In der Pforte 2 (Korbach)

Das Haus In der Pforte 2 im April 2015.
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Das Haus Nr. 2 am Weg In der Pforte ist ein um 1720 von Pfarrer Ludwig Scriba errichtetes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach [1]

Geschichte

1. Es konnte nicht festgestellt werden, wer hier zur Zeit des Stadtbrandes von 1664 gewohnt hat. Erste bekannte Eigentümerin des Grundstücks war Catharina Elisabeth Wigand (* um 1656; begr. 02.06.1720, 64 Jahre). Sie war die Tochter des Henrich Germighausen (Professor-Bier-Straße 5) und der Maria Elisabeth Leusmann. Am 24. Januar 1682 heiratete sie Dr. med. Johann Adam Wigand (* um 1655 in Freienhagen; † um 1717 in Kassel oder Italien), Sohn des Richters Conrad Wigand in Freienhagen. Er besuchte das Korbacher Gymnasium und wurde 1690 Bürger. Er war zunächst Amtschirurg in Korbach, ab 1691 Garnisonsmedicus in Kassel sowie Fürstlich Casseler Leib- und Feldarzt. Er nahm an den Türkenkriegen teil. Über Todesjahr und Todesort gibt es unterschiedliche Angaben. Zum Teil wird 1717 und Italien (THOMAS wie Anm. 1) angegeben, zum Teil 1707 und Kassel. [2] Es ist ebenfalls nicht bekannt, ob Catharina Elisabeth Wigand lediglich das unbebaute Grundstück besaß oder das Haus von Nr. 2 auf die Stelle eines nach dem Brand von 1664 errichteten Gebäudes gesetzt worden ist.

2. 1718 Ludwig Scriba

3. 1748 Anna Elisabeth Hedwig Scipio

4. 1766 Johannes Hagenbusch

5. 1807 Conrad Hermann Wittmer

6. 1838 Jacob Wittmer

7. 1860 Georg Carl Ludwig Wittmer

8. Im Jahr 1863 ging das Eigentum an dem Haus auf den Lehrer und Pfarrer Philipp Theodor Waldeck (* 09.07.1787 in Mühlhausen; † 14.01.1864). Er war der Sohn des Pfarrers Jeremias Waldeck in Mühlhausen und der Christiane Suden. [3] Nachdem er das Gymnasium in Korbach von Herbst 1798 bis Ostern 1807 besucht hatte, ging er auf die Universität Marburg, um Theologie zu studieren und bliebt dort zwei Jahre. Dann nahm er eine Hauslehrerstelle bei der Familie von Schenck zu Treisbach an und wurde im Frühjahr 1812 als Lehrer der 5. Klasse am Gymnasium zu Korbach angestellt. Ostern 1816 wurde er Subkonkretor, Michaelis 1820 Konkrektor und 1830 Prorektor. Neben dieser Stellung versah er gemeinschaftlich mit dem Konrektor Schotte das Diakonat zu Korbach und das Pfarramt zu Lengefeld und Lelbach. Im Herbst 1832 erhielt er die Pfarrstelle an der Kilianskirche und wurde zugleich Kircheninspektor des südlichen Konvents des Oberamts Eisenberg und des Amts Lichtenfels. Am 26. Januar 1833 wurde er daneben auch Mitglied der Schuldirektion des Gymnasiums und am 20. September 1851 des neu eingerichteten Kuratoriums. Ihm gehörte seit 1849 auch das Haus Professor-Bier-Straße 4. Am 9. Mai 1823 ging er die Ehe mit Karoline Wilhelmine Auguste Luise Winterberg (* 15.12.1802; † 03.02.1877) ein, Tochter von Nr. 5. Das Paar hatte acht Kinder:

a) Karl Christian Julius Waldeck (* 09.07.1824; † 03.09.1907)
b) Christian Ludwig Theodor Oskar Waldeck (* 07.06.1825; † 24.09.1843 als Primaner des Gymnasiums)
c) Richard Friedrich Karl Ludwig Waldeck (* 16.07.1827; † 30.06.1894, Subkonrektor des Gymnasiums)
d) Luise Wilhelmine Karoline Margarethe Meta Waldeck (* 03.06.1830; † 26.06.1850)
e) Lina Adolfine Franziska Hedwig Waldeck (* 25.02.1833; † 26.03.1908), unten Ziff. 7.
f) Lina Emma Adolfine Franziska Waldeck (* 20.04.1837; † 23.07.1930), unten Ziff. 7.
g) Julius Karl Friedrich Theodor Waldeck (* 14.04.1841; † 09.07.1853)
h) Alexaner Konstantin Richard Oskar Waldeck (* 19.05.1844; † 12.04.1904, Amtsrichter)

9. 1864 Carl Christian Julius Waldeck.

10. 1907 Erbengemeinschaft Hedwig Leiß, Walter Leiß und Maria Engelhard

11. Erbengemeinschaft Walter Leiß und Margarethe Engelhard

12. 1977 Erbengemeinschaft Elli Leiß und Eckhard Leiß

13. 1999 Erbengemeinschaft Leiß/Drolshagen.

Äußeres Erscheinungsbild

Das Haus ist eines der wenigen Fachwerkhäuser in Korbach, das noch immer über einen Vorgarten verfügt. Bis in die 1950er/60er Jahre fanden sich vor vielen Häusern der Altstadt kleine Grünanlagen, die fast alle zugusten von Parkflächen, Bürgersteigen und Straßen eingeebnet wurden. Die Altstadt hat hierdurch vielerorts an Charakter und Idylle verloren, da die meisten Häuser "nackt" direkt an den Verkehrsraum grenzen.

Bilder

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Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS/Karl WILKE/Lothar GERLACH (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 3, Kirchstrasse - Unterstrasse - Nikolaistrasse - Oberstrasse - In der Pforte - Brauberg - Ketzerbach - Ascher - Mauergasse, 2. Auflage, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 2003, S. 133-136. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS/WILKE/GERLACH. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] Helmut NICOLAI/Wilhelm HELLWIG/Ingeborg MOLDENHAUER, Waldeckische Wappen, Beiträge zur Familiengeschichte, Teil 3, Waldeckischer Geschichtsverein (Hrsg.), Arolsen 1991, S. 425, Nr. 695 (Wigand III). Die Angabe Italien soll demnach auf VARNHAGEN zurückgehen.
[3] Alle folgenden Angaben über die Familie Waldeck nach: Ernst WALDSCHMIDT, Die Waldeckische Familie Waldschmidt und die Vorfahren Waldschmidtscher Ehefrauen, Bad Wildungen 1927, S. 215-216.