Hinter dem Kloster 1 (Korbach)

Das Haus "Hinter dem Kloster 1" im Mai 2018.
Anklicken für größere Version.

Das Haus Nr. 1 in der Straße Hinter dem Kloster ist ein 1968/69 errichtetes und 1981 erweitertes Wohn- Geschäftshaus in der Altstadt von Korbach [1] Bis 1968 hat hier ein Ende des 17. Jahrhundert errichtetes Fachwerkhaus gestanden.

Geschichte

1. Erster bekannter Eigentümer des Vorgängerbaus war der Bäckermeister Conrad Frese (~ 30.05.1624; begr. 29.01.1686), Sohn des Handelsmanns Georg Frese und der Catharina Mitzenhenn. Seine erste Ehe ging er um 1662 mit einer Gertrud ein, Geburtsname unbekannt. Sie stammte aus Lichtenau/Stift Paderborn und starb um 1678. Von seiner zweiten Frau ist ebenfalls nur der Vorname bekannt: Anna Maria (* um 1652; begr. 22.09.1715, 63 Jahre). Aus beiden Ehen hatte Conrad Frese 14 Kinder Nach dem Tod des Conrad Frese ging seine Witwe eine zweite Ehe mit dem Witwer Christoph Schönhardt ein (Tränkestraße 7). Aus der ersten Ehe stammen folgende Kinder:

a) Johannes Frese (Nr. 2)
b) Johann Henrich Frese (Kirchstraße 14)

2. Im Jahr 1702 wurde das Eigentum auf den Schuhmachermeister Johannes Frese (* um 1662; konfirmiert 1676; begr. 22.10.1716, 54 Jahre), Sohn von Nr. 1, übertragen. Er erwarb 1687 die Bürgerrechte und vermählte sich am 25. Februar desselben Jahres mit Agnetha Börner (* um 1665; begr. 08.06.1732, 67 Jahre), Tochter des Johannes Börner. Frese war Ratsmitglied in den Jahren 1701 und 1706. Das Paar hatte mindestens zwei Kinder:

a) Maria Juliana Frese, verheiratet mit Nr. 3
b) Maria Catharina Frese. Sie wurde die dritte Ehefrau des Johann Dietrich Bange (Hinter dem Kloster 7) und erwarb später das Grundstück Im Sack 10.

3. Durch Eheschließung gelangte das Haus 1718 in den Besitz des Jost Henrich Krummel (* um 1687 in Dorfitter; begr. 29.07.1742), indem er sich am 1. Dezember 1717 mit Maria Juliana Frese (* 1688; begr. 06.09.1759), Tochter von Nr. 2, vermählte. Krummel erwarb 1717 die Bürgerrechte.

4. 1760 erbte der Schuhmachermeister Johann Henrich Krummel (~ 14.11.1734; † 03.12.1810), Sohn von Nr. 3, das Haus von seiner Mutter. Er heiratete am 17. Januar 1759 Eleonore Luise Printz (~ 02.09.1734; † 24.04.1824). Sie war die zweite Tochter des Schulmeisters der Altstadt, Samuel Printz (Am Tylenturm 1), und der Agnetha Schwaner. Johann Henrich Krummel erwarb 1758 die Bürgerrechte, war Ratsmitglied in den Jahren 1785, 1787 und 1790 und ist als Ratsrentmeister bezeugt.

5. 1798 Christian Friedrich Philipp Krummel.

6. 1831 kaufte der Zimmermeister Johann Christian Richter (* 18.03.1800 in Rhena; † 01.04.1869) das Haus. Er war der Sohn des Johannes Richter in Korbach und der Maria Henriette Becker in Rhena. Seine Eltern waren, jedenfalls zum Zeitpunkt seiner Geburt, nicht verheiratet. [2] Er erwarb 1824 die Bürgerrechte und heiratete am 7. März desselben Jahres Johanna Maria Wilhelmine Emde (* 21.09.1800; † 29.04.1825), zweite Tochter des Zimmermanns Johann Henrich Christian Emde in Korbach und der Maria Christiane Elisabeth Grieneisen. Im Kirchenbuch der Altstadt findet sich zur Trauung der Vermerk: "Braut und Bräutigam sind rechter ander Geschwister-Kinder in gleicher Linie; sie haben ebendieselben Urgroßeltern in Flechtdorf gehabt". Eine zweite Ehe ging Richter am 1. Juli 1827 mit Johanna Maria Catharina Emde (* 12.02.1812; † 12.11.1857) ein, jüngste Schwester der ersten Frau. Christian Richter gehörte von 1819 bis 1822 auch das Haus Rathausgasse 13, von 1824 bis 1847 das Haus Nr. 338 in der Tränkestraße sowie in den Jahren 1829 bis 1831 die Häuser auf dem Grundstück Enser Straße 1. Keines der fünf damaligen Häuser existiert heute noch. Drei brannten ab, zwei wurden abgerissen.

7. 1870 Carl Heinrich Friedrich Richter.

8. 1927 erbte der Landwirt Wilhelm Richter (* 15.09.1882; † 03.03.1961), Sohn von Nr. 7, das Haus von seiner Mutter.

9. Ebenfalls im Wege der Erbfolg ging das Gebäude 1961 auf den Baustoffkaufmann Willi Weber (An der Kalkmauer 12) über, der es von seinem Onkel, Nr. 8, erhielt. Er war der Sohn des Baustoffkaufmanns Daniel Weber und der Berta Richter, Schwester von Nr. 8.

10. Nächster Eigentümer wurde der Bruder von Nr. 9, der Baustoffkaufmann Karl Weber (* 24.03.1906; † 03.11.1969), der das landwirtschaftliche Anwesen abreissen und 1968/69 das heutige Wohn- und Geschäftshaus errichten ließ. Er heiratete am 23. März 1934 Helene Kappel (* 12.10.1907; † 16.01.1997), Tochter des Gast- und Landwirts Wilhelm Kappel (Stechbahn 6) und der Anna Peuster.

10. 1969 erbte der Sohn von Nr. 9 das Haus, der es durch einen Anbau erweitern ließ.

Erscheinungsbild

Das alte Wohnhaus war Ende des 17. Jahrhunderts eraut worden. Der daran angebaute neue Flügel wurde 1842 errichtet (Hinter dem Kloster 3). Direkt hinter dem Haus verlief die innere Stadtmauer.

Im Jahr 1939 Jahre wurde das Gebäude wie folgt beschrieben: [3]

"Nr. 1. Wohnhaus. Zweigeschossig, Fachwerk. Obergeschoß vorgekragt. Quergebälkprofil großer Viertelstab. Eckpfosten geschnitzt mit Säulen und Ranken. Haustür mit Freitreppe. Satteldach mit S-Pfannen in Schiefereinfassung. Am Quergebälk Inschrift mit Bibelspruch. A. 18. Jh. Rechts später verlängert mit Scheune und Zwerchhaus."

Die Hausinschrift lautete wie folgt:

WOHL DEM, DER DEN HERREN FÜRCHTET, DER LUST HAT ZU SEINEN GEBOTEN; DES SAAME WIRD GROS SEYN AUF ERDEN. DAS GESCHLECHT DER FROMMEN WIRD GESEGNET SEYN. REICHTHUM UND DIE FÜLLE WIRD IN IHREM HAUSE SEYN EWIGLICH. PSALM 112, 1.

Bilder

Anklicken für größere Version.

Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS/Karl WILKE (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 2, Professor-Bier-Straße - Hinter dem Kloster - Bunsenstraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.), 2. Auflage 1998, S. 99-102. Alle folgenden Angaben, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS/WILKE. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] Hilmar G. STOECKER (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 22, Rhena, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1980, S. 105, Nr. 46a.
[3] Wolfgang MEDDING (Bearb.) in: Friedrich BLEIBAUM (Hrsg.), Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Kassel, Neue Folge, Dritter Band, Kreis des Eisenberges, Kassel 1939, S. 137.