Das Haus Nr. 7 in der Rathausgasse ist ein um 1870 von dem Schmiedemeister Heinrich Limperg auf einem Gartengrundstück des Kaufmanns Heinrich Steinrück errichtetes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach [1]
Soweit die Geschichte des Grundstücks zurückverfolgt werden kann, war es bis zur Errichtung des heutigen Gebäudes immer ein Gartenplatz. Möglicherweise war der Platz schon einmal vor dem Stadtbrand von 1664 oder vor dem Dreißigjährigen Krieg bebaut. Nachweise darüber fehlen jedoch.
1. Der Bauherr Christian Heinrich Limperg (* 18.09.1845; † 09.06.1916) war Schlosser- und Eichmeister. Er war der Sohn des Schlossermeisters Henrich August Limperg (Stechbahn 30) und der Johanne Marie Eleonore Knoche. Am 3. August 1873 heriatete er Johanne Marie Louise Bertha Melches (* 27.06.1846; † 23.05.1900), Tochter des Tochter des 1865 bei Neukirchen ermordeten Steuerexecutors Johann Friedrich Christian Melches und der Marie Henriette Fisseler. Schon 1873 veräußerte Limperg das neue errichtete Haus an Nr. 2 und zog zu seinen Eltern auf die Stechbahn.
2. Der Schmiedemeister Friedrich Christian Pistorius (* 22.07.1841 in Vasbeck; † 11.10.1923) erwarb das Haus im Jahr 1873. Er hatte bis dahin als Schmiedegeselle bei dem Schmiedemeister Urspruch in der Berndorfer Straße (heute Professor-Bier-Straße) gearbeitet. Er war der Sohn des Schmiedemeisters Christian Friedrich Pistorius aus Vasbeck und der Marie Elisabeth Gerhard. [2] Am 19. April 1874 heiratete er Johannette Friederike Christiane Luise Wille (* 02.04.1836; † 14.07.1875 in Lelbach), Tochter des Ackermanns Christian Friedrich Wille aus Lelbach und der Marie Luise Stockhausen. [3] Eine zweite Ehe ging er am 2. Juli 1876 mit Christiane Karoline Sinemus (* 16.06.1845 in Rhoden; † 13.11.1924) ein, Tochter des gelernten Schneiders und späteren Lehrers und Kantors zu Rhoden Georg Friedrich Sinemus (* 21.01.1806 in Rhoden; † 14.08.1882) [4] und der Marie Henriette Wilhelmine Mertens (* 18.09.1807 in Rhoden; † 19.01.1861 ebenda). [5] Aus der 1. Ehe des Christian Pistorius entstammt ein Kind, aus der zweiten Ehe sechs Kinder. Von 1873 an betrieb er in den unteren Räumen des Hauses Nr. 7 das Schmiedehandwerk. Im Obergeschoß hatte er seine Wohnung. Pistorius erbaute 1879 auch das Nachbarhaus Rathausgasse 10.
3. Im Wege der Erbfolge wurde 1924 der Sohn von Nr. 2, der Schmiedemeister Carl Christian Johannes Paul Pistorius (* 10.01.1881; † nach 1961), neuer Eigentümer. Er war 1920-1937 Obermeister der Schmiedeinnung und langjähriges Mitglied des Korbacher Stadtparlaments sowie des Waldeckischen Kreistages. Am 25./26. Mai 1912 heiratete er Karoline Wilhelmine Meyer (* 25.02.1890 in Berich; † nach 1961), Tochter des Schneidermeisters Heinrich August Wilhelm Christian Meyer (* 17.07.1856 in Berich, † 10.05.1918) und der Luise Wilhelmine Marie Müller (* 20.12.1859 in Bergheim; † 03.03.1920); OSB Bergheim Nr. 227. Christian Pistorius und seine Frau hatten drei Kinder:
Martin Pistorius (* 07.02.1913; † ?), Vermessungsoberinspektor
Christel Pistorius (* 02.12.1919; † ?), verwitwete Endter und Fischer
Sigfried Pistorius (* 12.01.1924; † seit 1944 in Rußland vermißt), Schmied
Von 1934 bis 1960 wohnte als Mieter über der Schmiede der Schreiner und städtische Arbeiter Anton Bödefeld (* 14.08.1891 in Callenhardt/Kreis Lippstadt; † ?), Sohn des Johann Bödefeld und der Franziska Ising, beide aus Callenhardt. Er heiratete am 1. Juni 1923 in Witten/Ruher Henriette Hellmann (* 04.10.1898 in Hamm; † ?), Tochter des Wilhelm Hellmann aus Dortmund und der Marie Paff aus Königshütte. Anton Bödefeld verzog 1960 zu seinem Sohn Helmut Bödefeld in die Lilienstraße 18.
4. Die weiteren Eigentümerwechsel sind hier nicht bekannt.
[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 8, Rathausgasse - Im Paß - Im Tempel - Kilianstraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1961, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1961, S. 36-37. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] Robert WETEKAM (Bearb.), Waldeckischer Ortssippenbücher, Band 1, Vasbeck, Waldeckischer Geschichtsverein e.V. (Hrsg), Arolsen 1938, Nr. 852.
[3] Eduard BUNTE (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 5, Lelbach, Waldeckischer Geschichtsverein e.V. (Hrsg.), Arolsen 1956, Nr. 659.
[4] Obwohl die Familie Sinemus in Rhoden sehr zahlreich vertreten ist, sind Georg Friedrich Sinemus und seine Familie im Ortssippenbuch Rhoden nicht aufgeführt, reichen die Einträge über Angehörige der Familie Sinemus nur bis 1852 zurück; vgl. Hilmar G. STOECKER/Friedrich HÜBEL (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 51, Rhoden, Waldeckischer Geschichtsverein e.V./Magistrat Diemelstadt (Hrsg.), Arolsen/Korbach 1994,S. 437.
[5] Auch eine Familie Mertens ist bei STOECKER/HÜBEL (wie Anm. 4) nicht aufgeführt.