Klosterstraße 17 (Korbach)

Das Haus Klosterstraße 17 im Oktober 2014.
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Das Haus Nr. 17 in der Klosterstraße ist ein im Jahr 1727 erbautes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach. Es wurde als neues Hospitalgebäude an die Stelle des älteren, abgebrochenen Hospitals gesetzt. [1]

Geschichte

1. Das Gebäude gehörte mit den Häusern Nr. 13 und Nr. 15 bis 1878 zum Korbacher Hospital (siehe die Ausführungen bei Nr. 15).

2. Nach der Verlegung des Hospitals in die Enser Straße 9 kaufte 1878 der Schneidermeister und Totengräber Johann August Wilhelm Schönhardt (* 1803; † 1878) das Gebäude. Er war der Sohn des Totengräbers Georg Philipp Schönhardt und der Johanna Maria Emde. Er heiratete am 27. Juli 1827 in Hückeswagen Sara Vogelsfall.

3. Erben des Schneidermeisters Wilhelm Schönhardt: Johanne Christiane Wilhelmine Friederike Schönhardt (* 28.10.1838; † 08.1.1909), Tochter von Nr. 2. Sie heiratete am 18. April 1880 den Bäcker und Landwirt Friedrich Conrad Wilhelm Frese (* 13.08.1834; † 19.12.1914), Sohn des Bäckers und Ackermanns Christian Wilhelm Frese und der Christiane Schäfer.

4. 1909 erwarb der Maurer Wilhelm Ernst Nehrlich (* 11.03.1878 in Berlin; † 04.12.1945) das Gebäude. Er war der Sohn des Gastwirts Johann August Nehrlich und der Sophie Friederike Roselieb, beide aus Berlin. Am 25. April 1908 ging er die Ehe mit Emilie Schönhardt (* 18.07.1885; † 20.11.1969) ein, Tochter des Landwirts Rudolf Schönhardt und der Marie Lange.

5. Erben Nehrlich, vertreten durch Bauingenieur Ernst Nehrlich (* 09.03.1909; † 26.08.1993 in Berlin), Sohn von Nr. 4. Er heiratete 1942 in Bromberg Herta Utke (* 10.03.1905 in Jastrow; † ?). Die Ehe wurde 1951 geschieden. Ernst Nehrlich verzog 1955 nach Bad Wildungen.

Das Haus wurde zunehmend baufälliger. 1980 wurde ein Bauantrag zum Umbau des Hauses, Einbau einer Gaststätte und Modernisierung der Wohnungen gestellt. Die Umbaupläne wurden jedoch nicht verwirklicht. Durch Brand wurde das Gebäude 1982 stark beschädigt, so dass es abgebrochen werden sollte. Dem widersprachen Stadt und Landeskonservator.

6. Im Jahr 1987 erwarben die heutigen Eigentümer das Haus und ließen es bis 1989 vollständig sanieren.

Erscheinungsbild

Das Haus war das Stiftsgebäude des alten Hospitals. Im Erdgeschoss befanden sich einige Wohnräume, Küchen und Kuhstall. Die Hospitaliten bewohnten im Obergeschoß 14 Kammern, von denen bis zum Jahr 1840 nur 11 gedielt waren. Die früher an dem Haus angebrachte hölzerne Tafel, die sich jetzt im Heimatmuseum befindet, trägt folgende Inschrift:

BEIZEITEN DER HERRN BURGERMEISTERS JUST WIEGANDS UND IOH. HERMANNS STUHLMANS WIE AUCH DERER HERRN PROVISOREN BURGERM. IUST SPEIERMANS UND RECEPT. IONAS HAMPEN IST DIESER HOSPITALBAU AUFGERICHTET WORDEN. ANNO MDCCXXVII DIE 16. JUNII [2]

Die Inschriften an der westlichen Giebelseite sind stark verwittert, überstrichen und nicht mehr lesbar. Sie lauteten: [3]

"Psalm 4, V I. Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreiet meine Seele, o Gott, zu Dir."
"Tobie C 4, V 8. Wo du kanst so hilf dem Dürftigen, den wirstu samelen einen rechten lohn in der noth."
"Die almosen erlösen von allen sünden und lassen nicht in der noth."

Im Brandkassenregister von 1784, Nr. 498, finden sich folgende Angaben über das Gebäude:

"Das Hospitalhaus - Stiftsgebäude; aus Holz (Fachwerk), 60 x 32 Fuß, Wert: 300 Taler"

Im Jahr 1939 wurde das Haus wie folgt beschrieben: [4]

"Wohnhaus, zweigeschossig, Fachwerk auf Bruchsteinsockel. Obergeschoß und Giebel vorgekragt. Karniesprofil. 9 Gefache. Satteldach mit S-Pfannen. Giebelseite zur Straße."

Bilder

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Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS/Karl WILKE (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 1, Professor-Kümmell-Straße und Klosterstraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.), 2. Auflage 1996, S. 88-90. Soweit nicht anders vermerkt, sind alle folgenden Angaben hieraus entnommen. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben bzw. begraben.
[2] Bei THOMAS/WILKE (wie Anm. 1) ist die Inschrift nicht korrekt zitiert.
[3] Zitiert nach THOMAS/WILKE (wie Anm. 1), S. 89.
[4] Wolfgang MEDDING (Bearb.) in: Friedrich BLEIBAUM (Hrsg.), Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Kassel, Neue Folge, Dritter Band, Kreis des Eisenberges, Kassel 1939, S. 139.