Das Haus Nr. 1 in der Straße Am Tylenturm ist ein nach dem Stadtbrand von 1664 wahrscheinlich von Hermann Printz errichtetes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach. [1]
1. Erster bekannter Eigentümer und wahrscheinlicher Bauherr sowie Vorbesitzer des abgebrannten Hauses war der Gerbermeister Hermann Printz (* um 1629 in Frankenberg/Eder; begr. 17.08.1704, 74 Jahre und 9 Monate). Er erwarb 1649 die Bürgerrechte, war Ratsmitglied in den Jahren 1666, 72, 74, 77 und 1679 sowie Pfennigmeister in den Jahren 1679, 81, 83, 97 und 1701. Er hatte neun Kinder, darunter:.
1) Johannes Printz
2) Henricus Printz (1671-1719)
3) Samuel Printz (1683-1760)
4) Adelborg Printz (* um 1651; begr. 12.12.1707) ⚭ Johannes Neumann (Kirchstraße zwischen Nr. 7 und Nr. 9)
2. Im Jahre 1717 ist die Erbengemeischaft Johannes, Henricus und Samuel Printz als Eigentümer verzeichnet.
3. 1718 erwirbt der Schreibmeister und Schulmeister der Altstadt Samuel Printz (~ 07.05.1683; begr. 03.10.1760), Sohn von Nr. 1, das Haus zum Alleineigentum. Er heiratete am 19. Juli 1719 Agnetha Schwane(r) (* um 1695; begr. 17.05.1771, 76 Jahre), Tochter des Weißgerbermeisters Johann Caspar Schwane(r) und der Catharina Elisabeth Ladage. Aus der Ehe Printz/Schwaner gehen mindestens zwei Kinder hervor:
a) Eleonore Luise Printz ⚭ Johann Henrich Krummel (Hinter dem Kloster 1)
b) Johann Ludwig Prin(t)z (Nr. 4)
4. 1763 geht das Haus auf den Schuster und Schulmeister zu Lelbach, Johann Ludwig Prinz (~ 06.03.1740; † ?), Sohn von Nr. 3, über. Er heiratete am 27. August 1763 die 18 Jahre ältere Anna Maria Asmuth (~ 19.08.1722; † ?), Tochter des Johann Henrich Asmuth (Dalwigker Str. 3) und der Juliane Vetter, Witwe des Johann Henrich Emmerich. Die Eheleute sind offenbar nicht in Korbach gestorben. In den Lelbacher Kirchenbüchern ist indessen nur ein um 1730 geborener Schulmeister Franz Friedrich Prinz († 28.02.1815) mit seiner Frau Katharina Elisabeth Nelle (* um 1722; † 01.02.1805) verzeichnet. [2] Vielleicht war er ein Bruder von Johann Ludwig Prinz. Die Eheleute Prinz/Asmuth hatten mindestens ein Kind:
Agnetha Henriette Prinz, Hebamme (* 19.0.1764; † 06.0.1826) ⚭ Gottfried Schönhard (Unterstraße 2)
5. 1764 erwarb der Schuhmachermeister Henricus Büddecker (* um 1719; † 6.02.1779, 60 Jahre) das Haus. Er war der Sohn des Jost Henrich Büddecker und der Anna Maria Emmerich. Er erhielt 1746 die Bürgerrechte und heiratete am 20. Juni desselben Jahres Maria Catharina Schönhard (* um 1725; † 12.03.1786, 61 Jahre).
6. Bereits 1766 wurde das Haus auf den Sohn von Nr. 5, den Schuhmacher Balthasar Büddecker übertragen. Seine Lebensdaten sind nicht bekannt. Am 4. Dezember 1765 vermählte er sich mit Catharina Juliane Elisabeth Rappe (~ 21.02.1745; † 05.01.1779), Tochter des Schusters Johann Jacob Rappe (Lengefelder Straße 10) und der Catharina Sybille Fresenius. Büdecker erwarb 1765 die Bürgerrechte.
7. 1782 ging das Haus auf den Sohn von Nr. 5 und Bruder von Nr. 6, den Tabakspenner Johann Henrich Büddecker (~ 06.02.1752; † ?), über. Er ging am 7. Juni 1775 die Ehe mit Maria Elisabeth Bohne (~ 17.02.1747; † 12.01.1799) ein, Tochter des Blechschlägers Christoph Bohne und der Johannette Maria Eleonore Esau. Büddecker erhielt 1781 die Bürgerrechte.
8. 1806 wurde der jüngste Sohn von Nr. 7, Johann Justus Wilhelm Büddecker (* 07.03.1778; † 05.12.1838) neuer Eigentümer. Er heiratete am 1. Dezember 1805 Maria Christiane Dietzel (* 04.03.1781; † 04.12.1842), Tochter des Johannes Dietzel (Ketzerbach 1) und der Anna Maria Lahme.
9. Im Jahr 1831 ging das Eigentum auf den Horndreher Friedrich Ludwig Köhler (* 26.01.1794 in Dehringhausen; † 08.09.1854) über, nachdem er am 13 Juni 1830 die Tochter von Nr. 8, Maria Friederike Wilhelmine Büddecker (* 28.01.1814; † 13.01.1863), geheiratet hatte. Köhler war der Sohn des Burghard Köhler in Freienhagen. Er erhielt 1830 die Bürgerrechte.
10. 1863 erbte der Sohn von Nr. 9, der Drechslermeister Carl Wilhelm Julius Köhler (* 19.01.1835; † 27.01.1879), das Anwesen. Am 20. Mai 1861 hatte er sich mit Maria Wilhelmine Weese (* 27.06.1835; † 27.04.1902) vermählt, Tochter des Schuhmachermeisters Johann Georg Weese und der Anna Maria Elisabeth Huhn. Im gleichen Jahr erwarb er die Bürgerrechte.
11. 1893 wurde das Haus auf den Sohn von Nr. 10, den Drechslermeister Carl Köhler (* 1864; † 27.06.1907), übertragen. Er blieb unverheiratet.
12. Nach dem Tod von Nr. 11 ging das Haus auf eine Erbengemeinschaft über, bestehend aus:
a) Vermessungsassistent Heinrich Austermühlen (* 06.03.1864; † 24.04.1940 in Meschede), Sohn des Schumachermeisters Johann Henrich Austermühlen (* 11.09.1825 in Lamerden/Kurhessen; † 23.04.1896) und der Louise Wilhelmine Graf. Er heiratete am 23. November 1893 die Tochter von Nr. 10, Caroline Köhler (* 15.02.1867; † 18.01.1930).
b) Marie Köhler (* 08.10.1865; † 03.01.1938), Tochter von Nr. 10. Sie blieb ledig.
13. Nach dem Tod von Nr. 12 a) fiel das Haus 1940 an die Erbengemeinschaft seiner Kinder:
a) Anstreichermeister Heinrich Austermühlen (* 08.1.1894 in Wolfhagen; † 01.06.1961), Sohn von Nr. 12 a), ledig
b) Ottilie Böhle, geborene Austermühlen (* 31.01.1898 in Wolfhagen; † nach 1958), Tochter von Nr. 12 a), verheiratet, lebte in Warburg
c) Angestellter Karl Fritz Austermühlen (* 20.07.1902 in Wolfhagen; † 04.03.1990 in Düsseldorf), Sohn von Nr. 12 a). Er nahm am 3. August 1929 in Leipzig Charlotte Köhler (* 05.07.1899 in Leipzig; † 01.11.1984) zur Frau, Tochter des Lohgerbermeisters Christian Köhler und der Fanny Welker, beide aus Rochlitz.
14. Die weiteren Eigentümerwechsel sind hier nicht bekannt.
[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 4, Lengefelder Straße - Schulstraße - Im Sack - Am Tylenturm, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1959, S. 78-80. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] Eduard BUNTE (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 5, Lelbach, Waldeckischer Geschichtsverein (Hrsg.), Arolsen 1956, Nr. 429.