Das Haus Nr. 2 in der Kilianstraße ist ein 1671 von dem Stadtmusicus Berthold Rogge und seiner Frau Maria Gertrut errichtetes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach Es zählt zu den ältesten Fachwerkhäusern der Stadt. [1]
1. Die Bauherren waren der Stadtmusicus Berthold Rogge (* um 1626 in Rhoden; [2] begr. Dn. Exaudi [6. Sonntag nach Ostern]) 1681, 55 Jahre) und seine Frau Maria Gertrut. Er war 30 Jahre lang Stadtmusicus. Seine Frau, Geburtsname unbekannt, wurde am 23. Juli 1697 mit 59 Jahren begraben.
2. 1684 wurde das Haus auf den Stadtmusicus Michael Rogge (* um 1659; begr. 30.09.1708, 49 Jahre), Sohn von Nr. 1, überschrieben. Er vermählte sich am 16. April 1684 mit Maria Margarethe Friedberg (~ 21.06.1663; begr. 21.09.1729, 66 Jahre), Tochter des Waagenwirts Georg Friedberg und dessen Frau Anna Margarethe, Geburtsname unbekannt. Das Paar hatte wenigstens zwei Kinder:
a) Anna Hedwig Rogge (Nr. 3)
b) Anna Adelheid Rogge (Nr. 4)
3. Durch Eheschließung gelangte das Haus im Jahr 1711 in das Eigentum des Buchdruckers Johann Christoph Grimm (~ 14.06.1676; begr. 04.05.1731), indem er am 13. Januar 1711 die Tochter von Nr. 2 und Schwester von Nr. 4, Anna Hedwig Rogge (~ 27.07.1687; begr. 20.05.1763), heiratete. Grimm war der Sohn des Buchdruckers Andreas Grimm und der Marie Gertrud Dicke. Johann Christoph Grimm war ab 1711 zunächst als Buchdruckergehilfe des Johannes Flertmann (Marktplatz 3) tätig, der die Druckerei von Grimms Vater Andreas übernommen hatte. Unter das Schulprogramm von 1714 setzte er als Drucker seinen eigenen Namen. 1716 erwarb er die Bürgerrechte. Ab 1725 wurde die Druckerei von Johann Christoph Grimm geführt.
4. 1744 wurde Johann Henrich Crayß (~ 1721; † ?) neuer Eigentümer des Hauses. Der Name findet sich auch in den Schreibweisen Creyß, Craiß, Creis, Kreis, etc. Er war der Sohn des Pfennigmeisters Ludwig Crayß (Stechbahn 34, Enser Straße 1a) und der Margarethe Dietzel. Am 5. Dezember 1743 vermählte er sich mit Anna Adelheid Rogge (~ 28.05.1704; † ?), Tochter von Nr. 2. Die Familie ist aus Korbach verzogen.
5. 1763 Otto Johann Ricus/Rieke/Rick.
6. 1785 Johann Henrich Trögeler.
7. 1796 Johann Henrich Wilhelm Vesper.
8. 1807 Johann Justus Friedrich Müller.
9. 1823 Johann Georg Theobald.
10. 1833 Heinrich August Bange.
11. 1860 Anton Friedrich Ludwig Bange.
12. 1895 Heinrich Carl Wilhelm Bange.
13. 1943 Erbengemeinschaft Bange.
14. Die weiteren Eigentümerwechsel sind hier nicht bekannt.
Das Haus stand 2015/16 zum Verkauf. Zunächst wurde das Haus für 80.000,- Euro (Stand: September 2015) angeboten, bis März 2016 war der Kaufpreis auf 28.500,- Euro gesunken. Im Januar 2018 und Mai 2018 wird das Gebäude zum gleichen Preis erneut angeboten. Es wurde in der Anzeige bei "immowelt.de" als "einfaches Stadthaus mit Renovierungsbedarf" beschrieben. Die Grundstücksfläche soll 283 m² betragen. Die Wohnfläche wurde zunächst mit 110 m² und fünf Zimmern, später mit 158 m² und 6 Zimmern angegeben.
Seit März 2019 wird das Haus umfassend saniert.
Im Jahr 1939 wurde das Haus wie folgt beschrieben: [3]
"Wohnhaus, zweigeschossig, Fachwerk auf Werksteinsockel; Obergeschoß und zwei Giebelgeschosse vorgekragt; Quergebälkprofil; Kehle und Wulst; 8 x 10 Gefache; Eck- und Haustürpfosten mit Rankenschnitzerei; am Quergebälk Bibelspruch; Satteldach mit S-Pfannen; Giebelseite zur Straße; über der Haustür Inschrift mit Jahreszahl 1671".
Im Güterverzeichnis von 1757, S. 456, heißt es über das Haus:
"Creys, Johann Henrich - ist in der Fremde - Wohnhaus im Tempel, Gottfried Nelle gegenüber [Anm.: Kilianstraße 3], Garten dabei. Das Haus besitt das Brau- und das Pfirchrecht."
Im Brandkassenregister von 1784, Nr. 69, finden sich folgende Angaben über das Gebäude:
"Sergeant Drögeler, Wohnhaus, Fachwerk, 39 x 28 Fuß groß, Brandkassenwert: 300 Taler"
Das Haus hat an der südliche Giebelseite zwei Inschriften. Eine befindet sich über den Balken der Eingangstür und benennt die Bauherren, die andere darüber am Querbalken des 1. Obergeschosses. Die Inschrift über der Tür lautet:
"STADTMUSIKUS ROGGEN MARIA GERTRUT SEINE EHELI
CHE HAUSFRAU HABEN VERMITTELST GÖTTLI
CHER HULF UND SEGEN DIES HAUS ERBAUEN LASSEN
IM JAHRE 1671 DEN 10. Julii."
Diese Inschrift war viele Jahre durch ein über der Tür angebrachtes Vordach und den Türrahmen verdeckt und ist erst anläßlich der Sanierung des Hauses im Jahr 2019 wieder sichtbar geworden. Der Balken ist allerdings stark verwittert, die Inschrift kaum noch lesbar.
Die andere Inschrift lautet:
"WENN ICH HERR NUHR DICH MAG HABEN SO FRAGE ICH NICHTES NACH HIMMEL UND ERDEN. WEN SCHON LEIB UND SEEL VERSCHMACHT SO BISTU DOCH GOTT ALLEZEIT MEINES HERTZENS TROST. PSALM LXXIII."
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[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 8, Rathausgasse - Im Paß - Im Tempel - Kilianstraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1961, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1961, S. 101-104. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] Vielleicht war er ein Sohn des Andreas Roggen und der Elsa Köhler in Rhoden. Bei Hilmar G. STOECKER/Friedrich HÜBEL (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 51, Rhoden, Waldeckischer Geschichtsverein e.V./Magistrat Diemelstadt (Hrsg.), Korbach 1994, S. 233, Nr. 3020, ist er namentlich unter deren Kindern nicht aufgeführt. Es ist lediglich ein namentlich nicht genannter Knabe bezeichnet, der am 26. Januar 1626 geboren ist.
[3] Wolfgang MEDDING (Bearb.) in: Friedrich BLEIBAUM (Hrsg.), Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Kassel, Neue Folge, Dritter Band, Kreis des Eisenberges, Kassel 1939, S. 138.