Lengefelder Straße 8 (Korbach)

Das Haus Lengefelder Str. 8 im Mai 2017.
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Das Haus Nr. 8 in der Lengefelder Straße ist ein um 1700 von Justus Leye als Fachwerkhaus errichtes Gebäude in der Altstadt von Korbach. [1] 1921 wurde die Giebelseite massiv ausgeführt.

Geschichte

1. Erster bekannter Eigentümer war der Schreinermeister Justus Leye (~ 15.08.1675; begr. 08.11.1730), Bürger 1704, Sohn des Schreinermeisters Justus Leye (Hinter dem Kloster 19). Aus den Katastern läßt sich nicht ermitteln, ob Justus Leye sen. oder jun. das Haus errichtet hat. Justus Leye jun. heiratete am 4. Februar 1705 Anna Catharina Neumann (~ 28.11.1678; begr. 22.09.1726), Tochter des Buchbinders Johannes Neumann und der Magadalene Dulfigge. Eine zweite Ehe ging er mit Anna Esther Wilke (Bürger 1730) ein, Tochter des Schafmeisters Johann Arndt Wilke aus Goldhausen.

2. Im Wege der Erbfolge wurde 1731 der Schreinermeister Curt Henrich Leye (~ 24.08.1707; † 05.06.1767), Sohn von Nr. 1, neuer Eigentümer. Er erwarb 1731 die Bürgerrechte und war in den Jahren 1753 und 1757 Ratsmitglied. Am 27. November 1731 heiratete er Johanna Margarethe Schumacher (~ 05.11.1706; † 06.02.1795; 87 [?] Jahre) [2] , Tochter des Peter Conrad Schumacher und der Anna Margarethe Leusmann. Aus der Ehe gingen mindestens zwei Kinder hervor: Marie Juliane Leye (unten Nr. 3) und Margarethe Elisabeth Leye (Kirchstraße 14).

3. Durch Heirat wurde 1779 der Metzgermeister Johann Josias Salm (~ 25.11.1749; † 04.02.1815) zur Hälfte Miteigentümer des Hauses, indem er am 26. November 1777 Marie Juliane Leye (~ 19.02.1747; † 21.01.1813) heiratete, Tochter von Nr. 2. Im Jahr 1795 wurde Salm Alleineigentümer des Anwesens. Er war der Sohn des Schusters Joachim Henrich Salm und der Anna Erich Dulfigge. In den Jahren 1788/89 und 1793/94 war er Dechant der Metzgergilde. Aus der Ehe Salm/Leye gingen midnestens zwei Kinder hervor:

a) Margarethe Elisabeth Salm (~ 10.12.1778; † 25.09.1824) Henrich August Tent (Rathausgasse 5)
b) Wilhelm Salm (Nr. 4)

4. 1815 erbte der Metzgermeister Friedrich Wilhelm Salm (* 27.08.1782; † 16.04.1849) das Haus. Er war der einzige Sohn von Nr. 3. Am 26. Oktober 1810 ging er die Ehe mit Maria Henriette Curtze (~ 31.08.1779; † 21.04.1853) ein, dritte Tochter des Franz Adolph Curtze - Sohn des Johann Daniel Curtze (Klosterstraße 10 und Enser Straße 1a) - und der Johanne Friederike Schreiber, verwitwete Brüne. Salm erwarb 1808 die Bürgerrechte und war 1818 Schützenkönig.

5. 1849 wurde der Metzgermeister Georg Ludwig Carl Graf (* 12.07.1820; † 11.12.1870) als neuer Eigentümer eingetragen, nachdem er am 7. Mai 1848 die Tochter von Nr. 4, Louise Friederike Christiane Salm (* 16.02.1823; † 24.03.1891), geheiratet hatte. Graf war der Sohn des Konduktors Johann Friedrich Graf (Klosterstraße 10) und der Catharina Friederike Nelle. Er erwarb 1848 die Bürgerrechte. Die Familie Graf stammt aus Niederwaroldern.

6. Im Jahr 1891 erbte der Metzgermeister Heinrich Ludwig Carl Graf (* 07.06.1851; † 05.03.1931), Sohn oder Neffe von Nr. 5, das Gebäude. Er heiratete am 26. Oktober 1884 Auguste Wäscher (* 21.03.1855; † 16.04.1923), Tochter des Landwirts Friedrich Christian August Wäscher und der Marie Christiane Wilhelm Huge. Graf erwarb 1904 das Haus Lengefelder Straße 15 und verlegte seine Metzgerei und Gastwirtschaft in jenes Haus. [3]

7. 1906 kaufte der Metzgermeister Willy Strube (*24.02.1878; † 19.09.1953), Sohn des Metzgermeisters Christian Wilhelm Theodor Strube (Tränkestraße 12) und der Friedrike Caroline Luise Müller. Am 7. Februar 1907 ehelichte er Elise Wille (* 04.07.1876 in Herzberg/Harz; † 15.02.1947 ), Tochter des Bahnhofvorstehers Georg Wille und der Auguste Hildebrand in Herzberg. Strube war im Jahr 1903 Burschenkönig. Er ließ 1921 die Giebelseite massiv ausführen und einen Laden einbauen. Ab 1954 fand sich in den Räumlichkeiten ein Lebensmittelgeschäft.

8. 1953 erbte Marta Scheele (* 27.07.1910; † 19.11.1990) das Haus. Sie war die Tochter von Nr. 7. Am 25. August 1934 heiratete sie Walter Scheele (* 29.01.1904; † 03.05.1986), Sohn des Stadtschreibers Karl Scheele und der Karoline Schultze.

Die weiteren Eigentümerwechsel sind hier nicht bekannt.

Das Haus stand im November 2016 für 70.950 Euro zum Verkauf. Die Verkaufsanzeige datiert die Errichtung in das Jahr 1900. Ausweislich der Annonce ist das Grundstück 204 m² groß, die Wohnfläche beträgt 215 m², verteilt auf 12 Zimmer, zwei Wohnungen à 64 und 120 m² sowie ein Büro mit 31 m². Das Gebäude ist nur teilunterkellert und ruht, einem Foto des Kellers zufolge, auf einem mächtigen Werksteinsockel. Die Fassade ist seit Jahrzehnten unverändert. Der Fachwerkteil zum Haus Lengefelder Straße 10, der verschieferte Giebel und die im übrigen verputzte Fassade ist bereits auf Lichtbildern aus den 1950er Jahren zu sehen.

Bilder

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Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 4, Lengefelder Straße - Schulstraße - Im Sack - Am Tylenturm, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1959, S. 32-33. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] Bei THOMAS (wie Anm. 1) ist offenbar das Todesjahr oder das Alter unzutreffend angegeben. Vielleicht ist aber schon der entsprechende Kirchenbucheinrag unrichtig.
[3] THOMAS (wie Anm. 1) verweist deshalb hinsichtlich der Daten auf den Eintrag zum Haus Lengefelder Straße 15. Der dortige Eintrag ist jedoch widersprüchlich, weil als Eltern des Heinrich Ludwig Carl Graf der Ernst Ludwig Wilhelm Graf und die Johanette Henriette Friederike Weinreich genannt werden. Ernst Ludwig Wilhelm Graf war ebenfalls ein Sohn des Johann Friedrich Graf und der Catharina Friederike Nelle, somit Bruder von Nr. 5. Ihm gehörten die Häuser Professor-Kümmell-Straße 5 und Stechbahn 22 Dafür, dass Nr. 5 der Vater des Heinrich Ludwig Carl Graf war, spricht, dass dieser nächster Eigentümer des Hauses Lengefelder Straße 8 wurde. Andererseits spricht der Rufname Ludwig für eine Abstammung von Ernst Ludwig Wilhelm Graf.