Das kleine Fachwerkhaus Rathausgasse 12 stand direkt hinter dem Haus Professor-Kümmell-Str. 9. Aufnahme von 1970.
Das Haus Nr. 12 in der Rathausgasse war ein 1690 errichtetes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach [1] Es wurde 1970 abgerissen, um dem modernen Anbau des Rathauses Platz zu machen. Heute ist die Hausnummer 12 einem modernem Wohnhaus zugeordnet, das am Faulen Paß hinter dem Gebäude Klosterstraße 2 liegt.
Der Hausinschrift zufolge ist das Gebäude am 24. Juli 1690 fertiggestellt worden. Der Bauherr ist jedoch nicht bekannt und die Eigentümer konnten erst ab etwa 1760 festgestellt werden. Das Gebäude hat sehr viele Eigentümerwechsel erlebt. 22 Eigentümer sind für die Zeit von etwa 1760 bis 1960 verzeichnet.
1. Erster bekannter Eigentümer war der Soldat Johann Franz Werner (~ 23.03.1727; † ?), Sohn des Johannes Werner und seiner Frau Maria Catharina, Geburtsname unbekannt. Johann Franz Werner war Grenadier bei einem Waldeckischen Regiment in den Niederlanden. Am 17. August 1753 heiratete er Henriette Catharina Contze (~ 16.05.1734; † ?), Tochter des Tuchmachers Josias Contze und der Maria Catharina Hessen. Das Ehepaar Werner ist vermutlich aus Korbach fortgezogen, da hier keine Todesdaten feststellbar sind.
2. 1782 erwarb der Seilermeister Johann Franz Wilhelm Christian Saake (~ 06.12.1730; † 16.11.1808) das Haus. Er war der Sohn des Jacob Saake (Rathausgasse 14) und der Charlotte Schönhard. Am 16. Oktober 1765 vermählte er sich mit Wilhelmine Elisabeth (Marie) Jägerling (~ 22.04.1742; † 03.02.1778), Tochter des Zimmermeisters Bartold/Berthold Jägerling (Im Tempel 1) und der Anna Maria Leye. Eine zweite Ehe ging er am 12. Juni 1778 mit Maria Elisabeth Schwalenstöcker ein (* um 1743 in Meineringhausen; † 19.10.1809, 66 Jahre), Tochter des Henrich Schwalenstöcker in Meineringhausen. Franz Wilhelm war seit 1764 auch Eigentümer des elterlichen Hauses Rathausgasse 14.
3. Erst einige Jahre nach dem Tod seiner Eltern, 1813, wird der Seilermeister Henrich Wilhelm Saake (* 04.04.1780; † 28.03.1839), Sohn von Nr. 2, als neuer Eigentümer eingetragen. Er heiratete am 11. Juni 1811 Maria Christiane Reddehase (* 26.01.1786; † 15.01.1846), Tochter des Schmiedemeisters Johann Henrich Justus Reddehase (Violinenstraße 6) und der Catharina Elisabeth Limpert.
4. Durch Heirat gelangte das Haus 1820 in den Besitz von Friedrich Carl Heinrich Melches (~ 23.10.1792; † 23.01.1878). Er war der Sohn des Amtsdieners Ferdinand Melches (Ketzerbach 4) und der Maria Dorothea Hartwig. Er diente zunächst als Soldat, später als Amtsdiener und Steuerexecutor. 1835 erwarb er die Bürgerrechte. Am 30. Januar 1819 heiratete er Catharina Charlotte Saake (* 22.12.1783; † 28.02.1819 [Kindbett]), Tochter von Nr. 3. Sie starb zwei Stunden nach der Geburt des erstens Kindes, welches überlebte: Wilhelm Leopold Melches (* 28.02.1819; † ? nach 1849), der 1849 Haus seines Großvaters, Ketzerbach 4, erhielt und 1850 dessen Tochter, also seine Tante, Marie Friedrike Louise Melches, heiratete. Eine zweite Ehe ging Friedrich Melches am 31. Oktober 1819 mit der Schwester seiner ersten Frau, Friederike Christiane Wilhelmine Saake (* 21.02.1788; † 19.12.1857), ein. Melches veräußerte das Haus 1824 an Nr. 5 und erwarb das Haus Kirchstraße 10.
5. 1824 Friedrich Wilhelm Richter.
6. 1841 Johann Friedrich Rönning.
7. um 1855 Ludwig Scheidler.
8. 1860 Wilhelm Reißner.
9. 1872 Georg Wilhelm Wege.
10. 1884 Carl Friedrich Christian Stuhldreher.
11. 1895 Luise Stuhldreher.
12. 1896 Karl Bäcker/Becker.
13. 1908 Christian Stieglitz.
14. 1911 Christian Trachte.
15. 1912 Wilhelm Störmer.
16. 1917 ewarb der Sattlermeister Ludwig Jutzi (* 06.01.1859 in Körle; † 05.07.1929) das Haus. Er war der Sohn des Ackermanns Christoph Jutzi in Körle. Am 29. Juli 1883 heiratete er Bertha Wilhelmine Henriette Schwaner (* 09.05.1848; † 05.07.1909), Tochter des Sattlermeisters Ludwig Schwaner [2] und der Johanna Charlotte Berthold. Jutzi gehörte von 1893 bis 1924 auch das gegenüberliegende Haus Rathausgasse 12 und von 1886 bis 1925 das Haus Professor-Kümmell-Straße 7. Alle drei Häuser übertrug er 1924/25 auf seine Tochter Martha (Nr. 17). Das vorliegende Haus vermietete er an die Witwe Katherine Sternal (s.u., Nr. 19).
17. 1924 erhielt die Tochter von Nr. 1, Martha Jutzi (* 15.07.1886; † 02.05.1931) das Haus. Sie heiratete am 2. Januar 1926 den Polizeimajor Paul Zerener (* 09.05.1877 in Magdeburg; † 1931 in Arolsen).
18. 1931 wurde der kaufmännische Angestellte Ernst Koslow (* 01.11.1921) neuer Eigentümer. Er war der Sohn des Michael Koslow (Nr. 19) und der Katharine Herd. Am 24. Juli 1948 vermählte er sich mit Sonja Gertrud Häußer (* 28.03.1926 in Suhl), Tochter des Hermann Häußer aus Frankfurt und der Maria Ullrich aus Pößneck. Die Ehe wurde 1957 geschieden. Eine zweite Ehe ging er 1957 in Frankfurt/Main ein.
19. 1956 wurde das Häuschen auf den Vater von Nr. 18, den Schuhmacher Michael Koslow (* 08.09.1893 in Irschawitz/Bezirk Kiew; † 24.04.1957), übertragen. Er heiratete am 3. Dezember 1921 Katharine Herd, verwitwete Sternal (* 11.12.1883 in Wolferborn; † 17.11.1955), Tochter des Johannes Herd und der Elisabeth Herd, beide aus Wolferborn. Das Paar hatte wenigstens zwei Kinder:
a) Ernst Koslow (Nr. 18)
b) Heinz Koslow (Nr. 20)
20. Heinz Koslow
21. 1960 kaufte der Gutsoberinspektor a.D. Walter Braun (~ 20.06.1896 in Falkenwalde/Westpreußen; † nach 1960) das Haus. Er war der Sohn es Gutsbesitzers Karl Kraun in Falkenwalde und der Ida Domke aus Richnau/Kreis Schlochau). Am 23. Mai 1933 vermählte er sich in Stettn mit Amanda Hust (* 05.12.1894 in Schwetz/Westpreußen; † 14.03.1945 in Wittenberg). Eine weite Ehe ging er am 22. April 1946 mit Lissi Pönitz (* 11.2.1920 in Chemnitz) ein, Tochter des Justizbeamten Friedrich Pönitz und der Ella Penzel, beide aus Chemnitz.
[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 8, Rathausgasse - Im Paß - Im Tempel - Kilianstraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1961, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1961, S. 18-22. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] Bei THOMAS (wie Anm. 1) heißt es irrig, der Vater von Bertha Schwaner sei Henrich Christoph Schwaner gewesen. Dieser war jedoch der Großvater der Braut. Vgl. Hermann THOMAS/Karl WILKE (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 1, Professor-Kümmell-Straße und Klosterstraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.), 2. Auflage 1996, S. 41 (Professor-Kümmell-Straße 7).