798) das Gebäude. Er war der Sohn des Bäckermeisters Balthasar Lückel und der Anna Erich Engelhard. Am 30. Januar 1742 vermählte er sich mit Johannette Elisabeth Hampe (~ 11.08.1720; † 24.02.1771), Tochter des Johannes Hampe und der Maria Magdalena, Witwe des Abraham Pasche. Lückel erwarb 1742 die Bürgerrechte und war im Jahr 1750 Dechant der Bäckergilde.
7. 1775 wurde das Eigentum an dem Haus auf den Bäckermeister Johannes Wäscher (~ 06.07.1746; † 12.01.1803) übertragen. Er war der Sohn des Ackermanns Johann Jakob Wäscher und der Catharina Elisabeth Schäfer. Am 29. April 1772 war er die Ehe mit Marie Wihelmine Lückel (~ 20.09.1750; † 09.02.1827) eingegangen, Tochter von Nr. 6. Wäscher war Bürger seit 1775, Dechant der Bäckerinnung 1776 sowie Ratsmitglied im Jahr 1790. Das Haus brannte um 1798 ab. Wäscher verkaufte die Brandstätte an Ludwig Buhl (unten, Haus 13b, Nr. 5) und erwarb das Haus Dalwigker Straße 7.
Haus Nr. 13b
Dieses Gebäude grenzte an das Haus Professor-Kümmell-Straße 15 und war zwischen 1664 und 1690 auf der Brandstätte des 1664 zerstörten Vorgängerbaus errichtet worden.
1. Erster bekannter Eigentümer war Dietrich Wilstach. Ihm gehörte auch das Nachbarhaus, Professor-Kümmell-Straße 15.
2. Im Jahr 1702 ging das Eigentum an dem Haus Nr. 15 auf Wilhelm Theodor Wilstach (* 1653; † 03.11.1717) über, Sohn von Nr. 1. Er erwarb 1682 die Bürgerrechte und vermählte sich am 4. Juli 1683 mit Wolradine Walter (* 1663 in Mengeringhausen; † 20.01.1736), Tochter des Apothekers Walter in Mengeringhausen. In den Jahren 1690 und 1692 war Wilstach Ratsmitglied. Ebenfalls 1702 wurde Wilhelm Theodor Wilstach Eigentümer des Nachbarhauses Professor-Kümmell-Straße 15.
3. 1719 erwarb Christian Schwellenberg (* 1685 in Nieder-Wildungen; † 24.09.1746) das Haus. Er war der Sohn des Bäckermeisters Georg Wilhelm Schwellenberg in Nieder-Wildungen und der Anna Margarethe Cranz. Am 6. Juli 1718 ging er die Ehe mit Anna Gertrud Stuhlmann ein (~ 05.06.1698; † 29.08.1762), Tochter des Advocaten und Dalwigkschen Richters Johann Hermann Stuhlmann und der Anna Elisabeth Conzen. Schwellenberg war von 1709 bis 1726 Amtsschreiber des Amtes Eisenberg, ab 1737 Landrentmeister. Im Jahr 1740 erhielt er die Korbacher Bürgerrechte..
4. 1768 wurde der Stadtsekretär Johann Bernhard Buhl (~ 07.03.1724; begr. 25.12.1786) neuer Eigentümer. Er war der Sohn des Stadtmusikus Matthäus Buhl (Stechbahn 5) und der Dorothea Margarethe Neumann, Witwe des Stadtmusikus und Perückenmachers Wolrad Wilstach (Stechbahn 20). Am 26. September 1763 heiratete er Eleore Luise Schwellenberg (~ 25.04.1725; † 08.06.1786), Tochter von Nr. 3. Buhl war Advocat, Bürger seit 1757 und in den Jahren 1760 bis 1786 Stadtsekretär. Von 1757 bis 1769 gehörte ihm das elterliche Haus Stechbahn 5.
5. 1787 erbte der Landwirt und Advocat Friedrich Ludwig Buhl (~ 04.09.1762; † 02.02.1843) das Gebäude, Sohn von Nr. 4. Er erwarb 1787 die Bürgerrechte und vermühlte sich am 2. März desselben Jahres mit Johanette Wilhelmine Postelmann (* 19.03.1764; † 26.08.1840), Tochter des Advocaten Carl Ludwig Postelmann (Stechbahn 5) und der Eleonore Christiane Con(t)ze. Buhl war in den Jahren 1800 bis 1810, 1816 bis 1822 sowie 1826 bis 1827 Bürgermeister.
Die Häuser 13a und 13b brannten ab. Buhl ließ 1798 das neue Doppelhaus Nr. 13 errichten, das bis 1819 steuerfrei war.
Das 1798 neu erbaute Haus Nr. 13
1. 1798 Friedrich Ludwig Buhl. Siehe oben, Haus Nr. 13b, Ziff. 5.
2. 1842 Ernst Friedrich Wilhelm Ludwig Buhl.
3. 1872 Adolf August Friedrich Wilhelm Waldeck.
4. 1897 Sally Mosheim. Ihm gehörte auch das Nachbarhaus Professor-Kümmell-Str. 15.
5. 1922 Ludwig und Edmund Mosheim.
6. 1942 Stadt Korbach. Von 1942 bis 1945 diente das Haus als Jugendheim der Hitlerjugend. Nach Kriegsende wurde in dem Gebäude Wohnungen eingerichtet. Später wurde das Haus vom Stadtbauamt als Büroraum genutzt. 1950 wurde im Erdgeschoß eine öffentliche Toilette eingerichtet. 1970 wurde das Haus abgerissen.
[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 1, Professor-Kümmell-Straße und Klosterstraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1956, S. 26-28. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] THOMAS (wie Anm. 1) gibt die Schreibweise "Schewegen" an. Bei Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 6, Kirchplatz - Marktplatz - Enser Straße - Katthagen - Kleine Gasse, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1960, S. 15-18 [18] wird der Name "Scherwin" geschrieben.
[3] Bei Eckhard SCHMIDT (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 28, Goddelsheim, Waldeckischer Geschichtsverein e.V. (Hrsg.), Arolsen 1986, ist keine Familie Seiffert verzeichnet.