Kirchstraße 7 (Korbach)

Das Haus Kirchstraße 7 im April 2017.
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Das Haus Nr. 7 in der Kirchstraße ist das in den Jahren 1966 bis 1968 von der Stadt errichtete Bürgerhaus in der Altstadt von Korbach. [1] Zuvor befand sich an dieser Stelle der Gutshof der Familie von Hanxleden. Er wurde 1966 abgerissen.

Geschichte

1. Als erster bekannter Eigentümer des Grundstücks wird Ulrich Leusmann (siehe dort) vermutet, da sich über dem Torbogen unter der sogenannten Lutherstube sein und seiner Frau Wappen mit der Jahreszahl 1577 befanden bzw. heute noch im Eingangsbereich des Bürgerhauses befinden. [1a] Urkundliche Belege gibt es für die Eigentümerstellung des Ulrich Leusmann jedoch nicht. Im Hinblick auf die nachfolgenden Ausführungen dürfte diese Annahme nicht vollständig zutreffend sein, da der Hof - oder ein Teil des Grundstücks - wahrscheinlich seit längerem im Eigentum der Ritter von Viermünden aus Nordenbeck stand.

2. Jedenfalls ist Mitte des 17. Jahrhundert der Rentmeister Tilemann Judenhertzog (unten, Ziff. 3) als Eigentümer bezeugt. Umstritten ist indes, wie der Gutshof auf die Familie Judenhertzog kam und wer seine früheren Eigentümer waren. Hermann STEINMETZ gibt ohne nähere Begründung an, Anna Erich Viëtor, Tochter des Waldeckischen Kanzlers Zacharias Viëtor (vgl. Professor-Kümmell-Straße 14), sei Eigentümerin des Gutshofes gewesen und habe ihn in die Ehe mit Nr. 3 eingebracht. [2] Martin RUDOLPH kommt nach ausführlicher Auswertung und Darlegung von zeitgenössischen Verträgen hingegen zu dem Schluß, daß der Dorfrichter Wilhelm Figge(n) zu Usseln (* 11.11.1584; † 24.01.1668)[3] den Hof zuvor besessen und 1650 zur Schuldentilgung zunächst pfandweise, 1653 auch eigentumsrechtlich an Nr. 3 übertragen habe.[4] Wilhelm Figge(n) will den "MeyerHoff", genannt der "Viermundische Hoff zu Corbach" (so in einer Urkunde vom 10.06.1650), von seiner verstorbenen Schwiegermutter Margarethe von Viermundt/Viermünden empfangen haben, welcher herrühre aus dem "Haus Nordenbeck" (so in einer Urkunde vom 08.04.1650).[5] Mit dem "Haus Nordenbeck" ist der Nordenbecker Zweig der Familie von Viermünden gemeint, die dort seit dem 14. Jahrhundert ihren Stammsitz und im 15. Jahrhundert die Burg Nordenbeck errichtet hatte.[6] Schon in einem Güterverzeichnis aus dem Jahr 1551 ist der Viermündische Erbhof in Korbach genannt, den damals Hannes Stengel innehatte.[6a] Es ist jedoch unklar, ob damit das Anwesen Kirchstraße 7 gemeint war. Margarethe von Viermünden war eine verwitwete Reysser und hat den Hof von ihrem zweiten Ehemann, den gleichfalls verstorbenen Adrian von Viermundt/Viermünden erhalten.[7] Aus dieser Ehe stammte die dritte Ehefrau des Wilhelm Figgen, Anna Elisabeth von Viermünden, die ihm den Hof als Ehesteuer und Morgengabe eingebracht hat.[8] Diese Eigentumsverhältnisse werden bestätigt durch eine im Stadtarchiv Korbach aufbewahrte Urkunde vom 7. März 1629, in der bereits mehr als 20 Jahre zuvor niedergelegt wurde, daß Wilhelm Figgen den Hof von seiner Schwiegermutter, der Witwe des Adrian von Viermundt und jetzigen Ehefrau von Abrahahm Schick (oder Schohar/Schönhar), erhalten hat.[8a] Zu jener Zeit war demnach der Rentmeister Philips Eberbach "Einhaber" des Nordenbeckischen Hofes, mithin dessen Bewirtschafter. Adrian von Viermünden war ein Sohn Hermanns I. von Viermünden aus dessen zweiter, bürgerlicher Ehe.[8b] Nach Hermanns Tod im März 1563 wurde er, wie sein Vater Philipp († 1528 in Erfurt als Folge einer Verwundung im Schmalkaldischen Krieg), im Korbacher Franziskanerkloster begraben, wo man 1884 bei der Errichtung eines Erweiterungsbau der Alten Landesschule auf seine Grabstätte stieß.[9] In der Folge entwickelte sich ein 14-jähriger Erbstreit zwischen Anna von Viermünd, Tochter des Hermann I. von Viermünden, Halbschwester des Adrian von Viermünden, und ihrem Cousin, dem hessischen Hofrichter zu Marburg, Arnold von Viermünden.[10] Anna war in erster Ehe verheiratet mit dem waldeckischen Grafen Heinrich IX († 1577). Nachdem Anna den Rechtsstreit gegen ihren Cousin vor dem Reichskammergericht gewonnen hatte, ging sie eine zweite Ehe mit dessen Präsidenten, Freiherr Kuno von Winnenberg († 1605) ein, der hierdurch Eigentümer des Korbacher Hofes wurde. Letztlich gelangte der Hof erblich an dessen Schwager Adrian von Viermünden.

Ob eine verwandtschaftliche und eigentumsrechtliche Beziehung zwischen Wilhelm Figge(n) und dem Korbacher Pfennigmeister Konrad (Cort) Figgen (Viggen) bestand, der um 1553 Appolonia Leusmann heiratete, Großcousine des eingangs genannten Ulrich Leusmann über den gemeinsamen Groß- bzw. Urgroßvater Conrad Leusmann,[11] ist nicht belegt. RUDOLPH folgert, bei dem von Wilhelm Figge(n) auf Tilemann Judenherzog übertragenen Hof müsse sich um das vorliegende Grundstück gehandelt haben, da zum einen Tilemann Judenherzog diesen Hof später besessen habe, zum anderen die von ihm untersuchten Verträge in den Unterlagen der Familie von Hanxleden gefunden worden seien, welche den Hof von 1800 bis 1960 besaß. Diese Auffassung ist plausibel; letzte Zweifel ergeben sich lediglich aus dem Umstand, daß Tilemann Judenherzog zahlreiche Grundstücke in Korbach besaß und die Lage des von Wilhelm Figgen erworbenen Hofs nicht genau bezeichnet wird, somit theoretisch auch ein anderes Anwesen gemeint sein könnte.

Der alte Gutshof Hanxleden um 1960.
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Gegen die Annahme, das gesamte heutige Grundstück Kirchstraße 7 habe im 16. Jahrhundert vollständig der Familie Leusmann gehört, sprechen ferner folge Umstände. Kuno von Winnenberg kann das Anwesen frühestens durch die Heirat mit Anna von Viermünden (1583) und spätestens mit deren Tod (1599) erlangt haben. Das Urteil des Reichskammergerichts zu Annas Gunsten erging nach 14-jährigem Streit am 15. April 1577.[12] Da der Korbacher Hof als Teil des Nachlasses des 1563 verstorbenen Hermann I. von Viermünden ebenfalls Gegenstand des Streites gewesen sein muß, hat er somit schon vor 1563 der Familie von Viermünden gehört. Die im Torbogen unter der Lutherstube bzw. heute im Eingangsbereich des Bereich des Bürgerhauses zu findenden Wappen des Ulrich Leusmann und der Anna von Geismar mit der Jahreszahl 1577 können somit nicht als Beleg dafür angesehen werden, daß der Hof zu dieser Zeit im Eigentum des Ulrich Leusmann stand. Möglicherweise gehörte Leusmann nur ein Teil des Gebäudes oder er war der Bewirtschafter des Hofes. Vielleicht handelt es sich bei den Wappensteinen auch um Spolien, die erst nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges und des Stadtbrandes von 1664 in das Gebäude eingefügt wurden.

Andererseits findet sich im Stadtarchiv Korbach ein Kaufvertrag vom 29. Juli 1651, demzufolge Jost Henrich Leusmann, seine Frau Gerdruth, Menolph Leusmann, Georg Eberhardt Leusmann und Catharina Leusmann, auch im Namen der Schwester Anna Elsbeth, nach dem Todes des Vaters Frantz Leusmann neben den anderen elterlichen Gütern auch das Wohnhaus und alle Hofgebäude bei der Neustädter Kirche (Nikolaikirche) an Tilemann Judenhertzog, Rentmeister auf dem Eisenberg, seine Frau Anna Erich und deren Erben verkaufen.[13] Der verstorbene Franz Leusmann war der Sohn des mutmaßlichen Vorbesitzers Ulrich Leusmann. Jost Henrich und Anna El(i)s(a)beth Leusmann stammten aus dessen erster Ehe, Me(i)nolph, Georg Eberhardt und Catharina Leusmann aus desser zweiter Ehe. Diese Widersprüche in der urkundlich bezeugten Eigentumslage ließen sich wie folgt auflösen: entweder es handelt es sich bei dem "Viermündischen Hof" und dem Anwesen des Franz Leusmann um verschiedene Anlagen nahe der Nikolaikirche oder der "Kaufvertrag" vom 29. Juli 1651 zwischen den Erben des Franz Leusmann und Tilemann Judenherzog bezog sich nicht auf eine eigentumsrechtliche Übertragung der Immobilie, sondern lediglich auf die Nutzungsrechte (Lehen, Pacht, Pfand, o.ä.), die die Familie Leusmann möglicherweise an dem Grundstück besaß. Vielleicht war das große Grundstück Kirchstraße 7, das heute eine Fläche von rund 1.900 m² umfaßt (ca. 42 Meter entlang der Kirchstraße und etwa 48 Meter entlang der Nikolaistraße) [14] , vor dem Erwerb durch Tilemann Judenherzog auch auf mehrere Hofanlagen und Eigentümer aufgeteilt. Möglicherweise gehörte der Familie Leusmann der nördliche, zur Nikolaikirche gelegene Teil, der Familie von Viermünden der südliche, an die Häuser Nr. 9 und Nr. 11 grenzende Teil des Grundstücks. Der Kaufvertrag vom 29. Juli 1651 kann sich jedenfalls nicht auf das ebenfalls Jost Henrich Leusmann gehörende Nachbarhaus Oberstraße 2 beziehen, da die Familie Leusmann dieses Grundstück noch bis zum Jahr 1703 besaß und in jenem Jahr an Peter Conrad Schumacher veräußerte.

3. In einem weiteren Vertrag vom 12. September 1651 ist bezeugt, daß die Stadt Korbach dem Tilemann Judenher(t)zog (* um 1612; † Juni 1675 in Bremen; begr. Dom zu Bremen) und seiner Frau Anna Erich für eine genügsame vereinbarte Summe Geldes die den Erben des Bürgers Franz Leusmann gehörige väterliche Behausung und Zubehörung verkauft, da die Stadt das Geld dringend zur Bezahlung von Sastisfactions- und Contributionsgeldern benötigt.[14a] Es steht jedoch nicht fest, ob sich dieser Kaufvertrag auf den vorliegenden Hof oder einen Teil davon bezieht. Jedenfalls erscheint Judenherzog ab Mitte des 17. Jahrhunderts als Eigentümer des Hauses Kirchstraße 7. Er heiratete 1643 Anna Erich Viëtor (* 1624; † 27.01.1712, 87 Jahre), Tochter des Kanzlers Zacharias Viëtor und der Juliana Jäger. Judenherzog erwarb 1652 die Bürgerrechte. 1637/38 war er Kammerdiener des Grafen Wolrad IV. Auffällig ist, daß seine Amtsbezeichnung Rentmeister und nicht Amtmann lautete, was vielleicht mit der Landesteilung nach dem Tode des Grafen Wolrad IV. zusammenhing, bei der dessen Sohn, Graf Philipp Dietrich (Theodor), das Amt Eisenberg erhalten hatte. Tilemann Judenherzog war der Sohn seines gleichnamigen Vaters, der aus Pyrmont stammte und 1592 Student in Marburg war, später Kanzler des Grafen von Oldenburg-Delmenhorst. Er starb im Dezember 1628 und war verheiratet mit Margarete Jütten. Tilemann Judenherzog jun. und Anna Erich Viëtor hatten sechs Kinder, von denen die ersten drei in den Jahren 1644, 1646 und 1647 alle noch am Tag ihrer Geburt starben.[15] Nur das vierte, fünfte und sechs Kind erreichten jeweils das Erwachsenenalter. Gleichwohl starben auch sie relativ früh, noch vor ihrer Mutter. [16]

a) Jeremias Judenherzog (* 1648; † 19.08.1681, 33 Jahre)
b) Margarete Judenherzog (* 06.01.1651 auf dem Eisenberg; † 04.01.1681, 30 Jahre) 23.07.1672 mit Heinrich Hanibal von Aussem aus Mühlheim/Ruhr, Kaufmann in Köln.
c) Johann Henrich Judenherzog (~ 11.07.1654 auf dem Eisenberg; begr. 27.05.1679 Leipzig [als Student], 25 Jahre).

4. Durch Heirat mit der Enkelin der Eheleute Viëtor/Judenherzog, Maria Juliane Aussem (* 28.09.1676 in Mühlheim/Ruhr; † 10.05.1756 in Essen), Tochter von Nr. 3 b), gelangte der Hof in das Eigentum des Kurpfälzischen Hofrats und Richters zu Grimberg (bei Bochum) Dr. iur. Arnold von Huyssen (* 27.09.1659 in Essen; † 14.11.1734 ebenda). Er war 1706 geadelt worden und in den Jahren 1709 und (oder bis?) 1733 Erster Bürgermeister von Essen. Die Ehe mit Maria Juliane Aussem wurde am 11. oder 17. Januar 1692 geschlossen.

5. 1731 wurde Theodor von Huyssen (* 09. od. 19.03.1697; 17.02.1751), Sohn von Nr. 4, neuer Eigentümer. Er war Drost des Amtes Eisenberg, Geheimer Regierungsrat und Obervorsteher der Hospitäler und Waisenhäuser in Waldeck. Am 12. August 1731 heiratete er auf Gut Lengefeld Charlotte Sophie von Ziegeler (* um 1710 in Erfurt; † 18.08.1738, 28 Jahre), Tochter des Oberstleutnatns Wolff Christoph von Ziegeler und der Magdalene Sibylla Bachoffen von Echt. Eine zweite Ehe ging er am 7. Juli 1739 mit Dorothea Eleonore von der Sachsen (*/~ 25.07.1698; † 16.06.1775) ein, Tochter des Rudolf von der Sachsen auf Molsdorf in Thüringen und der Regina Sybille von Dennstädt. Sie war in erster Ehe verheiratet (14.11.1715) mit Carl Gottfried von Rauchbar (Professor-Kümmell-Straße 15).

6. Mit dem Tod von Nr. 5 geht das Haus auf eine Erbengemeinschaft über:

a) Dorothea Eleone von Huyssen, Witwe von Nr. 5
b) Wilhelmine Charlotte von Huyn, geb. von Huyssen (siehe Nr. 7), Tochter von Nr. 5
c) Sophia Elisabeth von Huyssen (~ 11.05.1736; † 30.01.1786), ledig, Tochter von Nr. 5
d) Johanna Henriette Luise von Dewitz (~ 29.03.1738; † ?), Tochter von Nr. 5

7. Im Jahr 1772 wird schließlich Wilhelmine Eleonore Charlotte Marie von Huyn (* 11.03.1734; † 05.03.1792), Tochter von Nr. 5, Alleineigentümerin. Sie heiratete am 14. August 1755 Johann Christoph von Huyn (von Hoinigen, genannt Huene), Erbherr von Nieder-Beisheim, hessischer Hauptmann, später General (* 03.07.1718 in Niederbeisheim, gefallen als General am 25.07.1780 in New York). Er kämpfte im Verband der von Hessen gestellten Hilfstruppen auf englischer Seite. Seine Eltern waren Christoph Heinrich von Huyn (* um 1682; † 20.02.1730, 48 Jahre), Erbherr von Nieder-Beisheim bei Homberg/Efze, und Christine Elisabeth Sophie von Hanxleden (* um 1693; † 26.03.1770, 77 Jahre). Das von Christian Daniel Rauch geschaffene Grabmal der Wilhelmine Eleonore Charlotte Marie von Huyn befindet sich auf dem Neustädter Kirchhof. Sie wohnte nicht auf dem Gutshof, sondern in ihrem Haus Professor-Kümmell-Straße 15. Der Text ihres Todeseintrags im Neustädter Kirchenbuch lautet:

"Frau Generalin von Huyn, eine musterhafte Dame, welche alle Vornehmen unserer Stadt durch ihr tugendhaftes und christliches Betragen beschämte. Bei den Ihrigen auf Erlaubnis des Fürsten auf dem Neustädter Kirchhof bei Tage am 10. März 1792 begraben - 58 Jahre alt."

8. Friedrich Carl Ludwig von Hanxleden (* 20.11.1744 auf Gut Gershausen/Wildungen; † 26.01.1815 ebenda), Major zu Gershausen wird 1800 als neuer Eigentümer geführt. Er war der Sohn des Johann Wilhelm von Hanxleden und der Charlotte Wilhelmine Christiane von Berlepsch. Am 4. Mai 1783 vermählte er sich mit Sophie Eleonore Marie von Huyn (* 02.10.1754; † 09.05.1799), Tochter von Nr. 7. Es ist anzunehmen, daß nach dem Tod von Nr. 7 im Jahr 1792 bis zu ihrem eigenen Tod im Jahr 1799 zunächst Sophie Eleonore Marie von Huyn Eigentümerin des Hofes war, bevor das Gut im folgenden Jahr auf ihren Witwer überging.

9. Im Jahr 1819 wird sodann Wilhelm Arnold Theodor von Hanxleden (* 19.07.1789 im Wasserschloss Gershausen/bei Braunau; † 12.11.1869), Sohn von Nr. 8, als neuer Eigentümer verzeichnet. Hanxleden begann seine Laufbahn nach abgeschlossenem Studium der Rechtswissenschaft als Hofgerichts-Assessor in Korbach. 1817 wurde er Hofgerichtsrat, 1835 Hofgerichtspräsident, 1849 Obergerichtsdirektor und 1850 Obergerichtspräsident. Von 1815 bis 1849 war er Mitglied des Landtags des Fürstentums Waldeck (bis 26. Juni 1848) bzw. danach des Landtags der Fürstentümer Waldeck und Pyrmont. Dem Landtag stand er 1828, 1830 und 1848 als Landtagsdirektor vor. Er heiratete am 11. Juni 1819 in Rhena Luise Duncker (* 01.07.1799; † 08.01.1866), Tochter des Hofgerichtsrats Wilhelm Duncker (Kirchplatz 2) und der Luise Schotte.

10. 1870 erbte der Rechtsanwalt Ludwig Karl Friedrich Ernst von Hanxleden (* 07.02.1821; † 01.04.1891), Sohn von Nr. 9, den Gutshof. Er war von 1864 bis 1884 Bürgermeister von Korbach. Am 15. Oktober 1852 heiratete er in Wildungen Agnes Rube (* 18.10.1828 in Arolsen; † 24.01.1872), Tochter des Kreisrichters in Wildungen Friedrich Rube (Professor-Bier-Straße 11) und der Adelheid Henriette Auguste Giesecken.

11. Nach dem Tod von Nr. 10 bildeten ab 1891 dessen Kinder eine Erbengemeinschaft:

a) Agnes von Hanxleden (* 19.07.1853; 1915), ledig.
b) Wilhelm von Hanxleden (* 30.09.1854; † 28.03.1925 in Marburg), Major, Bürgermeister 14.07.1888 Marie Julie Dicke (* 21.05.1866 in Schwelm; † 14.06.1949), Tochter des Karl Dicke und der Pauline Windhövel in Schwelm
c) Luise von Hanxleden (* 18.07.1857; † 16.07.1925), ledig
d) Marie von Hanxleden (* 09.03.1860; † 01.11.1926), Lehrerin, ledig
e) Adelheid von Hanxleden (* 28.11.1861; † 04.12.1934), ledig
f) Ludwig von Hanxleden (* 03.10.1863; † 27.07.1901), Gutsbesitzer Teichmühle bei Berndorf, 21.03.1899 in Dalwigksthal Meta Hoffmann (* 15.08.1874 in Oberweimar; † 1970), Tochter des Rentiers Wilhelm Hofmann und der Emma Wagner. Sie ging am 1. Dezember 1902 in Rhadern eine zweite Ehe mit dem Pfarrer Ludwig Krafft (* 19.05.1873 in Heringhausen; † 1964) ein, Sohn des Pfarrers Gustav Krafft und der Auguste Schalberg, zuletzt Rhena.

Auffällig ist, daß keine der vier Töchter von Nr. 10 verheiratet war.

12. 1934 ging der Hof an Wilhelm von Hanxleden (* 14.05.1901 Teichmühle bei Berndorf; † 21.12.1954 in Hagen). Er war der Sohn von Nr. 11 f) und als dessen Nachfolger Gutsbesitzer der Teichmühle. Am 11. Oktober 1930 heiratete er in Rhena Anita Moutoux (* 11.11.1908 in Mansbach/Kreis Hünfeld; † ?), Tochter des Pfarrers Heinrich Moutoux, Zella bei Ziegenhain, und der Martha Erhardt, Kassel. Die Ehe wurde am 24. Juli 1951 geschieden.

13. Im Jahr 1958 wurde der Sohn von Nr. 12 (* 1935) als neuer Eigentümer eingetragen.

14. 1960 kaufte die Stadt Korbach das gesamte Anwesen zwischen Kirchstraße und Unterstraße. Das Herrenhaus an der Kirchstraße sollte zunächst restauriert werden, um es als Bürgerhaus und Bücherei zu nutzen. Wegen schlechter Bausubstanz gab man diesen Plan auf. Am 1. September 1966 begannen die Abbrucharbeiten am Gutshof. [17] Zwischen 1966 und 1968 wurde auf dem Gelände das heutige Bürgerhaus errichtet, das sich, wie der frühere Gutshof, bis zur Unterstraße erstreckt. Das neue Gebäude beherbergte bis 1987 die Stadtbibliothek und bis 2011 das Stadtarchiv. Die Stadtbibliothek zog 1987 in das Haus Professor-Kümmell-Straße 14 um. Das Stadtarchiv wurde im November 2011 in von der Stadt angemietete und umgebaute Räumlichkeiten des benachbarten Druckerei- und Verlagsbetriebes Bing in die Oberstraße 8 verlegt.

Erscheinungsbild

Der Vorgängerbau wurde im Jahr 1939 Jahre wie folgt beschrieben: [18]

"Wohnhaus (Hof von Hanxleden). Zweigeschossig, Fachwerk auf Werksteinsockel. Obergeschoß nicht vorgekragt. 20x8 Gefache. Eckpfosten gequadert. Gefache mit Bruchkalksteinfüllung. Satteldach mit Krüppelwalm in Biberschwanzdoppeldeckung mit Schiefereinfassung. Biedermeierhaustür. Um 1800.

Steinhaus an der Nicolaistraße. Erdgeschoß massiv in Bruchsandstein. Obergeschoß in Fachwerk mit 10 Gefachen. Im Erdgeschoß großer vermauerter Torbogen. Uber diesem zwei Wappen, links der Familie Leusmann: zwei gekreuzte Schwerter und ein gebogener Arm. Rechts: Rad mit Vogel. Dazwischen die Jahreszahl 1577.

Scheune. An der Straße bem Wohnhaus gegenüber gelegen. Niedersächsisch. Dreigeschossig, Fachwerk auf Werksteinsockel. Obergeschoß und drei Giebelgeschosse vorgekragt. Quergebälkprofil Kehle und Wulst. 10x10 Gefache. Satteldach mit Falzziegeln. Giebelseite zur Straße. A. 18. Jh."

Bilder

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Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS/Karl WILKE/Lothar GERLACH (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 3, Kirchstrasse - Unterstrasse - Nikolaistrasse - Oberstrasse - In der Pforte - Brauberg - Ketzerbach - Ascher - Mauergasse, 2. Auflage, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 2003, S. 30-34. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[1a] Vgl. THOMAS/WILKE/GERLACH (wie Anm. 1); Hans Osterhold, Meine Stadt - Korbacher Bauten erzählen Stadtgeschichte, aktualisierte Auflage 2011, S. 80-81; Wolfgang MEDDING, Korbach - Die Geschichte einer deutschen Stadt, 2. Auflage, Korbach 1980, S. 225;
[2] Hermann STEINMETZ, Die Waldeckischen Beamten vom Mittelalter bis zur Zeit der Befreiungskrieg, in: Geschichtsblätter für Waldeck, 46. Band (1954), S. 33-90 [52-53].
[3] Vgl. zu ihm und seinen Nachkommen: Friedrich BORN/Willi SAURE/Erich WILKE (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 78, Usseln, Waldeckischer Geschichtsverein e.V./Usselner Geschichts- und Heimatverein e.V. (Hrsg.), Korbach 2005, S. 215, Nr. 658, 659.
[4] Martin RUDOLPH, Das Rentmeister-Ehepaar Judenhertzog zu Korbach - Aus der Geschichte eines wirtschaftlichen Großbetriebes vom Ende des 17. Jahrhunderts, in: Geschichtsblätter für Waldeck, 53. Band (1961), S. 103-234 [112-115].
[5] RUDOLPH (wie Anm. 4), S. 114.
[6] Peter GREBE, Viermünden-Nordenbeck, in: Hilmar G. STOECKER (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 19, Nordenbeck, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1979, S. 8-18; Helmut NICOLAI/Wilhelm HELLWIG/Heinrich HOCHGREBE (Bearb.), Waldeckische Wappen - Beiträge zur Familiengeschichte, Teil 1, Arolsen 1985, S. 239, Nr. 130 [v. Viermünden].
[6a] Bernd KRÖPELIN (Bearb.), Korbacher Urkunden, Regesten, Band 4, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1998, S. 276, Nr. 845.
[7] RUDOLPH (wie Anm. 4), S. 114 und S. 226 Anm. 25.
[8] RUDOLPH (wie Anm. 4), S. 114.
[8a] Bernd KRÖPELIN (Bearb.), Korbacher Urkunden, Regesten, Band 2, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 2002, S. 131, Nr. 801.
[8b] RUDOLPH (wie Anm. 4), S. 226 Anm. 25.
[9] GREBE (wie Anm. 6), S. 10.
[10] GREBE (wie Anm. 6), S. 10; NICOLAI/HELLWIG/HOCHGREBE (wie Anm. 6). Ausführlich über Anna von Viermünden und den Erbschaftsstreit: Hans-Otto LANDAU, Anna von Viermund (1538-1599) - Gräfin von Waldeck, Freifrau zu Winnenberg und Beilstein. Eine Land-Adelige unserer Region, selbstbewußt - streitbar - fromm, in: Geschichtsblätter für Waldeck, 97. Band (2009), S. 32-50; Wilhelm HELLWIG, Kapelle und Armenhaus in Nordenbeck, in: Mein Waldeck, Beilage der "Waldeckischen Landeszeitung" für Heimatfreunde, Nr. 19/1996; Ludwig BING, Anna von Viermünden und der Erbstreit um die Burg Nordenbeck, in: Mein Waldeck, Beilage der "Waldeckischen Landeszeitung" für Heimatfreunde, Nr. 12/2006. Zu den Einzelheiten des Rechtsstreits vgl. auch den ausführlichen Artikel in der deutschen Wikipedia über Anna von Viermünd(en).
[11] Friedrich Josef HEIDENREICH, Die Familie Leusmann und ihr Verwandtenkreis, in: Hessische Familienkunde, Band 17, Heft 7, 1985, Sp. 334-352 [336, 339]; Helmut NICOLAI/Wilhelm HELLWIG/Ingeborg MOLDENHAUER (Bearb.), Waldeckische Wappen - Beiträge zur Familiengeschichte, Teil 3, Arolsen 1991, S. 177, Nr. 144 [Figge I].
[12] GREBE (wie Anm. 6).
[13] KRÖPELIN (wie Anm. 8a), Seite 65, Nr. 656.
[14] Längen- und Flächenmaße ermittelt mit Geoportal Hessen.
[14a KRÖPELIN (wie Anm. 8a), S. 162, Nr. 844.
[15] RUDOLPH (wie Anm. 4), S. 106.
[16] RUDOLPH (wie Anm. 4), S. 106; vgl. auch STEINMETZ (wie Anm. 2), der allerdings nur über unvollständige Informationen verfügt.
[17] Wilhelm HELLWIG (Bearb.), Chronik der Stadt Korbach, Band 1 (1960-1969), Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1980. Nach THOMAS/WILKE/GERLACH (wie Anm. 1), S. 32, bereits 1965.
[18] Wolfgang MEDDING (Bearb.) in: Friedrich BLEIBAUM (Hrsg.), Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Kassel, Neue Folge, Dritter Band, Kreis des Eisenberges, Kassel 1939, S. 139.