Professor-Bier-Straße 8 (Korbach)

Das Haus Professor-Bier-Straße 8 im Oktober 2014.
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Das Haus Nr. 8 in der Professor-Bier-Straße ist ein 1825 von dem Kaufmann Theodor Röhr errichtetes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach [1] Das etwas zurückstehende Nebengebäude zwischen Nr. 8 und Nr. 10 ist 1747 als Scheune gebaut worden.

Geschichte

1. Erster bekannter Eigentümer des Vorgängerbaus war Franz Butterweck [2] (* um 1600; † 1667/74 [3] ), Sohn des Johann Botterweck (* um 1567 in Giebringhausen; † 02.07.1632, begr. i.d. Kilianskirche) und seiner Frau Katharina Dillen. Franz Butterwecke wurde 1627 Bürger und war 1633 Ratsmitglied. Am 31. Oktober 1626 heiratete er Elisabeth Bilstein (* um 1605; begr. 09.06.1685, 80 Jahre), Tochter des Henrich Bilstein (begr. 1625 in Mengeringhausen). [4] Die Familien Butterweck und Bilstein waren beide sehr wohlhabend und mehrfach miteinander verschwägert. Franz Butterwecks Schwester Katharina hatte bereits ein Jahr zuvor, am 15. Mai 1625, Johann Bilstein geheiratet, ebenfalls ein Kind des Henrich Bilstein und somit Bruder von Franz Butterwecks Ehefrau. [5]

2. Ende der 1670er Jahren sind die Erben des Franz Butterweck Eigentümer des Hauses:

a) Franz Butterweck (* 1647; † 22.08.1676), Bürger 1673, Ratsmitglied 1676, Stadtsekretär 1673-1676, 1674 mit Magdalena Elisabeth, Witwe des Johannes Suden aus Giebringhausen
b) Anna Richmuth (* 1639; † 12.08.1700, 61 Jahre) I. Justus Caspar Vigera, Pfarrer in Rhena; II. 14.01.1696 Johann Magnus Knieper, Bürgermeister
c) Georg Siebecker, Bürgermeister in Rhoden

3. Zwischen 1677 und 1681 wurde der Landrezeptor und Hofgerichtssekretär Josias Ludwig Scipio (* um 1646; † 10.06.1709, 62 Jahre), Bürger 1682, das Haus. Er war der Sohn des Rektors Wilhelm Scipio und der Gertrud Rüchmut Bilstein. Seine erste Frau war Gertrud Barbara Valentin (* um 1646; † 20.04.1686, 39 Jahre). Seine zweite Ehefrau hieß Anna Euphrosyne (* um 1661; † 22.06.1727, 66 Jahre), Geburtsname unbekannt.

4. 1733 wurde der Advokat und Prokurator Henrich Friedrich Scipio (~ 21.04.1692; † ?), Sohn von Nr. 3, Bürger 1733, als neuer Eigentümer verzeichnet. Er heiratete am 27. Februar 1726 Johanne Margarethe Bornemann (~ 13.01.1695; † 26.11.1747), Tochter des Amtmanns Johannes Bornemann (Professor-Bier-Straße 12) und der Anna Sophia Bilstein.

5. 1748 erwarb der Hofjäger Johann Henrich Striepeke (* um 1704; † 29.07.1783, 78 Jahre) das Haus. Seine Ehefrau hieß Maria Catharina (* um 1724; † 31.08.1783, 59 Jahre), Geburtsname unbekannt.

6. 1783 erbte Henrich Ludwig Striepeke (* 16.1.1755; † 21.061791) das Haus. Er war der Sohn von Nr. 4 und wie sein Vater herrschaftlicher Jäger. Am 5. Juni 1782 vermählte er sich in Wethen mit Johanna Charlotte Marianne Krummel. Sie ging eine zweite Ehe mit Nr. 7 ein.

7. Durch Eheschließung gelangte das Haus 1792 in das Eigentum des Kaufmanns und Postverwalters Johann Friedrich Koch (* 11.04.1767 in Strothe; † 11.04.1828), indem er am 18.01.1792 die Witwe von Nr. 6 heiratete. Er war der Sohn des Schulmeisters Koch zu Strothe. Er erwarb 1791 die Bürgerrechte und war 1809 Pfennigmeister.

8. 1813 wurde der Stadtcommissar Ernst August Theodor Schumacher (* 09.01.1756; [6] † 06.01.1830) neuer Eigentümer, indem er sein gegenüberliegedes Haus, Professor-Bier-Straße 11, mit Nr. 7 tauschte. Schumacher besuchte zunächst das Korbacher Gymnasium und schrieb sich am 19. Oktober 1776 gemeinsam mit Bruder Friedrich Henrich Christoph Schumacher als Student in Göttingen für das Jurastudium ein. Er war 1781 Advokat in Korbach, dann Amtssekretär und Amtsassessor (1789), auch Bürgermeister (1795-1800) und Kirchenprovisor (1803). Nachdem er am 11. März 1800 Stadtcommissar geworden war, erhielt er am 15. März 1803 den Titel "Fürstlich Waldeckischer Rath". Er war der Sohn des Franz Anton Schumacher (Klosterstraße 7) und der Helene Elisabeth Platte. Am 3. August 1783 [7] heiratete er Luise Friederike Sophie Esau (~ 18.05.1744 [8] in Sachsenhausen; † 03.01.1803), Tochter des Johann Carl Georg Esau, Amtmann zu Waldeck, und der Dorothea Sophie Reinhold. Luise Friederike Sophie Esau war in erster Ehe mit Josias Daniel Huge (Stechbahn 16) verheiratet. [9] Durch die Eheschließung wurde Schumacher auch Eigentümer des Hauses Stechbahn 16. Die Ehe bliebt kinderlos. Eine zweite Ehe ging er am 5. Juni 1803 in Berndorf mit Christiane Caroline Dorothea Alberti (* 18.08.1770 oder 1771; [10] † 31.03.1827) ein, Tochter des Hofgerichtsrats Johann Ernst Alberti und der Luise Eleonore Diesmann. Die erste Ehe blieb kinderlos. Aus der zweiten Ehe gingen sieben Kinder hervor:

a) Robert Elger Schumacher (* 10.07.1804; † 03.1.1887), Rechtsanwalt, 1854-1863 Bürgermeister, Sparkassendirektor, Landtagsabgeordneter, ledig und kinderlos.
b) Louis Wilhelm Schumacher (* 06.01.1806; † 09.01.1807)
c) Wilhelm Friedrich Heinrich Schumacher (* 31.07.1807; † 07.08.1889 in Hannover, begr. in Meineringhausen)
d) Alexander August Christian Schumacher (* 02.03.1809; † 21.08.1817)
e) Friedrich Wilhelm Henrich Schumacher (* 12.12.1810; † ?)
f) Bertha Louise Amalie Schumacher (* 25.10.1812; † 23.12.1829)
f) Ida Henriette Christiane (* 28.11.1814; † 20.12.1893) Ludwig Buhl (Professor-Kümmell-Straße 13)

9. Im Jahr 1823 erwarb der Kaufmann Johann Theodor Röhr (* 05.01.1792; † 25.03.1852) das Gebäude. Er war der einzige Sohn des Apothekers Johann Carl Röhr (Bunsenstraße 5) und der Johannette Wilhelmine Katharina Nicolai. Im Juli 1822 vermählte er sich in Düsseldorf mit Johanna Dorothea Henriette Schreiber (* 11.07.1803 in Düsseldorf; † 01.12.1845), Tochter des Kaufmanns Carl Friedrich Schreiber in Düsseldorf. 1822 erwarb Röhr die Bürgerrechte. Er führte in dem Haus das von seinem Vater gegründete Drogerie Röhr weiter. Das Geschäft bestand bis 2018 und gehörte damit zzu den ältesten Betrieben in Korbach.

10. 1856 wurde der Sohn von Nr. 9, der Kauf Philipp Ludwig Bernhard Albert Röhr (* 31.05.1825; † 24.01.1893) als neuer Eigentümer eingetragen. Er erhielt 1850 die Bürgerrechte und heiratete am 22. Juli 1856 Mathilde Caroline Christiane Louise Ritter (* 07.08.1823; † 25.02.1913), Tochter des Buchbinders Christian Ritter (Marktplatz 1) und er Caroline Louise Esau.

11. 1892 wurde das Eigentum an dem Haus auf den Kaufmann und Drogisten Richard Ludwig Karl Gustav Röhr (* 31.12.1867; † 16.07.1933) übertragen. Er war der Sohn von Nr. 10 und nahm am 17. April 1906 Hermine Gertrud Margot Lauterbach (* 20.05.1885 in Sprottau; † ?) zur Frau, Tochter des Reichsbahnobergütervorstehers Adolf Lauterbach und der Hermine Bock aus Crossen/Oder.

12. 1935 wurde die Tochter von Nr. 11, Margarethe Röhr (* 22.08.1909; † ?), als neue Eigentümerin eingetragen. Sie heiratete am 17. Februar 1935 den Drogisten Johannes Bliesener (* 25.07.1911 in Stargard/Pommern; † ?), Sohn des Vorschlossers Friedrich Bliesener und der Martha Köpke, beide aus Stargard/Pommern.

13. Die weiteren Eigentümerwechsel sind hier nicht bekannt. THOMAS/WILKE nennen 1998 noch immer Nr. 12 als Eigentümerin.

2018 wurde das Geschäft der Firma Röhr nach 221 Jahren geschlossen.

Bilder

Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS/Karl WILKE (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 2, Professor-Bier-Straße - Hinter dem Kloster - Bunsenstraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.), 2. Auflage 1998, S. 63-67. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS (wie Anm. 1). Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] Bei THOMAS/WILKE ist zur Ziff. 13 irrig August Röhr als erster Eigentümer zum Jahr 1699 genannt. Aus den einleitenden Erläuterungen geht jedoch hervor, daß er 1699 das Haus Professor-Kümmell-Straße 5 erworben hat und hier nur als Vorfahre des Bauherren des Hauses genannt ist.
[3] Hermann STEINMETZ, Die Waldeckischen Beamten vom Mittelalter bis zur Zeit der Befreiungskriege, in: Geschichtsblätter für Waldeck, 64. Band (1975), S. 7-98 [29]; Hermann STEINMETZ (Bearb.), Die Stadtsekretäre in Korbach, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1953, S. 12-13.
[4] STEINMETZ (wie Anm. 3), GBlW 64, S. 29; ders., Die Waldeckischen Beamten vom Mittelalter bis zur Zeit der Befreiungskriege, in: Geschichtsblätter für Waldeck, 61. Band (1969/70), S. 47-103 [60-61].
[5] Vgl. STEINMETZ (wie Anm. 4), GBlW 61, S. 60.
[6] Nach einer Inschrift im Grabstein soll er erst am 26. Juli 1756 geboren sein; vgl. Martin RUDOLPH (Bearb.), Korbacher Bürgerfamilien - Die Nachkommen des Korbacher Bürgermeisters Curt Schumacher, 1585-1660, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1976, S. 112.
[7] Nach anderer Ansicht fand die Hochzeit erst am 3. August 1787 statt. Vgl. RUDOPLH (wie Anm. 6). Hierfür spricht, dass Schumacher erst 1787 Eigentümer des Hauses seiner Frau, Stechbahn 16, wurde.
[8] Demnach wäre sie 12 Jahre älter als ihr Mann gewesen. Helmut NICOLAI, Staat, Behörden und Beamte in Waldeck 1814-1868, in: Geschichtsblätter für Waldeck, 48. Band (1956), S. 1-133 [115], gibt als einziger 1759 als Geburtsjahr an, was an sich wahrscheinlicher wäre.
[9] Hermann STEINMETZ (Bearb.), Die Stadtcommissare in Korbach, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1954, S. 45, gibt den Geburtsnamen der Schwiegermutter fehlerhaft mit "Reinhard" an. Vgl. RUDOLPH (wie Anm. 6), S. 113.
[10] Vgl. RUDOLPH (wie Anm. 6), S. 113.