Hinter dem Kloster 2 (Korbach)

Das Haus Hinter dem Kloster 2 im Dezember 2016.
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Das Haus Nr. 2 in der Straße Hinter dem Kloster ist ein 1789 von Jacob Schäfer errichtetes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach [1] Zuvor war diese Stelle nicht bebaut. Das neue Haus war von 1789 bis 1797 steuerfrei. Hierüber wird im Verzeichnis über die Geschoßfreiheit der Häuser berichtet: "Lt. decret vom 1. July 1789 ist dem Schäfer Jacop Schaeffer sein hinter dem Kloster neu Erbautes Hauß auf 8 Jahre die Schoßfreyheit zugestanden. factum 1797. G.L. Hartwig".

Geschichte

1. Jacob Schäfer (* um 1744 in Nieder-Ense; begr. 24.11.1797, 53 Jahre) erwarb das Grundstück 1787. [2] Am 14. Mai 1779 heiratete er Maria Catharina Geldmacher (* um 1752 in Goddelsheim; 26.11.1822, 70 Jahre). [3] Sie übergab das Haus im Jahr 1803 an Nr. 2 und erwarb stattdessen das Haus Tempel 1.

2. Durch Eheschließung wurde im Jahr 1803 der Schneidermeister Johann Conrad Thiele (* 11.07.1772; [4] † 29.06.1847) neuer Eigentümer, indem er am 14. Januar 1803 die Tochter von Nr. 1, Catharina Henriette Schäfer (* 07.10.1782; † 23.12.1818) heiratete. Er war der Sohn des Bergmanns Johann Konrad Thiele (1741-1777) aus Nordenbeck und der Philippine Margarethe Runte aus Niederense. [5] Eine zweite Ehe ging er am 28. Februar 1819 mit Catharina Gertrud Stremme (* 14.12.1789; † 18.04.1823 [6] ) ein, Tochter des Schneidermeisters Johann Philipp Stremme (Stechbahn 36) und Anna Margarethe Küthe. Catharina Gertrud Stremme war in erster Ehe mit dem Leineweber Johannes Bremmer (Stechbahn 36) verheiratet. [7] Thieles dritte Ehefrau wurde am 22. August 1828 Justine Caroline Wilhelmine Wäscher (* 06.07.1787; † 25.08.1855), Tochter des Bäckermeisters Johannes Wäscher (Dalwigker Straße 7) und der Wilhelmine Lückel. Eine erste Ehe war sie im Juli 1812 im Schwelmer Gerichtsbezirk am Windhöfel Johann Caspar Lörr eingegangen, der jedoch kurz danach in Rußland verschollen ist. Wie sein Schwager und Schwiegervater aus seiner zweiten Ehe betrieb Thiele als Wirt das Gasthaus "Zum Weißen Roß" (Stechbahn 36). Ihm gehörte auch das Haus Hinter dem Kloster 13.

3. Durch Tausch erwarb 1819 der Schwager von Nr. 2, der Waldaufseher, Tagelöhner und Chausseewärter Henrich August Christian Stremme (* 08.01.1792; † 29.06.1865 in Bömighausen), das Haus. Er war der jüngste Sohn des Schneidermeisters und Wirts im "Weißen Roß", Johann Philipp Stremme (Stechbahn 36) und der Anna Margarethe Küthe. Am 22. April 1818 vermählte er sich mit Maria Elisabeth Happe (* 24.08.1790 in Schweinsbühl; † 20.02.1837), Tochter des Jost Henrich Happe in Schweinsbühl. Aus der Ehe ging mindestens ein Kind hervor: Christian Stremme (Rathausgasse 1, Tempel 8). Seine zweite Frau wurde am 19. Januar 1840 Anna Elisabeth Schäfer (* 28.03.1804 in Alleringhausen; † 30.09.1847), Tochter des Schäfers Johannes Schäfer in Alleringhausen. Im Gegenzug erhielt Nr. 2 das Haus Stechbahn 36.

4. 1843 erwarb der Kuhhirte, Turmwächter und Flurschütz Georg Christoph Ilian (~ 10.09.1779 in Nieder-Waroldern; † 11.06.1843) das Haus und die Bürgerrechte, starb aber kurz darauf. Er war der Sohn des Johann Heinrich (Jost Henrich) Ilian aus Nieder-Waroldern und der Marie Elisabeth Kaufmann. [8] Am 26. November 1806 vermählte er sich mit Johanna Catharina Sophie Maybaum (~ 25.05.1768; † 05.07.1828), Tochter des Franz Maybaum in Nieder-Ense und der Anna Maria Werner. [9] Eine zweite Ehe ging er am 14. September 1828 mit Maria Catharina Huf (~ 16.04.1791 in Nordenbeck; † 28.12.1871) ein, Tochter des Andreas Huf in Nordenbeck und der Catharina Maria Nebe. Aus der zweiten Ehe ging mindestens ein Kind hervor:

Friedrich Ilian (* 04.11.1831; † 10.10.1893), Nr. 5

5. 1860 erhielt der Sohn von Nr. 4 aus zweiter Ehe, der Maurermeister Friedrich Ilian (* 04.11.1831; † 10.10.1893), das Haus. Er heiratete am 17. April 1857 in Adorf Philippine Fingerhut (* 09.09.1830 in Wirmighausen; † 121.04.1919), Tochter des Landwirts Johann Heinrich Wilhelm Fingerhut und der Maria Katharina Reuter, beide aus Wirmighausen. Ilian verkaufte das Haus 1875 an Nr. 6 und erwarb das gegenüberliegende Haus Hinter dem Kloster 7.

6. Im Jahr 1875 wurde der Schneidermeister Georg Friedrich Christian Klauke (* 16.09.1833 in Schweinsbühl; † 12.07.1902) neuer Eigentümer. Er war der Sohn des Ackermanns Johann Wilhelm Klauke und der Marie Elisabeth Friesleben. Am 15. Juni 1862 nahm er Maria Christiane Louise Caroline Warzemann (* 12.01.1827; † 27.04.1863) zur Frau, Tochter des Schuhmachermeisters Christian Warzemann und der Johanna Maria Dorothea Birkenhauser. Eine zweite Ehe ging er am 27. April 1888 mit Christiane Wilhelmine Friederike Köster (* 08.08.1839; † 23.11.1933) ein, Hinter dem Kloster 1a, Tochter des Wilhelm Köster (Hinter dem Kloster 1a) und der Henriette Emde.

7. 1915 erwarb der Arbeiter Heinrich Hesse (* 29.02.1868 in Volkhardinghausen; † 07.06.1916) das Haus. Er war der Sohn des Landwirts Karl Hesse und der Wilhelmine Wagener in Volkhardinghausen. Am 30. Oktober 1909 heiratete er in Arolsen Luise Ewe (* 24.08.1874 in Braunsen; † 5.05.1949), Tochter des Karl Friedrich Wilhelm Ewe und der Maria Brüß, beide aus Braunsen.

8. 1916 erbte die Witwe von Nr. 7, Luise Hesse, das Anwesen.

9. Nach dem Tod seiner Mutter erbte 1949 der Schuhmachermeister Heinrich Hesse (* 15.07.1910; † 11.11.1984 in Barmen), Sohn von Nr. 7 und Nr. 8, das Haus. Er ließ es 1948/49 wesentlich um- und ausbauen und veräußerte es danach an Nr. 10. 1953 verzog er nach Barmen. Am 6. April 1935 heiratete er in Wrexen Irma Post (* 24.08.1913; † ?), Tochter des Eisenbahnassistenten Karl Post in Warburg und der Lucia Wöllbrink in Wrexen.

10. 1949 kaufte der Landwirt und Versicherungsvertreter Friedrich Brüne (* 25.03.1904 in Usseln; † 29.07.1969) das Haus. Er war der Sohn des Landwirts Johannes Brüne und der Johannette Wilke, beide aus Usseln. Am 14. Mai 1937 heiratete er in Bacharach Henny Dietz (* 21.12.1896 in Niederschleidern; † 19.09.1970), Tochter des Schneidermeisters Karl Dietz und der Henriette Wilke aus Usseln.

11. Zu einem bei THOMAS/WILKE (wie Anm. 1) nicht verzeichneten Zeitpunkt - wahrscheinlich nach dem Tod von Nr. 10, 1969/70 - ging das Haus auf einen neuen Besitzer über, der 1981 nach Arolsen verzog.

12. 1981 erwarb der Krankenpfleger Roman Koksch (* 01.08.1952 in Kirberg; † 23.02.2015 [10]) das Gebäude. Er war der Sohn des Karl Koksch und der Hilda Spielvogel aus Hünfelden. Er war auch als bildender Künstler tätig und engagierte sich in der Künstlergruppe "Artur" (Professor-Kümmell-Straße 9) sowie für den Betreuungsverein Treffpunkt e.V. Korbach. Ferner war Mitbegründer des "Werkhof Korbach". Er lebte seit 1982 in der Stadt. [11]

13. Die weiteren Eigentümerwechsel sind hier nicht bekannt.

Bilder

Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS/Karl WILKE (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 2, Professor-Bier-Straße - Hinter dem Kloster - Bunsenstraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.), 2. Auflage 1998, S. 137-139. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS/WILKE. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] Vgl. Hilmar G. STOECKER (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 16, Niederense, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1978, S. 175, Nr. 750. Vermutlich Johann Jakob Schäfer (* 01.05.1745), Sohn des Johann Heinrich Schäfer und der Anna Sabine Löhnstein (Löwenstein?) aus Harbshausen. Vielleicht Tochter des Johann Berthold Löwenstein in Harbshausen, der eine Frau namens Anna Elisabeth und eine weitere Tochter namens Anna Juliana hatte.
[3] Bei Eckhard SCHMIDT (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 28, Goddelsheim, Waldeckischer Geschichtsverein e.V. (Hrsg.), Arolsen 1986, ist keine Maria Catharina Geltmacher/Geldmacher genannt, die in Betracht kommt. Möglicherweise ist die am 10. Januar 1753 geborene Maria Christiana Geldmacher gemeint, Tochter des Johann Bernd Geldmacher (~ 19.10.1690; begr. 24.01.1759) und der Elisabeth Margretha Arends (* November 1709; † 04.09. 1770; 60 Jahre, 9 Monate, 2 Wochen). SCHMIDT, S. 125, Nr. 767.
[4] Geburtsdatum nach STOECKER (wie Anm. 2), S. 201, Nr. 991. THOMAS/WILKE (wie Anm. 1) geben das Geburtsjahr mit "um 1768 in Niederense" an.
[5] STOECKER (wie Anm. 2), S. 201, Nr. 991. THOMAS/WILKE (wie Anm. 1) geben nur den Vater "Conrad Thiele aus Nordenbeck" an.
[6] Todestag bei THOMAS/WILKE (wie Anm. 1) nicht genannt, aber bei Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 5, Stechebahn - Violinenstraße - Heumarkt - Am Steinhaus, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1959, S. 56 (Stechbahn 36).
[7] Bei THOMAS/WILKE heißt es, wohl fehlerhaft, Catharina Gertrud Stremme sei die Tochter der Maria Catharina König, der ersten Ehefrau des Johann Philipp Stremme, gewesen. Wenn ihr Geburtsjahr 1789 richtig wiedergegeben ist, kann das jedoch nicht zutreffen, da Maria Catharina König bereits 1785 starb und ihr Witwer am 5. Juli 1786 Anna Margarethe Küthe heiratete. Aufgrund der Formulierung des Eintrags bei THOMAS/WILKE könnte zudem der unrichtige Eindruck entstehen, Maria Catharina König sei die Witwe des Johannes Bremmer gewesen. Der Eintrag "Witwe des Johannes Bremmer" bezieht sich jedoch auf Catharina Gertrud Stremme. Siehe Stechbahn 36.
[8] Hilmar G. STOECKER/Werner AREND (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 86, Niederwaroldern, Waldeckischer Geschichtsverein e.V./Ortsbeirat Niederwaroldern/Arbeitskreis zur Herausgabe eines Ortssippenbuches Niederwaroldern (Hrsg.), Wolfhagen 2009, S. 270, Nr. 494.
[9] Bei STOECKER (wie Anm. 2), S. 160, Nr. 588, 589, ist zwar ein Franz Maybaum (* um 1730; † 28.10.1810) genannt, der als Vater in Betracht kommt. Als seine beiden Frauen werden jedoch Marie Elisabeth Schmidt und Philippine Margarethe Runte genannt. Seine Tochter Anna Katharina aus erster Ehe (* 1766) war jedoch nicht mit Georg Christoph Ilian liiert. Die zweite Ehe war Maybaum erst 1791 eingegangen. Vielleicht stammte Johann Catharina Sophie Maybaum aus einer außerhelichen Beziehung.
[10] Traueranzeige HNA, Ausgabe vom 4. März 2015.
[11] Portrait über die künstlerische Tätigkeit in "Der Korbacher Bote", Nr. 191, Februar 2014, S. 2.