Das Haus Nr. 5 in der Professor-Kümmell-Straße ist ein 1849/50 von dem Kaufmann Heinrich Steinrück errichtetes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach. [1]
Ursprünglich standen auf der heutigen Hausstätte zwei, mit der Giebelseite zur Straße gerichtete Gebäude, die nachfolgend als Nr. 5a und 5b bezeichnet werden. Hinter dem heutigen Haus, zum Faulen Paß hin gelegen, stand zudem ein weiteres Gebäude, das Haus der Scharfrichterfamilie Rosenberg (Nr. 5c).
Nr. 5a
Das Haus Nr. 5a grenzte an das Gebäude Professor-Kümmell-Straße 7.
1. Erster bekannter Eigentümer war der Magister und Conrektor des Gymnasiums, Johannes Schurzfleisch (* 1609 in Niederwildungen; † 1669). Er erwarb 1650 die Bürgerrechte und wird um diese Zeit Eigentümer des Grundstücks geworden sein. Seine Frau war Anna Guda Benigna Fulder († 02.04.1694, 72 Jahre). Söhne aus dieser Ehe waren Conrad Samuel Schurzfleisch (* 03.12.1641; † 07.07.1708 in Wittenberg) und Heinrich Leonhard Schurzfleisch (~ 06.11.1664; † 13.07.1722 in Weimar).
2. 1699 erwarb August Röhr (~ 02.10.1670 in Landau; † 17.09.1733) das Haus. Er war der Sohn des Rentmeisters zu Landau und Wetterburg Johann Henrich Röhr [2] und der Maria Magdalena Wick aus Wilhelmshausen bei Hann. Münden. August Röhr war von 1696 bis 1704 Verwalter des von Rauchbarschen Rittergutes in Lengefeld und erwarb 1698 die Korbacher Bürgerrechte. Später erscheint er als Verwalter zu Adorf. 1724 war er Bürgermeister in Korbach. Am 8. September 1697 heiratete er Maria Elisabeth Diether (* um 1670 in Worms; † 21.06.1740), Tochter des Johann Ludwig Diether, Schultheiß zu Worms, und der Anna Elisabeth Schippel. Die Eheleute Röhr/Diether hatten mindestens drei Kinder: [3]
a) Johann Ludwig Röhr (* 17.10.1698; † ?)
b) Karl Gottfried Röhr (~ 12.06.1702 in Lengefeld; begr. 21.03.1740 in Neerdar) ⚭ Eleonore Catharina Scriba (Bunsenstraße 5)
c) Marie Christine Röhr (* 05.05.1708 in Adorf; † 06.2.1790 in Nieder-Ense) ⚭ Heinrich Meyer (Lengefelder Straße 11)
3. 1727 wurde der Kaufmann und Wollzeugfabrikant Henricus Engelhard (~ 03.05.1700; begr. 18.03.1764) neuer Eigentümer des Hauses. Er war der Sohn des Johannes Engelhard (Oberstraße 6 und 8) und der Agnes Theiß. Er erwarb 1724 die Bürgerrechte und heiratete am 20. November 1725 Maria Catharina Limpert (~ 13.04.1707; begr. 10.04.1740), Tochter des Caspar Limpert (Hinter dem Kloster 5) und der Anna Erich Asmuth, Stieftochter des Ludwig Asmuth. Aus dieser Ehe gingen mindestens zwei Kinder hervor:
a) Johann Ludwig Engelhard (~ 17.12.1726; begr. 03.12.1789), Professor-Bier-Straße 12
b) Friedrich Adolf Engelhard (~ 29.07.1728; begr. 23.02.1794), Kirchstraße 8
Eine zweite Ehe ging er um 1741 mit Anna Margarethe Nelle (* 29.10.1712 in Meineringhausen; begr. 23.12.1804) ein, Tochter des Pfarrers Walter Nelle und der Eleonore Catharina Scriba. Engelhard war Ratsmitglied 1728, Pfennigmeister 1739-1741, Unterbürgermeister 1742, 1744-1745, 1748, 1757-1758. Er war auch Eigentümer des Hauses Oberstraße 4.
4. 1765 Josias Christoph Engelhard.
5. 1801 Julius Friedrich Engelhard.
6. 1836 Heinrich Steinrück.
Nr. 5b
Das an das Haus Professor-Kümmell-Straße 3 grenzende Gebäude. Seit 1726 gehörte es zum Haus Nr. 5a und wurde von der Familie Engelhard als Wirtschaftsgebäude benutzt.
1. Die Scheune war um 1690 von dem Sattlermeister Christoph Börner erbaut worden.
2. 1726 Johann Wolfgang Horn.
3. 1726 August Röhr.
4. 1727 Henricus Engelhard.
5. 1765 Josias Christoph Engelhard.
6. 1801 Julius Friedrich Engelhard.
7. 1836 Heinrich Steinrück.
Nr. 5c
Siehe: Im Paß - Hausstätte.
Das 1849/50 errichte neue Haus Nr. 5
1. Heinrich Steinrück
2. Im Jahr 1906 erwarb der Kaufmann Simon Weitzenkorn (* 22.07.1838 in Leitmar; gest. 20.02.1908) das Gebäude. Er war der Sohn des Abraham Weitzenkorn und der Eva (Hevechen) Feldheim aus Leitmar. [4] Am 12. Dezember 1866 heiratete er Helene Markhoff (* 19.03.1842; gest. 12.10.1894), Tochter des Kaufmanns und Schönfärbers Lazarus (Leeser) Markhoff (Marktplatz 5a) und der Rebecca Feldheim. Im Jahr 1900 erwarb er zunächst das Haus Stechbahn 19. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor:
a) Albert Weitzenkorn (* 26.08.1867; gest. 07.06.1873)
b) Rosalie Weitzenkorn (* 06.05.1870; † ?) ⚭ Jacob Katzenstein aus Frankenberg/Eder
c) Dora Weitzenkorn (* 05.06.1873; gest. ?)
d) Rika (Rickchen Weizenkorn (* 15.01.1875; gest. 02.10.1928)
e) Siegmund Weitzenkorn (* 22.09.1879; gest. 18.01.1942 im KZ Oranienburg oder KZ Sachsenhausen) ⚭ 8. April 1921 in Warburg mit Toni Freudenstein (* 11.07.1888 in Rösebeck; gest. 14.10.1942 im KZ Auschwitz)
f) Hedwig Weitzenkorn (* 31.03.1885; gest. 20.11.1943 im KZ Theresienstadt)
g) Marianne Weitzenkorn, geborene Wolf (Nr. 4), als Kind angenommen.
Im Einwohnerregister von 1826 ist ein Abraham Weitzenkorn aus Leitmar erwähnt, der damals 17 Jahre alt und Lehrling bei der Fa. Wittgenstein (Professor-Kümmell-Straße 8a) war. Er war wahrscheinlich der Vater von Simon Weitzenkorn.
3. 1941 Bezirksverband des Regierungsbezirks Kassel.
4. 1950 Marianne Schindelheim (* 04.11.1928 in Freiburg/Breisgau; gest. 01.09.1992 in New York). [5] Sie war eine geborene Wolf und wurde von den Eheleuten Weitzenkorn adoptiert. Sie überlebte das Konzentrationslager und kehrte 1945 nach Korbach zurück. 1946 wanderte sie nach New York aus. Das Haus veräußerte sie 1951 an Nr. 5. Sie war verheiratet mit Isadore Schindelheim.
5. 1951 Gebrüder Alfred und Siegfried Kaufmann.
6. 1968 erwarb der Kaufmann Friedrich Konze (* 10.09.1899 in Evingsen; † 07.1.1981 in Korbach) das Haus. Er war der Sohn des Karl Konze in Evingsen bei Altena und der Mathilde Peter aus Radevormwald. Am 24. September 1935 heiratete er in Arnsberg Emilie Sophie Bunzendahl (* 22.05.1897 in Wahnbeck; † 06.07.1990 in Korbach), Tochter des Wilhelm Bunendahl in Wahnbeck und der Charlotte Dettmar aus Gottsbüren. Konze ließ das alte Haus abreißen und errichtete an seine Stelle den heutigen Neubau.
7. 1974 Karl-Friedrich Konze (* 04.09.1937 in Dortmund; † 07.09.2020 in Korbach), Sohn von Nr. 6.
Die weiteren Eigentümerwechsel sind hier nicht bekannt.
Das Gebäude hat Ähnlichkeit mit dem etwa zur gleichen Zeit entstandenen Haus Enser Straße 1. Daß es sich um ein großes Fachwerkhaus handelt, ist heute nur noch auf der zur Rathausgasse gewandten Rückseite zu erkennen. Durch die modernen Ladeneinbauten und den Verputz hat das Gebäude seinen ursprünglichen Charakter verloren.
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[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 1, Professor-Kümmell-Straße und Klosterstraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1956, S. 15-21. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] Hugo SCHOPPMANN (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 9, Landau, Waldeckischer Geschichtsverein (Hrsg.), Arolsen 1961, Nr. 3102.
[3] Eckhard SCHMIDT (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 21, Lengefeld, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1980, S. 179-180, Nr. 484.
[4] Alle folgenden Angaben über die Familie Weitzenkorn nach: Karl WILKE (Bearb.), Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Korbach, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1993, S. 253-254.
[5] Vgl. den Eintrag in der Datenbank geni.com: https://www.geni.com/people/Marianne-Schindelheim/6000000027040145190