Stechbahn 19 (Korbach)

Stechbahn 19 (Bildmitte, mit der blauen Holzverkleidung).
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Das Haus Nr. 19 auf der Stechbahn ist ein Anfang des 18. Jahrhunderts erbautes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach. Heute ist das Grundstück in das Wolfgang-Bonhage-Museum einbezogen. [1]

Geschichte

Die Eigentümer des Hauses können bis Mitte des 17. Jahrhunderts zurückverfolgt werden.

1. Als erste Eigentümer dieses bzw. des früheren Hauses an dieser Stelle werden die Erben des Pfarrers Johann Peter Rappe aus Rhena genannt. Johann Peter Rappe (Rappius) wurde im Mai 1615 in Ruppach/Franken geboren und am 16. Dezember 1659 in Adorf begraben. Er war der Sohn des Pfarrers Johannes Rappe in Vöhl und einer Elisabeth (Nachname unbekannt). Verheiratet war er mit einer Anna (Nachname unbekannt), die um 1614 geboren und am 27. April 1784 in Massenhausen beerdigt wurde. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Korbach und der Universität in Marburg ging er zunächst in den Schuldienst in Grumbeck bei Hattingen. Von Dezember 1640 bis 1648 war er Pfarrer in Rhena, von 1648 bis 1659 in Adorf. Er hatte sieben Kinder. Die folgenden drei Personen, die wahrscheinlich seine Kinder waren, werden in den Korbacher Kirchenbüchern genannt:

Anna Gertrud Rappe (* 1651 begr. 13.03.1721)
Anna Maria Rappe (* 1656; begr. 31.07.1724)
Anna Eva Rappe (* 1657; begr. 10.10.1736)

2. 1722 ist Johann Daniel Ruppel (~ 07.11.679; begr. 04.04.1741) als neuer Eigentümer verzeichnet. Er ist der Sohn des Matthias Ruppel und der Anna Catharina Benn. Am 11. November 1722 heiratete er Anna Rosine Schmidt (* 1687 in Höringhausen; begr. 03.11.1754), Tochter des Jacob Schmidt in Höringhausen. Aus der Ehe gingen mindestens zwei Kinder hervor: Juliana Ruppel (Nr. 3) und Anna Elisabeth Ruppel (~ 06.11.1729; † 18.05.1776; 50 Jahre), verheiratet mit Johann Franz Philipp Asmuth (Tränkestraße 12).

3. Durch Eheschließung wurde im Jahr 1755 der Musketier im 1. Waldeckisch-Holländischen Batatallion Johannes Küthe neuer Eigentümer. Er heiratete Juliana Ruppel (~ 26.12.1723; † 20.01.1787), Tochter von Nr. 2. Küthe war Bürger seit 1755 und ab 1763 Braumeister der Tränkestraße.

4. Ebenfalls durch Heirat erwarb 1784 der Turmwächter und Kuhhirte Johann Henrich Samuel Schumacher (~ 30.10.1752; † 18.06.1834) das Haus. Er war der Sohn des Peter Conrad Jeremias Schumacher (Enser Straße 5) und der Catharina Elisabeth Querl. Schumacher heiratete am 3. Dezember 1784 Philippina Franzisca Elisabeth Küthe (~ 06.08.1757; † 26.01.1788), Tochter von Nr. 3. Eine zweite Ehe ging er nur drei Monate nach dem Tod seiner ersten Frau, am 20. April 1788, mit Catharina Elisabeth Biederbick (*?; † 05.09.1836) ein, Tochter des Johann Franz Biederbick aus Willingen. Schumacher hinterließ keine Kinder. [2] Schumachers Urgroßvater, Antonius Querl, war mit der Schwester von Nr. 2, Anna Juliane Ruppel, verheiratet (siehe Tränkestraße 4).

5. 1825 kaufte der Ackermann und Braumeister der Tränkestraße Johann Justus Schreiber (* 23.01.1792 in Nieder-Ense; † 18.05.1843) das Haus. Er war der älteste Sohn des Ackerbürgers Caspar Schreiber und der Johanna Maria Elisabeth Kleine aus Nieder-Ense. [3] Am 29. September 1822 vermählte er sich mit Maria Christiane Eleonore Grebe (* 03.03.1803; † 15.01.1876), älteste Tochter des Bäckermeisters Friedrich Wilhelm Grebe und der Friederike Dorothea Winter. Im Jahr 1825 erwarb Schreiber die Bürgerrechte. Das Paar hatte mindestens zwei Kinder:

a) Karl Schreiber (* 19.08.1825; † 12.07.1874), Grabenstraße 5
b) Wilhelm Schreiber, Nr. 6.

6. 1862 wurde das Eigentum auf den Landwirt Caspar Friedrich Wilhelm Schreiber (* 11.04.1836; † 21.09.1886) überschrieben, Sohn von Nr. 5. Er ging am 26. Dezember 1860 die Ehe mit Johanette Caroline Friederike Wilhelmine Wille (* 09.03.1841; † 24.11.1920) ein, Tochter des Schreinermeisters Henrich Wilhelm Wille (Enser Straße 7) und der Juliane Henriette Louise Schmale. 1883 kaufte Schreiber das Haus Am Butterturm 4.

7. Im Jahr 1868 erwarb der Kaufmann und Posthalter Johann Henrich Christian Schwaner (* 15.11.1805; † 26.06.1878) das Haus. Er war der Sohn des Kaufmanns Caspar Schwaner (Lengefelder Straße 11) und der Engel Maria Dorothea Emmerich. Seine Frau war Anna Bertha Hagemann (* 08.07.1814 in Arolsen; † 17.09.1869). Schwaner gehörte auch das Haus Lengefelder Straße 11, das er von seinem Vater geerbt hatte, sowie seit 1826 das Gebäude Im Sack 4. Er erwarb 1825 die Bürgerrechte und war 1839 Schützenkönig.

8. 1876 wurde der Gärtner Friedrich Wilhelm Landau (* 01.09.1824 in Hameln; † 06.05.1882) neuer Eigentümer. Er war der Sohn des Schreiners Philipp Landau und der Elise Rängel in Hameln. Seine Frau war Catharina Schenkelberg (nähere Angaben nicht vorhanden).

9. Im Jahr 1900 kaufte der Kaufmann Simon Weitzenkorn (* 22.07.1838 in Leitmar; † 20.02.1908) das Gebäude. Er war der Sohn des Abraham Weitzenkorn und der Eva (Hevechen) Feldheim aus Leitmar. [4] Am 12. Dezember 1866 heiratete er Helene Markhoff (* 19.03.1842; † 12.10.1894), Tochter des Kaufmanns und Schönfärbers Lazarus (Leeser) Markhoff (Marktplatz 5a) und der Rebecca Feldheim. Das Haus der Schwiegereltern, Marktplatz 5a, war das direkte Nachbarhaus von Stechbahn 19. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor:

a) Albert Weitzenkorn (* 26.08.1867; † 07.06.1873)
b) Rosalie Weitzenkorn (* 06.05.1870; † ?) Jacob Katzenstein aus Frankenberg/Eder
c) Dora Weitzenkorn (* 05.06.1873; † ?)
d) Rika (Rickchen Weizenkorn (* 15.01.1875; † 02.10.1928)
e) Siegmund Weitzenkorn (* 22.09.1879; † 18.01.1942 im KZ Oranienburg oder KZ Sachsenhausen) 8. April 1921 in Warburg mit Toni Freudenstein (* 11.07.1888 in Rösebeck; † 14.10.1942 im KZ Auschwitz)
f) Hedwig Weitzenkorn (* 31.03.1885; † 20.11.1943 im KZ Theresienstadt)

Im Einwohnerregister von 1826 ist ein Abraham Weitzenkorn aus Leitmar erwähnt, der damals 17 Jahre alt und Lehrling bei der Fa. Wittgenstein (Professor-Kümmell-Straße 8a) war. Er war wahrscheinlich der Vater von Simon Weitzenkorn, der im Haus Stechbahn 19 ein Textilgeschäft betrieb. Im Jahr 1906 erwarb er das Haus Professor-Kümmell-Straße 5 und verlegte das Geschäft dort hin.

10. 1910 erwarb die Näherin Marie Dude, geborene Behle (* 26.09.1878; † 17.04.1917) das Haus. Sie war die Tochter des Schuhmachers Friedrich Behle (Tränkestraße 6) und der Henriette Hellwig. Am 27. Mai 1901 heiratete sie in Thalitter den Monteur Heinrich Dude (Kilianstraße 8; Lebensdaten nicht bekannt). [5] Sie war die Schwester des Gastwirts Friedrich Behle (Oberstraße 4). [6]

11. Der Bäckermeister Christian Luft (* 22.09.1889; † nach 1959?) übernahm das Gebäude im Jahr 1922. Er war der Sohn des Wilhelm Luft und der Karoline Müller, beide aus Flechtdorf. Am 7. August 1920 vermählte er sich mit Anna Heinemann, verwitwete Müller (* 05.09.1883 in Rohrberg; † nach 1959?), Tochter des Gastwirts Martin Heinemann und der Maria Katharina Wellmann, beide in Rohrberg. Eine erste Ehe war sie am 6. September 1913 mit Friedrich Müller eingegangen.

12. Im Jahr 1928 kaufte der Telegrafenarbeiter Friedrich Mirk (* 26.12.1893 in Elleringhausen; † nach 1959) das Haus. Er war der Sohn des Schreinermeisters Karl Mirk in Twiste und der Maria Esau in Ellershausen/Kreis Frankenberg (Eder). Am 22. November 1922 heiratete er Luise Schöneweiß (* 21.08.1901 in Ellershausen; † 03.01.1956 in Arolsen), Tochter des Peter Schöneweiß und der Margarete Mütze, beide Ellershausen. Mirk verzog später nach Arolsen, Am Tannenkopf 30.

13. Die weiteren Eigentümerwechsel sind hier nicht bekannt. Nach Friedrich Mirk dürfte mindestens ein weiterer Privateigentümer das Haus besessen haben. Im Januar 1989 erwarb die Stadt Korbach das Haus im Tausch gegen das Gebäude Tränkestraße 17. [7] Das Haus wurde saniert und 1995-1997 in den neuen Museumsbau des Heimatmuseums (seit 2004: Wolfgang-Bonhage-Museum) einbezogen. Der zur Stechbahn gerichtete Westflügel wurde abgerissen.

Bilder

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Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 5, Stechebahn - Violinenstraße - Heumarkt - Am Steinhaus, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1959, S. 88-90. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] Vgl. auch Martin RUDOLPH (Bearb.), Korbacher Bürgerfamilien - Die Nachkommen des Korbacher Bürgermeisters Curt Schumacher, 1585-1660, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1976, S. 88.
[3] Im Ortssippenbuch Nieder-Ense ist keine Familie Schreiber verzeichnet, nur eine Johanne Marie Elisabeth Kleine (* 31.03.1765; † ?) als Tochter des Bergmanns Johann Christoph Klein(e) und der Anna Margarethe Runte. Vgl. Hilmar G. STOECKER (Bearb.), Waldecksche Ortssippenbücher, Band 16, Niederense, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.), Korbach 1978, S. 145, Nr. 457.
[4] Alle folgenden Angaben über die Familie Weitzenkorn nach: Karl WILKE (Bearb.), Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Korbach, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1993, S. 253-254.
[5] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 8, Rathausgasse - Im Paß - Im Tempel - Kilianstraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1961, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1961, S. 115.
[6] THOMAS (wie Anm. 5). Vgl. auch Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 7, Dalwigker Straße - Am Butterturm - Grabenstraße - Entengasse - Tränkestraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1960, S. 113; Hermann THOMAS/Karl WILKE/Lothar GERLACH (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 3, Kirchstrasse - Unterstrasse - Nikolaistrasse - Oberstrasse - In der Pforte - Brauberg - Ketzerbach - Ascher - Mauergasse, 2. Auflage, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 2003, S. 117.
[7] Stadtbauamt Korbach, Stadtsanierung Korbach - Förderung städtebaulicher Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen - Ausführliche Beschreibung des Standes der Maßnahme, Korbach 2008, S. 6, 30, 31, 42.