Lengefelder Straße zwischen Nr. 14 und Nr. 16 (Korbach)

Das Haus in der Lengefelder Straße, das einst zwischen den Gebäuden Nr. 14 und Nr. 16 gestanden hat, war ein zwischen 1664 und 1692 errichteter Fachwerkbau in der Altstadt von Korbach, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgerissen worden ist. [1] .

Geschichte

1. Das Haus ist nach dem Stadtbrand von 1664 von Caspar Range (* um 1640; begr. 17.05.1711) erbaut worden. Er war der Sohn des Bürgermeisters Henrich Range (Am Steinhaus 1) und der Anna Elisabeth Hagenbusch. Er heiratete am 10. Februar 1674 Barbara Catharina Leusmann (* um 1639; begr. 10.01.1686, 46 Jahre), Tochter des Joist Henrich Leusmann und der Gertrud Althausen. Range erwarb später das Haus Enser Straße 2a.

Aus der Ehe ging wenigstens ein Kind hervor:

Anna Maria Range (~ 17.07.1678; begr. 01.04.1729) mit Nr. 2.

Caspar Range war in zweiter Ehe mit einer Hedwig oder Lovisa verheiratet, die am 4. März 1714 begraben wurde (47 Jahre). Caspar Range hatte mindestens einen Bruder, den Pfarrer Johannes Range, dem das Haus Kilianstraße 3 gehörte.

2. Im Jahr 1704 erwarb durch Eheschließung mit der Tochter von Nr. 2, Anna Maria Range, der Former ("formator ferrarius") Johann Henrich Marck (* um 1674 in Adorf; begr. 18.0.1714) das Haus. Er war der Sohn des Johann Dietrich Marck in Adorf und heiratete am 30. Januar 1704 Anna Maria Range. Im gleich Jahr erhielt er die Bürgerrechte. Sie ging eine zweite Ehe mit Nr. 3 ein.

3. Ebenfalls durch Heirat wurde im Jahr 1714 Hermann Esseln aus Plettenberg neuer Eigentümer, indem er am 29. November 1714 Anna Maria Range zur Frau nahm. Seine Lebensdaten sind nicht bekannt. Er erwarb 1714 die Bürgerrechte.

4. 1730 erhielt Henrich Wilhelm Marck (~ 11.09.1704; begr. 23.09.1736) das Haus, Sohn von Nr. 2. Er erwarb 1729 die Bürgerrechte und vermählte sich am 14. November 1730 mit Maria Margarethe Gernand (~ 17.07.1712; begr. 08.03.1769), Tochter des Jost Henrich Gernand und der Anna Catharina Mirk. Sie ging eine zweite Ehe mit Nr. 5 ein.

5. Im Jahr 1737 wurde Johann Philipp Hänschen (* um 1704 in Ober-Ense; begr. 06.02.1780, 76 Jahre) neuer Eigentümer des Hauses, indem er am 1. August 1737 Maria Margarethe Gernand, Witwe von Nr. 4, heiratete. Er war der Sohn des Conrad Hänschen in Ober-Ense und erhielt 1737 die Bürgerrechte.

6. 1770 ging das Anwesen auf den Sohn von Nr. 5, den Schuhmachermeister Johann Friedrich Hänschen (~ 20.05.1742; 11.03.1789), über. Er heiratete am 9. November 1770 Catharina Friderike Bornemann (~ 11.02.1748; † 06.01.1809), Tochter des Hutmachers Carl Friedrich Bornemann (Mauergasse 8) und der Anna Maria Clement. Im gleichen Jahr erwarb er die Bürgerrechte. Im Kirchenbuch der Neustadt heißt es über ihn: "ein geduldiger Kreuzträger".

7. 1793 wurde der Schreinermeister Georg Friedrich Wilhelm Pohlmann (~ Februar 1770; † 07.11.1839) als neuer Eigentümer verzeichnet, nachdem er am 12. Februar 1793 die Tochter von Nr. 6, Marie Christiane Hänschen (~ 21.12.1771; † 10.10.1843), geheiratet hatte. Pohlmann war der Sohn des Schreinermeisters Caspar Samuel Pohlmann (Rathausgasse 2) und der Maria Catharina Schönhard. Er erwarb 1792 die Bürgerrechte und war 1821 Schützenkönig.

8. Im Jahr 1831 erhielt der Sohn von Nr. 7, der Schreinermeisters Friedrich Christian Georg Wilhelm Pohlmann (* 06.02.1804; † USA?), das Haus und im gleichen Jahr die Bürgerrechte. Am 7. August 1831 ging er die Ehe mit Marie Friederike Henriette Louise Happe (* 10.01.1806; † USA?) ein, fünfte Tochter des Ratsrentmeisters und Schmiedemeisters Anton Happe und der Christiane Neumann. Pohlmann ist 1853 mit seiner Familie nach Amerika ausgewandert. In der Beilage zum Waldeckischen Regierungsblatt 1853 heißt es: "Schreinermeister Wilhelm Pohlmann aus Corbach, dessen Ehefrau Marie, geb. Happe, Tochter Caroline und Söhne Heinrich Wilhelm und Eduard Pohlmann haben sich zur Auswanderung nach Amerika angemeldet. Kreisrath A.Giesecken".

9. Um 1865 erwarb der Rechtsanwalt Dr. iur. Robert Georg Friedrich Carl Waldeck (* 09.1.1837; † 21.01.1913) das Haus. Wem es zwischenzeitlich gehörte, nachdem die Familie Pohlmann anscheinend bereits in den 1850er Jahren ausgewandert war, ist nicht bekannt. Waldeck war der Sohn des Stadtsekretärs Carl Friedrich Waldeck und der Johanne Sophie Henriette Luise Brumhard. Am 9. Juni 1862 heiratete er Anna Natalie Constanze Auguste Knoch (* 16.08.1842 in Berndorf; † 02.03.1902), Tochter des Gutsbesitzers und Leutnants a.D. Karl Knoch zu Berndorf und der Luise Rube. Robert Waldeck war ab 1864 Rechtsanwalt in Korbach, seit 1869 Amtsrichter, seit 1883 Amtsgerichtsrat und wurde im Jahr 1900 zum Geheimen Justizrat ernannt. Er war Schöpfer des Waldeckischen Anerbengesetzes sowie Mitglied des Waldeckischen Landtages und dessen Präsident. Er vermachte sein Vermögen der Stadt, welches von der Anna-Waldeck-Stiftung verwaltet wird. Waldeck war bereits seit 1844 Eigentümer des Nachbarhauses Lengefelder Straße 16 und ließ das vorliegende Gebäude abtragen.

Bilder

Von dem Haus sind keine Zeichnungen oder Fotografien bekannt.

Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 4, Lengefelder Straße - Schulstraße - Im Sack - Am Tylenturm, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1959, S. 27-29. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS (wie Anm. 1). Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.