Schulstraße 2 (Korbach)

Das Haus Schulstraße 2 im Mai 2015
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Das Haus Nr. 2 in der Schulstraße ist ein Ende des 17. Jahrhunderts von Johannes Nelle und seiner Frau Barbarba Engelhard errichtetes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach . [1]

Geschichte

1. Ausweislich der heute restaurierten Hausinschrift wurde das Gebäude 1671 errichtet. THOMAS (wie Anm. 1) konnte die damals verwitterte Inschrift nicht entziffern und las lediglich: "Johannes ... und Barbara Engelhardt seine eheliche Hausfrau...". Die restaurierte Inschrift lautet heute:

"Johannes Nelle und Barbara Engelhardin seine eheliche Hausfrau haben Gott vertrauet und dieses Haus gebauet - A D - 1671"

Nelle errichtete das Haus auf der Brandstätte seines beim Stadtbrand von 1664 zerstörten Elternhauses. [2] Sein Vater war Metzgermeister Curt Nelle (Bürger 1641, ~ 11.12.1616), sein Großvater Jost Nelle (Bürger 1615). Seine Frau Barbara wurde um 1640 geboren und starb am 24. Juni 1720 im Alter von 80 Jahren. Sie war vielleicht eine Schwester des Bürgermeisters Ludwig Engelhard (vgl. Oberstraße 6).

2. Im Jahr 1693 wurde der Metzgermeister Balthasar Götte (Bürger 1693; † vor 1711) neuer Eigentümer des Hauses, indem er am 29. November 1693 Anna Catharina Nelle (~ 12.10.1668; begr. 04.06.1724), Tochter von Nr. 1, heiratete.

3. Der Metzgermeister Walther Götte (~02.09.1694; begr. 13.05.1761), Sohn von Nr. 2, Bürger seit 1720, wurde im Jahr 1725 neuer Besitzer des Hauses. Er heiratete am 27. April 1746 die 30 Jahre jüngere Anna Catharina Tent (~ 13.02.1724), die nur drei Monate nach der Hochzeit starb (begr. 06.07.1746). Sie war die Tochter des Johann Georg Tent und der Margarethe Mirk. Götte ging am 5. April 1747 eine zweite Ehe mit Christiana Margarethe Müller ein (~ 29.09.1721; † 20.01.1794), Tochter des Tilemann Müller (Bürger 1711) und der Anna Maria Rummeling aus Frankfurt.

4. Im Jahr 1766 erwarb der Schuhmachermeister Henricus Büddecker (* um 1719; † 16.02.1779) das Haus. Er war der Sohn des Jost Henrich Büddecker und der Anna Maria Emmerich. Am 20. Juni 1746 ging er eine Ehe mit Maria Catharina Schönhard (* um 1727; † 12.03.1786) ein. Büddecker gehörte seit 1764 auch das Haus Am Tylenturm 1.

5. Der Sohn von Nr. 4, Schuhmachermeister Balthasar August Büddecker (Lebensdaten nicht bekannt), wurde 1770 neuer Eigentümer. Er war seit dem 4. Dezember 1765 mit Catharina Juliana Elisabeth Rappe (~ 21.02.1745; † 05.01.1799) verheiratet, Tochter des Schusters Johann Jakob Rappe und der Catharina Sibylle Fresenius.

6. Der Buchdrucker Johann Henrich Lorich (~ 31.12.1730; † 20.11.1794) erwarb das Haus im Jahr 1779. Er war der Sohn des Buchdruckers Johann Henrich Lorich (* um 1699; † 21.08.1772, 73 Jahre) und der Anna Elisabeth Neumann (* um 1694; begr. 20.01.1768, 74 Jahre). Er wuchs wahrscheinlich im Haus Kleine Gasse 1 auf, das seinem Vater von 1723 bis 1764 gehörte. Lorich erwarb 1769 die Bürgerrechte und war Ratsmitglied in den Jahren 1774/75. Er war zweimal verheiratet, seine erste Frau viermal und seine zweite Frau zweimal. Die Familie Lorich betrieb von 1731 bis 1794 die Korbacher Druckerei im Haus Stechbahn 32. Seine erste Ehe ging Lorich am 5. Juli 1769 mit Christina Margarethe Müller ein (~ 29.09.1721; † 20.01.1794), Tochter des Tilemann Müller und der Anna Maria Rummeling aus Frankfurt. Sie war bereits dreimal verheiratet und zwar: I. 05.04.1747 mit Walther Götte (Nr. 3); II. 09.10.1761 mit dem Schulmeister Henrich Christian Brocke; III. 04.08.1762 mit dem Schulmeister Gerhard Conrad Warnecke. Nach dem seiner ersten Frau ging Lorich im Alter von 64 Jahren am 17. Juli 1794 eine zweite Ehe mit der erst 19-jährigen Maria Wilhelmine Müller ein (* 10.08.1775; † 17.10.1834), Tochter des Pfennigmeisters und Kastenvorstehers Christian Müller und der Friederike Margarethe Elisabeth Rocholl. Lorich starb jedoch wenige Monate nach der Hochzeit. Seine Witwe heiratete am 11. Dezember 1795 den Silberarbeiter Wilhelm Ernst Postelmann.

7. Lorich war nur kurze Zeit Eigentümer des Hauses und hat vielleicht gar nicht darin gelebt. Schon ein Jahr nach dem Erwerb, 1780, veräußerte er das Anwesen an den Schuhmachermeister Johann Jakob Rappe (~ 06.11.1746; † 29.01.1799), Sohn des Michael Rappe und der Anna Elisabeth von der Emde. Er war verheiratet mit Maria Catharina Emmerich (~ 13.02.1750; † 30.01.1804), Tochter des Weißgerbermeisters Johann Henrich Emmerich und der Anna Maria Asmuth.

8. Bereits 1781 wechselte das Eigentum erneut. Der Metzgermeister Josias Nelle (~ 06.03.1748; † ?), vielleicht ein Nachfahre des ersten Eigentümers, ist als Besitzer des Hauses verzeichnet. Er war der Sohn des Metzgermeisters Georg Nelle (Bürger 1742) und der Sophie Margarethe Striepecke aus der Teichmühle bei Wethen. Josias Nelles Frau stammte ebenfalls aus Wethen und wurde 1781 Bürgerin. Nelle ist aus Korbach verzogen.

9. Der vierte Eigentümer innerhalb von drei Jahren wurde 1782 der Drechsler Johann Andreas Beissenhausen/Beushausen (* um 1746 in Hattorf/Hannover; † 26.04.1807, 61 Jahre), Sohn des Andreas Baushausen in Hattorf. Er heiratete am 12. November 1771 Margarethe Elisabeth Steuber (~ 31.08.1742; † 04.02.1807), Tochter des Wagnermeisters Johann Philipp Steuber.

10. Im Wege der Erbfolge ging das Anwesen im Jahr 1808 auf den Schreinermeister Johann Daniel Emde (* 02.09.1774; † 01.02.1848) über. Er war der älteste Sohn des Schäfers Tobias Emde und der Catharina Maragarethe Frese. Er heiratete am 7. August 1807 Margarethe Elisabeth Beissenhausen (~ 19.12.1779;† 21.04.1819 [Kindbett]), älteste Tochter von Nr. 9. Eine zweite Ehe ging Emde am 14. November 1819 mit Catharina Philippine Elisabeth Rennemann (* 31.12.1787; † 03.12.1854) ein. Sie war die älteste Tochter des Johann Heinrich Rennemann und der Maria Franzisca Emde.

11. Im Jahr 1850 wurde der Schreiner Christian Wilhelm Emde (* 09.12.1814; † 06.10.1899), Sohn von Nr. 10 aus erster Ehe, als neuer Eigentümer eingetragen. Er war Bürger seit 1849 und heiratete am 26. Dezember 1849 Christiane Louise Schmale (* 14.06.1830; † 03.05.1878), Tochter des Bäckermeisters Henrich Ernst Christoph Schmale und der Joh. Christiane Friederike Küthe.

12. 1888 wurde der Schreiner Friedrich Ernst Gast (* 02.11.1862 in Neuzelle; † ?) neuer Eigentümer des Anwesens, in dem er am 21. November 1888 Auguste Christiane Caroline Luise Emde (* 26.09.1858; † ?), einzige Tochter von Nr. 11, heiratete. Gast war der Sohn des Tischlermeisters Gustav Gast in Neuzelle und verzog nach Berlin.

13. Im Jahr 1899 kaufte die Stadt Korbach das Gebäude für 5.300 Mark (Corbacher Zeitung vom 10. Juli 1899).

14. Die Stadt veräußerte das Haus 1904 für 5.000 Mark an den Fuhrunternehmer Georg George (* 04.06.1851 in Kleinensee; † 31.12.1924). In der Corbacher Zeitung vom 28. Mai 1904 heißt es: "Auf Beschluß des Gemeinderates wird das Gastsche Haus an Georg Jörge für 5.000 Mark verkauft.". George besaß vordem das Haus Hinter dem Kloster 27 und heiratete am 15. Februar 1885 in Münden Katharina Sauer (* 19.09.1856 in Münden; † 24.06.1942), Tochter des Landwirts Georg Heinrich Sauer in Münden und der Elisabeth Bauch aus Marienhagen.

15. Der Sohn von Nr. 14, der Postfacharbeiter Heinrich George (* 08.10.1890; † 27.01.1965), wurde 1924 neuer Eigentümer. Er heiratete am 13. Dezember 1930 Luise Jäger (* 15.01.1895; † 04.10.1975), Tochter des Landwirts Theodor Jäger und der Friederike Kramer ( Bömighausen). George ließ 1924 einen großen Stall an das Haus anbauen.

16. Die weiteren Eigentümerwechsel im 20. Jahrhundert bis zum heutigen Besitzer sind hier nicht bekannt.

Äußeres Erscheinungsbild

Im Verzeichnis der Brandgeschädigten von 1664 heißt es über das Gebäude:

"Curt Nellen Haus, bewohnt mit vier Personen."

Im Güterverzeichnis von 1757, Seite 9, ist das Haus wie folgt beschrieben:

"Götte, Walter, Haus im Sacke zwischen Georg Henzens Witwe [Anm.: 1774 abgerissen] und dem Weg mit zwei Gärten dabei durch welche der Fahrweg geht. Von seinem Vater ererbt."

Im Brandkassenregister von 1784, Nr. 166, ist vermerkt:

"Wohnhaus, 38 x 32 Fuß groß, Brandkassenwert 75 Taler."

Das Gebäude ist in den letzten Jahren von dem heutigen Eigentümer vorbildlich restauriert und mit vielen Accessoirs schön in Szene gesetzt worden. Das Fachwerk und die Gefache erhielten eine neue Farbgebung, die Balkeninschrift über der Tür wurde restauriert. Die Eingangstür hat erst in jüngster Zeit ihre schöne Bemalung erhalten (2009/2010?). Zuvor zeigte sie sich in hellem Naturholz. Die Treppe wurde mit einer kleinen Natursteinmauer und zwei Sockelsteinen, das Grundstück zur Straße hin mit fünf Natursteinquadern abgegrenzt. Die einstige Asphaltdecke in diesem Kreuzungsbereich wurde durch Kopfsteinpflaster ersetzt und noch einmal von dem rötlichen Pflastersteinbelag der einmündenden Straßen abgesetzt. Bei der Fachwerkmauer links des Hauses handelt es sich ebenfalls um eine Neuschöpfung im Stil der historischen Korbacher Fachwerkmauern. Der Altstadtcharakter von Haus und die Umgebung wurde durch diese Erneuerungsmaßnahmen vorteilhaft herausgestellt.

Bilder

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Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 4, Lengefelder Straße - Schulstraße - Im Sack - Am Tylenturm, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1959, S. 53-55.
[2] Alle folgenden Angaben, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS (wie Anm. 1). Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.