Professor-Kümmell-Straße 2 (Korbach)

Das Haus Professor-Kümmell-Straße 2 im Mai 2017.
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Das Haus Nr. 2 in der Professor-Kümmell-Straße ist ein 1746 von dem Apotheker Johann Adolf Schmidt erbautes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach. [1]

Geschichte

1. Erster namentlich bekannter Eigentümer des Vorgängerbaus war der Metzger Heinrich Bodden, genannt Zipper (* 1607; † 06.12.1682, 75 Jahre). Er war der Sohn des Daniel Bodden und der Catharina Clemens. Er besaß seit 1634 die Bürgerrechte und wird im Verzeichnis der Geschädigten des Stadtbrandes von 1664 genannt. Seine Frau war eine Anna Maria (Geburtsname unbekannt), genannt "die Zippersche" (* um 1612; † 04.06.1697, 85 Jahre). Vielleicht stand das Grundstück mit einem der Vorgängerbauten schon im 16. Jahrhundert im Eigentum der Familie Bodden mit dem Beinamen "Zipper". Denn bereits in einer Kaufvertragsurkunde vom 22. März 1514 wird ein Haus am "smytteborne" (Schmiddebrunnen, bei Klosterstraße 1) genannt, das bei dem Haus der "Szypelschen" liege. [2] Da schon 1746 ein weiterer Nachfolgebau errichtet wurde, ist es möglich, daß das Haus bei dem Brand von 1664 lediglich beschädigt und wieder ausgebessert wurde. Es erscheint nicht wahrscheinlich, daß ein nach 1664 vollständig neu errichtetes Haus bereits 80 Jahre später wieder abgerissen wurde; es sei denn, das nach 1664 errichtete Gebäude war lediglich ein Behelfsbau. Das alte Haus wurde "die Zipperburg" genannt und von zwei "alten Jungfern" bewohnt. [3] Aus dem Grundbuch geht hervor, daß es 1745 "abgebrochen" und durch das heutige Haus ersetzt werden sollte. Ob der Abbruch möglicherweise auch etwas mit der Brandkatastrophe vom 30. Juli 1739 zu tun hatte, der im Nachbarhaus Klosterstraße 1 ausbrach und 17 Häusern in der Umgebung zerstörte, ist nicht überliefert. Es erscheint jedoch möglich, daß auch das vorliegende Haus hierbei beschädigt, vielleicht nur notdürftig repariert wurde und auf Dauer nicht erhaltenswert war. Noch 1680 wird Henrich Bodden als Eigentümer dieses Hauses "am Schmiddeborn" geführt.

2. 1683 erwirbt der Weißgerber Tonjes (Anton) Hampe (* 1653; † 22.04.1695) das Haus. Er war der Bruder des Samuel Hampe (Professor-Kümmell-Straße 13) und Bürger seit 1683. Am 31. Oktober 1683 heiratete er Maria Catharina Asmuth (* 1663; † 17.06.1711), Tochter des Ludwig Asmuth und der Angela Margarethe Hampe. Sie heiratete in zweiter Ehe Nr. 3.

3. Durch Eheschließung mit der Witwe von Nr. 2 ging das Eigentum 1696 auf Christoph Thias (Theyss, Tigges) über (* 1660; † 18.12.1726, 66 Jahre). Er War der Sohn des Johannes Thias. (vielleicht aus Kirchstraße 13, Nr. 2). Die Heirat mit Maria Catharina Asmuth, verwitwete Hampe fand am 17. November 1696 statt.

4. Im Jahr 1734 erwarb der Zinngießer Hermann Gottfried Meissner aus Mühlhausen/Thüringen (* 1709; 29.11.1771, 62 Jahre) das Haus. Er heiratete am 20. November 1731 Christiane Range (* 26.02.1709; † ?), Tochter des Franz Range (Stechbahn 30a) und der Anna Erich Haxthausen. Meissner erwarb 1732 die Bürgerrechte und kaufte später das Haus Professor-Kümmell-Straße 8a, in dem sich die Apotheke Brandis-Dreyspring-Linnekogel befand.

5. 1745 kaufte der Apotheker Johann Adolf Schmidt (* 04.10.1709 in Altena; † 16.06.1747) das Anwesen. Er war der Sohn des Eberhard Schmidt in Altena und der Anna Maria Varnhagen, Tochter des Dr. med. Johann Adolf Varnhagen (1678-1755). Er war ein Neffe des Korbacher Apothekers Johann Moritz Varnhagen (Engelapotheke, Stechbahn 4). [4] Schmidt war Apothekerlehrling, später Provisor und Pächter der Engelapotheke seines Onkels Johann Moritz Varnhagen. Er gründete die Hirschapotheke. Am 22. Februar 1739 heiratete er Anna Sophia Friederica von Gelnhausen (* 1716; † 16.08.1744), Tochter des Kammerjunkers und Oberberghauptmanns Freiherrn Philipp Franz Christoph Forstmeister von Gelnhausen zu Hof Lauterbach. Eine zweite Ehe ging er 1745 mit Johanna Dorothea Elisabeth Strubberg (* 1723; 23.01.1798), Tochter des Rentmeisters zu Berich Johann Wilhelm Strubberg und der Christine Eleonore Pape. Sie heiratete in zweiter Ehe 1748 den Apotheker Johann Christian Friedrich Cramer (Nr. 6) und erbaute 1763 das Haus Lengefelder Straße 5.

6. 1748 Johann Christian Friedrich Cramer.

7. 1766 Conrad Dietrich Krüger.

8. 1811 Georg Friedrich Ludwig Krüger.

9. 1847 Friedrich Hugo Kümmell.

10. 1875 Karl Christian Philipp Robert Kümmell.

11. 1889 Adolf Nacke.

12. 1922 Erben des Adolf Nacke.

13. 1932 Heinrich Iltgen.

14. 1978 Erbengemeinschaft Nacke.


Bilder

Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 1, Professor-Kümmell-Straße und Klosterstraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1956, S. 31-34 und Hermann THOMAS/Karl WILKE, a.a.O., 2. Auflage 1996, S. 54. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS/WILKE. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] Stadtarchiv Korbach (Hrsg.), Korbacher Urkunden, Regesten, Band 1, Korbach 1997, S. 13, Nr. 31: "Clemens Bertoldis, Bürger zu Corbach (Corbecke), und seine Frau Alheit verkaufen dem Siechenhaus vor dem Dalwigker Tor acht Schilling Pfennige Corbacher Währung jährlicher Rente von ihrem Haus in der Neustadt bei dem smytteborne zwischen den Häusern der Szypelschen und Hermanns von Emelrad gelegen, auf das ihnen die Käufer 10 Mark Pfennige Corbacher Währung gegeben haben."
[3] Albert LEISS, Die Corbacher Apotheken und ihre Besitzer, in: Geschichtsblätter für Waldeck und Pyrmont, 22. Band (1925), S. 78-95 [87].
[4] Bei THOMAS/WILKE (wie Anm. 1) heißt es irrig, Adolf Schmidt sei der Bruder des Moritz Varnhagen gewesen.