Johannes Limperg

Johannes Limperg / Limpert[1] (* um 1535 in Nieder-Wildungen oder Willingen; † begr. 10.08.1596 in Freienhagen) war ein Rechtsanwalt, Notar und Stadtrichter in Korbach.

Leben

Seine Herkunft ist streitig. Zum Teil wird angenommen, er stamme aus Nieder-Wildungen. [2] Diese Annahme fußt auf einem Eintrag in den Marburger Matrikeln, die zum Jahr 1555 einen "Joannes Lympurg a Wildung" nennen. [3] Nach anderer Auffassung kommt er aus Willingen. [4] Diese Ansicht gründet auf einem Eintrag in den Marburger Matrikeln aus dem Jahr 1545, in denen ein aus Wyllongensis stammender Joannes Collitius verzeichnet ist, was als latinisierte Form oder als Beiname des Namens Limperger/Lympurg angesehen wird.[5] Eine Immatrikulation im Jahr 1545 spräche jedoch für ein Geburtsjahr um 1528. In der angenommenen Abstammung aus Nieder-Wildungen sind keine Vorfahren bekannt. Aus Willingen stammend soll er der Sohn des Telmann (Thielmann/Tillemann) Limperg (Limperger, Limperg, Limpurger) und dessen Frau Anna, Geburtsname unbekannt, aus Brilon, gewesen sein. [6]

Telmann Limpergs Herkunft ist nicht bekannt. In einer Eingabe an den Grafen schrieb er einmal, daß er zu Zeiten des Grafen Philipp des Älteren "ins Land gekommen zur Handtierung der Eisenhütten, darin er von Jugend an geübt gewesen", er habe sich im Ort "Wildingen" niedergelassen. Daher rührte möglichereise das Mißverständnis, mit "Wildingen" sei Wildungen statt Willingen gemeint. Aus Telmann Limpergs erster Ehe mit einer Anna stammten Johannes Limperg, Theis Limperger - der erst beim Vater gearbeitet hat, dann 14 Jahre außer Landes war und beim Tode des Vaters wieder mit Frau und Kindern in Willingen wohnte - sowie die Tochter Elsa, verheiratet mit Chunrad Schmidt in Willingen, der aber schon 1582 verstorben war. In zweiter Ehe war Telmann Limperg seit 1539 mit Grete, des Franz Hammerschmidts Tochter, verheiratet. Wahrscheinlich stammte sie aus Brilon oder Messinghausen. Grete hatte als Brautschatz bis 1562 nach und nach 100 "full guldene Daler" erhalten. Telmann Limperg war zeitweise sehr begütert und besaß bei Eingehung der zweiten Ehe ein Kapital von über 3.000 Talern. Jedem der drei Kinder hätten anläßlich der zweiten Eheschließung 300 bis 400 Taler zugestanden. Sie haben das Geld aber nicht erhalten. Aus der Hinterlassenschaft erhielten Theis Limperg und seine Schwester Elsa erst im zweiten Rechtsgang jeder 9 Taler zugesprochen. Der zwischenzeitliche Reichtum war vergangen. Bei seinem Tod war der Besitz mit 800 Talern verschuldet. Ihn übernahm Thomas Hamer (Busch), der eine Tochter aus zweiter Ehe geheiratet hatte. Bei der Schuldenregulierung im Jahre 1582 wurden 80 Taler Hauptgeld, die Telmann Limperg im Jahr 1568 aus dem Almosenkasten der Stadt Korbach erhalten hatte, vorrangig berücksichtigt; mit den aufgelaufenen Zinsen aus 12 Jahren wurde Thomas Hamer mit 128 Talern zugunsten der Stadt Korbach belastet. Noch in einem Urfehdebrief vom 27. März 1579 ist Thielemann Limperg aus Willingen genannt als Bürge für Theiß Wilcken aus Corbach.[6a]

Johannes Limperg studierte in Marburg Jura. Seine erste Frau war wahrscheinlich eine Schwester des aus Sachsenberg stammenden Werner Crispenius (Krause), der Jurist in Korbach, später in Kassel, und zweiter Ehemann der Elisabeth Catherina von Waldeck, Tochter des Bischofs Graf Franz von Waldeck, war. Johannes Limperg ließ sich in Korbach als causidicus (Rechtsanwalt) nieder und wurde 1562 Bürger der Stadt. Nach STEINMETZ (wie Anm. 2) war er vom 16. Oktober 1565 bis 1596 Stadtschreiber. Er findet sich jedoch weder in der Liste der Stadtschreiber bei MEDDING (wie Anm. 5, S. 415), noch in den von STEINMETZ erarbeiteten Biographien der Korbacher Stadtschreiber.[7] Von 1577 bis 1588 war er nebenamtlich Schulökonom des neugegründeten Gymnasiums zu Korbach, an dessen Gründung er irgendwie beteiligt war, denn er erhielt, wie einige andere an der Gründung der Schule beteiligte Beamte, ein Stück Rindvieh aus den Beständen des Klosters Berich, [8] dessen Einkünfte und Gefälle den finanziellen Grundstock für das Gymnasium bilden sollten. [9] Zum Zwecke der Beschlußfassung über die Schulgründung fand am 17. August 1577 im Kloster Berich eine Zusammenkunft von Vertretern sämtlicher Linien der waldecker Grafenhäuser statt. Hierbei fungierten Johannes Limperg, seit 1566 Stadtrichter von Korbach, gemeinsam mit dem Amtmann zu Itter, Alban von Geismar, als Vertreter des Grafen Heinrich, Sohn des Philipp IV. und Gemahl der Anna von Viermünden zu Nordenbeck, der die waldeckische Pfandschaft und die Herrschaft Itter inne hatte.[10]

Eine zweite Ehe ging Johannes Limpert am 13. April 1580 in Wolfhagen mit Elisabeth Heuptmann/Hauptmann/Haupt (Capito) ein, genannt Esskuchen, einer Tochter des Johannes Esskuchen, Pfarrers zu Wolfhagen. Aus dieser zweiten Ehe sind acht Kinder hervorgegangen:[11]

1. Justus Limperg (* ?; begr. 30.12.1623) 18.05.1615 mit Adelheid Schönhard (* ?; begr. 21.01.1624)
2. Christian Limperg 30.03.1614 mit Elisabeth Bissener aus Wismar, weiteres unbekannt, ein Sohn (* 1614; † 1617)
3. Hans Reinhard Limperg, Verbleib unbekannt
4. Katharina Limperg vor 1610 mit Johann Volmar Thelen, Ackermann in Mühlhausen
5. Caspar Joshua Limperg/Limpert (* um 1592; † nach 1641/42), Schmied, wohnhaft in der Altstadt Korbach, Name der Ehefrau unbekannt, Stammvater der Korbacher Schmiede- und Schlosserfamilie Limpert/Limperg. Er hatte mindenstes folgende Kinder:

a) Georg Limpert/Limperg (* 1632; begr. 19.05.1696), Hinter dem Kloster 5
b) Johannes Limpert/Limperg (~ 29.02.1624; begr. 07.04.1693), Entengasse 2
6. Eva Christiane
7. Maria
8. Gertraute

Die acht Kinder werden in einem Kaufvertrag vom 27. März 1610 erwähnt, in der sie und ihre Mutter Elisabeth als Kinder bzw. Witwe des verstorbenen Johannes Limpergh genannt werden. Die Kinder Caspar Joshua, Eva Christiane, Maria und Gertraude waren noch unmündig und wurden von Vormündern vertreten. Mit dem Vertrag verkaufte die Familie an Dr. iur. Jobst Ritter, gräflicher Kanzler zu Alt-Wildungen, eine Wiese beim Siechenhaus zu Corbach (vor dem Dalwigker Tor an der Straße Richtung Dorfitter).[12]

Johannes Limpert besaß ein Haus auf der Stechbahn in Korbach. Dies ergibt sich aus einem Kaufvertrag vom 4. Februar 1602, in dem Arnold Münch als Pfand für pünktliche Zinszahlungen sein von Johann Kremers gekauftes Haus setzt, gelegen auf der Stechbahn in der Altstadt Corbach, zwischen dem Haus des verstorbenen Johannes Limperg und dem von Lips Ahshögger.[13] Welches Haus hier konkret gemeint ist, läßt sich nicht mehr feststellen.

Anmerkungen

[1] Die Familie schrieb sich in Korbach bis Ende des 18. Jahrhunderts am Ende mit "t", später mit "g". Deshalb sind mitunter auch die Angehörigen früherer Generationen in der modernen Schreibweise "Limperg" aufgeführt. Johannes Limpert soll allerdings auch unter den Namen Limperger und Limpurger bekannt sein, weshalb die Schreibweise mit "g" die ursprüngliche sein dürfte.
[2] Albert LEISS, Studierende Waldecker vom 13. bis zum 19. Jahrhundert (Schluß), in: Geschichtsblätter für Waldeck und Pyrmont, 9. Band (1909), S. 71-198 [120]; Hermann STEINMETZ, Die Waldeckischen Beamten vom Mittelalter bis zur Zeit der Befreiungskriege (Fortsetzung), in: Geschichtsblätter für Waldeck, 56. Band (1964), S. 8-151 [129-130]; vgl. auch Helmut NICOLAI/Wilhelm HELLWIG/Ingeborg MOLDENHAUER, Waldeckische Wappen, Beiträge zur Familiengeschichte, Teil 2 Bürgerwappen, Waldeckischer Geschichtsverein (Hrsg.), Arolsen 1987, S. 256, Nr. 263.
[3] LEISS (wie Anm. 2); vgl. auch Albert LEISS, Die "denkwürdige Reisebeschreibung" des Johann Limberg, in: Mein Waldeck, Beilage der "Waldeckischen Landeszeitung" für Heimatfreunde, Nr. 9/1984.
[4] Karl SCHÄFER, Leben und Tod des Johannes Limperg, erstem Ökonom des Gymnasiums, in: Klosterglöckchen - Nachrichten für die Mitglieder des Vereins ehemaliger Korbacher Gymnasiasten, 44. Jahrgang, Nr. 2/1977, S. 3-5; ders. Waldecker Notariatssignete, in: Geschichtsblätter für Waldeck, 70. Band (1982), S. 75-116 [100-101]; vgl. auch Helmut NICOLAI/Wilhelm HELLWIG/Ingeborg MOLDENHAUER (Bearb.), Waldeckische Wappen - Beiträge zur Familiengeschichte, Teil 3 - Wappen der waldeckischen Städte und Großgemeinden, Familienwappen und Hausmarken, Waldeckischer Geschichtsverein (Hrsg.), Arolsen 1991, S. 267, Nr. 354 (Limperg II); S. 268, Nr. 355 (Limperg III).
[5] LEISS (wie Anm. 2), S. 96. Schon LEISS erkannte den Zusammenhang, ließ aber offen, wie die Matrikeleinträge von 1545 und 1555 zusammenhängen könnten. Vgl. auch Wolfgang MEDDING, Korbach - Die Geschichte einer deutschen Stadt, 2. Auflage 1980, Verzeichnis der Stadtrichter, S. 414: "1566-(88) Johannes Limperg, gen. Collitius".
[6] SCHÄFER, Klosterglöckchen (wie Anm. 4). Alle folgenden Angaben nach SCHÄFER, Klosterglöckchen und/oder Geschichtsblätter für Waldeck (wie Anm. 4).
[6a] Bernd KRÖPELIN (Bearb.), Korbacher Urkunden - Regesten, Band 5, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1998, S. 20, Nr. 1177.
[7] Hermann STEINMETZ/Helmut NICOLAI/Wilhelm HELLWIG (Bearb.), Die Stadtsekretäre in Korbach, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1953.
[8] STEINMETZ (wie Anm. 2).
[9] MEDDING (wie Anm. 5), S. 165.
[10] MEDDING (wie Anm. 5), S. 166; auch ausführlich über den Inhalt des Gründungsbeschlusses.
[11] STEINMETZ (wie Anm. 2).
[12] Hans PEPER (Bearb.), Urkunden der Familie v. Hanxleden 1432-1804, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1955, Seite 19, Nr. 51.
[13] Stadtarchiv Korbach (Hrsg.), Korbacher Urkunden - Regesten, Band 1, Korbach 1997, S. 135, Nr. 394.