Das Haus Nr. 1 in der Schulstraße ist ein um 1680 von Dietrich Mirk errichtetes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach. [1]
Das an der Ecke Schulstraße/Im Sack gelegene Fachwerkhaus ist von dem Schieferdecker Dietrich Mirk auf der Stätte seines 1664 abgebrannten Wohnhauses um 1680 erbaut worden. Über den Vorgängerbau ist nichts bekannt. Zur Zeit des Stadtbrands von 1664 bewohnten fünf Personen das Haus. Mirk erhielt zwei Fuder Buchenholz als Spende für den Neubau. [2]
1. Der Schieferdeckermeister Dietrich Mirk (* um 1624; begr. 14.12.1699) hatte seit 1650 die Bürgerrechte inne. Seine Frau war die Hebamme Margarete Richter (* um 1629; begr. 17.10.1701), ebenfalls Bürgerin seit 1650.
2. 1698 erwarb der Maurer Jost Henrich Gernand (* um 1673 in Dorfitter; begr. 11.07.1759) das Haus. Er heiratete am 5. September 1698 Anna Catharina Mirk (~ 02.02.1668; begr. 14.12.1745), Tochter von Nr. 1. Wie ihre Mutter war sie viele Jahre als Hebamme tätig.
3. Der Maurer Georg Gernand (~ 06.11.1699; begr. 05.05.1774), Sohn von Nr. 3, wurde im Jahr 1752 neuer Eigentümer. Er heiratete am 18. Januar 1729 Anna Margarethe Mark (~ 04.11.1708; begr. 06.09.1731), [3] Tochter des Johann Heinrich Mark und der Anna Maria Range. Eine zweite Ehe ging er mit Johanna Catharina (Nachname unbekannt) ein (* um 1716; † 23.09.1784).
4. Im Jahr 1785 erwarb Marie Margarethe Henriette Trost (~ 13.05.1751; † 29.07.1808 in Flechtdorf [Hospital]), geborene Rocholl, das Haus. Sie war die Tochter des Kaufmanns und Hospitalvorstehers Johann Gottfried Rocholl und der Johanette Louise Hagebusch. Am 12. Februar 1777 heiratete sie den Pfarrer und Organisten Johann Christian Trost (* 18.03.1753 in Frankenberg; † 07.02.1789 in Rhena), Sohn des Bäckermeisters und Stadtkämmerers Justus Hartmann Trost und der Anna Sophie Junghenn, beide aus Frankenberg/Eder. Christian Trost war 1785-1789 Pfarrer in Rhena. Das Paar hatte fünf Kinder: 1. Johanette Sophie Luise (* 01.04.1778, ⚭ in Bremen mit ... Nicolai, Kaufmann aus Marburg, 2. Karl Wilhelm Theodor Christian Trost (* 20.01.1780, Kaufmann in Friesland), 3. Wilhelmine Dorothea Eleonore (* 14.02.1782), 4. Karl Hein Friedrich (* 08.03.1784; begr. 09.07.1784), Johannes Friedrich Wilhelm (* 31.03.1786; † ...06.1788). [4]
5. 1797 kaufte der Wagnermeister Johann Franz Christian Schwalenstöcker (* 12.01.1765 in Lengefeld; 12.05.1839) [5] das Haus. Er war das dritte von zehn Kindern des Johannes Friedrich Schwalenstöcker (* 24.03.1733 in Lengefeld; † 16.01.1778 ebenda) und der Maria Elisabeth Landau aus Neukirchen, Tochter des Müllers Johann Reinhard Landau. [6] Am 14. Juni 1797 heiratete er Johannette Neumann (~ 05.08. 1768; † 04.12.1806), zweite Tochter des Schulcollegen Henrich Philipp Neumann und der Maria Charlotte Elisabeth Grebe. Im gleichen Jahr erwarb er die Bürgerrechte. Eine zweite Ehe ging Schwalenstöcker am 8. Mai 1807 mit Christiane Henriette Schmalz (* 16.12.1771; † 06.11.1846) ein, jüngste Tochter des Schreinermeisters Daniel Schmalz und der Anna Elisabeth Ziesenheim. Christian Schwalenstöcker hatte mindestens zwei Kinder:
a) Friedrich Schwalenstöcker (aus I. Ehe, Nr. 5)
b) Wilhelmine Louise Schwalenstöcker (aus II. Ehe) ⚭ Justus Wille (Im Paß 2)
6. Der Wagnermeister Friedrich Daniel Schwalenstöcker ( * 04.10.1802; † 31.01.1877), Sohn von Nr. 5, Bürger seit 1837, wurde im Jahr 1838 neuer Eigentümer. Er heiratete am 10. Oktober 1847 Christiane Elisabeth Salm (* 13.09.1811; † 03.06.1854), Tochter des Metzgermeisters Wilhelm Salm und der Maria Henriette Curtze. Eine zweite Ehe ging er am 27. Januar 1856 mit Marie Caroline Louise Schönhard (* 10.10.1824; † 31.07.1905) ein, Tochter des Schieferdeckermeisters Christian Philipp Schönhärd und der Maria Henriette Christiane Schlömer. Schwalenstöcker hinterließ keine männlichen Erben.
7. Im Jahr 1893 entschieden sich die Erben von Nr. 6, das Haus versteigern zu lassen. in einem Inserat in der Corbacher Zeitung vom 11. November 1893 hieß es: "Die Wagner Fr. Schwalenstöckerschen Erben zu Corbach wollen das im Sacke gelegene Wohnhaus nebst Stallung, Hofraum und Garten am 16. November versteigern lassen." Den Zuschlag erhielt der Bäckermeisters Heinrich Christian Martin Vahland (* 20.01.1858 in Waldeck; † 14.03.1951). Er war das älteste von fünf Kindern des Bierbrauers Johann Friedrich Vahland (*06.12.1822 in Berndorf; † 31.07.1891 in Waldeck) und der Christiane Johanne Büchsenschütz (* 02.01.1826; † 29.03.1906). [7] Am 22. April 1883 heiratete er in Waldeck Caroline Heeger (* 30.03.1863 in Ober-Waroldern; † 14.03.1946), Tochter des Friedrich Henrich Heeger aus Höringhausen und der Caroline Weißhaupt aus Ober-Waroldern.
8. Im Wege der Erbfolge gelangte das Haus im Jahr 1951 in den Besitz des Lademeisters Heinrich Vahland (* 07.01.1891; † 29.05.1974), Sohn von Nr. 7. Er heiratete am 22. Mai 1920 in Landau Friederike Wilke (* 21.11.1892; † 05.08.1982), Tochter des Verwalters Friedrich Georg Wilke in Rhena und der Friederike Schmidt aus Landau. Vahland blieb jedenfalls bis 1959 Eigentümer des Hauses. [8] Vermutlich blieb das Haus bis zu seinem bzw. seiner Witwe Tod in Familienbesitz. Später bewohnte sein Sohn das Haus als Mieter.
Die weiteren Eigentümerwechsel bis zum heutigen Eigentümer sind hier nicht bekannt.
Im Brandkassenregister von 1784, Nr. 167, findet sich folgende Beschreibung des Hauses: "Wohnhaus, Holz, 39 x 20 Fuß groß, Brandkassenwert: 125 Taler."
Im Güterverzeichnis von 1757, Seite 14, heißt es: "Gernand, Georg, Wohnhaus nebst Garten im Sack, Reinhard Götten gegenüber."
Die ursprüngliche Hausinschrift ist durch die Erneuerung eines Balkens nicht mehr vollständig erhalten. Sie lautete: "Befiehl dem Herren seine Wege und hoffe auf ihn, er wirds wohl machen. Psalm 37, Vers. 6. Bestell dein Haus den[n] du must sterben." Die Inschrift lautet zwar "Vers 6", es handelt sich jedoch um Vers 5 des Psalms 37.
Heinrich Vahland ließ 1930 eine Hälfte des Hauses abreißen und zum Teil massiv wieder aufbauen. In dem alten Haus befand sich noch eine offene Feuerstelle mit Kamin.
Die entlang der Schulstraße liegenden Gärten zwischen den Häusern Schulstraße 1 und Stechbahn 2 wurden einst von einer Fachwerkmauer begrenzt, die im 20. Jahrhundert leider entfernt wurde.
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[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 4, Lengefelder Straße - Schulstraße - Im Sack - Am Tylenturm, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1959, S. 47-49.
[2] Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS (wie Anm. 1). Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[3] Bei THOMAS (wie Anm. 1), heißt es, sie sei mit 31 Jahren gestorben. Diese Angabe stimmte jedoch nur dann mit dem Taufdatum überein, falls sie erst mit 7 oder 8 Jahren getauft worden ist.
[4] Hilmar G. STOECKER (Bearb.), Waldeckische Ortsippenbücher, Band 22, Rhena, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.), Korbach 1980, Nr. 1145.
[5] Eckhard SCHMIDT (Bearb.), Waldeckische Ortsippenbücher, Band 21, Lengefeld, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.), Korbach 1980, S. 195, Nr. 582.
[6] SCHIMDT (wie Anm. 5).
[7] Paul NEUHAUS/Helga KNÜPPEL/Brigitte VOIGT (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 90, Waldeck, Waldeckischer Geschichtsverein e.V. Arolsen (Hrsg.), überarbeitete und ergänzte Neuauflage, Korbach 2014, S. 165, Nr. 320 und S. 326, Nr. 2331; bei THOMAS (wie Anm. 1), wird der Name "Valand" geschrieben.
[8] Erscheinungsjahr von THOMAS (wie Anm. 1), wo er als bis dahin letzter Eigentümer genannt wird.