Stechbahn 15 (Korbach)

Das Haus Stechbahn 15 im August 2014.
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Das Haus Nr. 15 auf der Stechbahn war ein Anfang des 18. Jahrhunderts erbautes und 1994 abgebrochenes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach. Es existiert heute nur noch als rekonstruierte Fassade (Baujahr 1995-1997) und ist Teil des Heimatmuseums. [1]

Geschichte

1. Zur Zeit des großen Stadtbrandes von 1664 stand hier das Haus des Weinwirtes Georg Haxthausen. [2] Bis Ende des 19. Jahrhunderts bildeten die Häuser Kirchplatz 2, Stechbahn 13a und Stechbahn 15 einen gemeinsamen Gebäudekomplex und waren jeweils in der Hand eines Eigentümers. Es wird deshalb auf die Erläuterungen zum Haus Kirchplatz 2 verwiesen.

Georg Haxthausen errichtete nach dem Stadtbrand ein neues Haus, das jedoch um 1700 erneut durch Feuer zerstört wurde. Der heutige Bau ist Anfang des 18. Jahrhunderts von Philipp Henrich Gräffe errichtet worden, wie aus einem Vermerk im Kataster der Altstadt, Band II, Seite 156, hervorgeht:

"Gräfe Philipp, Wohnhaus nebst Scheune, Stallung und Garten von den Cluteschen Erben. Steuerermäßigt, weil er im Bau begriffen."

2. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Haus Stechbahn 15 aus dem Eigentumsverband mit den Gebäuden Kirchplatz 2/Stechbahn 13a gelöst und 1895 an den Malermeister Hermann Nieschalk veräußert (~ 21.09.1867 in Breslack/Brandenburg; † 31.07.1951), Sohn des August Nieschalk und der Wilhelmine Schultz, beide aus Breslack. Nieschalk hatte 1893 bereits das gegenüber liegende Haus Stechbahn 28 erworben. In der Corbacher Zeitung vom 5. Februar 1895 heißt es über den Erwerb:

"Das Dunkersche Wohnhaus auf der Stechebahn ist für den Preis von 7200 Mark durch Kauf in den Besitz des Anstreichermeisters Hermann Nieschalk übergegangen."

3. Nach Nieschalks Tod wurde dessen Sohn, der Malermeister Albert Nieschalk (* 07.01.1904; † 21.04.1985), im Jahr 1951 neuer Eigentümer. Er heiratete am 23. Dezember 1939 die Lehrerin und Botanikerin Charlotte Kupfer (* 06.04.1913; † 02.01.2005), Tochter des Oberpostsekretärs Karl Kupfer aus Bienenbüttel/Kreis Ülzen und der Marie Hofmann (Korbach). Albert Nieschalk machte sich als Bonatiker, Restaurator und Maler einen Namen.[3] Charlotte Nieschalk erforschte und dokumentierte in fast 100 Publikationen, zum Teil gemeinsam mit ihrem Ehemann, die waldeckische Pflanzenwelt, erwarb sich in der internationalen Fachwelt großes Ansehen und machte sich um den Naturschutz in der Region verdient.[4]

4. Im Rahmen der Planungen für den Umbau des Heimatmuseums gelangte das Gebäude in den 1980er Jahren in städtischen Besitz. Der für den neuen Anbau des Museums geplante Abriß des Hauses löste in der Bevölkerung und den städtischen Gremien kontroverse Diskussionen aus. Die Abbruchgenehmigung wurde schließlich am 30. August 1994 erteilt. Im Dezember 1994 erfolgte im Rahmen einer Ordnungsmaßnahme die Beseitigung des Hauses. [5] Die straßenseitige Giebelseite wurde im Zuge der Errichtung des modernen Anbaus des Heimatmuseums in den Jahren 1995-1997 mit einer Tiefe von ca. 7,00 Metern unter Verwendung alter Balken aus dem abgetragenen Haus neu errichtet; sie ist jedoch nur noch historisierende Fassade mit modernem Innenausbau.

Äußeres Erscheinungsbild

Im Güterverzeichnis von 1757, Seite 357, heißt es über das Haus:

"Graf, Jost Henrich, Rezeptor, Wohnhaus in der Straße nach dem Markt zwischen Franke und Apotheker Contze (Anm: heute Kriegerdenkmal). Nach der Apotheke zu Scheune und Stall (Anm.: Stechbahn 13a). Das Haus hat eine Steinkammer (Anm: Kirchplatz 2). Neben dem Hause ein Garten und noch einen über den Weg hinter Lieutnant Knippschild." (Anm.: Stechbahn 30)

Im Brandkassenregister von 1784 ist das Gebäude und der dazu gehörende Besitz unter Nr. 133 wie folgt beschrieben:

"Obristlieutnant von Lingelheim
Wohnhaus - Holz (Fachwerk) 43 x 32 Fuß (13,5 x 10,0 m)
Hinterhaus - Holz 22 x 27 Fuß (6,9 x 8,5 m)
Steinkammer - Stein 34 x 27 Fuß (10,7 x 8,5 m)
Stall - Holz 30 x 24 Fuß (9,4 x 7,5 m)
Scheune - Holz 36 x 29 Fuß (11,3 x 9,1 m)"

Beim Brand der Contzenschen Apotheke (Kriegerdenkmal) am 29. November 1873 brannte auch das Haus Stechbahn 15 bis zum 1. Stockwerk aus.

Bilder

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Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 5, Stechebahn - Violinenstraße - Heumarkt - Am Steinhaus, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1959, S. 82-85.
[2] Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS (wie Anm. 1). Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[3] Vgl. Jens KULICK / Michael NEUMANN, Der Korbacher Maler Albert Nieschalk. Gemälde - Aquarelle - Zeichnungen, Museumshefte Waldeck-Frankenberg, Heft 3, 1986; Günter JEDICKE, Albert Nieschalk zum 75. Geburtstag, in: Geschichtsblätter für Waldeck, Band 67 (1979), S. 5-8; ders., Gedenken an Albert Nieschalk, in: Geschichtsblätter für Waldeck, Band 73 (1985), S. 7-8; Knut WERNER-ROSEN, Korbach Stechbahn 15 - Ein Flüchtlingsjunge wächst im Schatten der Kilianskirche auf, in: Waldeckischer Landeskalender 2006, S. 79-91.
[4] Vgl. Achim FREDE, Nachruf für Charlotte Nieschalk (6. April 1913 – 2. Januar 2005), in: Botanik und Naturschutz in Hessen 18 (2005), S. 113–118, online abrufbar auf der Webseite der Goethe-Universität Frankfurt; Wolfgang LÜBCKE, Nachruf: Charlotte Nieschalk - Wegbereiterin des Naturschutzes (6.4.1913-2.1.2005), online abrufbar auf der Webseite des NABU Waldeck-Frankenberg; Günter JEDICKE, Bibliographie Albert und Charlotte Nieschalk, in: Geschichtsblätter für Waldeck, Band 67 (1979), S. 224-229.
[5] Vgl. Stadtbauamt Korbach, Stadtsanierung Korbach - Förderung städtebaulicher Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen - Ausführliche Beschreibung des Standes der Maßnahme, Korbach 2008, S. 31.