Professor-Kümmell-Straße 6 (Korbach)

Das Haus Professor-Kümmell-Straße 6 im Mai 2017.
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Das Haus Nr. 6 in der Professor-Kümmell-Straße ist ein 1850 zunächst als Scheune errichtetes, später zu einem Wohnhaus umgebautes Fachwerkgebäude in der Altstadt von Korbach. [1]

Geschichte

1. Beim Stadtbrand von 1664 wurde an dieser Stelle das Wohnhaus und die Scheune des Johannes Vogetius (* in Mengeringhausen; † 07.09.1673) zerstört. Er war der Sohn des Hermann Voget in Mengeringhausen [2] (* ?: begr. 30.06.1639 in Mengeringhausen). [3] Vogetius war 1626 Lehrer in Soest, 1626 bis 1637 Lehrer der Septima des Korbacher Gymnasiums. Über ihn ist vermerkt: "zum exercitio musico ist er nicht qualifiziert, doch kann er in der Kirche vorsingen". Als 1636 drei Lehrer des Gymnasiums an der Pest starben, schrieb er an die Grafen: "Gott hat das Gymnasium mit seiner scharfen Zuchtruthe der giftigen Seuche hart heimgesucht, und nicht allein viele discipulos und junge Pflänzlein, sondern auch drei Praeceptores durch den zeitlichen Tod hinweg genommen". Er bat um Beförderung. 1637 bis 1671 war er Lehrer der Sexta des Gymnasiums, wegen Lehrermangels mußte er auch in der Quinta unterrichten und war nebenamtlich Kastenschreiber. Im Oktober 1627 heiratete er Anna Stipping, Witwe des Stephan Heinemann. Über Kinder ist nichts bekannt. [4]

2. Im Jahr 1693 kaufte Johann Daniel Huge, dem das gegenüberliegende Haus Professor-Kümmell-Straße 9, gehörte, das Grundstück, welches seit dem Brand ein Gartenplatz war. Seit dieser Zeit gehörte das Grundstück jeweils den Eigentümern des Hauses Nr. 9 (siehe dort). Es blieb für fast 200 Jahre ein Garten.

3. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts ließ der Gastwirt Ludwig Goette (siehe Haus Nr. 9) auf dem Garten eine Scheune errichten, die später zu einem Wohnhaus umgebaut wurde. Das Gebäude war von 1850 bis 1870 steuerfrei.

4. Nach dem Tod von Nr. 3 im Jahr 1859 wurden 1860 die Erben als neue Eigentümer verzeichnet. Zu ihnen gehörte auch die Tochter von Nr. 3, Auguste Goette (* 05.08.1843; † ?). Sie heiratete am 3. Januar 1890 Gustav Edmund Meinecke (* 10.11.1862 in Berlin; † 06.04.1927 in Werl/Westf.), Sohn des Postexpedienten Gustav Meinecke und der Auguste Bajanz, beide Berlin. Er war von 1888 bis 1892 und noch einmal von 1922 bis 1927 Bürgermeister von Korbach. Nach THOMAS (wie Anm. 1) war seine Frau 19 Jahre älter als er und er bei seiner ersten Amtseinführung als Bürgermeister erst 26 Jahre alt. [5] Die Ehe wurde am 3. Juli 1894 geschieden. Meinecke soll dann noch zweimal geheiratet haben. Die Namen seiner weiteren Ehefrauen sind nicht bekannt. Das Haus blieb offenbar in seinem Besitz. Er bewohnte es noch Ende des 19. Jahrhunderts.

5. 1920 kaufte der Uhrmacher und Kaufmann Heinrich Nelle (* 07.08.1896; † 30.04.1983) das Haus. Er war der Sohn des Metzgermeisters Heinrich Nelle (Lengefelder Straße 12) und der Marie Weinreich. Er heiratete am 15. Oktober 1927 in Groß-Ilsede bei Peine die Elisabeth Keunecke (* 06.05.1905 in Groß-Ilsede; † 31.10.1976), Tochter des Landwirts Heinrich Keunecke und der Wilhemine Warmbold.

6. 1983 erbte der Sohn von Nr. 5 das Haus.

Bilder

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Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS/Karl WILKE (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 1, Professor-Kümmell-Straße und Klosterstraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.), 2. Auflage 1996, S. 57-58. Soweit nicht anders vermerkt, sind alle folgenden Angaben hieraus entnommen. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben bzw. begraben. Im Band 1 der "Häuserbücher", auch in der hier verwendeten 2. Auflage, sind überwiegend Geburts- und Todestage angegeben, obwohl bis Mitte/Ende des 18. Jahrhunders in der Regel lediglich das Tauf- und Begräbnisdatum vermerkt wurde. In den anderen "Häusernbüchern" ist diesem Umstand Rechnung getragen. Es ist anzunehmen, daß die in Band 1 angegebenen Daten ebenfalls überwiegend Tauf- und Begräbnistage sind.
[2] Hilmar-G. STOECKER, Die Lehrer des Gymnasiums zu Korbach (1579-1900), Geschichtsblätter für Waldeck, Band 65 (1976), S. 5- 102 [76].
[3] STOECKER (wie Anm. 2); Bei Herbert VOIGT/Christian MEUSER (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 89, Mengeringhausen, Waldeckischer Geschichtsvereins e.V. (Hrsg.), Bad Arolsen 2014, S. 583, Nr. 7747, ist nur das Begräbnisdatum des Hermann Voget verzeichnet, nicht der Name seiner Frau und nicht die Taufdaten seiner Kinder. Vermutlich hat die Familie nur vorübergehend in Mengeringhausen gewohnt.
[4] Alle Angaben nach STOECKER (wie Anm. 2).
[5] Die Lebensdaten finden sich so auch bei Wolfgang MEDDING, Korbach - Die Geschichte einer deutschen Stadt, 2. Auflage 1980, S. 343. THOMAS (wie Anm. 1) gibt den Vornamen unrichtig mit "Eduard" an.