Lengefelder Straße 3 (Korbach)

Das Haus Lengefelder Str. 3 im Oktober 2014.
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Das Haus Nr. 3 in der Lengefelder Straße ist ein 1671 errichtetes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach, das auf der Stätte eines beim Stadtbrand von 1664 abgebrannten Gebäudes errichtet worden ist. [1] Es gehört zu den prächtigsten Fachwerkhäusern der Stadt und beherbergt seit 1763 die Gastwirtschaft "Zur Krone".

Geschichte

Das beim Brand von 1664 zerstörte Haus war erst wenige Jahre zuvor, zu Lebzeiten des 1661 verstorbenen Pfarrers der Neustadt, Ditmar Scriba, erbaut worden. Aus der Hausinschrift (s.u.) ergibt sich, daß der Vorgängerbau von Ditmar Scriba errichtet worden war. Bestätigt wird dies durch einen Eintrag im Verzeichnis der Brandgeschädigten von 1664: "Ehrn Ditmar Scribae relicta neues Haus und Scheuer, bewohnt mit 5 Personen". [2] Über die frühere Geschichte des Grundstücks ist nichts bekannt.

1. Ditmar Scribas Witwe, Anna Margarethe Scriba, geborene Waldeck (* 1622 in Niederwildungen; begr. 14.11.1690), Tochter des Franz Waldeck und der Elisabeth Giebel aus Niederwildungen, ließ das heutige Haus 1671 neu errichten. Über ihren Vater war sie Urenkelin des Grafen Franz von Waldeck. Sie hatte am 5. Juni 1638 in Mengeringhausen Ditmar Scriba geheiratet (~ 25.09.1605; † 1661). Er war der Sohn des Pfarrers Johannes Scriba und der Catharina Viëtor in Korbach. Ditmar Scriba studierte in Marburg und Jena. 1630 wurde er Lehrer der Söhne des Grafen Wolrad IV. von Waldeck. Am 8. Januar 1633 trat er die Pfarrstelle in Mengeringhausen an, die er bis 1652 inne hatte. Am 6. Juli 1652 wurde er als Pfarrer an St. Nikolai in Korbach eingeführt. Er war ferner Ephorus des Gymnasiums und Visitator in den Ämtern Eisenberg und Lichtenfels. In erster Ehe war er seit dem 2. Juli 1634 verheiratet mit Maria Plaßfuß (~ 16.10.1617; begr. 13.09.1636), Tochter des Anton Plaßfuß. Sie war vor der Pest nach Nordenbeck geflohen, wo sie der Krankheit erlag. [3] Seine Schwester Anna Erich Scriba war mit Johann Conrad Kaudel (Dalwigker Straße 1) verheiratet. Die Kinder von Ditmar Scriba und Anna Margarethe Waldeck waren: [3a]

1) Johannes Scriba (1641-1693), Stechbahn 24
2) Anna Maria Scriba (1643-1696)
3) Elisabetha Charlotta Scriba (1645-1687) 1669 He(i)nrich III. Bilstein (In der Pforte 1)
4) Katharina Scriba (*/† 1647)
5) Zacharias Scriba (1648-1716)
6) Juliana Scriba (1650-1689) I. Henricus Söltzer (Kirchstraße 22); II. Johannes Bilstein (Tempel 10)
7) Anna Gertrud Scriba (1652-1726) Abraham Weiner (s. Stechbahn - Kriegerdenkmal)
8) Elisabetha Scriba (1661/62-1697)

Anna Margarethe Scriba lebte fast 30 Jahre als Witwe und stiftete für die Armen in Niederwildungen ein Vermächtnis, bestehend in der jährlichen Lieferung von einer Mütte Korn und einer Mütte Hafer, woraus noch am 1. Advent 1814 Brot für die Armen in Niederwildungen verteilt worden ist. [4]

2. Im Jahr 1688 wurde August Basilius Disper (* um 1633 in Gronau; begr. 26.09.1700, 67 Jahre) neuer Eigentümer, indem er am 15. Mai 1688 Elisabeth Scriba (* 1661/62; begr. 25.07.1697, 35 Jahre) heiratete, Tochter von Nr. 1. Für beide war es die zweite Ehe. Der Name von Dispers erster Ehefrau ist nicht bekannt. Elisabeth Scriba war in erster Ehe mit Henrich Christoph Hersfeld vermählt, 1682-1685 Diakon in Rhoden. Eine dritte Ehe ging Disper am 7. September 1700 mit Catharina Felicitas Heßberg (* 1656; begr. 09.10.1712) ein. Disper verstarb wenige Tage nach der Hochzeit. Disper hatte 1691 die Korbacher Bürgerrechte erworben, war Ratsmitglied in den Jahren 1695 und 1698 sowie Fürstlich Waldeckischer Haushofmeister zu Arolsen.

Er rettete dem Generalfeldmarschall der Niederlande und späteren Fürsten Georg Friedrich von Waldeck 1674 das Leben. Georg Friedrich war in einem Gefecht gegen die Franzosen bei Seneffe in der Nähe von Brüssel schwer verwundet worden. Disper brachte den Verletzten in Sicherheit. Seine Tat ist in dem von Geheimrat Johann Georg von Rauchbar ausgearbeiteten und von Dr. Ludwig Curtze bzw. Prorector A. Hahn herausgegebenen Werk "Leben und Thaten des Fürsten Georg Friedrich von Waldeck" gewürdigt worden. Vgl. auch die Veröffentlichung in der Corbacher Zeitung 1913, Nr. 64: "Ein treuer Diener seines Herrn, August Basilius Disper, der Retter des Fürsten Georg Friedrich in der Schlacht bei Sanesso." [5]

3. Mit Dispers Tod fiel das Haus an seine Erben:

Zu 1/2 an die Söhne aus erster Ehe: Friedrich Disper, Carl Gustav Disper, Wilhelm Ernst Disper
zu 1/2 an den Schwiegersohn Christian Friedemann Martini, Conrector des Korbacher Gymnasiums, der am 2. Juni 1713 Eva Elisabeth Disper (~ 29.08.1693), Tochter aus der Ehe mit Elisabeth Scriba, geheiratet hatte.

4. Der Bäckermeister Georg Vesper (* um 1664 in Goddelsheim; begr. 22.05.1746) kaufte das Haus im Jahr 1720. Er war der Sohn des Liborius Vesper aus Goddelsheim. [6] Georg Vesper war Bürger seit 1696, Ratsmitglied 1719 und 1723 und Dechant der Bäckergilde in den Jahren 1701, 1709, 1712, 1715, 1728, 1731 und 1732. Am 29. November 1693 heiratete er Anna Erich Vöpel (~ 06.12.1672; begr. 29.03.1755), Tochter des Bäckermeisters Wilhelm Vöpel in Korbach.

5. 1744/46 erwirbt Adolph Daniel Pohlmann (* um 1704 in Giebringhausen; begr. 01.01.1758) das Haus. Er war das dritte von sieben Kindern des Faktors Johannes Po(h)lmann (~ 29.01.1669 in Giebringhausen; begr. 26.10.1729 ebenda) und der Anna Eleonore Uffel (~ 27.12.1674 in Rhoden; begr. 15.03.1762 in Giebringhausen). [7] Adolph Daniel Pohlmann war Bürger seit 1741, Ratsmitglied 1743, Pfennigmeister in den Jahren 1750-52 sowie Amtsschreiber von 1737-1740. [8] Am 11. Januar 1743 heiratete er Johanna Catharina Hartwig (~ 20.11.1716; begr. 04.02.1775), Tochter des Bäckermeisters und "Sonnenwirts" Christoph Hartwig [9] und der Maria Margarethe Vesper (Tochter von Nr. 4). Pohlmann besaß von 1744 bis 1746 zunächst nur das halbe Haus und das Hinterhaus; 1746 wurde ihm der gesamte Grundbesitz übertragen.

6. 1763 übernahm der Bäckermeister Henrich August Hartwig (~ 30.01.1724; begr. 25.07.1769), Schwager von Nr. 5 und Enkel von Nr. 4,das Haus. Hartwig war Bürger seit 1746, Ratsmitglied 1764/65, Dechant der Bäckergilde 1749 und 1759 und Gastwirt. Er war der Sohn des "Sonnenwirts" Christoph Hartig und der Margarethe Vesper (vgl. Nr. 5). Am 21. Juli 1746 heiratete er die "Sternwirtin" Engel Catharina Frese (~ 27.01.1722; begr. 03.05.1750), Tochter des Bäckermeisters Peter Henrich Frese (Professor-Bier-Straße 6). [9a] Sie war in erster Ehe verheiratet mit dem Gastwirt "Zum Stern" (Marktplatz 4), Henricus Christoph Rautzenberg. Am 27. Mai 1751 ging Hartwig eine zweite Ehe mit Juliane Catharina Krummel (* um 1725; begr. 20.05.1784) ein, Tochter des Conduktors Peter Gerhard Krummel in Bringhausen. Hartwig hat den Stern 1754 an den Bäckermeister Bernhard Rauch verkauft. Von 1754 bis 1763 war er "Weinwirt auf der Waage" (Marktplatz 5). Im Jahr 1763 übernahm er die "Krone".

7. Johannes Appel aus Armsfeld, Zollverwalter zu Waldeck, "Chronenwirt", Korbacher Bürger seit 1773, übernahm die "Krone", indem er am 27. Oktober 1772 Catharina Antoinette Christiane Hartwig (~ 07.12.1753), Tochter von Nr. 6 aus zweiter Ehe, heiratete. Appel gibt das Eigentum jedoch schon 1779 wieder auf, weil er "ausgewichen" ist. Die "Krone" übernimmt der Schwager, Nr. 8.

8. Nachfolger im Eigentum wird 1782 der Bäckermeister Johann Christian Ludwig Götte (~ 03.01.1751; † 20.07.1821), Sohn des Rentmeisters Johannes Götte und der Christiane Elisabeth Asmuth, "Kronenwirt". Er heiratete am 8. Juni 1784 Friederike Caroline Christiane Hartwig (~ 06.08.1762; † 20.07.1817), Tochter von Nr. 6 aus zweiter Ehe. Christian Ludwig Goette hatte mindestens zwei Kinder:

a) Josias Friedrich Götte (Nr. 8)
b) Henriette Christiane Elisabeth Goette (Kirchstraße 24). Als deren Mutter wird Christiane Marie Goette angegeben. [9b] Es ist unklar, ob Personenidentität mit Friedrike Caroline Christiane Hartwig besteht (s.o.) oder ob Christian Ludwig Götte eine zweite Ehefrau hatte.

9. Als Erbe von Nr. 8 wurde dessen Sohn, der Bäckermeister Josias Friedrich Götte (* 04.04.1792; † 09.08.1845 in Goddelsheim) [10] neuer Eigentümer. Er war Bürger seit , Dechant der Bäckergilde 1824 und wird als "Gastwirt in den drei Kronen" erwähnt. Am 3. November 1822 heiratete er Sophie Elisabeth Heiner (* 09.05.1788 in Münden;† 12.07.1849 in Goddelsheim). [11] Sie war die fünfte Tochter des Pfarrers Ludwig Friedrich Christian Heiner (~ 26.07.1756 in Külte, [12] † 1814 in Münden, 1779 - 1814 Pfarrer in Münden) und der Johanette Dorothea Waldschmidt, Witwe des am 24. April 1819 verstorbenen Hutmachers und Stadtoffiziers Johann Daniel Curtze (Stechbahn 20). Friedrich Götte und Sophie Elisabeth Heiner hatten fünf Kinder, von denen jedoch vier im Alter zwischen 6 Monaten und 21 Jahren starben. Lediglich der Sohn Heinrich Friedrich Ludwig Götte (* 06.12.1825; † ?) erreichte das heiratsfähige Alter und ehelichte am 10. Februar 1850 in Korbach Friederike Christiane Wäscher. [13]

Das Haus Lengefelder Str. 3 vor 1923.
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Bildquelle: © Bildarchiv Foto Marburg www.fotomarburg.de.

10. Im Jahr 1831 kauft Johann Anton Schädla (* 08.02.1805 in Marburg/Lahn; † 21.02.1843) von den nach Goddelsheim verzogenen Eheleuten Götte (Nr. 9) das Anwesen. Schädla war der Sohn des Stadtbrunnenmeisters Albert Julius Schädla zu Marburg a. d. Lahn. [14] Anton Schädla war Schönfärber und Kronenwirt. Er erwarb 1830 die Korbacher Bürgerrechte und heiratete am 31. Dezember desselben Jahres Johanette Christiane Friederike Küthe (* 16.03.1806; † 06.06.1833). Sie war die einzige Tochter des Stadtrezeptors und Schreinermeisters Christian Friedrich Ludwig Küthe und der Justine Elisabeth Schmale, Witwe des Bäckermeisters Henrich Ernst Christoph Schmale (vgl. Schulstraße 2, Ziff. 11). Eine zweite Ehe ging Schädla am 5. Juni 1835 mit Marie Henriette Hartwig (~ 13.01.1777; † 28.01.1839) ein. Sie war die dritte Tochter des Bäckermeisters Henricht Christian Hartwig und der Marie Margarethe Dietrich sowie Witwe des am 15. Februar 1833 verstorbenen Metzgermeisters Josias Friedrich Wilhelm Tent. Anton Schädla war "dem Trunke ergeben, epileptisch und starb plötzlich" (Eintrag im Kirchenbuch der Neustadt). Im Jahr 1841 hatte er sich unter Curatel (Vormundschaft) des Silberarbeiters Ludwig Vesper gestellt.

11. 1847 wurde der Schlossermeister und Gastwirt August Friedrich Schumacher (* 28.09.1809; † 13.10.1894) Eigentümer des Hauses. Er war der Sohn des Gottfried Schumacher und der Marie Christiane Tent (Oberstraße 2). 1844 erwarb er die Bürgerrechte und heiratete am 19. Mai desselben Jahres Marie Henriette Christiane Johannette Schmale (* 25.01.1825; † 05.09.1862 [Kindbett]), Tochter des Bäckermeisters Henrich Ernst Christoph Schmale und der Johannette Christiane Friederike Küthe.

12. Im Jahr 1892 wird Carl Friedrich Wilhelm Ludwig Schumacher (* 29.08.1862; † 13.09.1901), Sohn von Nr. 11, neuer Eigentümer. Er führte die Gastwirtschaft fort und heiratete am 4. März 1888 Caroline Auguste Christiane Wilhemine Saure (* 29.09.1864; † 02.02.1921), Tochter des Metzgermeisters Henrich Christian Wilhelm Saure und der Caroline Wilhelmine Friederike Tent (Brauberg 8). Aus der Ehe stammen sieben Kinder: [15]

a) Ernst Schumacher
b) Karl Schumacher
c) Caroline Louise Auguste Emma Schumacher
d) Emma Marie Caroline Auguste Schumacher
e) Louise Wilhelmine Auguste Caroline Hermine Bertha Schumacher Alfred Hassenpflug (Professor-Kümmell-Straße 8)
f) Auguste Theodore Louise Marie Schumacher
g) Friedrich Schumacher (unten Nr. 13).

13. Als Erben von Nr. 12 übernahmen im Jahr 1921 Friedrich Schumacher (* 26.03.1901; † 06.06.1952 in Göttingen) und seine Schwester Auguste Theodore Louise Marie Schumacher (* 20.09.1898; † nach 1974) Haus und Gastwirtschaft. Friedrich Schumacher heiratete am 23. Januar 1937 Luise Schmal (* 22.11.1910 in Sachsenhausen; † nach 1988), Tochter des Schmiedemeisters Fritz Schmal (Sachsenhausen) und der Luise Schöber (Basdorf). Friedrich Schumacher war zunächst Kaufmann in Burg bei Magdeburg und in Treptow/Ostpreußen. Von 1923 bis 1940 führte er die Gastwirtschaft "Zur Krone", seit 1940 war er Finanzbeamter. [16]

14. Im Jahr 1952 geht das Haus auf Luise Schumacher, Witwe von Nr. 13, über. Die Immobilie ist noch immer in Familienbesitz. Die "Krone" wird jedoch nicht mehr von der Familie Schumacher betrieben.

Äußeres Erscheinungsbild

Das Haus ist eines der schönsten Fachwerkhäuser der Stadt. Der rückwärtige, zur Straße Am Tylenturm gelegene Anbau ist Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden. Das Haus wird im Brandkassenregister von 1782/84 wie folgt bezeichnet:

"Wohnhaus aus Holz, 40 x 40 Fuß (ca, 12,5 x 12,5 m) groß. Dazu der Anbau, ebenfalls aus Holz 34 x 34 Fuß (ca. 10,7 x 10,7 m). Wert insgesamt 400 Taler."

Im Jahr 1939 wird das Haus wie folgt beschrieben: [17]

"Gasthaus zur Krone; dreigeschossig; Fachwerk auf Bruchsteinsockel; Obergeschoß und zwei Giebelgeschosse vorgekragt; Quergebälkprofil: Großer Viertelstab mit reicher Schitzerei: Palmettenfries und Knorpelwerke; an den Eckpfosten gleichfalls reichgeschitztes Knorpel- und Rankenwerk und stilisierte Tierfiguren; 10 Gefache; Satteldach und Krüppelwalm in Falzziegeln; Giebelseite zur Straße; am unteren Quergebälk Inschrift in Kapitale [..]" (s.u.).

Die heutige restaurierte Inschrift lautet (vgl. Fotos):

"DAS VOR SIEBEN JAHREN WAHR   DURCH MEINS HERREN SCHWEIS ERBAUWT   HATT DER BRANT VERZEHRET ZWAR   DANNOCH WEIL ICH GOTT VERTRAUT   HATT ER MICH VERLASSEN NICHT   SONDERN   HATT DURCH SEINEN SEGEN WIEDER FROMMEN HAUS GEGEBEN
DIES HAUS WIEDRUM LASSEN HEBEN   ACH HERR DU GETREUER GOTT   BEHÜTS VOR KRIEG UND FEUERS NOTH 1671"

Bei THOMAS (wie Anm. 1) und MEDDING (wie Anm. 17) wird die Inschrift jeweils etwas anders zitiert.

Bei THOMAS:

"DAS VOR SIEBEN JAHREN WAR. DURCH MEINEN HERREN SCHWEIS ERBAUET! HAT DER BRANT VERZEHRET ZWAR. DANNOCH WEIL ICH GOTT VERTRAUT. HATT ER MICH VERLASSEN NICHT. SONDERN   HAT DURCH SEINEN SEGEN, WELCHER FROMMEN GOTT GEGEBEN. DIES HAUS WIEDERUM LASSEN HABEN. ACH HERR DU GETREUER GOTT. BEHÜTS VOR KRIEG UND FEUERS NOTH. 1671"

Bei MEDDING:

"DAS VOR SIEBEN JAHREN WAR. DURCH MEINES HERREN SCHWEIS ERBAUWT. HAT DER BRANT VERZEHRET ZWAR. DANNOCH WEIL ICH GOTT VERTRAUT. HATT ER MICH VERLASSEN NICHT. SONDERN HAT DURCH SEINEN SEEGEN, WELCHER FROMMEN GOTT GEGEBEN. DIES HAUS WIEDRUM LASSEN HEBEN. ACH HERR DU GETREUER GOTT. BEHÜTS VOR KRIEG UND FEUERS NOTH. 1671"

Eine weitere Variante findet sich in Heft 10 der "Häuserbücher": [18]

DAS VOR SIEBEN JAHREN WAR. DURCH MEINES HERREN SCHWEIS ERBAUWT. HAT DER BRANT VERZEHRRET ZWAR. DANNACH WEIL ICH GOTT VERTRAUT, HAT ER MICH VERLASSEN NICHT! SONDERN HAT DURCH SEINEN SEEGEN, WELCHER FROMMEN GOTT GEGEBEN. DIES HAUS WIEDERUM LASSEN HEBEN. ACH HERR DU GETREUER GOTT. BEHÜTS VOR KRIEG UND FEUERSNOTH. 1671."

Auf einem alten Lichtbild, das nur den rechten Teil der Inschrift zeigt und vor 1923 gefertigt worden sein muß, da es bereits bei MEYER-BARKHAUSEN veröffentlicht ist, [19] ist folgende Variante zu entziffern (siehe Lichtbild rechts):

"... ICH GOTT VERTRAUT HATT ER MICH VERLASSEN NICHT ⦁ SONDERN HAT DURCH SEINEN SEEGEN ⦁ WELCHER FROMMEN WIRD GEGEBEN ⦁ [...] UND FEUERS NOTH" (ohne Jahreszahl)

Die Variante "WELCHER FROMMEN WIRD GEGEBEN" erscheint am sinnvollsten und wird deshalb zutreffend sein, so daß die heutige Inschrift ("WIEDER FROMMEN HAUS GEGEBEN") unrichtig sein dürfte. Aktuelle Detailaufnahmen offenbaren, daß der rechte Teil der Inschrift nicht in die ursprünglichen Einkerbungen gemalt wurde, sondern etwas darunter verläuft und die Buchstaben ein Stück nach links versetzt sind. So beginnt das "W" des ursprünglichen Wortes "WELCHER" direkt unterhalb des Querbalkens, der sich unter dem rechten Fenster des ersten Obergeschosses befindet. Das heute zu lesende Wort "WIEDER" beginnt jedoch drei Buchstaben links davon, so daß das "D" in "WIEDER" direkt unterhalb des ursprünglichen "W" liegt. Die Restauration der Inschrift ist somit versehentlich oder absichtlich fehlerhaft. Die Jahreszahl "1671" scheint ebenfalls nicht original zu sein.

Wie älteren Lichtbildern zu entnehmen ist, waren ursprünglich auch die Balken links und rechts der Eingangstür mit Schnitzereien verziert. Diese waren bereits durch den Rahmen der Vorgängertür halb verdeckt (vgl. Bild oben rechts) und sind heute ganz verloren. Die Höhe der früheren Schnitzereien könnten darauf hindeuten, daß die Eingangtür ursprünglich noch tiefer, zu ebener Erde lag (vgl. die - indes ebenfalls nicht mehr originale - Eingangstür des etwa zur gleichen Zeit errichteten Hauses Stechbahn 7).

Im oberen Gefach links des Eingangs ist heute eine Metallplakette modernen Ursprung angebracht, die das Wappen der Familie Schumacher, einen aufrecht stehenden Anker, zeigt. Die Plakette trägt die Inschrift "14 Schumacher 56" und "Cum Caritate Fides" ("Mit Liebe [und] Treue"). Eine Familie Schumacher ist zwar bereits im 15. Jahrhundert in Korbach genannt. Die Familie der "Kronenwirte" läßt sich jedoch nicht auf diese ältere Familie Schumacher zurückführen, sondern stammt von dem Korbacher Kaufmann und Bürgermeister Curt Schumacher (1585-1660) ab, der erst 1609 Bürger in Korbach wurde und aus Eversberg bei Meschede/Westfalen kam. Ob die dortige Familie Schumacher ursprünglich aus Korbach stammte und es sich bei Curt Schumacher um einen "Rückkehrer" handelte, ist nicht bekannt.

Bilder

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Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 4, Lengefelder Straße - Schulstraße - Im Sack - Am Tylenturm, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1959, S. 7-11.
[2] Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS (wie Anm. 1). Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[3] Ernst WALDSCHMIDT, Die Waldeckische Familie Waldschmidt und die Vorfahren Waldschmidtscher Ehefrauen, Bad Wildungen 1927, S. 188-189.
[3a] Herbert VOIGT/Christian MEUSER (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 89, Mengeringhausen, Waldeckischer Geschichtsvereins e.V. (Hrsg.), Bad Arolsen 2014, S. 477, Nr. 6325.
[4] WALDSCHMIDT (wie Anm. 3).
[5] Alle Angaben wörtlich nach THOMAS (wie Anm. 1), S. 10.
[6] Eckhard SCHMIDT (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 28, Goddelsheim, Waldeckischer Geschichtsverein (Hrsg.), Arolsen 1986, S. 467-468, Nr. 2916, nennt einen Georgen Vesper (~ 01.01.1665), Sohn des Burges Vesper (1620-1672) und der Maria N.N. (1617-1696).
[7] Gerhard BEHLE/Fridrich WILKE (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 77, Deutsche Ortssippenbücher, Reihe A, Band 471, Giebringhausen, Heimat- und Verkehrsverein Giebringhausen/Waldeckischer Geschichtsverein e.V. (Hrsg.), Bad Arolsen 2010, S. 282, Nr. 579 (Polmann); Hilmar G. STOECKER/Friedrich HÜBEL, Waldeckische Ortssippenbücher, Band 51, Deutsche Ortssippenbücher, Reihe A, Band 196, Rhoden, Waldeckischer Geschichtsverein e.V. Arolsen/Magistrat Diemelstadt (Hrsg.), Arolsen 1994, S. 279, Nr. 3850 (Uffel).
[8] Ausführlich zu seinen beruflichen und verwandtschaftlichen Verhältnissen: Hermann STEINMETZ, Die Waldeckischen Beamten von Mittelalter bis zur Zeit der Befreiungskriege, in: Geschichtsblätter für Waldeck, Band 46 (1954), S. 62-63.
[9] Gemeint ist das Gasthaus "Zur Sonne", das sich vom 17. Jahrhundert bis 1866 in dem Vorgängerbau des heutigen Hauses Marktplatz 2 befand. Vgl. Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 6, Kirchplatz - Marktplatz - Enser Straße - Katthagen - Kleine Gasse, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1960, S. 7-9.
[9a] Hier liegt bei THOMAS (wie Anm. 1), S. 9, ein Fehler vor. THOMAS gibt an, Engel Catharina Frese sei die Tochter des Peter Henrich Frese und der Marie Elisabeth Hampe gewesen. Die Vaterschaft stimmt, allerdings war Marie Elisabeth Hampe nicht die Ehefrau, sondern die Mutter ihres Vaters, somit ihre Großmutter. Zudem wird fehlerhaft auf das Haus Professor-Bier-Str. 5 verwiesen. Ihre Vater stammte aus dem Haus Professor-Bier-Straße 6.
[9b] Hermann THOMAS/Karl WILKE/Lothar GERLACH (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 3, Kirchstrasse - Unterstrasse - Nikolaistrasse - Oberstrasse - In der Pforte - Brauberg - Ketzerbach - Ascher - Mauergasse, 2. Auflage, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 2003, S. 77-79 (Kirchstraße 24).
[10] SCHMIDT (wie Anm. 6), S. 142, Nr. 885. Der Vorname seines Vaters wird hier mit "Johann Adam Ludwig" (statt Johann Christian Ludwig) wiedergeben.
[11] SCHMIDT (wie Anm. 6), S. 142, Nr. 885, gibt ihr Geburtsdatum mit dem 19.05.1788 an.
[12] Hilmar G. STOECKER (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 46, Külte, Waldeckischer Geschichtsverein e.V. Arolsen und Magistrat der Stadt Volkmarsen (Hrsg.), 1993, S. 221, Nr. 892.
[13] SCHMIDT (wie Anm. 6), S. 142-143, Nr. 885.
[14] In einem historischen Adressbuch von Marburg aus dem Jahr 1868 ist ein Schreinermeister J. Albert Schädla, (Am) Grün 590, genannt: digitale Ausgabe. Da der Vater des Anton Schädla jedoch früher als 1785 geboren sein dürfte, ist fraglich, ob es sich um die gleiche Person handelt. Vielleicht gilt der Eintrag einem Bruder oder Cousin des Korbacher Kronenwirts.
[15] Martin RUDOLPH (Bearb.), Korbacher Bürgerfamilien - Die Nachkommen des Korbacher Bürgermeisters Curt Schumacher, 1585-1660, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1976, S. 154.
[16] RUDOLPH (wie Anm. 15), S. 180-181.
[17] Wolfgang MEDDING (Bearb.) in: Friedrich BLEIBAUM (Hrsg.), Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Kassel, Neue Folge, Dritter Band, Kreis des Eisenberges, Kassel 1939, S. 140.
[18] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 10, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1964, S. 87.
[19] Werner MEYER-BARKHAUSEN, Alte Städte zwischen Main und Weser: Corbach, Verlag H.W. Urspruch, Korbach 1923, S. 27.