Ascher 10 (Korbach)

Das Haus Ascher 10 im März 2016.
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Das Haus Nr. 10 in der Straße Ascher ist ein Ende des 17. Jahrhundertes errichtetes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach [1] Das Haus und auch schon der Vorgängerbau befindet sich seit dem 17. Jahrhundert ununterbrochen durch Heirat oder Vererbung in Familienbesitz. Die Schmiede und Schlosserei besteht seit fast 300 Jahren und ist einer der ältesten Familienbetriebe Korbachs und der älteste, der sich seit seiner Gründung im gleichen Haus befindet.

Geschichte

1. Bauherr war der Hofschneidermeister Arnold Heck (* um 1626; begr. 22.03.1707, 81 Jahre) aus Wesel, der es auf der Stätte seines beim Stadtbrand von 1664 zerstörten Hauses errichtet hat. Das genaue Baujahr ist unbekannt. THOMAS (wie Anm. 1) nimmt an, der Neubau sei "vor 1691" erfolgt. Worauf diese Annahme beruht, ist nicht ersichtlich. Es ist jedoch zu vermuten, daß mit dem Bau alsbald nach dem Brand begonnen worden ist und das Grundstück nicht jahrzehntelang brach lag. Das war zwar bei vielen anderen Grundstücken, die vom Stadtbrand betroffen waren, der Fall; in der Regel aber nicht bei jenen Eigentümern, die ihre Grundstücke nach dem Feuer behielten und neu bebauten. Vielleicht wurde nach dem Brand von 1664 aber zunächst ein Provisorium errichtet. Nach anderer Ansicht soll das Haus sogar aus der Zeit vor dem Stadtbrand von 1664 stammen und diesen überdauert haben. [2] Auch für diese Vermutung gibt es, soweit ersichtlich, keine urkundlichen Nachweise. Arnold Heck hatte mindenstens zwei Kinder:

a) Alheit Heck (1664-1748), Nr. 2
b) Balthasar Heck (ca. 1675-1722), Lengefelder Straße 11

2. 1698 erwarb durch Heirat der Schuhmachermeister Berhard Vobbe/Fobbe (* um 1662; begr. 17.02.1730) aus Sudeck das Haus. Er hatte seit 1692 die Bürgerrechte inne, war Ratsmitglied in den Jahren 1699, 1701, 1705, 1707 und 1709 sowie Ratsrentmeister 1713 und 1719. Seine Frau war Alheit Heck (~ 13.11.1664; begr. 07.07,1748), Tochter von Nr. 1.

3. Ebenfalls durch Eheschließung erwarb der 1726 der Schmiedemeister Johann Franz Happe (* um 1693; begr. 07.04.1749; 56 Jahre) das Haus, indem er am 29. Oktober 1726 Anna Catharina Fobbe/Vobbe (* 1707; begr. 21.07.1771; 64 Jahre) zur Frau nahm, Tochter von Nr. 2.

4. 1753 erhielt der Schmiedemeister Johann Georg Happe (~ 11.05.1730; † 05.08.1787) das Haus, Sohn von Nr. 3. Er erwarb 1752 die Bürgerrechte und ehelichte am 15. November desselben Jahres Anna Elisabeth Friederike Tent (~ 26.02.1725; † 01.09.1793), Tochter des Schneidermeisters Johannes Tent und der Anna Erich Röhr. Happe war Ratsmitglied 1776, Ratsrentmeister 1783 und Dechant der Schmiedegilde 1761, 1769, 1771, 1772, 1782 und 1786.

5. 1788 erbte der Schmiedemeister Georg Anton Happe (~ 18.12.1759; † 18.01.1820 an Auszehrung) das Haus. Er war der zweite Sohn von Nr. 4. Am 8. Februar 1788 heiratete er Susanne Marie Friederike Neumann (~ 13.07.1766; † 29.06.1802), älteste Tochter des Praeceptors der 8. Klasse des Gymnasiums, Henrich Philipp Neumann (Dalwigker Straße 3) und der Marie Charlotte Elisabeth Grebe. Aus dieser Ehe gingen mindestens zwei Kinder hervor:

a) Marie Friederike Charlotte Happe (* 10.09.1791; begr. 11.05.1852) Friedrich Wacker (Professor-Bier Straße 7)
b) Johannette Christiane Happe (Nr. 6)

Nur drei Monate nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Happe am 3. Oktober 1802 deren jüngere Schwester, Maria Christiane Elisabeth Neumann (~ 06.12.1775;† 04.07.1816 an Auszehrung). Mit dieser hatte er mindestens ein weiteres Kind:

Christiane Louise Happe (* 13.09.1803; † 27.10.1848) Ludwig Schultze (* 22. April 1795; † 13.03.1870; Dalwigker Straße 5)

Georg Anton Happe erwarb 1788 die Bürgerrechte und war Dechant der Schmiedeinnung in den Jahren 1789, 1792, 1795, 1798, 1801, 1803, 1806, 1810, 1811, 1814 und 1818. Seit 1793 war Happe auch Eigentümer des Hauses Dalwigker Straße 10.

6. 1820 wurde der Schmiedemeister Johann Carl Friedrich Weinreich (* Oktober 1793 in Ober-Werbe; † 29.07.1854, 60 Jahre) Eigentümer des Hauses, indem er am 14. November 1820 die Tochter von Nr. 5, Johannette Christiane Happe (* 10.09.1791;† 7.12.1854) heiratete. Weinrich war Dechant der Schmiedeinnung in den Jahren 1821, 1822, 1824, 1826, 1829, 1831, 1835, 1840, 1845 und 1849 und erwarb 1820 die Bürgerrechte. Er war der Sohn des Conrad Weinreich, Grebe u Ober-Werbe.

7. 1855 erbte der Schmiedemeister Friedrich Ludwig Christian Wilhelm Weinreich (* 11.01.1824; † 17.07.1865) das Haus. Er war der Sohn von Nr. 6 und heiratete am 14. November 1852 Louise Christiane Friederike Graf (*25.12.1825; † 03.03.1857), Tochter des Conductors Friedrich Graf und der Catharina Margarethe Nelle. Eine zweite Ehe ging er am 15. August 1858 mit Dorothe Friedrike Caroline Graf ein, einer Schwester der ersten Ehefrau.

8. Erst 1887 wird der Schmiedemeister Wilhelm Ludwig Georg Friedrich Weinreich (* 31.05.1855; † 17.12.1931) als neuer Eigentümer verzeichnet. Er war der Sohn von Nr. 7. und ehelichte am 7. August 1885 Wilhelmine Caroline Louise Marie Wacker (* 15.08.1859; † 04.03.1931), Tochter des Bäckermeisters Carl Wacker (Professor-Bier-Straße 7) und der Marie Christiane Luise Muß.

9. 1931 erbte der Schmiedemeister Heinrich Weinreich (* 11.06.1897; † 11.04.1962) das Haus, Sohn von Nr. 8. Er heiratete am 6. Dezember 1930 Dorothea Lahme (* 28.05.1909; † 10.08.1961), Tochter des Landwirts Christian Lahme (Hinter dem Kloster 17) aus Adorf und der Luise Jäger .

10. 1962 wurde der Schmiedemeister Heinz Weinreich (* 18.07.1933; † 29.06.2021 [3] ) als neuer Eigentümer eingetragen. Er war der Sohn von Nr. 9.

Äußeres Erscheinungsbild

Im Jahr 1939 wurde das Haus wie folgt beschrieben: [4]

"Wohnhaus mit Scheune. Dreigeschossig, Fachwerk. Zweites Obergeschoß vorgekragt. Quergebälkprofil großer Viertelstab. Im Unterteil gotische Fachwerkkonstruktion, im zweiten Obergeschoß „Wilder Mann". 13 Gefache. Satteldach mit S-Pfannen. Um Quergebälk Inschrift in Kapitale: 'PLÖTZLICH REDE ICH WIEDER EIN VOLCK UND KÖNIGREICH. DAS ICHS AUSROTTEN, ZERBRECHEN UND VERDERBEN WOLTE: WO SICHS ABER BEKEHRET VON SEINER BOSHEIT DAR WIEDER ICH REDE SO SOL MICH AUCH REUWEN DAS UNGLÜCK DAS ICH IHM GEDACHTE ZU THUEN. JEREMIA AM XVIII. CAP.' Über der Haustür moderne Tafel mit Inschrift: 'In diesem Hause ward Christian Carl Josias Bunsen am 25. August 1791 geboren'. A. 17. Jh.

Bilder

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Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS/Karl WILKE/Lothar GERLACH (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 3, Kirchstrasse - Unterstrasse - Nikolaistrasse - Oberstrasse - In der Pforte - Brauberg - Ketzerbach - Ascher - Mauergasse, 2. Auflage, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 2003, S. 193-196. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] Ursula WOLKERS in: Korbach - Ein Bildband, Wilhelm-Bing-Verlag (Hrsg.), Korbach 1988, S. 22.
[3] Waldeckische Landeszeitung, Traueranzeige vom 3. Juli 2021.
[4] Wolfgang MEDDING (Bearb.) in: Friedrich BLEIBAUM (Hrsg.), Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Kassel, Neue Folge, Dritter Band, Kreis des Eisenberges, Kassel 1939, S. 136.