Kirchplatz 2a (Korbach)

Die "Alte Schmiede" im Juli 2014.
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Das Haus Nr. 2a am Kirchplatz, die sogenannte alte Schmiede, ist ein steinerner Anbau an die Steinkammer Kirchplatz 2 in Altstadt von Korbach [1] Die Bezeichnung "Nr. 2a" ist nicht offiziell, sondern wird hier zur Abgrenzung gegenüber der Steinkammer verwendet. Die Bezeichnung Schmiede rührt daher, daß hier im 16. Jahrhundert der Goldschmied Johannes Titmarkusen (Titmarkhausen) gewohnt hat. Das Baujahr ist unbekannt, die Bauart und der Keller deuten jedoch auf ein ähnliches Alter wie die benachbarte Steinkammer, mithin 14. Jahrhundert, hin.

Geschichte

1. Die früheste Erwähnung des Gebäudes findet sich in einer Urkunde vom 20. Januar 1585. In einem Regest wird deren Inhalt wie folgt zusammengefaßt: [2]

Johannes Tietmerckhausen, Goldschmied, Bürger zu Corbach, und seine Frau Catharina verkaufen dem Bürgermeister Ditmar Munch und Franz Ackerchurt, als Vorstehern der Altstädter Pfarrkirche St. Kilian eine jährlich zu Lichtmeß fällige Rente von 6 Mark Corbacher Währung aus ihrem erbeigenen Haus am Altstädter Kirchhof zwischen der alten Schule [Kirchplatz 4] und dem Haus der Brüder von Wolmeringhausen [Kirchplatz 2] für 60 Goldgulden. Als Pfand setzen sie alle ihre Güter. Rückkauf der Rente ist möglich jedes Jahr zwischen Weihnachten und Mariä Lichtmeß gegen 60 Goldgulden oder 36 Albus für jeden Gulden.

Siegler: Bürgermeister (Ditmar Münch und Albracht Breunen) und Rat (Franz Ackerchurtz, Ditmar Heinemans, Kaspar Reinhartz, Joachim Rodern, Kurt Pfeilsticker, Johann Zwelch, Baltzar Puntzer, Matthias Hanen, Ditmar Vöpeln und Sifridt Oden) von Corbach mit dem kleinen Stadtsiegel.

Johannes (II.) Titmarkhausen (1542-1612) war der Sohn des Johannes (I.) Titmarkhausen und dessen Frau Magdalena, vermutlich eine geborene Breune. Er erwarb 1562 das Korbacher Bürgerrecht und ließ als Kirchenprovisor sein Wappen mit den zwei gekreuzten Keulen und der Umschrift "JOHANNES TITMARKHUSEN - INITIUM SAPIENTIAE TIMOR DOMINI" (Der Weisheit Anfang ist Furcht vor dem Herrn), neben denen des Dithmar Münch und des Johannes Hetzel unter dem Kanzelkorb in der Kilianskirche anbringen. Das Amt des Kirchenprovisors übte er mit Münch und Hetzel von 1590 bis 1593 aus. Seine Frau Catharina starb 1602 im Alter von 44 Jahren. Nachkommen sind nicht bekannt. Die Familie stammt wahrscheinlich aus Titmaringhausen bei Medebach. Schon 1450 werden in Korbach Hans Titmarkhausen und seine Frau Mette erwähnt. [3] Ferner in einem Kaufvertrag vom 13. Dezember 1564 ein Kaspar Tietmarckhusen als Provisor des Hospitals. [4]

2. Die Schmiede gehörte später immer dem jeweiligen Eigentümer des Hauses Kirchplatz 2 (siehe dort). Wann genau die Grundstücke vereinigt wurden, ist nicht bekannt. Da Johannes (II.) Titmarkhausen offenbar keine Nachkommen hatte, wohl alsbald nach dessen Tod. Die Familie Titmarkhausen starb 1663 im Mannesstamme in Korbach aus. Angehörigen der Familie gehörte vermutlich auch der Vorgängerbau des Hauses Schulstraße 3.







Bilder

Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 6, Kirchplatz - Marktplatz - Enser Straße - Katthagen - Kleine Gasse, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1960, S. 44-45. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] Stadtarchiv Korbach (Hrsg.), Korbacher Urkunden - Regesten, Band 1, Korbach 1997, S. 126, Nr. 369.
[3] Alle Angaben nach: Helmut NICOLAI/Wilhelm HELLWIG/Ingeborg MOLDENHAUER (Bearb.), Waldeckische Wappen - Beiträge zur Familiengeschichte, Teil 2 - Bürgerwappen, Waldeckischer Geschichtsverein (Hrsg.), Arolsen 1987, S. 366, Nr. 456 (Titmarkhausen IV); diess., Teil 3, Wappen der waldeckischen Städte und Großgemeinden, Familienwappen und Hausmarken, Waldeckischer Geschichtverein (Hrsg.), Arolsen 1991, S. 397-398, Nr. 635 (Titmarkhausen II).
[4] Stadtarchiv Korbach (Hrsg.), Korbacher Urkunden - Regesten, Band 1, Korbach 1997, S. 11, Nr. 26.