Das Haus Nr. 1 in der Lengefelder Straße ist ein Ende des 17. Jahrhunderts auf der Stätte eines beim Stadtbrand von 1664 abgebrannten Hauses errichteter Fachwerkbau in der Altstadt von Korbach. [1]
Über den abgebrannten Vorgängerbau und dessen Eigentümer ist nichts bekannt.
1. Um 1655 erwarb der Kannengießer Joachim Saurland (* um 1628; begr. 30.04.1691, 63 Jahre) den Vorgängerbau. Er stammte aus Lichtenau und war seit 1655 Korbacher Bürger. Von seiner Ehefrau ist nur der Vorname Elisabeth bekannt (* um 1622; begr. 22.10.1699, 77 Jahre). Saurland oder sein Sohn (Nr. 2) werden den heutigen Bau errichtet haben. [2]
2. Im Jahr 1690 wurde der Kannen- und Zinngießer Johannes Saurland (* 1660; gebr. 10.08.1711, 51 Jahre), Sohn von Nr. 1, neuer Eigentümer des Hauses. Er war Bürger seit 1690 und heiratete am 4. Februar desselben Jahres Anna Catharina Börner (~ 13.10.1661; begr. 06.07.1727, 65 Jahre), Tochter des Johannes Börner (Bürger 1660).
3. 1723 ging das Eigentum auf den Bäckermeister Johann Henrich Sauerland (* ?: begr. 04.10.1760), Sohn von Nr. 2, über. Er heiratete am 22. April 1722 Susanne Wolradine (Albertine) Schönhard (~ 28.06.1696; begr. 23. 04.1774), Tochter des Bäckermeisters Christian Schönhard (Bürger 1695).
4. Der Bäckermeister Henricus Leonhard Saurland (~ 11.12.1733; † 20.01.1796), Sohn von Nr. 3, Bruder von Nr. 5, ist ab 1758/61 als neuer Hausbesitzer verzeichnet. Er heiratete am 13. Mai 1760 Maria Friederica Christina Leusmann (~ 15.11 1740; † 30.10.1825), Tochter des Chirurgen Michael Leusmann und der Anna Maria Sophia Geist.
5. 1777 wird der Bäckermeister Johann Henrich Christian Saurland (~ 16.03.1725; † 03.09.1801), Sohn von Nr. 3, Bruder von Nr. 4, neuer Eigentümer. Er heiratete am 15. Oktober 1748 Johanna Catharina Emmerich (~ 17.01.1723); † 06.12.1785), Tochter des Weißgerbermeisters Justus Emmerich und der Anna Sophie Dulfigge.
6. Der Sohn von Nr. 5, Henrich Justus Saurland (~ 26.09.1764), Bürger 1793, übernimmt das Haus im Jahr 1793. Über ihn finden sich keine weiteren Nachrichten; vielleicht ist er aus Korbach verzogen.
7. Durch Eheschließung wird im Jahr 1805 der Schneidermeister Georg Bernhard Schmid (* 13.01.1768; † 13.03.1829) neuer Besitzer. Er war der Sohn des Schneidermeisters Henrich Moritz Schmid und der Marie Charlotte Schürmeier. Er hatte am 2. März 1798 Sophie Henriette Saurland (~ 13.07.1755; † 29.05.1832) geheiratet, Tochter von Nr. 9. Die Ehe blieb kinderlos.
8. Im Jahr 1830 kauft der Bäckermeister Georg Carl Friedrich Rauch (* 04.07.1802; † 15.12.1862) das Haus. Er war der Sohn des Bäckermeisters Ludwig Bernhard Anton Rauch und der Maria Christiane Saurland. Carl Rauch hatte 1825 die Bürgerrechte erworben und war in den Jahren 1839, 1840, 1843, 1844 und 1847 Dechant der Bäckergilde. Am 10. März 1822 heiratete er Wilhelmine Louise Elisabeth Bartels (* 21.08.1795; † 29.10.1838), Tochter des Philipp Christian Conrad Bartels in Alverdiessen (Fürstentum Lippe-Detmold). Eine zweite Ehe ging er am 9. Juni 1839 mit Catharina Sophia Maria Bartels (* 02.07.1802; † 18.08.1855) ein, der Schwester seiner ersten Frau. Die Familie Bartels wohnte bei ihrem Schwiegersohn im Haus. Carl Rauch war ein Enkel des Bäckermeisters Henricus Leonhard Saurland (Nr. 4). Von 1827 bis 1830 war Carl Rauch Eigentümer des Hauses Violinenstraße 4.
9. 1850 kaufte der Postexpedient Johann Georg Wilhelm Siebert (* 22.12.1822 in Arolsen; † 31.08.1887) das Haus. Er war der Sohn des Stadtmusikus Johann Friedrich Wilhelm Siebert aus Arolsen und der Maria Henriette zur Mühlen. Friedrich Siebert wohnte in Korbach. Georg Siebert heiratete am 26. Dezember 1834 Helene Friederike Bunsen (*30.04.1780 in Wilhelmstadt, Provinz Zeeland/Niederlande; † 16.01.1849), Tochter des Gerichtsschreibers Henrich Christian Bunsen II. Sie war eine Schwester des Gesandten Christian Carl Josias von Bunsen und in I. Ehe verheiratet mit Johann Wilhelm Müller (Lengefelder Straße 4).
10. Schon 1858 ging das Gebäude in das Eigentum des Kaufmanns Berhard Löwenstern I. (* 13.03.1827 in Meineringhausen; † 15.05.1910) über. Er war der Sohn des Hesekiel (Jechesqél) Löwenstern und der Lea Samuel aus Meineringhausen. Bernhard Löwenstern heiratete am 3. September 1856 in Berndorf Johanne Löwenstern (* 24.03.1833; † 22.11.1907), Tochter des Lazarus Bär Löwenstern und der Breune (Bräunchen) Marcus. Bernhard I. Löwenstern und Johanne Löwenstern hatten dreizehn Kinder, die innerhalb von sechzehn Jahren geboren wurden (1857-1873) und von denen fünf bereits im Kindesalter starben. [3] Der Bruder von Johanne Löwenstern war Bernhard II. Löwenstern, der das Haus Stechbahn 16 besaß.
11. Im Jahr 1871 erwarb der Drechslermeister Theodor Friedrich Christian Eigenbrod (* 24.12.1824; † 24.05.1898) das Haus. Er war der Sohn des Christian Wolrad Eigenbrod und der Friederike Louise Hopf. Bürger seit 1839, heiratete er am 9. Juni desselben Jahres Regina Bothin (* 31.03.1811 in Erfurt; † 27.03.1887), Tochter des Landwirts Bothin in Erfurt. Eigenbrod war seit 1840 auch Eigentümer des Hauses Kirchstraße 1, das er 1872 seinem Sohn überließ. Das Haus Lengefelder Straße 1 hat Eigenbrod für seine Tochter und seinen Schwiegersohn gekauft (siehe Nr. 12).
12. Der Messerschmied Johann Georg Wilke (* 17.09.1842; † 07.08.1924) wurde im Jahr 1887 neuer Eigentümer. Er war der Sohn des Messerschmieds Johann Georg Wilke und der Henriette Salm. Am 25. Juni 1871 heiratete er Berta Eigenbrod (* 05.10.1845; † 03.02.1929), Tochter von Nr. 11. Das Ehepaar Wilke hatte das Haus zur Vermählung von Nr. 11 erhalten. Georg Wilke war der Bruder des Messerschmieds Carl Wilke (Mauergasse 1) und des Messerschmieds Fritz Wilke (Klosterstraße 5).
13. 1924 erbte der Sohn von Nr. 12, der Fahrradhändler Fritz Wilke (* 05.04.1872; † 03.10.1944) das Anwesen. Er heiratete am 15.06.1905 in Erfurt Emma Krause (* 23.01.1881 in Erfurt; 17.09.1974 in Kassel). Sie war die Tochter des Drechslermeisters Friedrich Kraus (Erfurt) und der Marie Bracht (Meineringhausen).
Die weiteren Eigentümerwechsel sind hier nicht bekannt. Das Erdgeschoß dient seit mehreren Jahrzehnten als Saal des benachbarten Gasthauses "Zur Krone" (Lengefelder Straße 3). Vermutlich gehört das Haus den dortigen Eigentümern.
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[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 4, Lengefelder Straße - Schulstraße - Im Sack - Am Tylenturm, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1959, S. 5-7.
[2] Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS (wie Anm. 1). Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[3] Alle Angaben nach Karl WILKE (Bearb.), Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Korbach, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1993, S. 168-169.