Tränkestraße 338 (Korbach)

Im Winkel zwischen den Häusern Klosterstraße 17 und 19 standen bis um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zwei weitere Häuser. Anklicken für größere Version.

Das Haus Nr. 338 war ein Fachwerkhaus unbekannten Baujahres in der Tränkestraße in der Altstadt von Korbach. [1] Es wurde, ebenso wie das benachbarte Pforthaus, um das Jahr 1900 abgerissen. Es stand im Winkel zwischen den Häusern Klosterstraße 17, Klosterstraße 19 und dem Pforthaus des Tränketors. Die Hausstätte gehört heute zum Teil zu dem Haus Klosterstraße 19, zum Teil ist der Platz für die Erweiterung der Strother Straße verwendet worden.

Geschichte

1. Erster bekannter Eigentümer des Hauses war Henricus Blome/Blume (* vor 1632; † vor 1688). Er erwarb 1652 die Bürgerrechte. Seine Frau hieß Margarethe, Geburtsname unbekannt (* um 1619; begr. 19.10.1688, 71 Jahre). Sie soll aus dem "Kempferland" stammen. [2] Die Familie Blume gehört zu der heute noch in Bad Arolsen lebenden Familie Blume. Sie führt ihren Stamm zurück bis auf Johannes Blomen aus Haiger. Er war zwischen 1521 und 1526 Probst des Klosters Arolsen und Pfarrer zu Volkmarsen. Von 1528 bis 1558 wird er als erster evangelischer Pfarrer in Schmillinghausen genannt. Seine Ehefrau war Else Schmeltzer. Im Verlauf einer Beleidigungssache wurde er aus Rache von einem aus seiner Haft ausgebrochenen Knecht, Adam Blefken, entführt. Nachdem nach einigen Irrfahrten und Schwierigkeiten das Lösegeld auf 800 Taler ermäßigt worden war, kam er unter der Bedingung, binnen 14 Tagen zu bezahlen, Anfang 1550 wieder nach Schmillinghausen zurück. Der Entführer Blefken wurde 1561 zu Brackel verbrannt. [3]

2. 1683 ging das Eigentum auf Jeremias Blomen/Blume (* um 1652; begr. 19.07.1726) über, Sohn von Nr. 1. Er vermählte sich am 20. November 1683 mit Anna Catharina Werner (* um 1649 in Düdinghausen; begr. 16.11.1725; 76 Jahre, 6 Monate, 4 Tage). Aus der Ehe gingen mindestens drei Kinder hervor:

a) Jost Curt Blume (1686-1737), Entengasse 12
b) Maria Elisabeth Blume (1694-1766) Johannes Goette, Marktplatz 7
c) Anton Blume (1699-1737), Tränkestraße 13

Jeremias Blume war auch Eigentümer des Hauses Entengasse 12.

3. 1718 Jacob Schlömer.

4. 1747 Johann Justus Schlömer.

5. 1758 Hermann Christian König.

6. 1763 Johannes von der Emde.

7. 1799 Johann Henrich Christian Emde.

8. 1824 wurde der Zimmermeister Johann Christian Richter (* 18.03.1800 in Rhena; † 01.04.1869) neuer Eigentümer. Er war der Sohn des Johannes Richter in Korbach und der Maria Henriette Becker in Rhena. Seine Eltern waren, jedenfalls zum Zeitpunkt seiner Geburt, nicht verheiratet. [4] Er erwarb 1824 die Bürgerrechte und heiratete am 7. März desselben Jahres Johanna Maria Wilhelmine Emde (* 21.09.1800; † 29.04.1825), zweite Tochter des Zimmermanns Johann Henrich Christian Emde in Korbach und der Maria Christiane Elisabeth Grieneisen. Im Kirchenbuch der Altstadt findet sich zur Trauung der Vermerk: "Braut und Bräutigam sind rechter ander Geschwister-Kinder in gleicher Linie; sie haben ebendieselben Urgroßeltern in Flechtdorf gehabt". Eine zweite Ehe ging Richter am 1. Juli 1827 mit Johanna Maria Catharina Emde (* 12.02.1812; † 12.11.1857) ein, jüngste Schwester der ersten Frau. Christian Richter gehörte von 1819 bis 1822 auch das Haus Rathausgasse 13, in den Jahren 1829 bis 1831 die Häuser auf dem Grundstück Enser Straße 1 sowie von 1831 bis zu seinem Tod das Haus Hinter dem Kloster 1. Keines der fünf damaligen Häuser existiert heute noch. Drei brannten ab, zwei wurden abgerissen.

9. 1847 kaufte Maria Christine Schlömer (* 28.09.1798; † 31.03.1867) das Haus. Sie war die Tochter des Christian Stockhausen in Wirmighausen und der Marie Christine Schulze aus Flechtdorf. Am 19. September 1819 vermählte sie sich mit dem Schreiner und Hospitalmeier Friedrich Wilhelm Schlömer (* 28.08.1791; † 17.12.1846), Sohn des Schreinermeisters Johann Dietrich Schlömer und der Henriette Catharine Friedrich. Sie war in zweite Ehe verheiratet mit dem Hospitalmeier Friedrich Butterweck.

10. 1870 erwarb der Schreiner und Ackermann Georg Friedrich Wilhelm Wille (* 29.08.1832; † 09.03.1899) das Haus. Er war der Sohn des Schreinermeisters Heinrich August Friedrich Wille (Rathausgasse 8) und der Friederike Christiane Caroline Rappe. Am 15 November 1863 heiratete er Caroline Henriette Antoinette Schmale (~ 30.04.1845; † 16.08.1871), Tochter des Bäckermeisters Josias He(i)nrich Schmale (Tränkestraße 1) und der Marie Wilhelmine Bruchhäuser. Eine zweite Ehe ging er am 20. April 1873 mit Caroline Friederike Auguste Tent (* 17.10.1843; † 18.01.1918), Tochter des Metzgermeisters Johann Christian Ludwig Tent und der Marie Wilhelmine Henriette Nelle. Wille bewohnte sein Elternhaus Rathausgasse 8.

Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 7, Dalwigker Straße - Am Butterturm - Grabenstraße - Entengasse - Tränkestraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1960, S. 82-84. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben. Vor der Neuordnung der Straßen und Hausnummern in den 1920er Jahren waren alle Häuser fortlaufend numeriert. Das vorliegende Haus trug daher nicht innerhalb der Straße, sondern innerhalb der Stadt die Nr. 338.
[2] Es ist nicht ersichtlich, welche Region damit gemeint sein könnte.
[3] Herbert BAUM, Die evangelischen Geistlichen des jetzigen Kreises der Twiste seit der Reformation, in: Geschichtsblätter für Waldeck, 39. Band (1939), S. 42-135 [101]. Eine ausführliche Darstellung des Schicksals des Johannes Blomen findet sich in: Louis Curtze/Waldeckischer Historischer Verein (Hrsg.), Beiträge zur Geschichte der Fürtentümer Waldeck und Pyrmont, 2. Band, Arolsen 1867-1870, S. 323-341.
[4] Hilmar G. STOECKER (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 22, Rhena, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1980, S. 105, Nr. 46a.